2018-01:Leserbrief zur Ausgabe Winter 2017/2018

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Leserbrief zur Ausgabe Winter 2017/2018

Werte Redaktion,

herzlichen Dank auch für die Zusendung Eurer neuesten Ausgabe, die ja auch einen kleinen Einblick in die internen Differenzen gewährt (als Gefangener, ohne Netzzugang, bekommt man sowas nicht mit).

Allerdings möchte ich etwas zu den Beiträgen des Sicherungsverwahrten Arne A. (Seiten 13 und 34) loswerden.

Gewiss ist es nicht Aufgabe der Redaktion eine Biografierekonstruktion vorzunehmen, jedoch einem wegen Sexualtaten in die Verwahrung gelangten Mann soviel Platz einzuräumen, der dann auch noch die Praxis der JVA Rosdorf beklagt, künftig nicht mehr an der sexuellen Ausbeutung von Frauen (nichts anderes ist die Pornografie, die er gerne konsumieren und von der ihn die JVA fernhalten möchte) teilhaben zu dürfen, verwundert mich doch ein wenig.

Letzteres ist auch deshalb skurril, weil – zutreffend – die Sprachwahl „Fuck Cops“ („Warum ‚Fuck Cops‘ ... scheiße ist“, Seite 6) in der selben Ausgabe kritisiert wird. Dann unkommentiert ein Plädoyer für Hardcore-Pornografie eines Sexualtäters abzudrucken, das ist schon gewöhnungsbedürftig.

Nun stehe ich gewiss nicht auf der Seite von Verboten, geschweige denn habe ich vor, Maßnahmen einer JVA zu verteidigen, aber wenn einer bestimmten Klientel von – insbesondere – Männern, zumal wegen Sexualverbrechen in die Verwahrung gelangt, versucht wird, ein anderes Frauenbild zu vermitteln als dies durch die Hardcore-Pornografie geschieht, damit sojemand vielleicht künftig keine Frauen mehr als Freiwild ansieht, und in diesem Zusammenhang der Besitz solchen Materials verboten wird, wäre ein differenzierterer Umgang durch die Redaktion wünschenswert, als der kommentarlose Jammertext, der die Maßnahme in die Nähe nationalsozialistischen Unrechts rückt.

Soetwas verschiebt Maßstäbe auf grundlegende Weise. Denn etwas bösartig zusammengefasst: Auch wenn die Redaktion in ihrem Disclaimer im Impressum wissen lässt, namentlich gekennzeichnete Beiträge würden nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen, wird doch ein Zeichen gesetzt, wenn man einem solchen Menschen einen solchen Raum einräumt, in welchem er völlig unreflektiert vor seiner eigenen Biografie, der Ausbeutung von Frauen (und auch Männern) das Wort reden darf.

Solidarische Grüße aus Südbaden


Thomas Meyer-Falk