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Weitere Verzögerungen bekanntgeworden:
BfS schiebt Stillegung Morslebens weiter hinaus!
Morsleben-KritikerInnen fordern zügige Stillegung der unsicheren Atomanlage

Medieninformation
14.01.2005

Magdeburg Vor wenigen Stunden ist bekanntgeworden, dass das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als verantwortliche Behörde die Stillegung des maroden DDR-Endlagers Morsleben (ERAM) ein weiteres Mal verschoben hat. Wie der Genehmigungsbehörde, dem Umweltministerium Sachsen-Anhalt, zu entnehmen war, kündigte das BfS bereits Anfang Dezember im Länderausschuss Atomkernenergie eine Verzögerung um ein weiteres Jahr bis zum Mai 2006 an. Erst jetzt ist diese Information öffentlich bekannt geworden.

Ursprünglich sollte der Planfeststellungsbeschluss schon im Jahr 2000 vorliegen. 1997 erfolgte durch das sachsen-anhaltinische Umweltministerium das Scopingverfahren zur Klärung des Untersuchungsrahmens. Danach sollte das BfS entsprechende Gutachten einholen und alle notwendigen Unterlagen für das Stillegungsverfahren einreichen. Erst nach Feststellung der Vollständigkeit der Unterlagen durch die Genehmigungsbehörde wird das Verfahren eröffnet und die Auslegung der Unterlagen erfolgt. Doch die Vervollständigung der Antragsunterlagen wurde in den letzten Jahren immer wieder verschoben.

"Die derzeitigen Gefahrenabwehr-Maßnahmen im ERAM verdeutlichen, dass eine zügige Schließung der Anlage notwendig ist. Das BfS muss endlich die fehlenden Unterlagen einreichen und alle bisherigen Gutachten und Unterlagen zum ERAM sofort veröffentlichen", sagt einE AktivistIn vom Morsleben-Netzwerk. "Außerdem müssen die betroffenen Menschen endlich Mitbestimmungsrechte in dieser noch auf viele Generationen wirkenden Entscheidung bekommen. Angesichts des bisherigen Ausschlusses der Öffentlichkeit - so bei der Einrichtung des Endlagers in der DDR und auch nach der Übernahme durch die BRD - wäre dieser Schritt ein wichtiges Zeichen."

Das Morsleben-Netzwerk fordert außerdem die Untersuchung weiterer Schließungsvarianten wie der Rückholung des Atommülls aus dem maroden Endlager oder die dauerhafte überwachte Lagerung untertage. AktivistIn: "Das derzeitige Konzept des BfS sieht die vollständige Verfüllung und weder kontrollierbare noch rückholbare Lagerung der radioaktiven Abfälle vor. Im Rahmen der Untersuchungen für ein möglichst optimales Stillegungskonzept müssten diese Varianten zumindest einbezogen werden."

Das Morsleben-Netzwerk hatte bereits im letzten Jahr die damalige Verschiebung des Stillegungstermins angeprangert und dem BfS eine Verzögerungstaktik vorgeworfen. Nun bestätigen sich die Vermutungen, dass das Bundesamt die Schließung der Anlage von Jahr zu Jahr verschiebt, während es die akuten Gefahren im Endlager zum Anlass nimmt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit Fakten zu schaffen. Mit dem derzeitigen Verfüllprogramm werden bis 2008 650.000 Kubikmeter im ERAM verfüllt. Insgesamt beträgt das Hohlraumvolumen etwa 1,5 Millionen Kubikmeter.

Gegen den Betrieb des ERAM liegen schwere Sicherheitsbedenken vor, die in der Vergangenheit überwiegend auch vom BfS bestätigt wurden. So sind mehrere Zuflüsse dokumentiert, über die zum Teil auch Wässer vom Deckgebirge eindringen. Hier besteht die Gefahr, dass mittel- oder langfristig radioaktive Stoffe an die Biosphäre transportiert werden. Weiterhin ist keine Standsicherheit gegeben, weswegen derzeit Gefahrenabwehrmaßnahmen laufen. Diese sollen einem Einsturz des Zentralteils entgegenwirken. Nicht zuletzt ist das Grubengebäude derart komplex, dass es in keinem Genehmigungsverfahren zugelassen würde. Dadurch sind verlässliche Abschätzungen zur Sicherheit kaum möglich. Hinzu kommen geologische Probleme, die die vorliegenden Probleme verschärfen.

"Die Situation im Endlager Morsleben macht deutlich, dass es keine sichere Entsorgung für den strahlenden Atommuell gibt. Auch andere Standorte, die nicht die spezifischen Probleme des ERAM aufweisen, können für den unglaublich langen Zeitraum, den der Müll zum Zerfall braucht, keine Sicherheit gewähren. Es ist unverantwortlich mit diesem Wissen weiteren Atommüll zu produzieren. Das als 'Ausstieg' bezeichnete Auslaufmodell der Bundesregierung muss in einen Sofort-Ausstieg umgewandelt werden!"

Für Rückfragen stehen Ihnen AktivistInnen des Morsleben-Netzwerks unter Telefon 01 62-860 89 49 oder unter der Mailadresse Presse [at] morsleben-stillegung.de zur Verfügung. Auch kann umfangreiches Hintergrund- und Bildmaterial zur Verfügung gestellt werden.

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