2009-03:offene Uni Freiburg: Unterschied zwischen den Versionen

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Schule? Ich bin doch nicht blöd – Selbstorganisiert lernen
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Bisher nur eine Idee, die aber Anfang März verwirklicht werden soll. In den Räumen der KTS (das selbstverwaltete Zentrum in Freiburg) soll ab dem 3. März, jeden Mittwoch die offene Uni stattfinden. Beginnen soll sie jeden Mittwoch ab 8 Uhr morgens mit dem SchulschwänzerInnencafé. Hier sind alle SchülerInnen eingeladen, den Morgen lieber selbstbestimmt zu verbringen – mit schulkritischen Diskussionen, Filmen, Aktionsplanungen, oder was auch immer ihnen einfält – als fremdbestimmt im Klassenzimmer zu sitzen und sich Dinge anzuhören, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun haben. Mittags soll es dann Volxküche geben (ohn Volk – dafür vegan) und danach soll di eigentliche offene Uni stattfinden, deren Prinzip einfach ist: Jede/r kann anbieten was er/sie will und jede/r kann teilnehmen woran er/sie will. Das Programm wird nach den jetzigen Angeboten sehr bunt werden: Von Sprachkursen, über kritische Diskussionsrunden, bis zu Selbstverteidigungskursen. Abends soll di offene Uni dann in einem interaktiven Abendprogramm ausklingen.
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'''Hannes'''Bisher nur eine Idee, die aber Anfang März verwirklicht werden soll. In den Räumen der KTS (das selbstverwaltete Zentrum in Freiburg) soll ab dem 3. März, jeden Mittwoch die offene Uni stattfinden. Beginnen soll sie jeden Mittwoch ab 8 Uhr morgens mit dem SchulschwänzerInnencafé. Hier sind alle SchülerInnen eingeladen, den Morgen lieber selbstbestimmt zu verbringen – mit schulkritischen Diskussionen, Filmen, Aktionsplanungen, oder was auch immer ihnen einfält – als fremdbestimmt im Klassenzimmer zu sitzen und sich Dinge anzuhören, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun haben. Mittags soll es dann Volxküche geben (ohn Volk – dafür vegan) und danach soll di eigentliche offene Uni stattfinden, deren Prinzip einfach ist: Jede/r kann anbieten was er/sie will und jede/r kann teilnehmen woran er/sie will. Das Programm wird nach den jetzigen Angeboten sehr bunt werden: Von Sprachkursen, über kritische Diskussionsrunden, bis zu Selbstverteidigungskursen. Abends soll di offene Uni dann in einem interaktiven Abendprogramm ausklingen.
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Lernen unter Zwang
 
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Wer etwas lernen will, kommt an staatlichen Institutionen, Schulen, Universitäten, Ausbildungen nicht vorbei. Schlimmer noch, selbst wer nichts oder nicht das Vorgegebene lernen will, muss eine Zeit des Lebens fremdbestimmt unter der Diktatur dieser Institutionen verbringen. Dabei ist Lernen als Art der Wissensaneignung eine höchst unterschiedliche und subjektive Erfahrung, die unter der Gleichschaltung und Monopolisierung durch den Staat die spielerische und freudvolle Erfahrung einer Erweiterung des eigenen Horizonts und Bewusstseins einbüßt.  
 
Wer etwas lernen will, kommt an staatlichen Institutionen, Schulen, Universitäten, Ausbildungen nicht vorbei. Schlimmer noch, selbst wer nichts oder nicht das Vorgegebene lernen will, muss eine Zeit des Lebens fremdbestimmt unter der Diktatur dieser Institutionen verbringen. Dabei ist Lernen als Art der Wissensaneignung eine höchst unterschiedliche und subjektive Erfahrung, die unter der Gleichschaltung und Monopolisierung durch den Staat die spielerische und freudvolle Erfahrung einer Erweiterung des eigenen Horizonts und Bewusstseins einbüßt.  
  
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Doch die institutionalisierte Art des Lernens kommt nicht von ungefähr und ist auch nicht das Resultat einiger Herrschenden, sondern entwickelte sich zeitgleich mit dem Prinzip der Verwertbarkeit des Kapitalismus und baut auf ein, bereits vor dem Kapitalismus bestehenden, Menschenbild auf, das den Willen und die Individualität eines jungen Menschen als, je nach gesellschaftlichen Interessen, verformbares und 'erziehbares' Material betrachtet.
 
Doch die institutionalisierte Art des Lernens kommt nicht von ungefähr und ist auch nicht das Resultat einiger Herrschenden, sondern entwickelte sich zeitgleich mit dem Prinzip der Verwertbarkeit des Kapitalismus und baut auf ein, bereits vor dem Kapitalismus bestehenden, Menschenbild auf, das den Willen und die Individualität eines jungen Menschen als, je nach gesellschaftlichen Interessen, verformbares und 'erziehbares' Material betrachtet.
 
Das Ziel des heutigen Lernens ist nicht die freie Entfaltung des Menschen, sondern dessen Anpassung und Integration in das bestehende System und, vor Allem, die Nutzung des Wissens als verwertbare Ware. Die Schule vermittelt nur einen winzigen Bruchteil allen möglichen Wissens, aber genau jenen Bruchteil, der die Herrschende Realität verkörpert und reproduziert, indem sie diese als einzig mögliche Realität verkauft. So werden junge Menschen auf Konkurrenz, Arbeitsleistung und Hierarchien geprägt und eine gesellschaftliche Meinung in Form von Diskursen erzeugt, die das System aus Herrschaftsformen wie Kapitalismus, Staat und Diskriminierungen erneuern und verbessern, das heißt effizienter verwertbar machen, nie aber revolutionieren soll.
 
Das Ziel des heutigen Lernens ist nicht die freie Entfaltung des Menschen, sondern dessen Anpassung und Integration in das bestehende System und, vor Allem, die Nutzung des Wissens als verwertbare Ware. Die Schule vermittelt nur einen winzigen Bruchteil allen möglichen Wissens, aber genau jenen Bruchteil, der die Herrschende Realität verkörpert und reproduziert, indem sie diese als einzig mögliche Realität verkauft. So werden junge Menschen auf Konkurrenz, Arbeitsleistung und Hierarchien geprägt und eine gesellschaftliche Meinung in Form von Diskursen erzeugt, die das System aus Herrschaftsformen wie Kapitalismus, Staat und Diskriminierungen erneuern und verbessern, das heißt effizienter verwertbar machen, nie aber revolutionieren soll.
 
Der Inhalt des Lernens wird dabei immer mehr auf die wesentlichen Kenntnisse reduziert, die später einmal für die spezialisierte Lohnarbeit von Bedeutung sind. Der Mensch erniedrigt sich im Kapitalismus zur zweckmäßigen Funktion, die den Regeln der Verwertbarkeit unterworfen ist.
 
Der Inhalt des Lernens wird dabei immer mehr auf die wesentlichen Kenntnisse reduziert, die später einmal für die spezialisierte Lohnarbeit von Bedeutung sind. Der Mensch erniedrigt sich im Kapitalismus zur zweckmäßigen Funktion, die den Regeln der Verwertbarkeit unterworfen ist.
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Die einzige Möglichkeit, zu einem gewissen Grad aus den herrschenden Regeln der Verwertbarkeit zu entkommen, ist das selbstorganisierte Lernen und weitergeben von Wissen. Nur wenn Wissen Allen frei zur Verfügung steht und nicht privatisiert und verkauft, also verwertet werden kann, ist ein Umgang zwischen Menschen unter freien und gleichen Bedingungen möglich. Gerade für eine radikale politische Bewegung, die für eine herrschaftsfreie Gesellschaft kämpft, ist ein solches Teilen und Weitergeben von Wissen nötiger denn je, um Zusammenhänge erkennen und neue Aktionsformen zu entwickeln.
 
Die einzige Möglichkeit, zu einem gewissen Grad aus den herrschenden Regeln der Verwertbarkeit zu entkommen, ist das selbstorganisierte Lernen und weitergeben von Wissen. Nur wenn Wissen Allen frei zur Verfügung steht und nicht privatisiert und verkauft, also verwertet werden kann, ist ein Umgang zwischen Menschen unter freien und gleichen Bedingungen möglich. Gerade für eine radikale politische Bewegung, die für eine herrschaftsfreie Gesellschaft kämpft, ist ein solches Teilen und Weitergeben von Wissen nötiger denn je, um Zusammenhänge erkennen und neue Aktionsformen zu entwickeln.

Version vom 14:55, 15. Jan 2010


Schule? Ich bin doch nicht blöd – Selbstorganisiert lernen

in der offenen Uni Freiburg
Hannes


Was ist die offene Uni Freiburg?

HannesBisher nur eine Idee, die aber Anfang März verwirklicht werden soll. In den Räumen der KTS (das selbstverwaltete Zentrum in Freiburg) soll ab dem 3. März, jeden Mittwoch die offene Uni stattfinden. Beginnen soll sie jeden Mittwoch ab 8 Uhr morgens mit dem SchulschwänzerInnencafé. Hier sind alle SchülerInnen eingeladen, den Morgen lieber selbstbestimmt zu verbringen – mit schulkritischen Diskussionen, Filmen, Aktionsplanungen, oder was auch immer ihnen einfält – als fremdbestimmt im Klassenzimmer zu sitzen und sich Dinge anzuhören, die nichts mit dem eigenen Leben zu tun haben. Mittags soll es dann Volxküche geben (ohn Volk – dafür vegan) und danach soll di eigentliche offene Uni stattfinden, deren Prinzip einfach ist: Jede/r kann anbieten was er/sie will und jede/r kann teilnehmen woran er/sie will. Das Programm wird nach den jetzigen Angeboten sehr bunt werden: Von Sprachkursen, über kritische Diskussionsrunden, bis zu Selbstverteidigungskursen. Abends soll di offene Uni dann in einem interaktiven Abendprogramm ausklingen.


Wieso eine offene Uni?

Lernen unter Zwang Wer etwas lernen will, kommt an staatlichen Institutionen, Schulen, Universitäten, Ausbildungen nicht vorbei. Schlimmer noch, selbst wer nichts oder nicht das Vorgegebene lernen will, muss eine Zeit des Lebens fremdbestimmt unter der Diktatur dieser Institutionen verbringen. Dabei ist Lernen als Art der Wissensaneignung eine höchst unterschiedliche und subjektive Erfahrung, die unter der Gleichschaltung und Monopolisierung durch den Staat die spielerische und freudvolle Erfahrung einer Erweiterung des eigenen Horizonts und Bewusstseins einbüßt.


Wissen als verwertbares Gut

Doch die institutionalisierte Art des Lernens kommt nicht von ungefähr und ist auch nicht das Resultat einiger Herrschenden, sondern entwickelte sich zeitgleich mit dem Prinzip der Verwertbarkeit des Kapitalismus und baut auf ein, bereits vor dem Kapitalismus bestehenden, Menschenbild auf, das den Willen und die Individualität eines jungen Menschen als, je nach gesellschaftlichen Interessen, verformbares und 'erziehbares' Material betrachtet. Das Ziel des heutigen Lernens ist nicht die freie Entfaltung des Menschen, sondern dessen Anpassung und Integration in das bestehende System und, vor Allem, die Nutzung des Wissens als verwertbare Ware. Die Schule vermittelt nur einen winzigen Bruchteil allen möglichen Wissens, aber genau jenen Bruchteil, der die Herrschende Realität verkörpert und reproduziert, indem sie diese als einzig mögliche Realität verkauft. So werden junge Menschen auf Konkurrenz, Arbeitsleistung und Hierarchien geprägt und eine gesellschaftliche Meinung in Form von Diskursen erzeugt, die das System aus Herrschaftsformen wie Kapitalismus, Staat und Diskriminierungen erneuern und verbessern, das heißt effizienter verwertbar machen, nie aber revolutionieren soll. Der Inhalt des Lernens wird dabei immer mehr auf die wesentlichen Kenntnisse reduziert, die später einmal für die spezialisierte Lohnarbeit von Bedeutung sind. Der Mensch erniedrigt sich im Kapitalismus zur zweckmäßigen Funktion, die den Regeln der Verwertbarkeit unterworfen ist.

== selbstorganisiert Lernen! ==


Die einzige Möglichkeit, zu einem gewissen Grad aus den herrschenden Regeln der Verwertbarkeit zu entkommen, ist das selbstorganisierte Lernen und weitergeben von Wissen. Nur wenn Wissen Allen frei zur Verfügung steht und nicht privatisiert und verkauft, also verwertet werden kann, ist ein Umgang zwischen Menschen unter freien und gleichen Bedingungen möglich. Gerade für eine radikale politische Bewegung, die für eine herrschaftsfreie Gesellschaft kämpft, ist ein solches Teilen und Weitergeben von Wissen nötiger denn je, um Zusammenhänge erkennen und neue Aktionsformen zu entwickeln. Die offene Uni soll als Rahmen zu einem selbstorganisierten Wissensaustausch dienen, der von allen Beteiligten genutzt und gestaltet werden kann und soll. Sie beinhaltet das morgendliche Schulschwänzer_innencafé, die Volxküche am Nachmittag, Zeit und Treffpunkt für regelmäßige Kurse oder Seminare und das Abendprogramm aus Vorträgen, Filmen und Café. Alle Menschen, die mitorganisieren oder Workshops anbieten wollen, sind herzlich eingeladen mitzumischen und ihr Wissen mit anderen zu teilen.

offeneunifreiburg@riseup.net