2011-02:Gentechnik-News

Aus grünes blatt
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Ticker Gentechnik und ihre Seilschaften

(jb) Gießener FeldbefreierInnen
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401/903283
saasen@projektwerkstatt.de, www.biotech-seilschaften.de.vu

Schwer ge- und beschädigt: Felder von AgroBioTechnikum und BioTechFarm

Erstmals hat es die beiden Top-Zentren der deutschen Gentechnik-Seilschaften getroffen: Versuchs- und Streichelzoo-Felder in Sagerheide (nahe Groß Lüsewitz/Rostock) und Üplingen (Börde) sind in zwei Aktionsnächten durch Unbekannte vernichtet oder beschädigt worden. Umfangreiche Presseberichte ergeben ein zum Teil erwartungsgemäß widersprüchliches, zum Teil aber auch eindeutiges Bild ab. Eindeutig scheint es eine „neue Qualität“ zu sein, die von Polizei- und GentechnikbetreiberInnen-Seite, vor allem auf die eingesetzte „brutale Gewalt“ gemeint war. Allerdings ist auch von offizieller Seite die Rede davon, dass niemand verletzt wurde. Es wird nicht einmal von Rangeleien gesprochen. Angesichts der High-Tech-Sicherungen könnte die neue Qualität auch in einer schlicht bemerkenswert strategischen Vorgehensweise gelegen haben, denn nach den bislang vorliegenden Berichten haben die FeldbefreierInnen alle wichtigen Felder getroffen und trotz der Sicherheitsvorkehrungen riesigen Schaden erzeugt - so groß, dass die Multi-Geschäftsführerin Kerstin Schmidt laut über die Aufgabe der Forschungsfelder nachdachte. Das könnte ein Ziel sein, dass die „TäterInnen“ gehabt hatten. Peinlich artete die DDR-Mentalität der „Blockflöten“ aus, denn alle Parteien (einschließlich der Grünen) taten der Gentechnik-Mafia den Gefallen, sofort gegen diejenigen zu stänkern, die den gefährlichen Feldern, deren Finanzierung und Genehmigung auf Machenschaften und Betrug fußen, das verdiente Ende setzten.
Irgendwie ließe sich viel schreiben über das vergangene Wochenende - von Horrorgeschichten über die Aufzählung der Schadenshöhen bis zum Tippfehler des Tages auf www.biosicherheit.de, die TäterInnen seien mit „Schweinwerfern“ auf die Wachleute losgegangen. Eine umfangreiche Dokumentation findet sich auf http://linksunten.indymedia.org/de/node/43272.

Hier seien nur zwei Reaktionen abgedruckt - stellvertretend für offene bis klammheimliche Freunde:

Gentechnik als unkalkulierbare Hochrisikotechnologie: Auch die Rostocker Kollegin Inge Broer konnt in den Diskussionen des Wiss. Beirats beim Umweltmin. (1999-2006) nicht bestreiten, daß eine flächendeckende (wenngleich von Fall zu Fall unterschiedlich große) Kontamination normaler Pflanzen durch GVO unvermeidbar, eine Koexistenz auf Nullemissionsniveau also unmöglich ist. Die unter Ingenieuren und Betriebswirten bekannte Risikoanalysemethodik FMEA erweist Gentechnik als eine nicht beherrschbare Technologie; eine Zertifizierung z.B. nach DIN EN ISO 9000 ff ist somit ausgeschlossen. Insofern haben die Groß Lüsewitzer (formal!) illegalen Aktivisten nachgeholt, was eigentlich schon Politiker aufgrund ihres Amtseids allein durch Sperrung der Mittel hätten tun müssen. Nichts gegen die Freiheit der Kollegin, hanebüchene Theorien zu verbreiten, das ist halt mal dank Art. 5 GG o.k., aber alles gegen eine Finanzierung waghalsiger Experimente und gegen eine Kriminalisierung von Menschen mit Zivilcourage (seit wann kosten 4 zerstochene Reifen über 200.000 €!?). MfG H. Wilde

In der Nacht vom 8.7. zum 9.7.2011 wurde es unruhig in Sagerheide. Polizeiautos, ein Krankenwagen und verschiedene andere Autos fuhren hin und her, Stimmen waren auf dem Feld zu hören. Am nächsten Mittag wurde im Netz unsere Vermutung bestätigt, es hatte eine Feldbefreiung gegeben. Übers Wochenende sprach sich die Neuigkeit herum, zumal Radio und Fernsehen davon berichteten. Am Montag, zur Mahnwache der Grünen an der Bundesstraße, überschlugen sich die Anrufe der Reporter, zumal Frau Schmidt zur gleichen Zeit zur Pressekonferenz im Versuchsgarten geladen hatte. Ein Fotoreporter erzählte uns bei der Mahnwache, daß laut Ticker auch was bei Magdeburg passiert sein muß. Die Politiker aller Parteien distanzierten sich von den Aktionen. Die Grünen erklärten dabei jedoch, daß sie die Aktion verstehen, wenn auch nicht billigen.
Wir haben uns noch nie von Formen des zivilen Ungehorsams distanziert. Kein Mensch kann soviel Heuchelei von uns erwarten, daß wir traurig wären, wenn die Freilandversuche eingestellt werden, egal aus welchem Grund. Und bei der Rückschau muß man feststellen, daß es gerade die Feldzerstörungen sind, die von Forschern und Konzernen als Hauptgrund angegeben werden, wenn sie ihre gefährlichen Projekte aufgeben. Das war in Frankreich 2010 so, das war in Zepkow so, und auch in Sagerheide war die erste Reaktion von Frau Schmidt, diese Zerstörung stelle den Agrogenforschungsstandort Deutschland in Frage. Nicht die Ablehnung durch die Bevölkerung interessiert sie, keine UN-Aufforderung oder andere Protestformen, nein, dieser Satz fällt erst bei einer Feldbefreiung.
Die heimlichen Glückwünsche, die wir in Gesprächen übermittelt bekommen, können wir natürlich nicht annehmen. Es ist nicht unsere Art, uns mit fremden Federn zu schmücken. Aber diese verkürzte Denkweise existiert auch bei Politik und Polizei, wer sich nicht distanziert, der kann es auch gewesen sein.
Ute und Andreas Strauß aus Sagerheide


Gentechnikkritik ist wie Judenverfolgung?

Im aktuellen Gen-ethischen Informationsdienst (GID Juni 2011) befindet sich ein bemerkenswerter Artikel von Birgit Peuker. Die besuchte nämlich eine Tagung der ForscherInnen zum Thema und schrieb darüber. Auszüge:

Ende Mai fand in Berlin ein bemerkenswertes Pressegespräch statt. Sein Titel: „Nutzung der Grünen Gentechnik ist ethisch geboten!“ ... Potrykus, emeritierter Professor der Pflanzenbiotechnologie, war gemeinsam mit seinem ebenfalls mittlerweile emeritierten Kollegen Klaus Ammann anwesend. In Anbetracht so viel wissenschaftlicher Kompetenz konnte man gespannt sein, welche neuen und originellen Argumente hervorgebracht werden würden.
Doch wer gedacht hatte, dass nun nüchterne und sachliche wissenschaftliche Argumente vorgetragen würden, wurde in ein - nun, wie soll man es ausdrücken? - gewisses Erstaunen versetzt. Denn das geheime Ziel der Veranstaltung schien eher gewesen zu sein, so viele Leute wie möglich zu beleidigen. Gleich zu Beginn seines Vortrages beklagte sich Potrykus über die Ignoranz, welche Politiker und Medien den Ergebnissen der Tagung in Rom entgegengebracht hatten. Dabei habe man doch ein überraschendes Resultat erzielt: Die Anwendung der Gentechnik ist ethisch geboten. ... Eine ganze „Protestindustrie“ habe sich gebildet. Ein riesiges Budget stehe den gentechnikkritischen Gruppen zur Verfügung, ungefähr zwei Milliarden Euro. Dagegen seien die Budgets der großen Konzerne, die mit der Gentechnik ihre Geschäfte machen, „Peanuts“. ...
Ammann hieb in seiner Rede in die gleiche Kerbe. Die Studien, welche die Kritiker zur Untermauerung ihrer Argumente anführten - zum Beispiel, dass Glyphosat giftig sei - seien äußerst schludrig. Überhaupt hätten Gentechnikkritiker generell kein Fachwissen - wie übrigens die Medienleute und die Leute von der Regierung auch nicht. Die Debatte werde viel zu emotional geführt. Gentechnikkritiker hätten ideologische Positionen. Mit Gentechnikkritikern könne man nicht sprechen. Gentechnikkritiker behaupteten, dass man mit ihm, Ammann, nicht sprechen könne. Ammann könne das nur eine „ökofaschistische Grundhaltung“ nennen und er fühle sich, da häufig attackiert und denunziert, als „Genjude“.
Mehr im aktuellen GID und unter Forschung auf www.biotech-seilschaften.de.vu.


Wundern über den WWF und das Wundern

Viele werden es mitbekommen haben: In der ARD lief ein Film mit Einblicken in die Seilschaften, in die der WWF verwickelt ist - auch hinsichtlich der Gentechnik. Die Nachricht lief über viele Mailinglisten, in Medien usw. Doch warum hat das überrascht? Wer glaubt eigentlich, dass in den Umweltverbänden und Bewegungsagenturen nicht schon seit Jahren die Fundraising- und Buchhaltungsabteilungen zentralen Einfluss haben? Vor kurzem erschien „Ende der Märchenstunde“ und bot eigentlich genug Einblicke, um nicht mehr an die Märchen der Unabhängigkeit von Umweltverbänden usw. zu glauben. Ich habe vor über 10 Jahren schon Bücher veröffentlicht zu der hohen Verflochtenheit der Verbände mit Parteien, Konzernen, aber auch mit rechten und esoterischen Gruppen. Offenbar hat das niemanden interessiert. Auch in meinem Buch „Monsanto auf Deutsch“ habe ich ein Kapitel den Umweltverbänden gewidmet - weil es unfair wäre, nur die Gegenseite der Seilschaften und Profitorientierung zu bezichtigen. Ich habe Kritik einstecken müssen dafür, dass ich solche unangenehmen Nachrichten benannt hätte (niemand hat aber bestritten, dass sie stimmen). Ist es jetzt wieder Monsanto, das so reizt? Dass WWF, aber auch BUND, Nabu (z.B. über Spendenwaschanlagen) von Daimler, Lufthansa, VW usw. gesponsort werden, stört seit Jahren und Jahrzehnten niemand. Warum ist jetzt plötzlich „bäh“, wo alle seit Jahren weggucken? Es gibt keinen Grund zu der Verallgemeinerung, dass überall nur Profitdenken herrscht. Aber es gibt auch keinen Grund, Umweltverbände und Bewegungsagenturen nur deshalb durch rosarote Brillen zu betrachten, weil sie vermeintlich das Gleiche wollen. Insbesondere ihre geldabhängigen Zentralen sind sehr anfällig für die Verlockungen des Sponsorings und der Orientierung auf Staatsgeldquellen (mehr unter www.projektwerkstatt.de/aes)


Gentechnik-Aktionen gefährden die Verfassung

Offenbar wissen die staatlichen Organe selbst, dass der Staat mit seinen Seilschaften und Machtnetzen so intensiv hinter der Agrogentechnik steht, dass er den Protest dagegen als Gefährdung seiner Existenz begreift. Jedenfalls ist es wie jedes Jahr: Die Projektwerkstatt landet (diesmal als „Graswurzelrevolution“) im Verfassungsschutzbericht Hessen, weil sich die Leute dort vermeintlich schwerpunktmäßig und vermeintlich mit Feldbefreiungen am Thema Gentechnik abarbeiten. Das wäre ja auch nochmal interessant, welche Feldbefreiungen da eigentlich gemeint sind. In der Anlage die S. 127 des hessischen Berichtes.
Lustig ist das Ganze noch, weil nicht die Aktionen selbst, sondern die Verurteilungen deswegen, im Verfassungsschutzbericht landen. Ist der VS der Ansicht, dass die halbjährige Haft verfassungswidrig war? Warum sonst soll sie da erwähnt werden?

Wie immer das Nachwort: Von der Broschüre „Organisierte Unveranwortlichkeit“ und dem Buch „Monsanto auf Deutsch“ sind noch genügend Bestände vorhanden. Bestellungen über www.aktionsversand.de.vu.


Rezensionen zum Thema Umwelt

Martin Lobsiger/Klaus C. Ewald
Landschafts-CD
(2002, vdf Hochschulverlag in Zürich, CD, 49,90 €)
Kernstück der CD ist eine Typisierung von über 250 Landschaftselementen. Diese werden beschrieben, überwiegend sind auch Fotos vorhanden. Zudem wird ein Vorschlag gemacht, mit welchem Symbol diese bei einer Kartierung im Gelände auf den mitgeführten Karten eingetragen werden können. Unter den PDFs, die von der CD geladen werden können, befinden sich ebenfalls Listen und Beschreibungen von Lebensraumtypen, dazu Adress- und Literaturverzeichnissen und mehr praktische Hilfen. Dazu findet sich dann auch ein Kartierungsbogen, auf dem dann die genaueren Daten zu jeder Landschaftsstruktur erfasst werden können. Dieser ist allerdings ziemlich allgemein gehalten - daher für alle Biotoptypen verwendbar, gleichzeitig aber nicht geeignet, die von verschiedenen KartiererInnen erfassten Daten wirklich vergleichbar zu machen. Als Informationsquelle für die praktische Arbeit im Gelände (vor allem in Landschaftsräumen, wie sie in der Schweiz typisch sind) ist die CD nützlich. Systemvoraussetzung laut CD-Hülle: Windows95 bis XP und Macintosh ab System 8.1.

Niels Spilker
Von der konservativen Utopie zum neoliberalen Mainstream
(2010, AVM in München, 176 S., 39,90 €)
Sehr spannende Untersuchung: Obwohl nur an einem sehr eingeschränkten Betrachtungsgegenstand (ausgewählte Ausgaben der Verbandszeitung des BUND) schafft es der Autor, Paradigmenwechsel in der politischen Ausrichtung von UmweltschützerInnen nachzuweisen. Er geht dabei von moderner Herrschaftsanalytik aus, vor allem dem Erklärungsmodell der Diskurse in Anlehnung an den Philosophen Michel Foucault. Danach sind es bestimmte Konstellationen des Gedachten, Erwarteten, der scheinbaren Wahrheit und scheinbarer Notwendigkeit, die wie eine Matrix gesellschaftliches Werten und Handeln insgesamt wie auch im Einzelnen bestimmen. Im Konkreten analysiert Spilker den starken Hang des Umweltverbandes, mit seinen Positionen mainstream-fähig zu sein. Nicht Ideale oder Fragen optimaler Wirkung für Natur und Umwelt bestimmen das Handeln, sondern der Wille, ein Teil des großen Projektes zu sein, die "MS Öko-Deutschland", wie Spilker dem Standortwahn grüner Couleur einen schönen Namen gibt, flottzukriegen und - mit Biodiesel betankt - in die gleiche Richtung Vollgas zu geben.

Kathrin Hartmann
Ende der Märchenstunde
(2009, Blessing Verlag in München, 384 S., 16,95 €)
Ein wichtiges Buch zu einem gravierenden Paradigmenwechsel im Umweltschutz. Aus „Ökos“ sind - zumindest teilweise - „Lohas“ (lifestyle of health and sustainability) geworden. Schlimmer als die Tatsache, dass heute weniger neue Autobahnen interessieren, dafür aber die Anbaumethoden der Pflanzenfarben in Möbelpolitur oder Gesichtscreme, wirkt sich aus, dass die Themen verschoben sind. Risikodebatten sind in, gründliche Herrschaftsanalyse out. Die Autorin greift die Lifestyle-Ökos und ihre Vereinnahmung durch Geschäftsinteressen frontal an. Das ist gut. Auch ihrem Abschlusssatz ist nichts hinzuzufügen: „Wir sollten uns also lieber wieder an Bäume ketten, anstatt von Autokonzernen welche pflanzen zu lassen.“ Doch: Weiß sie, von was sie da redet? Es hat sie immer gegeben: AktivistInnen, die direkt agieren. Konzepte eines Umweltschutzes von unten. Kritik an den Wandlungen der Umweltbewegung. An keiner Stelle - weder im Text noch in den Quellen - lässt Kathrin Hartmann erkennen, dass sie davon irgendetwas weiß. Lifestyle-Ökos sind assimilierter Protest. Ist das Buch ein Vorbote der Assimilierung des Protestes gegen die Assimilierung des Protests?

Photovoltaische Anlagen
(2010, Deutsche Gesellschaft für Solarenergie in Berlin/Brandenburg, Loseblattordner mit 610 Seiten, 800 informativen Abbildungen plus DVD, 98 €)
und
Solarthermische Anlagen
(2008, Deutsche Gesellschaft für Solarenergie in Berlin/Brandenburg, Loseblattordner mit 570 Seiten, 460 informativen Abbildungen plus DVD, 85 €)
Mit Hilfe dieser Ordner lassen sich unterschiedliche solare Anlagen sehr genau projektieren. Denn in ihnen finden sich Diagramme zur Bestimmung der richtigen Dimensionen und Zusatzgeräte, genaue Bauzeichnungen und Hinweise zu den Berechnungsgrundlagen, dafür passender Software, Förderprogrammen und mehr. Es sind Ordner für PraktikerInnen, die es genauer wissen wollen. Dabei werden in beiden Ordnern verschiedene Anlagentypen beschrieben. Bei den Photovoltaiken sind es sowohl netzgekoppelte wie auch Inselanlagen, sowohl Dach- wie auch Freiflächenanlagen. Bei solaren Systemen werden solche zur Warmwassererzeugung im Haus, aber auch im Freibad beschrieben, dazu Kühl- und Warmlufterzeugung. In beiden Ordnern findet sich zudem eine DVD mit Software, Tabellen, Formularen und weitergehenden Informationen. Fazit: Die Ordner lohnen sich!

Anno Fricke
Grüne Geldanlagen
(2010, Stiftung Warentest in Berlin, 208 S., 16,90 €)
Wer es genau wissen will: Dieses Buch ist richtig. Inhaltliche Texte wechseln mit Übersichtstabellen, welche Fonds und Anlagen welche Bedingungen erfüllen. Dabei fällt der Blick nicht nur auf die externen Angebote durch Banken und Anlagevermittler, sondern auch auf eigenwirtschaftliche Möglichkeiten, z.B. die Investition des eigenen Geldes in Photovoltaikanlagen. Das Buch ist nützlich, sollte aber mit kritischem Blick gelesen werden. Das liegt in der Sache als solcher begründet, denn grüne Geldanlagen bedeuten das Mitspielen im Kapitalismus. Sie sind mitschuldig am Umbau alternativer Wirtschaftszweige zu hochrentablen Profitmaschinen. Das reflektiert der Autor im Buch nicht

Andrea Flemmer
Bio-Lebensmittel
(2011, Humboldt in Hannover, 192 S., 9,95 €)
Ein einfaches Buch mit eindeutiger Aussage: Bio-Lebensmittel sind in allen Belangen konventionellen Produkten überlegen. So findet es die Autorin bei jedem Aspekt heraus, der im Buch aufgegriffen wird. Zunächst stellt sie Kennzeichnungen vor, schildert die Verbreitung von Bio-Nahrungsmitteln und benennt Schadstoffe in Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung. Schließlich werden die verschiedenen Lebensmittelsorten durchleuchtet - immer mit dem Fazit, dass "Bio" besser ist. Zweifel aber bleiben, ob das alles nicht ein bisschen zu einfach gestrickt ist. Studien und Meinungen, die andere Ergebnisse benennen, werden gar nicht erst erwähnt.

Monika C.M. Müller
Wem gehört das Schwein?
(Loccumer Protokolle 13/2010, Evang. Akademie in Loccum, 166 S.)
Die Patentierung von Leben gehört zu den umstrittensten Fragen moderner Agrarwirtschaft, insbesondere der Debatte um die Gentechnik - auch wenn Patente ebenso für nicht gentechnisch veränderte Lebewesen angestrebt werden. Mit der Patentierung sind Besitzrechte, Profite und Einschränkungen der Nutzbarkeit natürlicher Ressourcen verbunden. Zu daraus folgenden Problemen z.B. für die Lebensmittelversorgung weltweit und für weitere Züchtungserfolge finden sich ebenso Beiträge wie ein abschließendes Pro und Contra zu Patenten auf Leben.

Martin Wolpold-Bosien
Die andere Eroberung
(1999, AbL-Verlag in Hamm, 235 S.)
Das Buch hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel - aber es behandelt eine immer noch aktuelle Frage. Nacheinander werden drei zentrale Machtinstrumente der globalen Lebensmittelwirtschaft benannt: Die Agrarexporte von EU und USA, die internationalen Agrar-Handelsbestimmungen und die Nahrungsmittelhilfe. Insbesondere, dass dieser letzte Punkt als Teil der Darstellung imperialer Weltordnungsinteressen dargestellt wird, zeigt den skeptisch-analytischen Blickwinkel des Buches, welches sich immer noch zu lesen lohnt.

Jörg Gerke
Nehmt und Euch wird gegeben
(2008, AbL-Verlag in Hamm, 336 S., 27,40 €)
Ein gruseliges Buch. Minutiös beschreibt es, wie nach der sogenannten Wende die ostdeutschen Ländereien unter wenigen Privilegierten verteilt wurden bzw. diesen ermöglicht wurde, durch Zupachtung und Zukauf große Agrarbetriebe zu schaffen. Das füllte die Geldbeutel dieser NutznießerInnen - aber fast nur aufgrund hoher Subventionen und anderer Begünstigungen. Denn effizient ist diese Großlandwirtschaft gar nicht. Autor Gerke rechnet vor, dass die Einnahmen pro Fläche eher schlecht sind und fast alle Betriebe ohne die Staatskohle pleite wären. So ist die Landwirtschaft zu einer Mischung aus Subventionssumpf und Selbstbereicherung geworden.