2015-03:Empörung sucht Feinde

Aus grünes blatt
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Über den Zusammenhang diffuser Unzufriedenheiten mit rechten Gesinnungen

Empörung sucht Feinde

jb Sie schienen aus heiterem Himmel zu fallen: Pegida & Co. in Deutschland, von religiösem Eifer angetriebene Machtübernahmen in aller Welt. Doch sie passen ins Weltbild. Denn sie Gesellschaft erscheint immer komplizierter, ihre Widersprüchlichkeiten mit unvorstellbarem Leid erreichen Augen und Ohren täglich, wirken dabei aber kaum noch steuerbar und daher beängstigend. In der Folge war zu erwarten, dass Menschen einfache Erklärungen und Lösungen suchen würden. Zumindest, wenn sie nicht geübt sind, politisch-analytisch zu denken – was aber leider überall auf der Welt eher abtrainiert als geübt wird ...

Gesellschaftliche Eliten und solche, die es werden wollen, arbeiten längst mit diesem Trend. Sie bieten Heilslehren, politische Programme, religiöse Besinnung(slosigkeit) und mehr. Bei genauerem Hinsehen weisen sie viele Ähnlichkeiten auf – über ideologische Grenzen hinweg. Sie vereinfachen Ursache-Wirkungsketten, teilen in Gut und Böse sowie in Macht und Ohnmacht. Die Einzelnen sehen sich nicht verwoben in die Schrecken der Welt, sondern als Opfer, bedroht und von den Regierenden im Stich gelassen. Empörung steigt auf und treibt die Menschen auf die modernen Plattformen politischen Protestes: In Internetforen, auf geführte Demonstrationen und an Stammtische. Wo aber politische Analyse endet und einfache Feindbilder Konjunktur haben, dehnen sich rassistische, sexistische, antisemitische und ähnliche Muster aus. Denn sie alle konstruieren Feindbilder, auf die sich erst Unwohlsein, dann Hass projizieren lässt. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung zu rechten Ideologien.

Geflutetes Internet

Was draußen passiert, bleibt nicht ohne Reaktion auf dem Markt der kaufbaren und frei vagabundieren Informationen. Youtube quillt über von vermeintlichen Enthüllungssendungen, die regelmäßig Quellenangaben oder Präzision vermissen lassen. Gibt es doch mal einen Hinweis auf weitergehende Informationen, so ist dieses meist eine andere, dann wiederum quellenlose Sendung. Die Klickzahlen sind hoch – primitive Welterklärung kommt an. Das setzt sich auf Blogs usw. nahtlos fort.

Gedruckte Empörung

Der Niederschlag auf dem Zeitschriften- und Buchmarkt ist gewaltig. Zeitschriften wie Compact oder eigentümlich frei steigern ihre Auflagen, Tausende williger Mitläufer_innen verteilen Stimme&Gegenstimme. Wer kritisch nachfragt, bemerkt oft, wie selten die Menschen die dortigen Texte kritisch lesen. Platte Parolen bleiben hängen – mehr nicht.

Es gibt inzwischen sowohl etliche Bücher, die das Phänomen der Empörung ohne politische Analyse wohlwollend begleiten, als auch solche, die mit beißender Kritik über PEGIDA, AfD, Montagsmahnwachen & Co. herziehen. Freund und Feind ähneln sich dabei mehr als ihnen lieb sein dürfte. Denn beide bedienen die gleichen Mechanismen: die Einteilung in einheitliche Kategorien, die dann mit Gut und Böse etikettiert werden – nur jeweils entgegengesetzt. Für die einen sind das „alles Nazis“, die anderen suchen das Böse in „dem Feminismus“, „den Asylanten“ oder wahlweise Israel bzw. den USA.

Überholt ist dabei bereits das Buch „Aufstieg und Etablierung der ,Alternative für Deutschland`“ von Felix Krautkrämer aus dem rechten JF-Verlag in Berlin (2014, 213 S.). Denn in dem eher als Geschichtsschreibung zur AfD plus Porträtierung der führenden Köpfe angelegten Buch ist von den Flügelkämpfen kaum die Rede. Inzwischen haben diese die AfD zerlegt. So offenbaren sich die PR-Manipulationen an der Realität. Nicht verschwiegen wird der Konflikt in „Die rechten ,Mut`-Bürger“ von Alexander Häussler und Rainer Roeser (2015, VSA in Hamburg), jedoch wird den rechten Strömungen das Hauptaugenmerk gewidmet. Die Autoren stellen Strukturen, Strömungen und Personen dar, die in der AfD für rechtspopulistische Positionen wirken. Informativ sind die Kapitel zu den geschichtlichen Wurzeln dieser Strömungen und ihrem Kontext in Zusammenhänge auch außerhalb der Partei.

Die kritischen Bücher arbeiten mit ähnlichen Vereinfachungen und pauschalen Gut-Böse-Erklärungen. Sie sind recht informativ, hängen sich aber an Einzelpersonen und -aussagen auf, um dann Zehn- bis Hunderttausende Menschen glatt über einen Kamm zu scheren. Das zeigt, dass sie das Phänomen überhaupt nicht begriffen haben, sondern es nur ausnutzen, um auf dem Buchmarkt schnell präsent und erfolgreich zu sein. Julian Bruns, Kathrin Glösel und Natascha Strobl ergänzen im Buch „Rechte Kulturrevolution“ (2015, VSA in Hamburg, 94 S., 7 €) die Übersicht über konkrete Gruppen und Strömungen in Deutschland, Österreich und einigen anderen Ländern mit einer Darstellung der Herkunft und Entwicklung neurechter Ideologien. Das gibt dem Buch einige Tiefe, die in den Gruppenbeschreibungen fehlt. Dass als einer von zwei Gründen für die Rechtslastigkeit auf Seite 44 ausgerechnet das „offene Mikrofon“ und damit das Element, wo endlich mal keine Ausgrenzung passiert, benannt wird, zeigt wiederum, dass Kleingeistigkeit nicht nur bei PEGIDA & Co. verbreitet ist, sondern auch bei deren Gegner_innen. Einen besonderen Schwerpunkt setzt Benedikt Sepp in „Linke Leute von Rechts?“ (2013, Tectum in Marburg, 128 S., 24,95 €) mit seiner Darstellung der nationalrevolutionären Bewegung in der Bundesrepublik. Quellenreich, mit vielen Originalzitaten und einigen -abbildungen werden Gruppen und Ideologien von den 60er Jahren bis heute beschrieben.

Eine lustige Stelle enthält das ebenfalls recht informative, überwiegend die Führungspersonen beschreibende und von diesen verallgemeinernde Werk von Philipp Becher, Christian Begass und Josef Kraft mit dem Titel „Der Aufstand des Abendlandes“ (2015, Papyrossa in Köln, 130 S., 11,90 €). Das Buch ähnelt dem oben genannten VSA-Band, legt aber mehr Wert auf die Darstellung von Strukturen und Personen. Auf Seite 29 wird die Kritik am TTIP als Beleg für die rechte Gesinnung von LEGIDA angeführt. Zitat: „Im LEGIDA Papier wird ausdrücklich nur auf die negativen Folgen für „die europäische Wirtschaft“ eingegangen ... Für die LEGIDA ist wohl nur die deutsche und europäische Wirtschaft interessant, die durch den Einfall US-amerikanischer Unternehmen bedroht sei.“ Ja schon – so ist LEGIDA. Aber die meisten bürgerlichen und linken TTIP-Demos doch auch! Sind das dann auch alles Nazis? Oder beweist die Einschätzung aus dem Buch eher, dass vereinfachte Welterklärungen überall Konjunktur haben – und Rechte bis Linke mit ihnen ein sehr ähnliches Spektrum empörter, an politischer Analyse aber wenig interessierter Menschen anziehen?

Taktgeber neurechter Ideologie: Alain de Benoist

Wer direkt in die Gedankenwelt moderner Rechter eindringen und es sich nicht allzu leicht machen will, nehme Bücher von Alain de Benoiste in die Hand. Er ist der wichtigste Vordenker der „Neuen Rechten“ (im französischen Original: Nouvelle Droite) – und seine Gedankengänge zu begreifen, ist für eine qualifizierte Kritik an Konzepten kollektiver Identität wichtig. Dass in linken Kreisen Benoist zwar durchaus bekannt ist, aber selten auseinandergenommen wird, dürfte Gründe haben: Zum einen der Hang, mit Vereinfachungen eigene Gruppenidentitäten zu schaffen, was sich in absurden Behauptungen zeigt, dass irgendwie alles rechts ist, was einem nicht passt (Verschwörungstheorien, AZK, alle PEGIDA-Demonstrierenden usw.). Ein Bemühen um präzise Analyse unterbleibt. Zum anderen dürften viele Passagen aus Benoists Bücher auch in linken Kreisen glatt durchgehen. Denn kollektive Identitäten („wir sind das Volk“, „die Palästinenser“ usw.) sind dort ziemlich angesagt. Die „Junge Freiheit“ ist in Deutschland das wichtigste rechte Pressemedium, welches den neurechten Ideologien Platz bietet. So sind etliche Bücher von Alain de Benoiste dort verlegt, unter anderem „Kritik der Menschenrechte“ (2004, 161 S.) und „Aufstand der Kulturen (1999, 280 S., 18 €). Mit scharfen Worten seziert er dort den Universalismus westlicher Lebensmodelle, u.a. dem Konzept der gleichen Rechte aller Menschen von Geburt an. Sein Angriff zählt genüsslich die üblen Vorgänge auf, mit denen westliche Nationen im Namen solcher Menschenrechte Leid und Schrecken über die Welt bringen. Das Problem verortet er im Konzept der Menschenrechte selbst – nicht in Kapitalismus und Nationalstaatskonkurrenzen, die mittels Verschleierung bomben und unterdrücken. Benoist plädiert für Stämme, Völker usw. Er sieht die Menschen immer als Teil solcher kollektiven Identitäten, in der sie heranwachsen und ohne die sie nicht denkbar sind. Das Kollektiv müsse daher der Träger von Rechten sein, nicht der Mensch. So postuliert er eine moderne Fassung des „Du bist nichts, Dein Volk ist alles“. Seine Hetze gegen Globalisierung, west-imperiale Kriege und Großmachtsgehabe der Industrienationen dürfte manchem Linken gefallen, der nicht genau hinguckt. Auffällig oft erwähnt Benoist die Umweltfrage – vertieft in „Abschied vom Wachstum“ (2009, 197 S.), dessen Inhalt erfahrungsgemäß den meisten Umweltschützer_innen gar nicht seltsam vorkommt. Benoists Sichtweisen kommen hier verklausuliert als Regionalismus herüber. Wie üblich versucht er, linke und rechte Politik zu einem gemeinsamen Gedankensystem zusammenzufügen.

Im Vergleich: Alte und neue Rechte

So neu, wie es sich anhört, ist das „Neurechte“ nicht. Ein Vergleich mit Zitaten von nationalsozialistischen Vordenkern im Dritten Reich zeigt das deutlich.

Du bist nichts, dein Volk (oder anderes identitäres Kollektiv) ist alles
Aus Karl Larenz (1934): „Deutsche Rechtserneuerung und Rechtsphilosophie“ (zitiert nach: Herlinde Pauer-Studer und Julian Fink, 2014, „Rechtfertigung des Unrechts“, S. 177)
Den objektiven Geist des Volkes und den ihm entsprechenden Gemeinwillen lernten wir als ein Wirkliches kennen, das im Verhältnis zu dem in die Gemeinschaft hineinverflochtenen und doch ihr relativ selbständig gegenüberstehenden Einzelnen als zu verwirklichende Aufgabe, als Forderung und als Norm erscheint.

Aus Karl Larenz (1943): „Sittlichkeit und Recht“ (zitiert nach: dito, S. 197)
In jedem Individuum erweisen sich die Gesetze seiner Art und die unbewußt gesammelten Erfahrungen vieler früherer Generationen als wirkungsmächtig, und jedes lebt sein ihm allein eigenes Leben und zugleich das der Gattung, das Leben eines höheren Organismus, eines Verbandes und - auf den höchsten Stufen der Entwicklung - einer Gemeinschaft mit.

Kollektiv- statt Grund-/Menschenrechte
Aus Otto Koellreutter (1938): „Deutsches Verfassungsrecht“ (zitiert nach: dito, S. 234)
Daß es liberale Grundrechte, also in diesem Sinne »echte« Grundrechte, im deutschen Führerstaate nicht mehr geben kann, ist selbstverständlich. Denn die liberalen Grundrechte und die mit ihnen Hand in Hand gehende Überbetonung der „wohlerworbenen“ Rechte und der „subjektiven öffentlichen Rechte“ widersprechen der Gemeinschaft als dem politischen Grundwert des Nationalsozialismus. In Auswirkung einer individualistischen Staats- und Rechtsidee wirkten sich diese Grundrechte für den Aufbau eines völkischen Gemeinschaftslebens schädlich aus.
Aus Ernst Rudolf Huber (1939): „Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches“ (zitiert nach: dito, S. 243)
Die liberale Verfassung war ihrem Wesen nach „Garantie“; sie war ein System von Sicherungen und Gewährleistungen gegen die Staatsgewalt. Die völkische Verfassung hat diese Garantiefunktion nicht; sie soll im Gegenteil die Wirksamkeit und Schlagkraft der politischen Gewalt erhöhen. Sie soll nicht die Individuen und Gruppen gegen das Ganze schützen, sondern sie dient der Einheit und Ganzheit des Volkes gegen alle individualistischen und gruppenmäßigen Zersetzungen.


Rundumschläge zur Welterklärung

Es ist typisch für die Sphäre der vereinfachten Welterklärer_innen, zu allem irgendwie eine Meinung zu haben. Wer erst einmal den Reiz simpler Einteilungen in Gut und Böse, die Fremden/Anderen und wir, Macht (die Strippenzieher) und Ohnmacht (das „Volk“ – unschuldig und verführt) kennengelernt hat, neigt dazu, dieses kopfentlastende Denken zu inflationieren. Schnell werden dann alle möglichen Deutungen übernommen, mitunter schon Stunden nach Bekanntwerden einer Nachricht. So schießen regelmäßig schon kurz nach Naturkatastrophen, Flugzeugabstürzen oder Politiker_innen-Rücktritten wildeste Gerüchte ins Kraut, die sich in den erklärungsgierigen Köpfen festsetzen und binnen kurzer Zeit kaum noch zu verändern sind, obwohl sie nie durch Recherche, Analyse oder aufgrund ausgewerteter Quellen entstanden sind. Bücher, Filme und mehr wimmeln daher von Rundumschlägen für die Erklärung der Welt. Ein schönes Beispiel ist das Interview „Die unerwünschte Wahrheit“, das Jan van Helsing 2006 mit Jo Conrad führte (Amadeus-Verlag, 2 CDs, 14 €). Der heutige bewusst.tv-Macher springt dort von einer Plattitüde zu nächsten, ohne auch nur irgendwo so etwas Ähnliches wie Belege oder Hintergrundwissen anzudeuten. Aliens sind unterwegs, die Welt wird von einer kleinen Verschwörungsgruppe regiert – selbst van Helsing wird durch den Schwall in die Rolle eines staunenden Interviewers gedrängt. Interessant ist die Verknüpfung von all dem mit religiösen Motiven – in der Tat sind sogenannte Verschwörungstheorien dem Glauben an externe Allmacht sehr nahe. Das Bild des Strippenziehers bei eigener Ohnmacht ist ja ähnlich. Deutlich trockener kommen da die beiden Bände von „Was sie wissen sollten“ von Michael Morris herüber (2011/2015, Amadeus in Fichtenau, 330/410 S., 21/23,30 €). Es sind Rundumschläge zu allen möglichen Themen von Gentechnik über Welthandel bis zu RFID und Chemtrails (Band 1), von Nineeleven über den Euro, TTIP und NATO bis zum Dritten Weltkrieg (Band 2). Hinter allen werden der Plan für eine neue Weltordnung (NWO) und geheime Weltregierungen vermutet – ein schöner Überblick für alle, die Verschwörungstheorien aus der Sicht derer, die an sie glauben (oder zumindest – vielleicht ja aus kommerziellen Gründen – so tun), lesen wollen. Während Band 1 immerhin noch Namen und Geschehnisse aneinanderreiht, ist Band 2 eher ein Erzählband, der sich wenig Mühe gibt, wie das Ergebnis einer Recherche zu wirken. Einen Überblick ganz anderer Art verschafft Bernd Höcker in seinem Buch „Böse Gutmenschen“ (2015, Kopp in Rottenburg, 96 S.). Er macht ein neues Feindbild auf – schlimmer als Nazis und Islamisten (Rangfolge auf S. 15): Linke Gutmenschen, also solche, die das Gute wollen und sich dabei in eine dogmatische Identität zurückziehen, alles Abweichende ausgrenzen oder gar bekämpfen. Keine Frage: Solche Tendenzen gibt es, aber der Autor verallgemeinert das nicht nur, sondern vermengt es mit der Kritik an Politikinhalten solcher Kreise, z.B. Asylgewährung, Inklusion oder der Freiheit sexueller Orientierung. So entsteht immerhin mal ein Hassbuch gegen Deutsche - sonst eher selten in diesen Kreisen. Und noch mit einem weiteren Paradox: Ganz am Ende bezeichnet der Autor den Titel „Lügenpresse“ als Wahrheit. Fast alle Quellen im Buch stammen aber genau daher.

Doch es gibt nicht nur Rundumschläge via Datenträger oder Buch, sondern auch Autoren, die in einer bemerkenswerten Schnelligkeit allen möglichen Themen Veröffentlichungen raushauen. Gerhard Wisneswki und F. William Engdahl sind Vertreter dieser Zunft. Ob China, Russland oder die Gentechnik, der Untergang der Titanic, die Toten von Charlie Hebdo, abstürzende Flugzeuge oder einstürzende Hochhäuser – einer von beiden weiß immer Bescheid. In seinem aktuellen Hauptwerk „Die Denkfabriken“ (2015, vom Kopp-Verlag herausgebracht und auf dem Titel des Katalogs Juni 2015 beworben, 191 S., 16,95 €) beschreibt Engdahl mehrere Zirkel mächtiger Personen, in denen über die profitable Ausbeutung der Welt geredet wird. Keine Frage: Solche Kreise gibt es, sie sind in der Regel frei von emanzipatorischen Ideen und handeln im Interesse von Regierungen und Kapital. Insofern ist das Buch als Informationsquelle durchaus geeignet. Allerdings ist schon die Auswahl der „Denkfabriken“ seltsam – vor allem US-amerikanische sind beschrieben. Dabei gibt es viel mehr – überall treffen sich Angehörige großer Konzerne und führender Industrienationen. In und zwischen ihnen toben Konkurrenzen, während sie gleichzeitig gemeinsame Interessen verfolgen. „Unsichtbar“, wie Engdahl auf dem Titel behauptet, sind sie in der Regel nicht. Das Buch beweist es ja selbst. Wisneswki hat für sein Buch „Die Wahrheit über das Attentat auf Charlie Hebdo“ (2015, Kopp in Rottenburg, 136 S., 14,95 €) nur wenige Wochen gebraucht. Seine Analyse stand auch schon vorher fest und ist die gleiche wie bei anderen sogenannten Terroranschlägen: Die Mächtigen haben alles selbst inszeniert, um ihre Pläne einer Weltregierung umzusetzen. Was schon von Büchern zum 11.9.2001 bekannt ist, wiederholt sich auch hier: Die Regierungsmeldungen werden haarklein seziert und vielfach überzeugend widerlegt. Mit dieser Enthüllungsleistung im Hintergrund wird dann die eigene, politisch motivierte Interpretation auf die Abläufe projiziert – eine Methodik, die vom Prinzip hier die gleiche ist wie die Propaganda der Regierenden. Nur die Matrix ist eine andere.

Wem die Welt zuviel ist, kann auch einen Rundumschlag über Deutschland lesen. Michael Humphrey und Volker Hans Rey haben in „Das deutsche Desaster“ (2014, R.G. Fischer in Frankfurt, 252 S., 19,90 €) viele kleine Kapitel über die vermeintliche Lage im Land. Es ist die klassische Sicht des Empörungsbürger_innentums, welches zwischen PEGIDA, Sportschau, Wir-haben-es-satt und manchen Lichterketten pendelt. Das Buch ist frei von Fußnoten und Quellenlisten, ein bunter Mix aus allgemein bekannten Behauptungen, schrägen Analysen und vereinfachten Erklärungen durch die deutsch-nationale Brille.