2007-01:Der Deutsche Naturschutzring

Aus grünes blatt
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Der Deutsche Naturschutzring

fb Den "Dachverband der deutschen Umwelt- und Naturschutzverbände" stellt Helmut Röscheisen, selbst Generalsekretär der Organisation seit 1980 und damit sowohl Insider als auch parteiisch für den Verband, zum Teil sehr tiefgehend vor. Er beschreibt die innerverbandlichen Diskurse und die Geschichte des Verbandes, der für alle Umweltorganisationen sprechen will, da die meisten zumindest indirekt bei ihm Mitglied sind. Denn auch der BBU, der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz, zu dem viele ansonsten unabhängige Gruppen gehören, ist Mitglied im DNR.

Wie so oft, wenn Institutionen im Namen ihrer Basis sprechen, wird diese gar nicht befragt, sondern bestenfalls über fragwürdige StellvertreterInnen ausgehandelt, was die Verbandsposition ist und dann im Namen aller verbreitet wird. So gab es in der Vergangenheit häufig unschöne Vorgänge, wo sich der DNR herausnahm für die Bürgerinitiativen mitsprechen zu wollen, aber zum Teil ganz andere Positionen als diese vertrat. Dies betrifft beispielsweise die Energiepolitik, wo der DNR sich durch zurückhaltendere und regierungsnähere Politik auszeichnet als andere NGOs wie z.B. der BUND.

Dass es beim DNR sehr viel auch um Machtpolitik geht, zeigt das Kapitel "Handlungsstrategien - Zukunftsszenarien". Es sei wichtig, bei den kleineren Mitgliedsverbänden "die Arbeit des DNR gerade gegenüber diesen Organisationen besser zu verkaufen". Damit soll wohl die Konkurrenz des als Alternative zum DNR gegründeten "NaturschutzForum Deutschland" eingedämmt und verhindert werden, dass diese zu der Lobbyorganisation der kleineren Naturschutzverbände überwechseln. Die hier dargelegten Machtstrategien deuten an, wieviel Kraft und Potenzial für herrschaftsförmiges Auftreten verschwendet werden und nicht der inhaltlichen Arbeit geschweige denn der Förderung selbstbestimmter Aktivitäten zugute kommen.

  • Helmut Röscheisen: Der Deutsche Naturschutzring. Geschichte, Interessenvielfalt, Organisationsstruktur und Perspektiven
  • oekom verlag, München 2006
  • 310 Seiten, 34,80 EUR
  • ISBN 978-3-86581-027-4