2009-02:Kommando Rhino

Aus grünes blatt
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Bauplatzbesetzung in Freiburg / GreenBusiness Center Deal geplatzt

Paul Seit dem 29.07.09 besetzen eine bunte Gruppe von politischen Aktivisten_innen und Wagenbewohner_innen das Baugelände M1 am Eingang des Stadtteils Vauban in Freiburg. Auftreten tun sie unter dem Namen „Kommando Rhino“. Gründe und Ziele haben die Besetzer_innen verschiedene, die jedoch ihren Zusammenhang finden im Kampf gegen das komplexe Gesellschaftssystem des Kapitalismus und sämtlichen Unterdrückungsmechanismen. Auf dem besetzten Gelände sollte eigentlich das neue „Green Buisness Center“ entstehen, welches in Zeiten des Klimawandels als eines der propagandistischen Lösungskonzepte verkauft werden sollte, unter anderem auf der Expo 2010 in Shanghai. Bei näherem betrachten jedoch ist schnell klar, dass das ganze Projekt ein Widerspruch in sich ist.

Denn der Klimawandel ist eine Folge von Herrschaft im Zusammenhang mit dem kapitalistischen Verwertungssystem, in dem es gilt, profitmaximierend zu handeln, woraus Ausbeutung und Unterdrückung entstehen, die extreme Ausmaße annehmen. Würden jedoch die Menschen, welche direkt von den Auswirkungen betroffen sind, gefragt werden, würden sicher keine immer gigantischeren Industrie- und Betonflächen entstehen, so wie sie unter kapitalistischen Verhältnissen entstehen. Vielmehr wäre der Eingriff in die menschliche Umwelt an den direkten Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet, die ein nachhaltiges Handeln mit einschließen. Somit ist Umweltschutz auch immer verbunden mit dem Kampf gegen Herrschaftsverhältnisse im Allgemeinen.

Daraus folgt das es kein „Green Business“ geben kann und wahrscheinlich ganz andere Absichten hinter diesem grünen Anstrich stehen. Dies ist einer der wichtigsten Gründe für die Aktivisten_innen das Baugelände zu besetzen und immer noch besetzt zu halten, nachdem der Bau abgesagt wurde, denn die Stadt will einen neuen Architektenwettbewerb veranstalten und das Gelände auf jeden Fall verkaufen, so wie es die Regeln des Geldes vorschreiben.

Der Realität der Herrschaft wird durch eine Besetzung ein lebendiger Widerstand entgegengesetzt, der diese in Frage stellt. Flächen, Gebäude, Wälder... werden besetzt und auf einmal kommen Fragen auf: „Dürfen die das überhaupt? Wer hat das zu entscheiden? Wer entscheidet überhaupt was mit unserer Welt passiert?? Oder dürfen wir nur die folgen hinnehmen??“ Die Besetzer_innen starten den Versuch, soweit dies überhaupt möglich ist innerhalb des kapitalistischen Systems, einen herrschaftsfreien Raum zu schaffen, der offen seien soll, in dem Alle selbst entscheiden und der als Plattform für Diskussionen um Herrschaftsverhältnisse dienen soll, denn diese gilt es zu überwinden.

So wurde z.B. ein Café errichtet, welches nicht wie üblich nur dem Profit dient und bei dem es auch keine Bedienung gibt. Vielmehr sollen Eigenverantwortung und Selbstorganisation gefördert werden, welche nötig sind um Herrschaftsverhältnisse zu überwinden und die üblicherweise mit Negativem verbunden sind, da sie in der jetzigen Realität unter Zwang stehen. Dass auf dem Gelände nun eine Wagenburg entsteht, ermöglicht dem Projekt auf eine weitere Ebene zu gehen. Neben dem Aspekt, dass das Leben im Wagen eine gute Infrastruktur bietet kommt noch hinzu, dass ein Leben im Wagen eines ist, welches weitaus selbstbestimmter und freier, als jenes welches die Norm vorschreibt, und mit vielen sozialen Kontakten verbunden ist.

Eine Auffangstelle für Menschen die als „sozial schwächer“ gelten, und die auch im Stadtteil Vauban zum Alltag gehören, ist das Projekt nämlich in der Tat. Daraus folgt ein sich ständiges Befassen mit den Problemen dieser Gesellschaft, von der sich viele dieser Menschen ausgeschlossen fühlen und die nun einen Ort haben, an dem sie nicht ignoriert werden. Da eine solche Lebensart jedoch in die herrschenden Verhältnisse nicht rein passt, müssen viele Wagenbewohner_innen ständig um ihren Lebensraum kämpfen und es lässt sich nun auch die Forderung nach einem neuen Wagenplatz mit einbringen. Denn auf einer Verkehrsinsel wollen sie dann doch nicht so gerne bleiben.

Was den Besetzer_innen allerdings klar ist, dass früher oder später die staatliche Repression einsetzen wird, und es zu einer Räumung kommt. Dann allerdings ist mit breitem Widerstand zu rechnen. Mehr Infos zum Projekt und das Aktuelle Programm findet ihr unter http://rhino.blogsport.de