2015-02:Überblick zur polnischen Atompolitik

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Überblick zur polnischen Atompolitik

ATOMIC BALTIC Seit den 1950er Jahren verfolgte Polen eine eindeutig Atomkraft befürwortende Politik, die sich vor allem in einer großen Breite von Aktivitäten im Bereich der Atomforschung ausdrückte. Trotzdem hat Polen bis heute niemals Atomkraft zur kommerziellen Energiegewinnung nutzen können, geschweige denn jemals Intentionen gehabt eine nukleare Industrie aufzubauen - weder für die atomare Brennstoffproduktion, noch um Spaltmaterial für eine militärische Verwendung zu erlangen.

Nichtsdestotrotz muss Polen mit Mengen radioaktiven Atommülls umgehen, die vor allem aus seinen Forschungsreaktoren und zu einem geringeren Anteil aus dem medizinischen Sektor stammen. Diese Abfälle bestehen einerseits aus niedrig- und mittelradioaktivem Müll, der in einer alten russischen Festung gelagert werden, während die hochradioaktiven abgebrannten Brennstoffe nach Russland transferiert wurden und immer noch werden. Die atomaren Kapazitäten Polens bestehen dieser Tage nur noch in einem Forschungsreaktor nahe Warschau mit einer nominellen Leistung von 30 MW. Insgesamt gab es seit 1958 fünf solche Reaktoren auf polnischem Territorium. Umweltprobleme in Zusammenhang mit der Atomenergie gab es in Polen vor allem als Folge von Uranabbau. Dieser fand in den 1950ern und '60ern in Niederschlesien statt. Es gibt immer noch mehrere hundert verlassene Abraumhalden und offene Absatzbecken, die eigentlich 2004 Teil eines Sanierungsprojekts sein sollten.

1980 begann Polen bereits einmal mit dem Bau zweier kommerzieller Atomreaktoren. Die Katastrophe in Tschernobyl und das Ende des kommunistischen Regimes 1989 führten zum Abbruch der Bauarbeiten, und Polens Energieversorgung baute weiterhin auf Kohle. Nach der Jahrtausendwende wurden neue Pläne für die Verwirklichung einer heimischen Atomindustrie mit zwei kommerziellen Reaktoren als Kernstück entwickelt. 2011 genehmigte das polnische Parlament den Vorschlag diese Anlagen bis 2023 zu bauen. Dies wurde von Aktivitäten zur Erkundung des Potenzials neuer Uranbergwerke in Niederschlesien begleitet. Polen wird außerdem ein neues Lager für die langlebigen hochradioaktiven Abfälle errichten müssen, die von den neuen Anlagen produziert würden.

Neue Uranbergwerke

Von zwei Unternehmen, Pol Skal und European Resources, wird angenommen neue Uranbergwerke in Niederschlesien zu planen. Der Verdacht scheint begründet, da die Uranpreise auf dem Weltmarkt kontinuierlich ziemlich hoch liegen, so dass selbst die armen Erzvorkommen Schlesiens profitabel ausgebeutet werden könnten. Die Pläne für den Uranabbau wurden noch nicht offiziell bestätigt, nichtsdestotrotz organisieren die Einwohner*innen der Gegen bereits Proteste.

Zuletzt erheben sich - selbst offizielle - Stimmen in Polen, dass angesichts des enormen Gasausbeutungspotenzials des Landes durch die neue entwickelten Frackingverfahren die Atomkraft ein weiteres Mal entbehrlich werden könnte. Polens Gasreserven, die möglicherweise durch Fracking aus dem Untergrund gewonnen werden könnten sollen so gewaltig sein, dass sie dessen Energiebedarf für das ganze Jahrhundert auf eine eher billige und möglicherweise akzeptiertere Weise decken könnten. Nichtsdestotrotz ist Fracking eine weitere hochgefährliche Technologie, die Umwelt und menschliche Bevölkerung in den Fördergebieten enormen Gefahren aussetzen. (Und der Widerstand, der sich in Polen dagegen formiert, zeigt, dass Fracking keinesfalls eine akzeptiertere Energiequelle ist; die Hypothese, diese Technologie könnte kostengünstig Gas gewinnen, ist ebenfalls umstritten. - Anm. d. Red.)

Pläne den ersten Reaktor zu bauen

Die staatliche Holding Polska Grupa Energetyczna (PGE, Polnische Energie Gruppe) wurde von der polnischen Regierung zum strategischen Investor bestimmt. Die erste angenommene Programmfassung (Anfang 2009) sah vor, dass dieses Unternehmen zwei erste Reaktoren bis 2020 bzw. 2022 bauen würde. Der letztendliche Standort für den ersten, ebenso wie die Finanzquellen und Reaktortyp, sollten in den Jahren zwischen 2011 und 2014 festgelegt werden. Einer der führenden Standortkandidaten ist bisher Żarnowiec, ein Dorf im nördlichen Polen, etwa 60 Kilometer nordwestlich der Regionshauptstadt Gdańsk. Ende 2009 wurde PGE Energia Jadrowa S.A., ein zur PGE Holding zugehöriges Unternehmen, eingerichtet, um die "Atomenergieproduktion in Polen (zu) entwickeln".[1][2]

Die Regierung ist der offizielle Autor und Befürworter der atomaren Wiederbelebungspläne, obwohl die Informationen und das "Wissen" über die Atomenergie, die durch verschiedenste Kanäle (wie die staatlichen Bildungsprogramme, z.B. in Schulen verschiedenen Niveaus) gestreut werden, völlig unausgeglichen sind. Sie repräsentieren ausschließlich die Vorteile der Atomenergie. Nachrichten und Meinungen, die in den polnischen Mainstream-Medien wiedergegeben werden, werden von den Atomikern eingespeist und von diesen dominiert, die sich damit durchsetzen, ihre pro-Atomkraft-Botschaften zu verbreiten.

Es gibt keine offizielle öffentliche Debatte, deren Ergebnisse die Entscheidung, ob das Atomkraftprogramm durchgeführt werden sollte oder nicht, bedingen würde. Die befangenen und selektiven Medienmeinungen zur Atomfrage, die zwischen die Nachrichten geschmuggelt werden, können kaum als öffentliche Debatte bezeichnet werden. Sie bevorzugen Atomkraft und verwerfen die Vorteile erneuerbarer Energien. Sie verwenden Propagandatricks, wie die ausschließliche Betrachtung von Kohle, wenn Vergleiche mit anderen Ressourcen gemacht werden, oder verwenden einige Forschungen und Analysen sehr selektiv.




The Polish government has earmarked PLN 450 million (ca. 110 mio euro) on promoting its nuclear agenda before 2012. According to Poland's energy programme for the period until 2030, nuclear power plants would establish the country's energy security. But the document's own analysis and calculations themselves say the new reactors are supposed to supply between 15 and 20 percent of all future electricity produced in Poland. However, in 2005, the share of electricity in Poland's total energy supply was 14.5 percent, and by 2020 it is projected to grow only to 15.4 percent. This means that the share of nuclear energy in the country's entire energy supply will not exceed three percent, rising only to a mere seven percent in primary energy supply by 2030. Furthermore, not only will nuclear energy not help Poland overcome its dependency on coal, but it will effectively impede its attempts to develop renewable energy. Experts say that as energy security concerns go, Poland will benefit more if it joins its power grid with those of fellow EU member countries. Combined with energy efficiency measures, gradual modernisation of Poland's national grid, and a dynamic development of renewable energy sources, as well as expansion of power production from gas, this will both ensure Poland its energy security and reductions in greenhouse gas emissions. Safety is not a tangible issue at this stage except for the usual doubts.3 Major negative impacts of the supposed NPP on the region An NPP located in Zarnowiec would need a water channel to link the lake siding the plant with the Baltic Sea. It would provide enough cooling water for the reactor (because of the prevailing too high temperatures of the lake predicted). But if constructed, the channel would cut and endanger a number of Natura 2000 (EU protected) areas and its habitats. An NPP in Zarnowiec location would have negative impact, even through its sole presence, on the local, small scale tourism in the whole Pomorze (Pomerania) region. It would be negatively perceived by potential tourists (large part of which are German people), because of the potential risk of contamination and the visual obtrusion. Thus it would deter them from visiting the region and from staying there. The income of the touristic business which is one of the largest contributor to the welfare and convenient jobs in the region would drop significantly. The impact on the rural agricultural lands would be similar. Other types of negative impact are usually known potential risks related to siting of any NPPs (population's health, terrorism, nature contamination from regular operating, fuel transports and others). Other locations considered (especially Klempicz) would undergo similar negative consequences.


Fußnoten