2011-02:Der sogenannte deutsche Atomausstieg ist eine Lüge: Unterschied zwischen den Versionen

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'''fb''' Auch wenn die deutsche Regierung und einige konservative Medien die im Mai/Juni getroffene Strategieentscheidung der deutschen Führung als konsequente Reaktion auf das atomare Desaster in Fukushima feiern und als Fortschritt bezeichnen, handelt es sich dabei um das Gegenteil. Mit den aktuellen Entscheidungen der regierenden Parteien der BRD soll eine teilweise Erhöhung der verbleibenden Laufzeiten der Atomreaktoren gesetzlich verankert werden. Die Atomindustrie erhält ein weiteres Geschenk in Form des Weiterbetriebs von neun Reaktoren. Damit werden weitere Fukushimas und Tschernobyls für mindestens elf zusätzliche Jahre legalisiert.  
 
'''fb''' Auch wenn die deutsche Regierung und einige konservative Medien die im Mai/Juni getroffene Strategieentscheidung der deutschen Führung als konsequente Reaktion auf das atomare Desaster in Fukushima feiern und als Fortschritt bezeichnen, handelt es sich dabei um das Gegenteil. Mit den aktuellen Entscheidungen der regierenden Parteien der BRD soll eine teilweise Erhöhung der verbleibenden Laufzeiten der Atomreaktoren gesetzlich verankert werden. Die Atomindustrie erhält ein weiteres Geschenk in Form des Weiterbetriebs von neun Reaktoren. Damit werden weitere Fukushimas und Tschernobyls für mindestens elf zusätzliche Jahre legalisiert.  
  
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Zwar sind noch nicht alle Einzelheiten des neuen Gesetzes öffentlich, aber mittlerweile scheint es sich zu einem Geschenk an die Atomindustrie zu entwickeln, die bereits fürchtete alle ihre AKWe zu verlieren. Es gibt keine Anzeichen, dass das Stilllegen der Reaktoren unwiderruflich bleibt. Im Gegenteil, ein Reaktor soll bereit gehalten werden, um möglicherweise reaktiviert zu werden. In ein paar Jahren könnte die Atomindustrie wieder anfangen zu verhandeln, mit der Begründung, dass es nicht möglich ist ihre AKWe zu schließen – wie sie es ja schon mal getan haben. Wie die Erfahrung mit dem sogenannten Atomausstieg in den letzten zehn Jahren gezeigt hat, gibt es nur bei Reaktoren, die auch tatsächlich abgeschaltet wurden, die Chance, nicht wieder reaktiviert zu werden – obwohl Grüne und Sozialdemokraten während ihrer gemeinsamen Bundesregierung sogar Möglichkeiten gefunden haben Reaktoren faktisch zu reaktivieren, indem sie der Industrie erlaubt haben, die theoretisch verbliebende Laufzeit eines bereits abgeschalteten Reaktors zur Laufzeit anderer AKWe hinzuzufügen. Der neue „Plan“ sagt, dass die verbliebenen neun Reaktoren 2015, 2017, 2019, 2021 und 2022 dicht gemacht werden sollen – genug Zeit für die Atom-Lobby, wieder einen Ausstieg auf dem Ausstieg zu versuchen, wie es einige Monate vor der Katastrophe von Fukushima geschehen war.
  
<small>Yet not all details of the new policy are public, but by now it seems to become a gift to the nuclear industry, who already feared to lose now all of their NPPs. There is no indication that the closure of the reactors will be irreversible. In contrast, one reactor is supposed to be kept on stand-by to be possibly reactivated again. In a couple of years the nuclear industry could start to negotiate again claiming it would not be possible to close their NPPs - as they did before, too. As the experience with the so-called German phase-out teached us the last ten years, only those reactors being closed down provide a chance not to be reactivated again - although Greens and Social Democrats in their federal government even found possibilities to reactivate them virtually by admitting the industry to add the theoretically remaining lifetime of an already closed reactor to other NPP's lifetimes. The new "plan" says the remaining nine reactors are supposed to be closed 2015, 2017, 2019, 2021 and 2022 - enough time for the nuclear lobby to try to phase-out the phase-out again, as they did already a couple of months before the Fukushima disaster occured.</small>
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Es scheint, dass die arithmetisch noch verbleibende Laufzeit der ältesten Atomreaktoren zur gesetzlichen Laufzeit der neueren (die auch alle ziemlich alt sind) hinzugerechnet werden soll. Sogar die gesetzlichen Laufzeitkapazitäten solcher AKWe, die wegen Unfällen oder Gerichtsbeschlüssen ausgeschaltet oder geschlossen wurden, werden zu den verbleibenden hinzugerechnet. Da Unfälle und Vorfälle bei der Atomindustrie normal sind, könnte die schlußendliche Schließung des letzten Reaktors noch viel länger brauchen als bis 2022, eben wegen der Regel, dass die Unterbrechungszeit nicht zur gesetzlichen Laufzeit gerechnet wird.
  
<small>It seems that the arithmetically remaining lifetime of the oldest nuclear reactors is supposed to be added to the legal lifetime of the newer ones (which are all very old, too). Even the legal lifetime capacities of those NPPs which are offline or closed due to accidents or court decisions will be added to the remaining reactors. As accidents and incidents are usual in the nuclear industry, the final year of closure of the last reactor could be even much later than 2022 due to the rule that the interruption time doesn't count on their legal lifetimes.</small>
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Laut den verfügbaren Informationen über den Ausgang der Verhandlungen der regierenden Parteien, werden die sieben Reaktoren, die als Konsequenz aus der Katastrophe von Fukushima ausgeschaltet sind, als auch das AKW Krümmel, welches seit vielen Jahren wegen einer Reihe von Unfällen ausgeschaltet ist, nicht wieder angefahren werden. Das ist wahrscheinlich die einzige gute Nachricht: Die Regierung wagt es nicht sie wieder anzufahren – Massenblockaden dieser Reaktoren wurden für den Zeitpunkt, an dem das Moratorium enden würde, angekündigt.
 
 
<small>According to the available information about the results of the negotiations of the ruling parties, those seven nuclear reactors that have been offline as a consequence of the catastrophe in Fukushima as well as the Krümmel NPP that has been offline for many years due to a series of accidents will not be restarted again. This is probably the only good news, that the government doesn't dare to restart them - mass blockades of these reactors have been announced for the point of time when the moratorium would end.</small>
 
 
 
<small>The anti-nuclear movement in Germany, environemntal NGOs, oppositional parties on federal level as well as the big number of federal states' governments not ruled by the parties of the federal government, are currently putting much pressure on Angela Merkel and her cabinet to improve the nuclear phase-out ruling the governmental parties had decided on May 30, 2011. Some details were already changed due to the negotiations, like the gradually closure of nuclear power plants instead of leaving all of them in operation until 2022. And it also seems that the proposed and by the former red-green government in the old phase-out law legally fixed possibility of transfer of remaining reactor lifetime rights will be eliminated. These are successes not of the conservative government or the anti-nuclear pretending green party being responsible for having created the framework for the extension of the NPP lifetimes, but of the anti-nuclear movement. </small>
 
  
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Die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland, Umwelt-Gruppen, Oppositionsparteien auf Bundesebene als auch die große Zahl von Länderregierungen, die nicht von den Parteien der Bundesregierung gestellt werden, üben zur Zeit viel Druck auf Angela Merkel und ihr Kabinett aus, das Gesetz zum Atomausstieg zu verbessern, das die Regierungsparteien am 30. Mai 2011 beschlossen haben. Einige Einzelheiten wurden schon aufgrund der Verhandlungen geändert, z.B. ein schrittweises Schließen der Atomkraftwerke statt alle bis 2022 laufen zu lassen. Und es scheint auch so, dass die vorgeschlagenen und durch die frühere Rot-Grüne-Regierung im alten Atomausstiegsgesetz festgehaltene Möglichkeit des Transfers von Reaktor Laufzeiten beseitigt wird. Dies sind Erfolge nicht der konservativen Regierung oder der Pseudo-Anti-Atom-Partei der Grünen, die für das Rahmenwerk für die AKW-Laufzeit-Verlängerung verantwortlich sind, sondern der Anti-Atom-Bewegung.
  
 
<small><small>{{Fußnoten}}</small></small>
 
<small><small>{{Fußnoten}}</small></small>

Version vom 19:05, 6. Jul 2011

Der sogenannte deutsche Atomausstieg ist eine Lüge

fb Auch wenn die deutsche Regierung und einige konservative Medien die im Mai/Juni getroffene Strategieentscheidung der deutschen Führung als konsequente Reaktion auf das atomare Desaster in Fukushima feiern und als Fortschritt bezeichnen, handelt es sich dabei um das Gegenteil. Mit den aktuellen Entscheidungen der regierenden Parteien der BRD soll eine teilweise Erhöhung der verbleibenden Laufzeiten der Atomreaktoren gesetzlich verankert werden. Die Atomindustrie erhält ein weiteres Geschenk in Form des Weiterbetriebs von neun Reaktoren. Damit werden weitere Fukushimas und Tschernobyls für mindestens elf zusätzliche Jahre legalisiert.

Zwar sind noch nicht alle Einzelheiten des neuen Gesetzes öffentlich, aber mittlerweile scheint es sich zu einem Geschenk an die Atomindustrie zu entwickeln, die bereits fürchtete alle ihre AKWe zu verlieren. Es gibt keine Anzeichen, dass das Stilllegen der Reaktoren unwiderruflich bleibt. Im Gegenteil, ein Reaktor soll bereit gehalten werden, um möglicherweise reaktiviert zu werden. In ein paar Jahren könnte die Atomindustrie wieder anfangen zu verhandeln, mit der Begründung, dass es nicht möglich ist ihre AKWe zu schließen – wie sie es ja schon mal getan haben. Wie die Erfahrung mit dem sogenannten Atomausstieg in den letzten zehn Jahren gezeigt hat, gibt es nur bei Reaktoren, die auch tatsächlich abgeschaltet wurden, die Chance, nicht wieder reaktiviert zu werden – obwohl Grüne und Sozialdemokraten während ihrer gemeinsamen Bundesregierung sogar Möglichkeiten gefunden haben Reaktoren faktisch zu reaktivieren, indem sie der Industrie erlaubt haben, die theoretisch verbliebende Laufzeit eines bereits abgeschalteten Reaktors zur Laufzeit anderer AKWe hinzuzufügen. Der neue „Plan“ sagt, dass die verbliebenen neun Reaktoren 2015, 2017, 2019, 2021 und 2022 dicht gemacht werden sollen – genug Zeit für die Atom-Lobby, wieder einen Ausstieg auf dem Ausstieg zu versuchen, wie es einige Monate vor der Katastrophe von Fukushima geschehen war.

Es scheint, dass die arithmetisch noch verbleibende Laufzeit der ältesten Atomreaktoren zur gesetzlichen Laufzeit der neueren (die auch alle ziemlich alt sind) hinzugerechnet werden soll. Sogar die gesetzlichen Laufzeitkapazitäten solcher AKWe, die wegen Unfällen oder Gerichtsbeschlüssen ausgeschaltet oder geschlossen wurden, werden zu den verbleibenden hinzugerechnet. Da Unfälle und Vorfälle bei der Atomindustrie normal sind, könnte die schlußendliche Schließung des letzten Reaktors noch viel länger brauchen als bis 2022, eben wegen der Regel, dass die Unterbrechungszeit nicht zur gesetzlichen Laufzeit gerechnet wird.

Laut den verfügbaren Informationen über den Ausgang der Verhandlungen der regierenden Parteien, werden die sieben Reaktoren, die als Konsequenz aus der Katastrophe von Fukushima ausgeschaltet sind, als auch das AKW Krümmel, welches seit vielen Jahren wegen einer Reihe von Unfällen ausgeschaltet ist, nicht wieder angefahren werden. Das ist wahrscheinlich die einzige gute Nachricht: Die Regierung wagt es nicht sie wieder anzufahren – Massenblockaden dieser Reaktoren wurden für den Zeitpunkt, an dem das Moratorium enden würde, angekündigt.

Die Anti-Atom-Bewegung in Deutschland, Umwelt-Gruppen, Oppositionsparteien auf Bundesebene als auch die große Zahl von Länderregierungen, die nicht von den Parteien der Bundesregierung gestellt werden, üben zur Zeit viel Druck auf Angela Merkel und ihr Kabinett aus, das Gesetz zum Atomausstieg zu verbessern, das die Regierungsparteien am 30. Mai 2011 beschlossen haben. Einige Einzelheiten wurden schon aufgrund der Verhandlungen geändert, z.B. ein schrittweises Schließen der Atomkraftwerke statt alle bis 2022 laufen zu lassen. Und es scheint auch so, dass die vorgeschlagenen und durch die frühere Rot-Grüne-Regierung im alten Atomausstiegsgesetz festgehaltene Möglichkeit des Transfers von Reaktor Laufzeiten beseitigt wird. Dies sind Erfolge nicht der konservativen Regierung oder der Pseudo-Anti-Atom-Partei der Grünen, die für das Rahmenwerk für die AKW-Laufzeit-Verlängerung verantwortlich sind, sondern der Anti-Atom-Bewegung.