2009:JUKSS in Elmshorn

Aus grünes blatt
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17. JugendUmweltKongress in Elmshorn (bei Hamburg) vom 25.12.09 – 03.01.10

Es ist wieder soweit: die*der*das JUKSS startet in die 17. Runde! Jährlich um den Jahreswechsel entsteht irgendwo dieses wunderbare anders-leben-Testgelände, in dem im Prinzip alles möglich ist.

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Jukss ist eine Abkürzung und steht für JugendUmweltKongress. Dieser ist aus der Jugendumweltbewegung Anfang der 90er Jahre entstanden. Der erste Jukss fand 1993/94 in Göttingen statt, seitdem gab es viele weitere in unterschiedlichen Städten Deutschlands. Seit das Umweltbundesamt die Fördermittel für die Veranstaltung 1998 gestrichen hat, wird der Kongress vom unabhängigen, gemeinnützigen Trägerverein JugendAktionsTage e.V. ausgerichtet, in dem sich Menschen aus unterschiedlichen politischen Zusammenhängen organisiert haben. Die Teilnehmer*innenzahlen bewegen sich in den letzten Jahren zwischen 300 und 500 Personen, womit der Jukss eine der größten regelmäßig stattfindenden umweltpolitischen Veranstaltungen im europäischen Raum ist. Zunächst hauptsächlich von den freien Projektwerkstätten und den beiden großen Jugendumweltverbänden NAJU und BUNDjugend vorbereitet und gestaltet, hat sich der Jukss seitdem stark weiterentwickelt – in der Bandbreite der Themen, aber vor allem auch in Richtung Hierarchiefreiheit und Selbstorganisation.

Was der Jukss nun aber genau ist, wird von Zeit zu Zeit neu erfunden. Auf jeden Fall treffen sich viele, viele lustige, ernste, kritische, frohe, nette, fiese, aktive, traurige, kuschelige, neugierige, künstlerische, chillige, jukssige Menschen, politische, philosoFische Freaks, Punks, Hippies, Ökos und Normalos, um gemeinsam  andere Welten zu erträumen und zu leben.

Informieren, diskutieren, Pläne schmieden, Ideen spinnen, Wissen weitergeben, Utopien ausprobieren, Aktionen rocken, Projekte starten, akrobatisch sein, zusammen kochen, sich inspirieren lassen, musizieren, lernen, Horizonte erweitern, Kontakte zu Ähnlichgesinnten knüpfen, feiern, Erfahrungen austauschen, einfach das tägliche Miteinander genießen, Spaß haben.

Gemeinsam versuchen wir ein Experiment gleichberechtigten, selbstbestimmten Zusammenlebens. Der Jukss bietet ein Forum für interessierte Menschen, die sich in den Bereichen Umweltschutz, soziale Bewegungen und emanzipatorische Politik engagieren (wollen). Er ist eine Plattform für junge Leute, die auf der Suche sind, in viele Themen mal reinschnuppern wollen, um zu sehen,  was mensch politisch machen kann und um dann vielleicht auch etwas passendes für sich zu finden.

Jugend?!

„Jugend“-lich müssen die Kongressteilnehmer*innen nicht zwingend sein... Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmenden ist zwar zwischen 16 und 25 Jahren alt, einige aber auch jünger oder deutlich älter.

Umwelt?!

Um-Welt umfasst das Geflecht sozialer, wirtschaftlicher, politischer, ökologischer u. ä. Umstände, in denen wir leben. Diese Umstände zu hinterfragen und die vielfältigen Zusammenhänge zu verstehen, sind erste Schritte zur Veränderung.

Themen können z.B. sein: emanzipatorischer Umweltschutz, Gentechnik, Bildungskritik, Tierrechte, Herrschaftskritik, Gratisleben und -ökonomien, Widerstand im Alltag, Kommunikationsguerilla, Antifaschismus, Anti-Atom, Kritik an Geschlechterrollen, freie Liebe, Globalisierung, Aktionstrainings, -vorbereitungen, -praxis...

Kongress?!

Was auch immer du dir unter einem „Kongress“ vorstellst – dieser ist definitiv anders. 


Der Jukss als Versuch hierarchiefreier Organisierung

Du kannst fast alles erwarten, aber eines bestimmt nicht: ein fertiges Produkt vorgesetzt zu bekommen - der Jukss lebt von deinen Ideen und von deiner Mitarbeit. Es gibt keine Verantwortlichen, die sich um alles kümmern - alle Aufgaben werden von den Teilnehmenden selbst übernommen. Zur Entscheidungsfindung werden verschiedene Methoden ausprobiert. Das Ziel ist dabei, einen gleichberechtigten, angenehmen Umgang miteinander zu finden. Schon seit Jahren beschäftigen sich Menschen damit, die Organisationsstrukturen auf dem Jukss so zu gestalten, dass alle Menschen sich beteiligen können, ohne dass jemensch übergangen oder zu etwas gezwungen wird. Dominanzen (z.B. durch Menschen mit längerer Erfahrung, geübter Rhetorik, aus der Vorbereitungsgruppe etc.) sollen vermieden werden.

Selbstorganisation ist angesagt! D.h. es sind alle für alles mit-verantwortlich, jede*r ist aufgefordert, mitzumachen. Es gibt eine Informationsstruktur über zahlreiche Infowände und Plakate, jedoch kein (Entscheidungs-)Plenum,  keine Institution, die für alle verbindliche Entscheidungen treffen kann. Abbau formeller und informeller Hierarchien und Freie Vereinbarungen sind dabei wichtige Stichworte.

Zwingende Entscheidungen oder Beschlüsse für alle kann es auf dem Jukss nicht geben - es gibt ja auch keine Strukturen, um sie durchzusetzen (Kongresspolizei oder so). Der Jukss ist ein Freiraum, in dem prinzipiell jede*r tun und lassen kann, was sie will. Klar ist jedoch, dass mehrere sich widersprechende Interessen einer Lösung bedürfen. Diese Lösung kann immer nur eine Vereinbarung zwischen den jeweils Betroffenen sein. In vielen Fällen muss dafür nicht mal eine Seite nachgeben - oft gibt es kreative Lösungen, die alle Interessen mit einbeziehen. Wenn ein Problem auftaucht, dann gibt es kein fettes Zwangsplenum, keine Podiumsdiskussion, keinen zentralen Vortrag, sondern z.B. ein Interessentreffen. Dort sollen sich Betroffene und Interessierte zusammensetzen, um Vereinbarungen zu treffen, wie mit dem jeweiligen Problem oder Thema umgegangen werden kann. Wichtiger als irgendwelche "Gremien" sollen direkte Intervention und Eigeninitiative sein. Der Verzicht auf zentrale Entscheidungen und ein verpflichtendes Treffen aller bedeutet dabei nicht Vereinzelung und Nebeneinander, sondern soll vielmehr fördern, dass Menschen aufeinander zugehen und direkt kommunizieren.

Für den Informationsfluss sollen Infowände, eine “Klozeitung” oder/und vielleicht ein offenes Mikro sorgen. Transparenz, offen nutzbare Kommunikationswege und geeignete Methoden, gegenseitige Unterstützung, reflektierter und sensibler Umgang miteinander sollen ermöglichen, dass der Jukss enorm an Vielfalt, kreativen Ideen und utopischem Leben gewinnt und der Ablauf der Veranstaltung den wirklichen Bedürfnissen der Teilnehmenden entspricht. Statt langweiliger Riesenplena gibt es ein buntes Nebeneinander von Aktionen, Workshops, Arbeitskreisen, Interessentreffen, Erfahrungsaustauschen, Diskussionsrunden, Exkursionen... - wozu Leute eben gerade Lust haben. Wer sieht, dass etwas getan werden müsste, kann das auch einfach machen - für solche Dinge bedarf es keiner gemeinsamen Entscheidungen, sondern eigenem Aktivwerden und Kommunikation mit anderen, die dann vielleicht mitmachen.

Für die einzelnen Bereiche der Jukssorganisation bilden sich sogenannte "Aufgabengruppen", z.B. für Infothek, Computerpool, Finanzen etc. Sie sind autonom, d.h. sie können in ihrem Bereich frei entscheiden. Bei allen Vereinbarungen, Treffen und ENtscheidungen ist es wichtig, sie transparent zu machen, d.h. durchschaubar und nachvollziehbar für alle, die sich dafür interessieren.

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Und das soll funktionieren?

Wer dabei ein großes Chaos erwartet, wird, nun ja, auf den ersten Blick bestätigt. Aber trotzdem funktioniert alles erstaunlich gut – sogar das Putzen^^. In den letzten Jahren wurde aber vor allem zur praktischen Umsetzung der Selbstorganisation oft intern Kritik geübt, weil dieser Anspruch nur ungenügend erfüllt werde und häufig trotzdem wenig Leute die Arbeit für viele übernehmen müssten. Ein kritischer Blicke ist gesund und wichtig, damit sich die Sache überhaupt weiterentwickeln kann. Natürlich birgt dieses Konzept, in dem die Inhalte komplett von den Teilnehmenden organisiert bzw. angeboten werden, auch Risiken. Schließlich sind in den letzten Jahren viele mit einer ziemlichen Konsumhaltung zum JUKSS gefahren. Ohne deine Initiative geht gar nichts. Denn es gibt zwar ein „Orga(-nisations)-Team“, aber dieses organisiert nur die Rahmenbedingungen (s.u.).


Wie sieht das Programm aus?

Das Programm wird von dir um die Themen erweitert, die du wichtig findest – du gestaltest es selbst! Niemand muss auf dem Jukss um Erlaubnis fragen, ob sie*er einen Workshop oder eine Diskussionsrunde anzetteln, einen Film zeigen oder eine Ausstellung aufstellen darf. (Wer diskriminierende, herrschaftsförmige Inhalte propagiert, kann sich allerdings auf Auseinandersetzungen einstellen.) Jede*r kann einfach einbringen, was ihm gefällt, wovon sie Ahnung hat oder selber mehr drüber wissen möchte, was er für sinnvoll erachtet und worauf sie Lust hat. Durch Interessen- und Programmwände findest du vermutlich Leute, die Lust haben, ihr Wissen weiterzugeben. Dies ist ein Versuch selbstbestimmter “Bildung” außerhalb von Organen wie “Schule” oder “Uni”.  Oder du hast plötzlich eine Mega-Aktions-Idee? Häng einfach einen Zettel an die Infowand! Andere lesen das und ihr zieht vielleicht (ausgerüstet mit Material von der Direct-Action-Plattform) los, um -was weiß ich- Straßentheater zu spielen oder eine Fahrraddemo zu machen oder auf Hochhäuser zu klettern und an echten Ordnungshüter*innen eure neu erworbenen Kenntnisse zur kreativen Antirepression anzuwenden...


Was ist und macht das Orga-Team (nicht)?

Es kümmert sich um Dinge, die schon im Vorfeld geklärt werden müssen: einen Ort suchen, lokale Kontakte aufbauen, Fördermittel beantragen/ Finanzierung, Essenversorgung sichern, Material/Infrastruktur beschaffen, evtl. auswärtige Referent*innen anfragen, Werbung machen (Flyer, Zeitungsartikel), ... 

Momentan ist das eine Handvoll Leute, die sonst nichts zu tun haben und vor lauter Langeweile den Jukss vorbereiten. Natürlich nicht. Es wäre umso schöner, je mehr Menschen sich schon im Vorfeld beteiligen würden, weil sich dann die Orga-Anstrengungen und -Freuden auf mehr Schultern verteilen und sich  nicht einige wenige “Expert*innen” herausbilden würden.

Sofort bei Beginn des Kongresses löst sich “traditionsgemäß” die Vorbereitungsgruppe auf – Aufgaben wie Anmeldung, Besorgungen, Materialverwaltung usw. werden von Mitmachgruppen übernommen. Theoretisch. Praktisch sind die Orga-Menschen erstmal diejenigen mit dem meisten „Insider*innen“-Wissen, das sie aber liebend gerne weitergeben!! Um die nötige Transparenz der Vorbereitungsprozesse zu schaffen, gibt es die Internetseite www.jukss.de, die als Wiki von jedermensch bearbeitet werden kann, eine Mailingliste und Vorbereitungstreffen, zu denen jede*r herzlichst eingeladen ist.

Das diesjährige Orga-Team freut sich ganz ganz doll, hier verkünden zu können: der Mietvertrag für die Schule ist unterschrieben, alle grundlegenden Dinge sind organisiert. (Freut euch auf eine wunderschöne Schule mit Garten!) Was zwar noch lange nicht heißt, dass nicht doch alles anders kommt als geplant:), aber zumindest schwebt kein allzu riesiges Fragezeichen mehr überm Jukss und über uns. Jetzt machen wir noch so schöne Arbeiten wie: Kontakte vor Ort knüpfen, Dinge schnorren (damit nicht so viel gekauft werden muss), überlegen, was in welchem Raum stattfinden könnte, ... ihr seid herzlichssst eingeladen, euch noch am Orga-Prozess zu beteiligen. Wenn nicht jetzt, wann dann? - Vielleicht näxtes Jahr :)


Also lautet das Fazit:

Mensch darf gespannt sein, was auf dem Jukss dann tatsächlich passiert...  Egal, ob du seit Jahren "Aktivist*in" bist oder noch gar keine Ahnung hast, wie/wo du dich engagieren willst, ob du konkrete Pläne/Projekte hast oder einfach nur 10 supAtolle Tage abseits von Weihnachtsduseleien verbringen willst – komm vom 25.12.-03.01. (oder auch nur für ein paar Tage) nach Elmshorn! Das Versprechen lautet: du wirst 100pro Erfahrungen machen, die einmalig sind, die dich vielleicht so stark aus dem Alltag reißen, dass du danach eine Art „Loch“ verspürst. Du wirst am Ende zwar keine Wunsch-Gesellschaft haben (dafür dürfen wir uns schon irgendwie mehr als 10 Tage Zeit nehmen, oder?), aber du wirst womöglich einen Vorgeschmack bekommen, der dich nicht so schnell wieder loslässt :) Viel Spaß beim Experimentieren - offen, selbstorganisiert, widerständig, utopisch.    


Noch ein paar Daten: Der Jukss findet dieses Jahr in der Waldorfschule Elmshorn statt (trotzdem setzen wir uns kritisch mit den Konzepten R. Steiners auseinander!). Übernachtet wird in einer Turnhalle bzw. in Klassenräumen. Um das leckere, vegane Essen kümmern sich das sehr sympathische Kochkollektiv „Le Sabot“ und: wir alle :) Pro Tag und Person kostet die Durchführung des Kongresses zwischen 9 und 11 Euro (incl. Essen). Auf dem Jukss wird der aktuelle Stand mit Hilfe eines Finanz-Barometers für alle transparent gemacht. Wenn du nicht so viel oder praktisch kein Geld hast, kannst du trotzdem kommen, auf Grund von Geld soll niemand ausgeschlossen werden. Ach ja, das Orga-Team würde sich riesig freuen, wenn ihr es schon beim Aufbau ab 19.12. verstärken würdet. Mehr Infos? Könnt ihr haben! Auf der  o.g. Internetseite gibt's viel zu lesen... oder ihr schreibt einfach eine Mail an [infoÄTTjukss.de info ÄTT jukss.de][1]. Bis dann!


ROSA von der JukssOrga (auch unter Verwendung von Texten Anderer)


  1. Zum Schutz vor automatischen Mailadressen-Robots, die nach Adressen suchen und diese dann mit Spam-Mails überfluten, ist diese Mailadresse für diese Robots unleserlich formatiert. Um eine korrekte Mailadresse zu erhalten muss ÄTT durch das @-Symbol ersetzt werden.