2012-01: Der neue "Öko"-Trend- Wie ökologisch und sozial nachhaltig ist er wirklich?: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Wie ökologisch ist die "Neue Öko Bewegung" wirklich?'''  
 
'''Wie ökologisch ist die "Neue Öko Bewegung" wirklich?'''  
  
Sie kaufen Bio-Rindersteak aus Brasilien, trinken Bionade und fliegen mit dem Flugzeug zu einem „Ökotourismusreservoir“ in Afrika. Die „Neue Öko Bewegung“ unterscheidet sich drastisch von der vorherigen sozialen– und Ökobewegung in den 80er Jahren, welche versuchte durch politische Aktionen wie Demonstrationen, Blockaden und andere teilweise direkte Aktionsformen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Dabei war das öffentliche, kollektive und entschlossene Auftreten zentrales Mittel der Bewegung, um Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufzubauen. So gelangten Themen wie z.B. die Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung, die Regenwaldabholzung oder andere globale, aber auch lokale Themen in den Mittelpunkt des öffentlichen und medialen Interesses. Gerade mit diesem kollektiven und öffentlichen Auftreten für eine Weltanschauung hat die damalige Bewegung große Erfolge erzielen können. Das individuelle Handeln stand dabei weniger im Vordergrund als die kollektive Bewegung. Im Gegensatz hierzu ist die „Neue Öko Bewegung“ keine politische Bewegung die gemeinsam für ihre Ansichten auf die Straße geht, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher Trend. Ihrer Ansicht nach können gesellschaftliche Missstände (auch globaler Art) durch strategischen Konsum behoben bzw. verbessert werden. Dabei wollen sie die Macht der Konsumenten ausnutzen, um die Wirtschaft in eine richtige (ökologische) Richtung zu lenken. Bereits bei dieser Ansicht (welche die Grundlage des LOHAS- Gedanken darstellt) kommen wir an einen Stelle, in dem sich mehrere Punkte finden, die die Effektivität und die reale gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeit der „Neuen Öko Bewegung“ in Frage stellen. Zum einen beschränkt sich die Einflussnahme dieses „Ökotrends“ auf den bewussten Konsum ganz nach dem Motto: Wenn alle ökologische Produkte kaufen, werden auch nur noch ökologische Produkte produziert. Dabei wird vorausgesetzt, dass auch weiter wie bisher konsumiert wird. Hierbei wird (im Gegensatz zur Ökobewegung der 80er Jahre) nicht über bewusste Konsumreduktion bzw. Verzicht nachgedacht, sondern lediglich über eine Veränderung des Konsums in der heutigen Konsumgesellschaft. Es geht also nicht primär darum, die gesellschaftlichen Probleme an der Wurzel zu packen, sondern ohne Veränderungen im eigenen Alltag einen „ökologischen Kompromiss“ zu finden. Dieser Kompromiss geht aber nur so weit, bis er eine Veränderung im individuellen Leben eines jeden Anhängers dieses Trends mit sich bringen würde. Der Ansatz ist also nicht z.B. den ökologischen- und sozialen fragwürdigen, massenhaften Fleischkonsum in Frage zu stellen und auf Fleisch zu verzichten, sondern schlichtweg einfach auf „Bio-Fleisch“ umzusteigen. Dass aber auch zur Herstellung von „Bio-Fleisch“ unnötig viele Ressourcen (Wasser, Tierfutter, etc.) verschwendet werden, wird hierbei nicht bedacht oder bewusst verdrängt. Wirklich konsequent wäre es anzuerkennen, dass unsere Konsumgesellschaft (ob nun „grün“ oder nicht) einen rasanten Ressourcen- und Energieverbrauch mit all seinen gravierenden Folgen mit sich bringt und lediglich eine drastische Reduzierung des Konsums dem entgegenwirken kann. Bereits hierbei zeigt sich, dass es sich bei der „Neuen Öko Bewegung“ um nichts anderes als ein Kompromiss zwischen Gewissen und individuellen Wohlbefinden (welches durch den bewussten Verzicht „negativ“ beeinflusst würde) handelt. Anstatt sich in gesellschaftliche Prozesse durch aktives politisches Handeln einzubringen, wird durch „grünen Konsum“ das Gewissen gereinigt. Es ändert sich dadurch aber nichts an der grundsätzlichen Tatsache, dass unser Planet nur begrenzte Ressourcen hat und diese drastisch und nicht nachhaltig ausgebeutet werden. Des weiteren stellt sich selbst bei der Annahme, dass bewusster Konsum von speziellen Produkten unsere Wirtschaftsform nachhaltiger gestalten könnte, die Frage, welche Produkte „nachhaltiger“ als andere sind. Sind es die Bio- Bananen, die ökologisch sind, nicht aber fair gehandelt? Oder sind es die fair gehandelten Bananen, die aber nicht zwangsläufig ökologisch sind? Die Entscheidung, welches Produkt nun „besser“ ist, ist eine rein individuelle und subjektive Wahrnehmung. Auch diese Ungewissheit bei der Masse an Produkten und deren unterschiedlichsten globalen (für den Normalverbraucher nicht nachvollziehbaren) Auswirkungen machen eine rationale Entscheidung für ein Produkt schwierig und sind daher ein weiteres Argument für den Konsumverzicht statt Konsumveränderung. Auch hierbei wird erneut deutlich, dass der bewusste Konsum maximal in einzelnen, punktuellen (Konsum-)Bereichen eine bessere Alternative ist, keineswegs aber eine Lösung für die gravierenden globalen, sozialen und ökologischen Probleme. Zudem muss bedacht werden, dass die „Neue Öko Bewegung“ (die wie gesagt nicht politisch handelt) nicht zu einer Aufklärung weiterer Bevölkerungsschichten (gerade auch bildungsfernen Schichten) beiträgt und so keine weiteren Menschen zu einem grundsätzlichen Verständnis für globale, soziale und ökologische Probleme angeregt werden. Des weiteren muss beachtet werden, dass die Lohas (die lediglich über Konsum agieren) nicht zu einer Veränderung der bestehenden sozialen Ungleichheit beitragen, und dass sich viele Menschen schlichtweg keine hochwertigen Bioprodukte leisten können. In Anbetracht dieser sozialen Ungleichheit (aber auch vieler anderer lokalen und globalen Probleme) stellt sich zwangsläufig die Frage, woher das Vertrauen in den Markt und das damit verbundene kapitalistische Wirtschaftssystem kommt, waren die negativen Auswirkungen doch noch nie besser analysierbar und offensichtlicher als heute (z.B. die globale Finanzkrise). Betrachten wir erneut den Grundsatz der „Neuen Öko Bewegung“, dass die Wirtschaft durch den bewussten Konsum verbessert werden kann, zeigt sich ein weiterer fataler Irrtum. Ein Wirtschaftssystem, dessen Prinzip es ist, durch Investitionen in die Produktion von Gütern und deren Verkauf Geld zu verdienen und dies potentiell unendlich angehäuft werden kann, ist der Grund für das Streben nach unbegrenztem Wachstum und maximalem Profit. Eine wirkliche Nachhaltigkeit (sei es im ökologischen oder sozialen Bereich) ist daher nicht möglich, da es zwangsläufig zu einer Einschränkung des Wachstums und somit auch der ungebremsten Anhäufung von Profit führen würde. Wer nun annimmt, dass der Kapitalismus (der erst zu den massiven, globalen Problemen geführt hat) durch „guten“ Kapitalismus ersetzt werden kann, vergisst die Tatsache, dass der Markt die Menschen als Kunden (auch die Lohas sind aus Sicht des Marktes nichts weiter als Konsumenten) ansieht und flexibel auf die Nachfrage der Konsumenten reagiert. Wenn nun ein Teil der Konsumenten ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte (soweit das möglich ist) nachfragen und sich damit Geld verdienen lässt, werden der Nachfrage entsprechend mehr ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte produziert. Die Flexibilität des Wirtschaftssystems bezüglich seiner Konsumenten zeigt sich besonders gut  in den gezielten Marketingstrategien vieler Unternehmen, welche eine ethisch und moralisch korrekte Unternehmensphilosophie vorgaukeln und mit Marketingaktionen wie „Saufen für den Regenwald“ (Krombacher rettet pro verkaufte Kiste Bier einen Quadratmeter Regenwald) ein sauberes und nachhaltiges Image verkaufen wollen. Trotzdem werden auf der anderen Seite weiter ökologische- und soziale Standards auf der ganzen Welt nach unten gedrückt um die Spanne zwischen Kosten (die logischerweise durch das Drücken von ökologischen- und sozialen Standards reduziert werden) und Einnahmen zu vergrößern. Die „Neue Öko Bewegung“ sorgt so mit ihrer Philosophie des nachhaltigen Konsums de facto für einen Weiterbetrieb des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das um Geld zu verdienen auch einige ökologisch- und sozial nachhaltig produzierten Produkte herstellt (im globalen Verhältnis jedoch nur einen geringen Bruchteil). Im Grundsatz jedoch basiert unser Wirtschaftssystem auf unbegrenztem Wachstum (welches alleine schon durch die begrenzten Ressourcen limitiert ist) und Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt.  Aufgrund der genannten Aspekte und Tatsachen kann die „Neue Öko Bewegung“ als ein neoliberaler Wirtschaftstrend angesehen werden, der gesellschaftliche Zusammenhänge ausblendet und so die ausbeuterischen und nicht nachhaltigen Verhältnisse zementiert.  
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Sie kaufen Bio-Rindersteak aus Brasilien, trinken Bionade und fliegen mit dem Flugzeug zu einem „Ökotourismusreservoir“ in Afrika. Die „Neue Öko Bewegung“ unterscheidet sich drastisch von der vorherigen sozialen– und Ökobewegung in den 80er Jahren, welche versuchte durch politische Aktionen wie Demonstrationen, Blockaden und andere teilweise direkte Aktionsformen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Dabei war das öffentliche, kollektive und entschlossene Auftreten zentrales Mittel der Bewegung, um Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufzubauen. So gelangten Themen wie z.B. die Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung, die Regenwaldabholzung oder andere globale, aber auch lokale Themen in den Mittelpunkt des öffentlichen und medialen Interesses. Gerade mit diesem kollektiven und öffentlichen Auftreten für eine Weltanschauung hat die damalige Bewegung große Erfolge erzielen können. Das individuelle Handeln stand dabei weniger im Vordergrund als die kollektive Bewegung. Im Gegensatz hierzu ist die „Neue Öko Bewegung“ keine politische Bewegung die gemeinsam für ihre Ansichten auf die Straße geht, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher Trend. Ihrer Ansicht nach können gesellschaftliche Missstände (auch globaler Art) durch strategischen Konsum behoben bzw. verbessert werden. Dabei wollen sie die Macht der Konsumenten ausnutzen, um die Wirtschaft in eine richtige (ökologische) Richtung zu lenken. Bereits bei dieser Ansicht (welche die Grundlage des LOHAS- Gedanken darstellt) kommen wir an einen Stelle, in dem sich mehrere Punkte finden, die die Effektivität und die reale gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeit der „Neuen Öko Bewegung“ in Frage stellen. Zum einen beschränkt sich die Einflussnahme dieses „Ökotrends“ auf den bewussten Konsum ganz nach dem Motto: Wenn alle ökologische Produkte kaufen, werden auch nur noch ökologische Produkte produziert. Dabei wird vorausgesetzt, dass auch weiter wie bisher konsumiert wird. Hierbei wird (im Gegensatz zur Ökobewegung der 80er Jahre) nicht über bewusste Konsumreduktion bzw. Verzicht nachgedacht, sondern lediglich über eine Veränderung des Konsums in der heutigen Konsumgesellschaft. Es geht also nicht primär darum, die gesellschaftlichen Probleme an der Wurzel zu packen, sondern ohne Veränderungen im eigenen Alltag einen „ökologischen Kompromiss“ zu finden. Dieser Kompromiss geht aber nur so weit, bis er eine Veränderung im individuellen Leben eines jeden Anhängers dieses Trends mit sich bringen würde. Der Ansatz ist also nicht z.B. den ökologischen- und sozialen fragwürdigen, massenhaften Fleischkonsum in Frage zu stellen und auf Fleisch zu verzichten, sondern schlichtweg einfach auf „Bio-Fleisch“ umzusteigen. Dass aber auch zur Herstellung von „Bio-Fleisch“ unnötig viele Ressourcen (Wasser, Tierfutter, etc.) verschwendet werden, wird hierbei nicht bedacht oder bewusst verdrängt. Wirklich konsequent wäre es anzuerkennen, dass unsere Konsumgesellschaft (ob nun „grün“ oder nicht) einen rasanten Ressourcen- und Energieverbrauch mit all seinen gravierenden Folgen mit sich bringt und lediglich eine drastische Reduzierung des Konsums dem entgegenwirken kann. Bereits hierbei zeigt sich, dass es sich bei der „Neuen Öko Bewegung“ um nichts anderes als ein Kompromiss zwischen Gewissen und individuellen Wohlbefinden (welches durch den bewussten Verzicht „negativ“ beeinflusst würde) handelt. Anstatt sich in gesellschaftliche Prozesse durch aktives politisches Handeln einzubringen, wird durch „grünen Konsum“ das Gewissen gereinigt. Es ändert sich dadurch aber nichts an der grundsätzlichen Tatsache, dass unser Planet nur begrenzte Ressourcen hat und diese drastisch und nicht nachhaltig ausgebeutet werden. Des weiteren stellt sich selbst bei der Annahme, dass bewusster Konsum von speziellen Produkten unsere Wirtschaftsform nachhaltiger gestalten könnte, die Frage, welche Produkte „nachhaltiger“ als andere sind. Sind es die Bio- Bananen, die ökologisch sind, nicht aber fair gehandelt? Oder sind es die fair gehandelten Bananen, die aber nicht zwangsläufig ökologisch sind? Die Entscheidung, welches Produkt nun „besser“ ist, ist eine rein individuelle und subjektive Wahrnehmung. Auch diese Ungewissheit bei der Masse an Produkten und deren unterschiedlichsten globalen (für den Normalverbraucher nicht nachvollziehbaren) Auswirkungen machen eine rationale Entscheidung für ein Produkt schwierig und sind daher ein weiteres Argument für den Konsumverzicht statt Konsumveränderung. Auch hierbei wird erneut deutlich, dass der bewusste Konsum maximal in einzelnen, punktuellen (Konsum-)Bereichen eine bessere Alternative ist, keineswegs aber eine Lösung für die gravierenden globalen, sozialen und ökologischen Probleme. Zudem muss bedacht werden, dass die „Neue Öko Bewegung“ (die wie gesagt nicht politisch handelt) nicht zu einer Aufklärung weiterer Bevölkerungsschichten (gerade auch bildungsfernen Schichten) beiträgt und so keine weiteren Menschen zu einem grundsätzlichen Verständnis für globale, soziale und ökologische Probleme angeregt werden. Des weiteren muss beachtet werden, dass die Lohas (die lediglich über Konsum agieren) nicht zu einer Veränderung der bestehenden sozialen Ungleichheit beitragen, und dass sich viele Menschen schlichtweg keine hochwertigen Bioprodukte leisten können. In Anbetracht dieser sozialen Ungleichheit (aber auch vieler anderer lokalen und globalen Probleme) stellt sich zwangsläufig die Frage, woher das Vertrauen in den Markt und das damit verbundene kapitalistische Wirtschaftssystem kommt, waren die negativen Auswirkungen doch noch nie besser analysierbar und offensichtlicher als heute (z.B. die globale Finanzkrise). Betrachten wir erneut den Grundsatz der „Neuen Öko Bewegung“, dass die Wirtschaft durch den bewussten Konsum verbessert werden kann, zeigt sich ein weiterer fataler Irrtum. Ein Wirtschaftssystem, dessen Prinzip es ist, durch Investitionen in die Produktion von Gütern und deren Verkauf Geld zu verdienen und dies potentiell unendlich angehäuft werden kann, ist der Grund für das Streben nach unbegrenztem Wachstum und maximalem Profit. Eine wirkliche Nachhaltigkeit (sei es im ökologischen oder sozialen Bereich) ist daher nicht möglich, da es zwangsläufig zu einer Einschränkung des Wachstums und somit auch der ungebremsten Anhäufung von Profit führen würde. Wer nun annimmt, dass der Kapitalismus (der erst zu den massiven, globalen Problemen geführt hat) durch „guten“ Kapitalismus ersetzt werden kann, vergisst die Tatsache, dass der Markt die Menschen als Kunden (auch die Lohas sind aus Sicht des Marktes nichts weiter als Konsumenten) ansieht und flexibel auf die Nachfrage der Konsumenten reagiert. Wenn nun ein Teil der Konsumenten ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte (soweit das möglich ist) nachfragen und sich damit Geld verdienen lässt, werden der Nachfrage entsprechend mehr ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte produziert. Die Flexibilität des Wirtschaftssystems bezüglich seiner Konsumenten zeigt sich besonders gut  in den gezielten Marketingstrategien vieler Unternehmen, welche eine ethisch und moralisch korrekte Unternehmensphilosophie vorgaukeln und mit Marketingaktionen wie „Saufen für den Regenwald“ (Krombacher rettet pro verkaufte Kiste Bier einen Quadratmeter Regenwald) ein sauberes und nachhaltiges Image verkaufen wollen. Trotzdem werden auf der anderen Seite weiter ökologische- und soziale Standards auf der ganzen Welt nach unten gedrückt um die Spanne zwischen Kosten (die logischerweise durch das Drücken von ökologischen- und sozialen Standards reduziert werden) und Einnahmen zu vergrößern. Die „Neue Öko Bewegung“ sorgt so mit ihrer Philosophie des nachhaltigen Konsums de facto für einen Weiterbetrieb des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das um Geld zu verdienen auch einige ökologisch- und sozial nachhaltig produzierten Produkte herstellt (im globalen Verhältnis jedoch nur einen geringen Bruchteil). Im Grundsatz jedoch basiert unser Wirtschaftssystem auf unbegrenztem Wachstum (welches alleine schon durch die begrenzten Ressourcen limitiert ist) und dadurch bedingter Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt.  Aufgrund der genannten Aspekte und Tatsachen kann die „Neue Öko Bewegung“ als ein neoliberaler Wirtschaftstrend angesehen werden, der gesellschaftliche Zusammenhänge ausblendet und so die ausbeuterischen und nicht nachhaltigen Verhältnisse zementiert.  
  
 
   
 
   

Aktuelle Version vom 26. Januar 2012, 14:58 Uhr

Der neue "Öko" Trend- Wie ökologisch und sozial nachhaltig ist er wirklich?

Was ist die "Neue Öko Bewegung"?

Wenn man in heutigen Zeiten die Nachrichten in den Medien verfolgt, tauchen einige Themen (zumeist negativer Art) immer wieder auf. Die täglichen Berichte über den Klimawandel und seine gravierenden Folgen, die Armut in der "Dritten Welt", die Regenwaldabholzung oder das massive Artensterben konfrontieren uns alltäglich. Neueste Studien prognostizieren einen weiteren Anstieg der Weltbevölkerung, welcher in Verbindung mit einem erhöhten Wirtschaftswachstum in vielen "Schwellenländern" zu einem weiteren (rasanten) Anstieg des Ressourcenverbrauches führen könnte. Diese, aber auch die vielen weiteren Probleme, sind nicht nur akute Bedrohungen für den Frieden , sondern bedrohen bereits an sich die weitere Existenz des Lebens von diversen Spezies auf unserem Planeten. Aufgrund dieser Probleme hat der Begriff der Nachhaltigkeit seit Ende der 90er Jahre zunehmend an Bedeutung und Aufmerksamkeit gewonnen. Nachhaltigkeit beschreibt ein System, was nur soweit genutzt wird, dass es sich selbst natürlicherweise generieren kann und so in seinen grundlegenden Eigenschaften erhalten bleibt. So dürfte im Sinne der Nachhaltigkeit z.B. nur so viele Bäume in einem Wald gefällt werden, wie auch nachwachsen können. Der Begriff der Nachhaltigkeit lässt sich neben dem Bereich der Ökologie auch auf die Ökonomie und den sozialen Bereich übertragen.


Seit Anfang 2000 lässt sich das Phänomen der "Neuen Öko Bewegung" beschreiben, welches erstmals in den USA durch den Soziologen Paul Ray beschrieben wurde. Seine Anhänger werden auch als LOHAS (Lifestyles of Health and Sustainability- Lebensstile für Gesundheit und Nachhaltigkeit) bezeichnet und stammen zumeist aus bildungsnahen sozialen Schichten mit überdurchschnittlichem Einkommen. Diese neue Bewegung will durch bewussten und strategischen Konsum nachhaltiges Wirtschaften von der Industrie "erzwingen". Die Philosophie der LOHAS ist simpel: "Wenn alle Menschen ökologisch und sozial (vor allem aber ökologisch) hergestellte Produkte konsumieren, werden auch nur noch ökologisch und sozial nachhaltige Produkte produziert." Sie sehen also im Gegensatz zu der "Ökobewegung der 80er Jahre" oder anderen sozialen und emanzipatorischen Bewegungen ihre Einflussmöglichkeit nicht durch aktives politisches Handeln, sondern (lediglich) durch den bewussten Konsum. Daher kann die "Neue Öko Bewegung" nicht als politische Gruppe, sondern als Trend des bewussten Konsums angesehen werden. Doch wie wirkungsvoll ist dieser "nachhaltige" Konsumtrend in Anbetracht der massiven, globalen Probleme wirklich? Oder ist diese Gruppe von Menschen vielmehr darauf aus, ihr eigenes Gewissen zu beruhigen? In diesem Text möchte ich mich im Hinblick auf die ökologische Nachhaltigkeit und die sozialen Folgen kritisch mit den Ansätzen und Zielen der sogenannten "Neuen Öko Bewegung" auseinandersetzen.


Wie ökologisch ist die "Neue Öko Bewegung" wirklich?

Sie kaufen Bio-Rindersteak aus Brasilien, trinken Bionade und fliegen mit dem Flugzeug zu einem „Ökotourismusreservoir“ in Afrika. Die „Neue Öko Bewegung“ unterscheidet sich drastisch von der vorherigen sozialen– und Ökobewegung in den 80er Jahren, welche versuchte durch politische Aktionen wie Demonstrationen, Blockaden und andere teilweise direkte Aktionsformen auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen. Dabei war das öffentliche, kollektive und entschlossene Auftreten zentrales Mittel der Bewegung, um Druck auf die politischen Entscheidungsträger aufzubauen. So gelangten Themen wie z.B. die Nutzung von Atomkraft zur Energiegewinnung, die Regenwaldabholzung oder andere globale, aber auch lokale Themen in den Mittelpunkt des öffentlichen und medialen Interesses. Gerade mit diesem kollektiven und öffentlichen Auftreten für eine Weltanschauung hat die damalige Bewegung große Erfolge erzielen können. Das individuelle Handeln stand dabei weniger im Vordergrund als die kollektive Bewegung. Im Gegensatz hierzu ist die „Neue Öko Bewegung“ keine politische Bewegung die gemeinsam für ihre Ansichten auf die Straße geht, sondern vielmehr ein gesellschaftlicher Trend. Ihrer Ansicht nach können gesellschaftliche Missstände (auch globaler Art) durch strategischen Konsum behoben bzw. verbessert werden. Dabei wollen sie die Macht der Konsumenten ausnutzen, um die Wirtschaft in eine richtige (ökologische) Richtung zu lenken. Bereits bei dieser Ansicht (welche die Grundlage des LOHAS- Gedanken darstellt) kommen wir an einen Stelle, in dem sich mehrere Punkte finden, die die Effektivität und die reale gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeit der „Neuen Öko Bewegung“ in Frage stellen. Zum einen beschränkt sich die Einflussnahme dieses „Ökotrends“ auf den bewussten Konsum ganz nach dem Motto: Wenn alle ökologische Produkte kaufen, werden auch nur noch ökologische Produkte produziert. Dabei wird vorausgesetzt, dass auch weiter wie bisher konsumiert wird. Hierbei wird (im Gegensatz zur Ökobewegung der 80er Jahre) nicht über bewusste Konsumreduktion bzw. Verzicht nachgedacht, sondern lediglich über eine Veränderung des Konsums in der heutigen Konsumgesellschaft. Es geht also nicht primär darum, die gesellschaftlichen Probleme an der Wurzel zu packen, sondern ohne Veränderungen im eigenen Alltag einen „ökologischen Kompromiss“ zu finden. Dieser Kompromiss geht aber nur so weit, bis er eine Veränderung im individuellen Leben eines jeden Anhängers dieses Trends mit sich bringen würde. Der Ansatz ist also nicht z.B. den ökologischen- und sozialen fragwürdigen, massenhaften Fleischkonsum in Frage zu stellen und auf Fleisch zu verzichten, sondern schlichtweg einfach auf „Bio-Fleisch“ umzusteigen. Dass aber auch zur Herstellung von „Bio-Fleisch“ unnötig viele Ressourcen (Wasser, Tierfutter, etc.) verschwendet werden, wird hierbei nicht bedacht oder bewusst verdrängt. Wirklich konsequent wäre es anzuerkennen, dass unsere Konsumgesellschaft (ob nun „grün“ oder nicht) einen rasanten Ressourcen- und Energieverbrauch mit all seinen gravierenden Folgen mit sich bringt und lediglich eine drastische Reduzierung des Konsums dem entgegenwirken kann. Bereits hierbei zeigt sich, dass es sich bei der „Neuen Öko Bewegung“ um nichts anderes als ein Kompromiss zwischen Gewissen und individuellen Wohlbefinden (welches durch den bewussten Verzicht „negativ“ beeinflusst würde) handelt. Anstatt sich in gesellschaftliche Prozesse durch aktives politisches Handeln einzubringen, wird durch „grünen Konsum“ das Gewissen gereinigt. Es ändert sich dadurch aber nichts an der grundsätzlichen Tatsache, dass unser Planet nur begrenzte Ressourcen hat und diese drastisch und nicht nachhaltig ausgebeutet werden. Des weiteren stellt sich selbst bei der Annahme, dass bewusster Konsum von speziellen Produkten unsere Wirtschaftsform nachhaltiger gestalten könnte, die Frage, welche Produkte „nachhaltiger“ als andere sind. Sind es die Bio- Bananen, die ökologisch sind, nicht aber fair gehandelt? Oder sind es die fair gehandelten Bananen, die aber nicht zwangsläufig ökologisch sind? Die Entscheidung, welches Produkt nun „besser“ ist, ist eine rein individuelle und subjektive Wahrnehmung. Auch diese Ungewissheit bei der Masse an Produkten und deren unterschiedlichsten globalen (für den Normalverbraucher nicht nachvollziehbaren) Auswirkungen machen eine rationale Entscheidung für ein Produkt schwierig und sind daher ein weiteres Argument für den Konsumverzicht statt Konsumveränderung. Auch hierbei wird erneut deutlich, dass der bewusste Konsum maximal in einzelnen, punktuellen (Konsum-)Bereichen eine bessere Alternative ist, keineswegs aber eine Lösung für die gravierenden globalen, sozialen und ökologischen Probleme. Zudem muss bedacht werden, dass die „Neue Öko Bewegung“ (die wie gesagt nicht politisch handelt) nicht zu einer Aufklärung weiterer Bevölkerungsschichten (gerade auch bildungsfernen Schichten) beiträgt und so keine weiteren Menschen zu einem grundsätzlichen Verständnis für globale, soziale und ökologische Probleme angeregt werden. Des weiteren muss beachtet werden, dass die Lohas (die lediglich über Konsum agieren) nicht zu einer Veränderung der bestehenden sozialen Ungleichheit beitragen, und dass sich viele Menschen schlichtweg keine hochwertigen Bioprodukte leisten können. In Anbetracht dieser sozialen Ungleichheit (aber auch vieler anderer lokalen und globalen Probleme) stellt sich zwangsläufig die Frage, woher das Vertrauen in den Markt und das damit verbundene kapitalistische Wirtschaftssystem kommt, waren die negativen Auswirkungen doch noch nie besser analysierbar und offensichtlicher als heute (z.B. die globale Finanzkrise). Betrachten wir erneut den Grundsatz der „Neuen Öko Bewegung“, dass die Wirtschaft durch den bewussten Konsum verbessert werden kann, zeigt sich ein weiterer fataler Irrtum. Ein Wirtschaftssystem, dessen Prinzip es ist, durch Investitionen in die Produktion von Gütern und deren Verkauf Geld zu verdienen und dies potentiell unendlich angehäuft werden kann, ist der Grund für das Streben nach unbegrenztem Wachstum und maximalem Profit. Eine wirkliche Nachhaltigkeit (sei es im ökologischen oder sozialen Bereich) ist daher nicht möglich, da es zwangsläufig zu einer Einschränkung des Wachstums und somit auch der ungebremsten Anhäufung von Profit führen würde. Wer nun annimmt, dass der Kapitalismus (der erst zu den massiven, globalen Problemen geführt hat) durch „guten“ Kapitalismus ersetzt werden kann, vergisst die Tatsache, dass der Markt die Menschen als Kunden (auch die Lohas sind aus Sicht des Marktes nichts weiter als Konsumenten) ansieht und flexibel auf die Nachfrage der Konsumenten reagiert. Wenn nun ein Teil der Konsumenten ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte (soweit das möglich ist) nachfragen und sich damit Geld verdienen lässt, werden der Nachfrage entsprechend mehr ökologisch und/oder sozial produzierte Produkte produziert. Die Flexibilität des Wirtschaftssystems bezüglich seiner Konsumenten zeigt sich besonders gut in den gezielten Marketingstrategien vieler Unternehmen, welche eine ethisch und moralisch korrekte Unternehmensphilosophie vorgaukeln und mit Marketingaktionen wie „Saufen für den Regenwald“ (Krombacher rettet pro verkaufte Kiste Bier einen Quadratmeter Regenwald) ein sauberes und nachhaltiges Image verkaufen wollen. Trotzdem werden auf der anderen Seite weiter ökologische- und soziale Standards auf der ganzen Welt nach unten gedrückt um die Spanne zwischen Kosten (die logischerweise durch das Drücken von ökologischen- und sozialen Standards reduziert werden) und Einnahmen zu vergrößern. Die „Neue Öko Bewegung“ sorgt so mit ihrer Philosophie des nachhaltigen Konsums de facto für einen Weiterbetrieb des kapitalistischen Wirtschaftssystems, das um Geld zu verdienen auch einige ökologisch- und sozial nachhaltig produzierten Produkte herstellt (im globalen Verhältnis jedoch nur einen geringen Bruchteil). Im Grundsatz jedoch basiert unser Wirtschaftssystem auf unbegrenztem Wachstum (welches alleine schon durch die begrenzten Ressourcen limitiert ist) und dadurch bedingter Ausbeutung von Menschen, Tieren und Umwelt. Aufgrund der genannten Aspekte und Tatsachen kann die „Neue Öko Bewegung“ als ein neoliberaler Wirtschaftstrend angesehen werden, der gesellschaftliche Zusammenhänge ausblendet und so die ausbeuterischen und nicht nachhaltigen Verhältnisse zementiert.


Welchen Einfluss hat die „Neue Öko Bewegung“ auf Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit in Stadtentwicklungsprozessen?


Mitte der 60er Jahre beschrieb die britische Stadtsoziologin Ruth Glass erstmals das von ihr als Gentrifizierung bezeichnete Phänomen von urbanen Stadtumstrukturierungsprozessen. Darunter versteht sie bauliche Aufwertungsprozesse ganzer Stadtviertel. Oft handelt es sich bei den Aufwertungsgebieten um zentrumsnahe, ehemals von Arbeitern bewohnte Altbauviertel, die von Menschen aus finanziell unteren Bevölkerungsschichten bewohnt werden. Das Phänomen der Gentrifizierung findet vor allem in mittleren und großen Städten von Industrienationen statt. Der Prozess läuft immer sehr ähnlich ab. Zentrumsnahe, von unteren Schichten bewohnte Stadtviertel werden baulich aufgewertet. Die ansässige Bevölkerung kann sich die gestiegenen Mieten nicht mehr leisten und wird dadurch an den Stadtrand verdrängt. Nun stellt sich die Frage, was dieser Prozess mit der „Neuen Öko Bewegung“ zu tun hat? Betrachten wir zunächst die Argumente aus Politik und Immobilienwirtschaft für die Notwendigkeit dieser Aufwertungsprozesse. Hier stehen vor allem ökologische Argumente im Vordergrund. So wird argumentiert, Reurbanisierung (den Prozess der Gentrifizierung mit eingeschlossen) würde zu einem Ende der Zersiedlung der Landschaft führen. Des weiteren wird gesagt, dass das verstärkte „Wiederbewohnen“ von Städten zu einer Reduzierung des Verkehrsaufkommens führen würde, und so die Schadstoffbelastung nachhaltig verringert würde. Diese Argumente beziehen sich auf die von mir bereits erwähnten global-ökologischen Probleme und wollen einen stadtplanerischen Beitrag für mehr ökologische Nachhaltigkeit leisten. Des weiteren werden oft biologische und alternative Baustoffe verwendet, und es wird ein besonderer Wert auf Dämmung und dadurch eine verbesserte Energieeffizienz gelegt. Diese ökologischen Argumente, die den Prozess der Gentrifizierung in einem „grünen Licht“ erscheinen lassen, sowie die Tatsache, dass die vorherigen Bewohner (z.B. Künstler, Vertreter verschiedenster Subkulturen) ein oft alternatives Flair im betroffenen Stadtviertel hinterlassen haben, spricht die „Neue Öko Bewegung“ als potentielle Nachmieter besonders an. Sie sind jung, haben Geld und stammen aus bildungsnahen Schichten. Das bereits oft bestehende alternative Gesamtbild vom Stadtteil wird dann durch die Ansiedlung von durch die neuen Bewohner gewünschte Infrastruktur erweitert. Dabei handelt es sich oft um Bio- und Feinkostläden, Weltläden und hochwertige Wellness- und Freizeitangebote: eben alles, was zum „Lifestyle“ der „Neuen Öko Bewegung“ passt. Diese nach außen hin nett, charmant und alternativ aufgewerteten Stadtteile führen jedoch zu massiven sozialen Problemen. Durch die teilweise drastische Erhöhung von Mietpreisen werden nach und nach die finanzschwachen Bewohner des Stadtteils verdrängt. Diese müssen dann an die Stadtränder ziehen, wodurch es zu sozial-urbanen Disparitäten und räumlicher Fragmentierung von sozialen Schichten kommt. Dieses wiederum führt dort zu sozialen Problemen wie erhöhter Kriminalität, hoher Jugendarbeitslosigkeit und genereller Perspektivlosigkeit. Auch führt dieses nicht - wie von Politik und Immobilienwirtschaft behauptet – zu einem verminderten Verkehrsaufkommen, da die aus der Stadt verdrängten Menschen oft als Servicekräfte im Dienstleistungssektor direkt in den Städten arbeiten. Die Menschen, die sich die gestiegene Miete gerade noch leisten können, werden spätestens durch die steigenden Lebenshaltungskosten aufgrund des steigenden Lebensstandards und veränderter sozialer Ansprüche aus dem Stadtteil verdrängt. So verändert sich mit der Zeit der gesamte Charakter des von den Gentrifizierung betroffenen Stadtteils, wie z.B. der Berliner Stadtteil Friedrichhain (Mainzerstraße) oder das Hamburger Schanzenviertel. Dieser Prozess (der keine Seltenheit ist, sondern mittlerweile in fast allen größeren Städten das Stadtbild prägt) betrifft jedoch nicht nur Privatpersonen bzw. Familien, sondern auch das vor dem Beginn des Gentrifizierunsprozess vorhandene Gewerbe wie kleine, preiswerte Läden sowie Künstler- und Handwerksbetriebe. Auch diese können den steigenden Mieten nicht trotzen und werden durch Biosupermarktketten, teure Cafes und Feinkostläden etc. ersetzt. Auch dieses führt zu einer weiteren Veränderung des ehemaligen Stadtbildes.

De facto werden also durch die bauliche und ökologische „Aufwertung“, dem damit verbundenen Austausch der Bewohnerschaft und der Veränderung der Infrastruktur die soziale Ungleichheit (durch Verdrängung niederer sozialer Schichten) weiter verschärft. Die ökologische Aufwertung von Stadtteilen führt zwar zu einer geringfügigen Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit, im Gegenzug aber auch zu höheren sozialen Disparitäten und Isolation von finanziell schwächer gestellten Menschen (und damit zu einer Verschlechterung im Bereich der sozialen Nachhaltigkeit). Die „Neue Öko Bewegung“ hat als potentieller „Nachmieter“ von vorher verdrängten Menschen so einen großen Einfluss auf den Prozess der Gentrifizierung.


Fazit


Natürlich ist „bewusster“ Konsum besser als „unbewusster“ Konsum, jedoch kann die Welt und die bestehenden Probleme nicht durch eine Veränderung des Konsumverhaltens verbessert werden. Die erhoffte nachhaltige Veränderung findet durch bewussten Konsum maximal im ökologischen Bereich punktuell - keineswegs aber flächendeckend oder global - statt. Wirklich ökologisch nachhaltig wäre es, den Konsum generell in Frage zu stellen und auf das nötigste zu reduzieren. Bei den wenigen Produkten, die dann trotzdem konsumiert werden müssen, ist es dann natürlich wichtig, dieses bewusst zu tun. Durch einen solchen Verzicht könnte der Ressourcenverbrauch reduziert und so eine wirkliche ökologische Nachhaltigkeit gewährleistet werden. Des weiteren führt das bewusste Konsumverhalten mit den damit verbundenen hohen Ansprüchen an die Infrastruktur in allen Bereichen des Lebens zu einem deutlichen Preisanstieg nicht nur bei den Mieten, sondern auch bei vielen anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Die Folge davon ist, dass finanziell schlechter gestellte soziale Schichten ihre ehemaligen Stadtviertel verlassen müssen und so ins „soziale Aus“ gedrängt werden. Dies führt zu einer Spaltung der Gesellschaft und gefährdet so den sozialen Frieden.

Statt nur bewusst zu konsumieren sollte die „Neue Öko Bewegung“ ihren Konsum hinterfragen und zudem politisches Engagement als Druckmittel auf Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik nutzen, um auch über den individuellen Einflussbereich hinaus positive Veränderungen erwirken zu können. Daher gilt es, die Anhänger von Bewegungen wie der „Neuen Öko Bewegung“ zum kollektiven politischen Handeln zu bewegen.

Zudem müsste die „Neue Öko Bewegung“ ökologische (und auch soziale) Probleme vielmehr in einem gesamtgesellschaftlichen Kontext sehen. Dieses könnte dazu führen, dass unser heutiges rein auf Wachstum und Profit beruhendes Wirtschaftssystem grundsätzlich in Frage gestellt wird. Solange die politischen Handlungen sich jedoch auf bewussten Konsum beschränken, zementiert die „Neue Öko Bewegung“ (mit welcher die Wirtschaft Geld verdient) das kapitalistische Wirtschaftssystem, welches Umwelt, Menschen und Tiere für Wachstum und Profit ausbeutet.