2006-01:...das der Mensch... Eindrücke vom "TAN-Kongress"

Aus grünes blatt
Zur Navigation springenZur Suche springen

...das der Mensch... Eindrücke vom "TAN-Kongress"

(svo) Im kriminellen ... pardon ... rechtswissenschaftlichen Teil der Hamburger Universität fand im Februar ein Kongress der «Tierrechts Aktion Nord» statt. Die Veranstaltung trug den sperrigen Titel «...dass der Mensch das steinerne Herz der Unendlichkeit erweicht - Tagung für eine kritische Theorie zur Befreiung der Tiere». Das mit der kritischen Theorie war nicht nur so eine Floskel, nein, das war durchaus ernst gemeint. Die Vorträge (ja, da ging es ziemlich frontal zu) waren durchzogen von Horkheimer und Adorno, Checkerslang und so Zeug.

Beim ersten Vortrag bekam ich Angst, was diese Menschen für seltsame ansichten haben würden. Es ging um «Tierprozesse». Der Vortragende versuchte - so mein Eindruck - an Hand des historischen Nachweises, dass nicht menschliche Tiere als Rechtssubjekte fungierten, den Bezug zur gegenwärtigen Forderung, dass jenen der Status eines Rechtssubjektes anerkannt würde, herzustellen. Schauerlich. Die anschließenden Vorträge habe ich mehr oder weniger verschlafen, da ich zu müde war. Bei Marcus Hawels «Emanzipative Praxis und Kritische Theorie. Zur Dialektik von integrativer Anerkennung und aufhebender Negation» habe ich - trotz wachen Geisteszustandes - nichts verstanden. Überhaupt habe ich das meiste Zeug nicht verstanden. Entweder ist die kritische Theorie ein Werkzeug des Checkertums, Ideen geheim zu halten, oder die Vortragenden haben sich keine Gedanken darüber gemacht, dass auch außerhalb ihrer intellektuellen Wahrnehmung eine Bewegung existiert.

Zu den Highlights zählte aber der Vortrag von Colin Goldner, der sich Esoterik im Bereich der Tierrechte annahm. Nicht nur, dass ich ihn verstand, nein, auch inhaltlich musste ich innerlich tanzen. An Tierheilpraktikern, Universellem Leben und anderem Esokrams wurde eine umfassende Kritik geübt. Der Vortrag war witzig und gehaltvoll, Colin Goldner sympatisch durch und durch. Später gabs dann noch einen Vortrag eines Publizisten aus der normalen Realität, der sich mit Utopie beschäftigte. Da der Vortrag nicht zu abgehoben war und die Leute ihn verstanden haben, gabs am Ende noch eine Menge berechtigter Kritik aus dem Publikum. Dennoch fand ich die Situation angenehmer als das mysteriöse Schweigen nach kritischetheoriehaltiger Kost.

Leider habe ich den ersten Vortrag am Sonntag verpasst. Günther Rogausch hat da wohl die Ethik zu Gunsten einer Ideologiekritk kritisiert. Naja, im November kommt eh alles als Buch raus. (Im Alibri-Verlag). Melanie Bujok hat dann den üblichen Kram erzählt und sich dabei auch auf das Recht bezogen, wenns auch das Recht auf Widerstand war. Ich mag Melanie Bujok, der Mensch hats echt drauf. Aber Recht auf Widerstand? Erzwungene Herrschaftsfreiheit? Ein Widerspruch in sich.

Zum Schluß gabs dann nochmal die volle Dröhnung: Susann Witt-Stahl beleuchtete Holocaustanalogien mit den Automatismen der kritischen Theorie, verstanden habe ich kaum was, aber das macht nix, da ich ja ihre Human-readable-Texte kenne. Alles in allem wars eine schöne Veranstaltung, nur zu intellektualistisch.

http://tan.pflanzenmoerder.de/kongress/kongress.html