2014-03:gentechnik rez

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Buchreihe über mögliche andere Welten

Karsten Kreuschel
Vilm
(1. Band 2009, Wurdrack-Verlag in Nittendorf, 219 S., 12,95 €)
Eine ganze Reihe von Science-Fiction spielt auf einem Planeten, dessen ewiger Regen einigen Neuankämmlingen zuerst auffällt. Sie stammen von einer riesigen, fliegenden Kunstwelt, geschaffen durch die überall im Kosmos lebenden Menschen und deren selbständig gewordenen Maschinen. Diese stürzt ab, Mensch udn Maschinen kämpfen ums Überleben. Zunächst zeigt sich das Buch dabei als etwas billiger Abklatsch fernsehtauglicher Science Fiction. Zwei Drittel des ersten Bandes überzeugen so nicht. Die Wende bringt eine neue Generation: Die Kinder der Gestrandeten leben in einer anderen Beziehung zum Planeten, werden Teil desselben und geraten in eine Distanz zu ihren Eltern. Das erzeugt die Spannung und das Neue im Buch - und in den weiteren Bänden, die nach dem Einstiegsband „Der Regenplanet“ die Story weiter entwickeln.


Viele Bücher zur Rettung der bestehenden Welt

Anton Hügli/Curzio Chiesa
Die Idee der Demokratie
(2012, Schwabe AG in Basel, 224 S., 57 €)
Überwiegend deutschsprachig geht das Buch das Thema „Demokratie“ vielversprechend an. Nicht das übliche Jammern über die Unzulänglichkeiten der praktischen Ausführung steht im Mittelpunkt, sondern die Frage der Demokratie selbst. So werden etliche systematische Schwächen aufgezeigt - doch am Ende obsiegt wieder die Furcht vor der Botschaft, dass die Idee verkehrt sein könnte. Solche Empfehlungen überwiegen, die die Demokratie einzuhegen. Doch damit würden wieder nur neue Herrschaftsmechanismen legitimiert. Auf dem Weg zu den dürftigen Vorschlägen bietet das Buch dennoch einige Anregung, ob das System nicht doch der Fehler ist statt fehlerhaft umgesetzt zu werden.

Harry Püschel
Die Zukunft der Demokratie - Der Gemeinschaftsorganismus
(2012, R.G. Fischer in Frankfurt, 178 S., 16,80 €)
Schon der Titel ruft negative Assoziationen herauf: „Organismus“ als Begriff für das menschliche Zusammenleben? Wer ist das Hirn, wer die Faust und wer die Milz? Das Innere des Buches liest sich wie eine Art Grundgesetz einer vermeintlich neuen, wirklich demokratischen Grundordnung. Doch der Unterschied zu dem, was heute normal ist, bleibt übersichtlich. Die Kapitel sind voller Normierungen und Verhaltensanforderungen an die Menschen. Zu etlichen Punkten, z.B. den Rollen von Männern und Frauen (S. 32f) liegen die Klischees sogar Jahrzehnte zurück. Die Demokratie wird kaum analysiert, sondern als eine Art heiliges Ziel dargestellt. Sie sei der „natürliche Entwicklungszustand menschlichen Miteinanders“ (S. 16). Proteste gegen heutige Zumutungen der Herrschaft würden sich immer nur an Relikte aus vordemokratischen Zeiten richten. Analytische Gedanken fehlen auch hier. So ist das ganze Buch eher eine Bibel der Demokratie als ein Sachbuch.

Kerstin Pohl/Peter Massing
Mehr Partizipation - mehr Demokratie?
(2014, Wochenschau Verlag in Schwalbach, 109 S., 9,80 €)
Beteiligungsrechte werden von der herrschenden Politik immer wieder als Herzstück der Demokratie beschrieben - und von vielen Organisationen auch eingefordert. Doch die Wirklichkeit zeigt, dass Partizipation noch nicht per se Probleme löst. So lassen sich z.B. schichtenspezifisch sehr unterschiedliche Neigungen zum Mitmachen feststellen. Andererseits bieten sich auch Vorzüge und Chancen besserer Bürger_innenbeteiligung, etwas durch neue Techniken (in einem Kapitel beschrieben). Das Buch widmet sich Möglichkeiten und Gefahren. Das ist wichtig, denn wenn Politik immer intransparenter und den Ellbogen des sogenannt „freien“ Marktes unterworfen wird, kann Partizipation auch der Beruhigung dienen. Wolfgang Gaiser und Martine Gille formulieren das in ihrem Kapitel „Jugendliche und Partizipation“ auf S. 71 so: „Das Ziel, mehr Partizipation zu ermöglichen, ist für staatliche Akteure aber nicht ohne Ambivalenzen: Einerseits geht es darum, alle oder zumindest möglichst viele innerhalb der gewünschten Formen von Beteiligung einzubeziehen, andererseits wird manche Interessenartikulation junger Menschen kanalisiert, reguliert und in die Grenzen von „Machbarkeit“ und ein enges Verständnis von Legalität (z.B. bei Demonstrationen) verwiesen.“

Ilija Trojanow
Anarchistische Welten
(2012, Edition Nautilus in Hamburg, 222 S., 16 €)
Eine interessante Sammlung, wie ein Spaziergang durch den Garten der Strömungen und Debatten, die sich selbst anarchistisch begreifen oder der Idee herrschaftsfreier Welten zugeordnet werden. Die Kriterien hierfür sind schwer erkennbar, denn um eine Analyse von Herrschaft, ihren Bedingungen und Möglichkeiten der Überwindung geht es in den verschiedenen Kapiteln nicht. Wer mit diesem Makel leben kann (der angesichts der Auswahl der AutorInnen nicht zufällig entstand), findet zu vielen Aspekten gesellschaftlichen Lebens spannende Anregungen - von Einblicken in vergangene Städte über Verhaltensweisen im Tierreich bis zum Streit um Technik. Hinzu kommen Berichte aus praktischen Experimenten und Kämpfen.