2009-02:Eigenverantwortung als Notwendigkeit zur Überwindung von Herrschaftsverhältnissen

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Eigenverantwortung als Notwendigkeit zur Überwindung von Herrschaftsverhältnissen

Paul Auf dem nun seit einem Monat besetzten Wagenplatz „Kommando Rhino“ in Freiburg fand neulich abends beim Zusammensitzen am Feuer eine spannende Diskussion statt. Es ging dabei um ein Problem, das viele kennen mögen, die schonmal „offene Räume“ oder besetzte Flächen mitgestaltet haben. Jene werden es aus Erfahrung kennen, dass es einerseits häufig einen kleinen Personenkreis der hoch Motivierten, die sich um fast alles kümmern gibt, andererseits einen größeren Kreis derer, denen diese Motivation fehlt und die im Endeffekt dem Projekt mehr Arbeit hinzufügen als dieses voranzubringen. Bei Konflikten ist dann oft von den „Kiffern“, der „Partyfraktion“ oder eben der „Elite“, die Rede. Eine Situation aus der es keinen Ausweg zu geben scheint mit dem alle zufrieden sind.

Ich möchte nun gerne die Ansätze und aufgekommen Fragen der Diskussion vorstellen und dazu motivieren sich mit dem Thema gezielter auseinander zu setzen, da es hierbei um mehr geht als effektiv politisch arbeiten zu können.

Was klar war, ist, dass um Herrschaftsverhältnisse überwinden zu können wichtig ist, dass jede_r versucht so selbstständig wie möglich zu sein und Verantwortung zu übernehmen.

Um Herrschaftsverhältnisse überwinden zu können, das sollte doch eigentlich klar sein, ist es unumgänglich sich so selbstständig und verantwortungsbewusst wie möglich zu verhalten. Bei uns passierte es aber häufiger, dass benutze Werkzeuge so nachlässig behandelt wurden, dass sie kaputt gingen oder an Orten hinterlassen wurden wo sie eben nicht mehr für alle gleich zugänglich waren.

Dies führte dazu, dass Werkzeug als Schutzreaktion privatisiert wurde oder immer die selben (davon genervten) Leute wieder aufräumten, somit den besseren Überblick hatten und eine Wissenshierarchie entstand. Zu autoritären Strukturen kommt es also dann, wenn die Menschen nicht klar genug haben wie wichtig Selbstorganisation ist.

Interessant war es zu schauen, warum das so oft der Fall ist. Da hilft ein Blick auf unser Gesellschaftssystem. Von klein auf der Zwang in die Schule zu gehen, von klein auf der unterbewusste Zwang sich an bestehende Herrschaftsverhältnisse anzupassen. Jedes Handeln geschieht unter einem gewissen Druck. Etwas woran wir uns gewöhnen, z.B. dass wir unter Druck besser lernen als ohne. Fällt der Druck nämlich weg (wie es in emanzipatorischen Strukturen sein sollte) fällt somit oft auch die Bereitschaft weg, sich zu einzubringen. Dazu kommt, dass gegen diesen Druck oftmals eine Antihaltung entwickelt wird. Dort wo dann Druck entsteht (was bei politischem Engagement unvermeidlich ist) wird oft abgeblockt, Menschen ziehen sich eher zurück oder verlieren schnell die Lust.

Diese Erkenntnis brachte Ratlosigkeit hervor. Menschen die viele Erfahrungen mit dieser Antihaltung gemacht haben, werden oft zu „HetzerInnen“, was in dem Fall entweder entgegengesetzt wirkt oder eben genau die Mentalität aufrecht erhält, dass Menschen nur unter Druck etwas machen.

Wie also diese Zwickmühle überwinden? Klar ist das Ziel das des freien Menschen, der ohne fremden Druck und aus eigenem Interesse selbstorganisiert handelt. Wie dieses Ziel am effektivsten zu erreichen ist, muss wohl noch ausprobiert werden. Wer sich dieses Ziel allerdings vor Augen gesetzt hat, macht wohl gute Erfahrungen mit Selbstdisziplin und Druck der von einem selbst kommt.