2013-02:Ticker: Agrogentechnik und ihre Seilschaften

Aus grünes blatt
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Ticker: Agrogentechnik und ihre Seilschaften

Neues vom Acker (machen)!

jb Gießener FeldbefreierInnen,
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401/903283,
saasen ÄTTprojektwerkstatt.de[1], http://www.biotech-seilschaften.de.vu

Jammern, die erste: Focus und Inge Broer

Mal wieder widmet der Focus der deutschen Gentechnik ein paar Trauergesangseiten (Nr. 31/2013, S. 92, www.focus.de/wissen/technik/ gentechnik/tid-32751/vertreibung-einer- zukunftstechnologie-deutschland-wird-zur-gentechnikfreien-zone_aid_1055624.html). Vor zwei Jahren durfte schon Kerstin Schmidt dort ihr Herz ausschütten („wir sind auf Null“). Jetzt ist Inge Broer dran. Sie wird als Heldin gefeiert, weil sie immer noch in Deutschland bleibt trotz der widrigen Verhältnisse. Die beschreibt Focus zunächst: „2013 wurde keine einzige gentechnisch veränderte Pflanze auf deutschen Feldern ausgesät. Von den 190 in Deutschland entwickelten transgenen Pflanzen wird nicht eine angebaut.“ Dann geht es ans Jammern: „Die Rostocker Biologieprofessorin Inge Broer ist seit Jahren ein bevorzugtes Hassobjekt der Gentechnikgegner. Sie blockierten Zufahrten zu den Versuchsfeldern, rissen nachts die Pflanzen aus und schrien auf dem Campus Biologiestudenten nieder, die sich mit Pflanzengentechnik befassen wollten.“ Ein interessanter Satz, für den weder Quelle noch Zeit oder Ort benannt wurde. Bisher liegt nur die Information vor, dass Angehörige des Broer-Instituts mal einen Vortrag „Monsanto auf Deutsch“ niedergeschrien haben, nachdem der Vortrag an der Uni ganz verboten wurde (2x sogar). Außerdem ist es das Broer-Umfeld, welches Bücher verbieten lassen will.

Mit GentechnikkritikerInnen hat Focus erkennbar nicht gesprochen - auch gibt es nirgends Hinweise, dass Texte über die Kritik an Broer geprüft wurden. Stattdessen die ideologietriefende Hetze über KritikerInnen: „Transgene Gewächse werden als Frankenstein-Pflanzen verteufelt.“ Dass bedauerlicherweise viele junge Leute heute kaufbar erscheinen und Jobs/Ausbildungen wählen, die Geld versprechen, während sie sich kaum noch für Politik interessieren, kommt im Focus als Hoffnungsschimmer rüber: „„Die heutigen Jugendlichen“, sagt Inge Broer, „sind viel neugieriger und unideologischer.“ Bleibt als Kommentar: Ziel und Hoffnung des Kapitalismus und anderer Herrschaftsverhältnisse ist immer, dass die Leute weniger (nach)denken und einfach nur mitschwimmen. Ganz abwegig ist Broers Hoffnung da nicht.


Jammern, die zweite: Gentechnikkritik, Nazivergleiche und der Anspruch auf Wahrheit

Es gibt eine neue Schrift der Gentechniklobby, die sich mit der Gentechnikkritik auseinandersetzt. Gut - nicht mit der Breite der Kritik, sondern nur mit den oberflächlichen Slogans. Zudem wird der Einfachheit halber auf Quellenangaben gleich ganz verzichtet. Trotzdem soll das jetzt besonders wissenschaftlich sein. Ein paar Einblicke in die neue FGV-Broschüre „Grüne Gentechnik - Das Vokabular des Schreckens“ (Schreckens_final.pdf siehe hier).

Los geht es mit Horst Rehberger im Vorwort - und gleich der erste Nazi-Vergleich: „Dass die Sprache gerade von totalitären Systemen als Kampfinstrument eingesetzt wird, ist bekannt. Wer in einem kommunistisch regierten Land als „Klassenfeind“ eingeschätzt wurde, war in der Öffentlichkeit ebenso erledigt wie ein „Volksschädling“ in faschistischen Systemen. Greenpeace & Co. haben daraus offenbar viel gelernt.“

Den Haupttext schrieb Reinhard Szibor, kein Unbekannter der Gentechnikpropaganda. Er schreibt viel und an vielen Orten - von Leserbriefen in Tageszeitungen über Lobby- und seine eigenen Seiten im Internet bis zur progentechnischen Kirchenzeitung für Mitteldeutschland. Zunächst bietet er die die übliche Hetze, in der der Kritik jegliche Sachlichkeit abgesprochen wird: „Wie kann es sein, dass der „Bio“-Boom unvermindert anhält und „bio“ weiterhin als gesund und empfehlenswert gilt, auch wenn Ergebnisse in Bezug auf deren Inhaltsstoffe keine Gesundheitsvorteile im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmitteln zeigen? Wie kann man es erklären, dass Gv-Pflanzen, ja selbst Produkte von Tieren, die lediglich Gv-Soja oder Gv-Mais gefressen haben, in Deutschland und anderen EU-Ländern Ängste auslösen? Klar ist wohl, dass es hier nicht um rationale Abwägungen von Vorteilen und Risiken geht, sondern dass viele andere Dinge zusammen kommen. Grüne Gentechnik (GG) dient offenbar als Projektionsfläche für alle Ängste und allen Frust dieser Welt.“

Dann zeigt sich Szibor als anti-demokratisch und Anhänger der Idee von Wahrheit: „Als Demokrat kann man sich kaum dagegen wehren, wenn eine große Mehrheit etwas beschließt. Naturwissenschaftler waren allerdings kaum dabei, obwohl es hier um ein Thema ging, das naturwissenschaftlichen Sachverstand erfordert. ... Natürlich kann man auch demokratisch darüber abstimmen, welchen Wert die Erdbeschleunigung haben soll oder wie lang die Umlaufzeit der Erde um die Sonne ist. Aber welchen Sinn sollte das haben? Naturwissenschaftliche Wahrheit ist etwas anderes. Man misst und stellt Fakten auf ganz undemokratische Weise fest und vertritt diese, notfalls auch gegen Mehrheiten.“ Das Wahrheit eine religiöse und keine naturwissenschaftliche Kategorie ist, scheint Szibor gänzlich unbekannt. Überraschend ist das nicht: Szibor ist klerikal orientiert und begründet sein Eintreten für die Gentechnik mit dem (vermeintlich) göttlichen Auftrag, sich die Erde untertan zu machen (siehe seine Seite www.gen1-28.de). Ganz in dieser Tradition wirbt er offen für ein autoritäres Vorgehen: „Demokratie ist eben eine gute Sache und wer daran zweifelt, ist selbst dann ein Schuft, wenn die Demokratie auf einem Feld stattfindet, auf dem sie nichts zu suchen hat ...“

Und - klar - die Nazivergleiche, unter GentechnikideologInnen ja schon seit Jahren verbreitet, dürfen nicht fehlen: „Der Anti-Gentechnik-Kampf wird ganz wesentlich auf dem Gebiet der bewussten Sprachirreführung geführt und bisher auch gewonnen. Denn NGO-Campaigner haben genau gelernt, wie man mit Sprache in die Irre führt und das umkämpfte Sachgebiet mit den eigenen Begriffen dominiert. Möglicherweise wurde die Schrift von Victor Klemperer zur LTI (Lingua Tertii Imperii, die Sprache des Dritten Reichs), als Handlungsanleitung verwendet?“

Längere Abschnitte widmet Szibor den seiner Meinung nach nicht neutralen (sollten sie wohl auch nicht sein) Begriffen von Verunreinigung oder gar Verseuchung: „Die Gen-Verseuchungsunterstellung ist idiotisch und einigermaßen gebildeten Menschen fällt die gezielte Panikmache auf. Aber sie ist dennoch wirksam. Ähnlich, wenn auch etwas subtiler, ist es mit den Begriffen „Kontamination“ und „Verunreinigung“, die sich mit der erwähnten „Verseuchung“ abwechseln.“ Von dort legt er eine direkte Spur zum Terrorismus: „Von Begriffen wie „Genverunreinigung“ ist es dann auch nicht mehr weit bis zu „Gendreck“, und somit sind auch die Benutzer und Rezipienten solcher Diffamierungen anfällig für eine offene oder klammheimliche Unterstützung terroristischer Aktionen wie die Feldzerstörungen, die im Jargon der „Gendreck-weg-Bewegung“ „freiwillige Feldbefreiung“ genannt werden.“ Sofort schaltet sich bei Szibor, obwohl selbst erkennbar Anhänger autoritärer (nur eben anderer) Gesellschaftsformen, die Unpassende-Vergleiche-Funktion im Kopf an. Diesmal muss die Berliner Mauer herhalten: „Dabei ist der demagogische Inhalt von „Befreiung“ durchschaubar, der Zusatz „freiwillig“ erschließt sich überhaupt nicht und wird auch nirgends erklärt. Zwar ist es richtig, dass bisher kein Wissenschaftler oder innovativer Landwirt zur Teilnahme am Vandalismus gezwungen wurde, aber das Wort „freiwillig“ enthält in Wahrheit keine Information, sondern nur Demagogie, die zur Imageverbesserung gedacht ist. Vorbild für die „Feldbefreier“ sind wohl Aktionen, wie es sie in der Zeit unmittelbar nach dem Bau der Berliner Mauer gegeben hat. Damals wurde von den DDR-Bürgern verlangt, „freiwillig“ auf den Empfang westdeutscher oder Westberliner Fernsehsendungen zu verzichten. Wo das nicht fruchtete, „befreiten“ Aktivisten der kommunistischen Jugendorganisation FDJ die Dächer von Antennen, die erkennbar auf Westempfang gerichtet waren.“

Szibor regt sich darüber auf, dass „Gentechnik“ auf den Begriff „Gen“ verkürzt wird - womit er sachlich recht hat. Denn natürlich ist „Genmais“ kein wissenschaftlich sinnvoller Begriff. Dumm nur, dass Szibor auf Seite 10 jammert, dass das Propagandaprogramm „HannoverGen“ nicht mehr mit Steuergeldern vollgepumpt wird. Da fällt ihm die seltsame Verkürzung plötzlich nicht mehr unangenehm auf.

Zum Abschluss holt Szibor noch einmal die Faschismusvergleichskeule raus: „Es verwundert nicht, dass die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts Wissenschaft und Innovation in bestimmten Bereichen behindert haben. Wissenschaftler, deren Erkenntnisse nicht in das ideologisch geprägte Weltbild der Obrigkeit passten, waren an Leib und Leben gefährdet. Auch hier gab es zunächst sprachlich eine Einordnung des Unerwünschten. Die Nationalsozialisten unterschieden zwischen „Jüdischer Physik“ und „Deutscher bzw. Arischer Physik“ und bedienten sich dabei sogar der Hilfe von linientreuen Wissenschaftlern. Viele der genialsten Physiker verließen Deutschland, andere entkamen nur durch Glück den Mordorgien der Nazis. Johannes Stark (Abb. 6) prägte u. a. den Begriff „weißer Jude“ für nichtjüdische, „arische“ Vertreter der Relativitäts- und Quantentheorie wie Max Planck und Werner Heisenberg. Das war eine besonders effiziente und bequeme Methode, um eine ungeliebte Wissenschaft abzuwürgen. ... längst geben sich ökoterroristische Gruppen mit den staatlich verhängten Restriktionen für die Wissenschaft nicht mehr zufrieden. Sie wollen eine Rückkehr zu Verhältnissen, wie sie Lyssenkow unter Stalin durchsetzen konnte. Während rechtsextreme Tendenzen in unserem Lande erfreulicherweise von allen Parteien konsequent zurückgewiesen werden, zeigt man keine Berührungsängste zu verfassungsfeindlichen linken Gruppen, wie sie in Abb. 9 dargestellt sind. Grünenpolitiker wie Dorothea Frederking (MdL Sachsen-Anhalt) treffen sich, wie hier in Üplingen (Sachsen Anhalt), mit diesen Gruppen zu gemeinsamen Demonstrationen.“ Offenbar gehören solch ideologie-triefende Absätze dazu, um sich als Angehöriger der deutschsprachigen Gentechniklobby zu definieren - wohlgemerkt, mit dem propagandistischen Anspruch, es handele sich bei solchen Ausführungen um „Sachlichkeit“ oder gar „Wissenschaft“.

Den furiosen Abschluss bildet dann eine Bildunterschrift. Hier zeigt Szibor wahre geistige Größe. Das Foto zeigt eine Aktion vor dem InnoPlanta-Forum. Ein Demonstrant trägt ein Schild „Todesstrafe für Genfeldschänder“. Das Schild war Teil einer satirischen Aktion gegen die Hetze der GentechniklobbyistInnen gegen FeldbefreierInnen. Doch Szibor verstand in seiner hetzerischen Denke die Ironie gar nicht und verpasste dem Bild die umgekehrte Interpretation: „Abb. 9 Extremistische Gruppen fordern die Todesstrafe für Gentechnik-Forscher.“

Bleibt noch ein abschließender Hinweis: Fast alle Zitate der GentechnikgegnerInnen sind ohne Quellenangabe. Sie reduzieren sich zudem auf die Slogans, wie sie z.B. auf bunten Werbezetteln mit Spenden- oder Wahlempfehlung von Grünen oder NGOs stehen. Anspruchsvolle Texte zur Kritik etwa an Patenten, Terminatortechnologie oder käuflicher Wissenschaft sind von Szibor gar nicht erst ausgewertet worden. Dafür garniert er seine Broschüre mit Fotos von Führern aus dem Dritten Reich oder der DDR. Das ist jetzt wissenschaftlich?


Jammern, die dritte (Versuch): Wie mensch Umfragen manipuliert ...

Der rührige Genlobbyverein FGV hat dem bekannten Meinungsforschungsinstitut dimap (und dicomm) einen Auftrag erteilt - nämlich ermitteln, ob die Ablehnung der Agrogentechnik vor allem bei weniger Gebildeten, Frauen usw. stark ist. Das patriarchale Bild des überlegenen weißen, gut ausgebildeten Mannes als Träger der richtigen Meinung sollte wohl ein bisschen gepflegt werden. Das gelang auch - mittels der richtigen Fragetechnik. Die Auswahl der ersten Frage war da schlau. Es ging los mit Zustimmung oder Ablehnung der Gentechnik insgesamt, explizit auch bei Medikamenten. Danach ging es, durch diese erste Frage auf den richtigen Kanal gebracht, weiter. Mehr als ein Drittel Zustimmung holten die MeinungsmacherInnen aber kaum raus. Geschickt waren die Fragen 4 und 5 (gleichzeitig die letzten). Bei Frage 4 durften sich die Befragten zwischen zwei Varianten von Landwirtschaft entscheiden: Gentechnik oder Spritzen. Immerhin ein Viertel erkannte die Fangfrage und lehnte beides ab. Beim Rest teilt sich das Ergebnis hälftig auf (wobei die Fangfrage ja doppelt mies ist, denn Gentechnik und Spritzen gehören meist zusammen).

Frage 5 war auch nicht schlecht. Darin eingebaut war nämlich die Mitteilung einer „Schätzung“, dass sowieso fast alle Lebensmittel mit Gentechnik in Kontakt kommen. Die Frage war hier eher selbst Meinungsmache. Wer es nachlesen will ...

Einige interessante Ergebnisse brachte die Umfrage aber auch, jedenfalls soweit mensch ihr Glauben schenkt. So gibt es zwar fast überall stabile Ablehnungen der Agrogentechnik, aber doch Unterschiede im Detail. Die sind:

  • Je reicher, desto leichter mehr Befürwortung der Agrogentechnik. Allerdings fällt es unterschiedlich aus, wenn die Frage lautet, ob LandwirtInnen der Anbau erlaubt werden soll. Ein Erklärung fehlt in der Umfrage ... ist in der ersten Frage mehr die Gläubigkeit an das ExpertInnentum erfasst, während die Bildungsschicht LandwirtInnen misstraut?
  • Bei den Parteien (FDP ist allerdings nicht extra ausgewiesen, da offenbar zu unbedeutend) hat die Linke die höchste Zustimmung (39%) der Agrogentechnik. Danach folgen CDU und die NichtwählerInnen. Bei den Grünen sind 13% pro Agrogentechnik.


Reinhard Szibor als neuer Reformator a la Martin Luther?

Das Folgende sind alles Zitate von der Seite www. gen1-28.de (benannt nach dem göttlichen Auftrag in der Genesis/Schöpfungsgeschichte, sich die Erde untertan zu machen): „Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet die Erde und macht sie euch untertan“. Mit dieser Bibelstelle weisen namhafte Theologen - auch im Zusammenhang mit dem Gärtnerauftrag in Gen 2.15 den Vorwurf zurück, Grüne Gentechnik sei ein unerlaubter Eingriff in die Schöpfung. ...

Auf dieser Seite finden Sie Aufsätze und Artikel, die Hintergrundinformationen und Erklärungen zum Thema Grüne Gentechnik liefern. Es sind überwiegend Beiträge des Betreibers dieser Website (Prof. Reinhard Szibor) und solcher Autoren, die aus seiner Sicht einen konstruktiven Beitrag um die Diskussion leisten. Gentechnikkritische Beiträge von Parteien und NGOs sind hier nicht vorgesehen. ...

Auf diesen Seiten werden deutliche Gegenpositionen zum Mainstream bezogen und es wird gezeigt, wie versucht wird, führende Persönlichkeiten unserer Kirche zum Engagement für ein wissenschaftskonformes Handeln zu bewegen. ...

GVO-Anbau unter Berücksichtigung der guten fachlichen Praxis ist fast immer umweltfreundlicher als die konventionelle Parallele. Aber angesichts der Tatsache, dass im statistischen Mittel alle 6 Sekunden ein Mensch an Hunger oder Fehlernährung stirbt, und sich die Hungersituation noch verschärft, können wir die Sache nicht dem Selbstlauf überlassen und dem Treiben der GG-Gegner, die eine Verzögerung oder sogar einen Stop anstreben, tatenlos zusehen. Die Kirchen dürfen ihre Gestaltungsmöglichkeiten nicht durch eine Blockadehaltung aus der Hand geben, vielmehr müssen sie sich dafür einsetzen, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht! ...

Mit der Diffamierung von Wissenschaftlern und Produzenten gentechnisch veränderten Saatgutes verstößt die EKD sogar gegen das 8. Gebot und beschädigt ihre eigenen Grundfesten. ... Grüne Gentechnik taugt nicht zur Hungerbekämpfung - das ist ein Slogan von „Brot für die Welt“ (BfdW). Der ist so offensichtlich falsch, dass man denken könnte, man muss sich eigentlich nicht damit beschäftigen. Aber das wäre ein Trugschluss, denn er gehört im Kontext des hier diskutierten Themas zu den meistzitierten Sprüchen und wird von einer Mehrheit der Bevölkerung nicht hinterfragt (auch nicht von der EKD) und unreflektiert gebetsmühlenartig wiederholt. Es gibt kaum ein Anti-Gentechnik-Forum ohne diesen Spruch. ...

Wo Strukturen, eigene Auffassungen und Vorlieben wichtiger zu sein scheinen als der Auftrag Jesu an seine Kirche, ist Reformation nötig und heilsam. Letzteres ist nach meiner Auffassung und nach Meinung anderer Wissenschaftler hinsichtlich des Umgangs mit der Welternährungsproblematik und der Grünen Gentechnik eingetreten. ...

Buchempfehlung: „Die Angst der Woche“ ... Es ist ganz besonders auch für Pastorinnen und Pastoren zu empfehlen, die Dankgebete und Fürbitten formulieren. Das Buch zeigt, dass sich die Schlagzeilen, die Lebensmittelkatastrophen, wie die vermeintlichen Dioxin-, Nitrofen - und Gentechnik-„Verunreinigungs“- Skandale thematisieren, wohl eher Skandale des Journalismus und der Politik in Deutschland dokumentieren. Dort kann man weder mit naturwissenschaftlichen Fakten und noch mit Grenzwerten angemessen umgehen und verbreitet unnötig Angst und Schrecken. ...

Die Antigentechnik-Szene ist weitgehend von Menschen mit blindem Hass und Irrationalität durchsetzt. Für Aktionsbündnisse wie „Gendreck weg“ und Greenpeace-Aktivisten sind kriminelle Handlungen (sogenannte „Feldbefreiungen“), bei denen durch Ökovandalismus Versuchsflächen zerstört und Schäden (Steuermittel) in erschreckendem Umfang angerichtet werden, gang und gäbe.“


Bundestagsdrucksache zu Fördergeldern für Agrogentechnik: Überall fließt weiterhin Geld!

Eine neue Bundestagsdrucksache zeigt etliche Projekte der Agrogentechnik, in die in den letzten Jahren Steuergeld floss oder auch aktuell fließt. Es sind viele Projekte, die nicht im Freiland stattfinden, so dass hier ein zusätzlicher Blick hinter die Kulissen gelingt. Der zeigt: Das Spiel läuft weiter. Hier ein paar Infos - ansonsten: Selbst lesen lohnt!

Erstmal allgemein, um was es ging (aus der Pressemitteilung der Grünen): „Projekte zur Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen und Nutztieren werden vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nicht gefördert. „Aktivitäten im Zusammenhang mit gentechnischen Arbeiten sind auf sicherheitsrelevante Fragestellungen ausgerichtet“, schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort „Forschungsförderung des Bundes für die Agrogentechnik“ (http://dip.bundestag.de/btd/17/143/ 1714350.pdf). Eine detaillierte Auflistung sowie eine eindeutige und trennscharfe Kalkulation seien aufgrund von Abgrenzungsfragen nicht möglich. Im Bundeslandwirtschaftsministerium gäbe es seit 2005 in etwa 75 Projekten einen Bezug zur Forschung beziehungsweise Sicherheitsforschung im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Organismen.“

Und dann ein paar geförderte Projekte herausgegriffen, die jetzt noch laufen (die Gesamtliste ist sehr lang als Tabelle am Schluss der Drucksache):

  • Gv-Rübe (gemeinsam von Max-Planck Köln, Karlsruher Inst. Für Technologie, KWS)
  • Gerste (Uni Erlangen, Max-Planck Köln, Freie Uni Berlin u.a.)
  • Gv-Mais (Uni Düsseldorf, Uni Gießen, KWS, Dt. Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt München)
  • Multiple gene stacking (Freie Uni Berlin, Max-Planck Golm, Uni Münster)
  • Gv-Pappel (vTI, Freie Uni Berlin, Uni Göttingen, Uni Potsdam, Leibniz-Inst. Potsdam, Fraunhofer Potsdam u.a.)


Peinliche Kampagne bei GentechnikkritikerInnen

Wieder einmal sollen wir unterschreiben. Wieder einmal wirkt alles aber höchst unseriös. Auf http://eulu.info/monsanto_time.htm findet/fand sich ein Aufruf. AVAAZ promotet die Aktion. Schon beim näheren Hinsehen war das Ganze nur eine grottenschlechte Ausgabe des ewigen Monsantohasses. Sind wir ja gewöhnt. Aber dann fällt der Blick auf den Hassschriftzug „Age and Orange“ (tatsächlich heißt das alte Entlaubungsmittel „agent orange“. Kann eine NGO so blöd sein? Oder simuliert Monsanto u.ä. hier selbst eine Anti-Monsanto-Gruppe? Die Kommunikationsguerilla wäre eigentlich gar nicht schlecht. Vermutlich aber ist es schlimmer und in der Protestbewegung haben Teile tatsächlich ein derart niedriges Niveau. Wer das dann nicht merkt und solche Kampagnen selbst unterstützt oder verbreitet, zeigt auch eher eine Anfälligkeit gegen simple Botschaften und einfache Feindbilder, hinter denen sich mitunter seltsame Interessen verbergen.


Hunger besiegen - leicht gemacht!

Wenn Gentechnik-LobbyistInnen über Hunger reden, meinen sie eigentlich ihre Kassen. Die können gefüllt werden durch die Gentechnik. Für den Kampf gegen Hunger braucht es ganz andere Strategien, denn der folgt nicht aus zu geringen Ernten, sondern aus einem brutalen Umverteilungsregime, welches Nahrungsmittel dorthin schafft, wo das Geld ist. Würde das geändert, wäre es mit dem Hunger vorbei:

  • Das Land den Menschen (statt Konzernen, Großgrundbesitz ...)
  • Kein profitgetriebener Handel mit Grundnahrungsmitteln mit Ländern, die ihre Selbstversorgung aus Profitgründen aufgegeben haben.

Eine weitere, noch einfachere Geschichte wurde jetzt zum x-ten Mal durch eine Studie belegt. Hier die Zusammenfassung - und wetten, dass nichts passiert? Das fürchterliche Stück Fleisch auf dem Teller (mit dem dahinterstehenden Profit für Konzerne) ist halt schon wichtiger als die Milliarde Menschen, deren Leben versaut oder ausgelöscht wird ...

Aus „Äcker könnten vier Milliarden Menschen mehr ernähren“, in: Spiegel Online, 2.8.2013: „Emily Cassidy von der University of Minnesota in Saint Paul und ihre Kollegen haben erst einmal berechnet, wie viel von den 41 wichtigsten Nahrungspflanzen weltweit produziert wird - und wo diese Erträge landen. Die meisten Basisdaten für ihre Berechnungen stammen aus den Jahren 1997 bis 2003.

Im Fachmagazin „Environmental Research Letters“ berichten sie folgendes:

  • Nur 67 Prozent der geernteten Pflanzen werden zu Nahrungsmitteln verarbeitet. Bezogen auf die Kalorien entspricht dieser Anteil sogar nur 55 Prozent der Gesamtenergie.
  • 24 Prozent der Pflanzen (36 Prozent der Kalorien) werden als Tierfutter genutzt.
  • Neun Prozent (Masse und Kalorien) werden anderweitig verarbeitet, etwa zu Biotreibstoff. Die Produktion von Biotreibstoffen ist in den vergangenen Jahren allerdings stark gestiegen. Während beispielsweise in den USA im Jahr 2000 rund sechs Prozent des Maises als Rohmaterial für Kraftstoff diente, waren es 2010 rund 38 Prozent.

Die größte Stellschraube in diesem System ist die Fleischproduktion. Um eine Kalorie Fleisch auf dem Teller zu haben, sind im Schnitt bereits rund zehn Kalorien Getreide verbraucht worden - zum Teil aber auch bis zu 30. Fisch haben die Forscher in ihrer Studie vernachlässigt, ebenso Schafe und Ziegen, die in der Regel nur weiden und kein Kraftfutter bekommen. Den täglichen Energiebedarf eines Menschen setzen die Forscher bei 2700 Kilokalorien an.

Die Ergebnisse der Berechnungen klingen beeindruckend: Würde die gesamte Getreideernte zu Nahrungsmitteln verarbeitet und gar nichts mehr zu Futtermitteln für Rinder, Schweine oder Geflügel, dann könnten vier Milliarden Menschen mehr ernährt werden.

„Die gute Nachricht ist, dass wir bereits genug Nahrungsmittel produzieren, um mehrere Milliarden Menschen mehr zu ernähren“, sagt Emily Cassidy.“ (Quelle)


Feldbefreiung durch Gentechnikanwender selbst - letztes Versuchsfeld in Frankreich weg!

Keine weiteren GVO-Freilandversuche in Frankreich: Frankreichs letzter experimenteller Freilandversuch mit GVO in Frankreich ist durch die Zerstörung von 1.000 Gentech-Pappeln gestoppt worden. Der unmittelbare Grund für die Entscheidung war das Fehlen der Zustimmung durch die Regierung für eine Weiterführung des Experiments. Darüber hinaus ist es dem Projekt nicht gelungen, zu irgendwelchen industriellen Anwendungen zu führen oder Wirtschaftspartner zu gewinnen.


Versagende Gentech-Pflanzen stärken Pestizidindustrie

Da sich herbizidresistentes Unkraut und gegen Bt-Pflanzen resistentes Schädlinge verbreiten, erzielen die Gentech-Unternehmen mehr Profite aus dem Verkauf von Chemikalien, schreibt (http://gmwatch.org/index.php? option=com_content&view=article&id= 14844) Tom Philpott in „Mother Jones“. Der Artikel bezieht sich auf „Food and Water Watch“ Bericht „Superunkraut: Wie biotechnologische Pflanzen die Pestizidindustrie stärken“. Die europäische Version ist unter folgendem Link verfügbar:


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