2011-01:Monsanto auf deutsch

Aus grünes blatt
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Was sagt die Reaktion auf das Buch „Monsanto auf Deutsch“ über die NGOs aus?

jb Die Broschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit“ war noch gar nicht erschienen, da läuteten bei den GentechniklobbyistInnen schon die Alarmglocken. Ein Vorabdruck zweier Seiten auf einem Einladungsflyer zum gleichnamigen Vortrag ließ den FDP-Landtagsabgeordneten und InnoPlanta-Chef Uwe Schrader zur Staatsanwaltschaft eilen, die in Erfüllung ihres Auftrages (Recht des Stärkeren in Stärke des Rechts umwandeln) sogleich eine Anklage wegen Beleidigung erheben. Als wenig später die Broschüre erschien, zog Schrader zusammen mit der Multi-Geschäftsführerin Kerstin Schmidt und der Anwaltskanzlei des Ex-FDP-Ministers Horst Rehberger vor Gericht, um die Kritik zu verbieten. Offensichtlich mochten sie solche Blicke hinter ihre Kulissen nicht, während sie von Umwelt-NGOs wie Greenpeace sogar per Thesenanschlag an deren Headquarter mehr Dialog einforderten. Schrader & Co. wissen, welche Debatten sie führen können - und welche sie lieber meiden.

Nun haben Umwelt-NGOs, die Schrader & Co. als DiskussionspartnerInnen mögen, von sich aus gleichgezogen. Diesmal geht es um das Buch „Monsanto auf Deutsch“, das ganz ähnliche Themen wie die Broschüre behandelt, nur wesentlich genauer und umfangreicher. Zudem ist es um verschiedene besondere Betrachtungswinkel ergänzt - und um ein Kapitel über den Gentechnikprotest. Dort werden, genauso minutiös belegt, etliche Fälle beschrieben, wo auch die GegnerInnen zwar mit anderen Mitteln und Inhalten auftreten, aber durchaus gleiche Ziele verfolgen: Geld einzunehmen. Dabei sind ihnen mitunter die Mittel recht, die auch für die Gegenseite, die Gentechnikkonzerne, gelten: Lügen, Erfindungen und merkwürdige Verbindungen, wo sie eigentlich nicht sein dürften, z.B. durchaus zwischen Gentechnikkonzernen und Umwelt-NGOs selbst.

Und was passiert nun? Schrader & Co. haben ihre Lektion gelernt. Sie haben die Broschüre zu verbieten versucht und sind fulminant gescheitert. Sie werden sich nicht noch einmal die Finger verbrennen. Ihren Job könnten diesmal die Apparate aus Umwelt-NGOs und Grünen übernehmen. Die werden nicht klagen, sondern versuchen, das Buch totzuschweigen: Keine Rezensionen oder Hinweise in Verbandszeitschriften, Rundbriefen - und mal die Kontakte zu den großen bürgerlichen Zeitungen spielen lassen, ob das da auch zu verhindern ist. Über interne Kanäle die Ausgrenzung der KritikerInnen organisieren - so wie es an manchen Orten ja schon vollzogen und im umstrittenen Kapitel auch belegt wurde.

Das Buch „Monsanto auf Deutsch“ enthält Tausende Fakten und ca. 2000 Quellenangaben. Bislang hat niemand auch nur eine Information angezweifelt (wobei durchaus zu erwarten ist, dass unter derart vielen Fakten auch der eine oder andere Fehler zu finden wäre). Was einige Kader von Umwelt-NGOs und Parteien offenbar nicht mögen, ist die Tatsache, dass sie kritisiert werden. Doch Genfelder, die Renate Künast von Instituten ihres Ministeriums anlegen lässt, sind weder besser noch ungefährlicher. Daher muss das auch benannt werden in einem Buch, das aus unabhängiger Feder stammt. Ebenso sind Rauswürfe aus gentechnikkritischen Runden nicht besser als die Ausladungen von Uwe Schrader an seine KritikerInnen bei Lobbyveranstaltungen. Immer geht es um Macht und Pfründe. Die offen zu legen und um Veränderungen zu kämpfen, macht immer Sinn. Wer vermeintlich nahestehende Gruppen und Parteien schont, muss sich Vetternwirtschaft vorwerfen lassen - und zwar zu Recht!

Dass die zentralen Apparate von Grünen, Linken, SPD und Umwelt-NGOs durchaus viel Scheiße gebaut haben im Ringen um Macht, Geld, WählerInnenstimmen und Medienaufmerksamkeit, macht sie andererseits aber nicht plötzlich zu HauptgegnerInnen. Ebenso ist eine Kritik an den zentralen AkteurInnen keine Kritik an allen in den Organisationen. Das werden die „Oberen“ in ihrem Abwehrkampf gegen die Kritik behaupten. Es geht ihnen um Ausgrenzung und Verschleierung. Wer in Nabu, BUND, Grünen usw. aktiv ist und an seinem Verband hängt, sollte dafür sorgen, dass „da oben“ eine konsequentere Politik verfolgt werden - und nicht die KritikerInnen bekämpfen, die aufdecken, dass nicht alles Gold ist, was glänzt.