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Auch wenn die Zeit des Nationalsozialismus mittlerweile fast 75 Jahre her ist, sind dieselben Gruppen noch immer extrem benachteiligt. Auch wenn die Schwerpunkte sich etwas verschoben haben. Nach einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung "Verlorene Mitte - Feindselige Zustände"<ref>https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie/</ref> stimmen noch immer 5,1% klassischen antisemitischen Vorstellungen zu, aber die Abwertung von Roma uns Sinti beträgt erschreckende 24,7%. Größere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit findet sich nur noch in der Abwertung von Langzeitarbeitslosen mit 51,4% und Asylsuchenden mit 52,9%.
 
Auch wenn die Zeit des Nationalsozialismus mittlerweile fast 75 Jahre her ist, sind dieselben Gruppen noch immer extrem benachteiligt. Auch wenn die Schwerpunkte sich etwas verschoben haben. Nach einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung "Verlorene Mitte - Feindselige Zustände"<ref>https://www.fes.de/forum-berlin/gegen-rechtsextremismus/mitte-studie/</ref> stimmen noch immer 5,1% klassischen antisemitischen Vorstellungen zu, aber die Abwertung von Roma uns Sinti beträgt erschreckende 24,7%. Größere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit findet sich nur noch in der Abwertung von Langzeitarbeitslosen mit 51,4% und Asylsuchenden mit 52,9%.
  
Die Diskriminierung von Asylsuchenden ist dabei auch gesellschaftlich und medial oft ein Thema und daher allgemein bekannt. Die beständige Abwertung von Roma schafft es dagegen eher selten in die Medien. Höchstens wenn ein Mitarbeiter mal schriftlich und damit unübersehbar in eine Akte schreibt:"„Leichter Zigeunereinschlag; besser nichts anbieten!“, schafft diese Diskriminierung es in die Medien.<ref>http://www.taz.de/!5581417/</ref> Andere Akteure der Gesellschaft, wie der Jenaer Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitsche, der auf seiner Website ungeniert vor den Gefahren des "fahrenden Volkes" warnt<ref>https://ob-jena.com/2018/10/23/raeumung-droht-die-letzte-woche-offizielle-duldung-fuer-den-wagenplatz-in-jena-loebstedt-laeuft/</ref>, bekommen hingegen kaum Aufmerksamkeit.
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Die Diskriminierung von Asylsuchenden ist dabei auch gesellschaftlich und medial oft ein Thema und daher allgemein bekannt. Die beständige Abwertung von Roma schafft es dagegen eher selten in die Medien. Höchstens wenn ein Mitarbeiter mal schriftlich und damit unübersehbar in eine Akte schreibt: „Leichter Zigeunereinschlag; besser nichts anbieten!“, schafft diese Diskriminierung es in die Medien.<ref>http://www.taz.de/!5581417/</ref> Andere Akteure der Gesellschaft, wie der Jenaer Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, der auf seiner Website ungeniert vor den Gefahren des "fahrenden Volkes" warnt<ref>https://ob-jena.com/2018/10/23/raeumung-droht-die-letzte-woche-offizielle-duldung-fuer-den-wagenplatz-in-jena-loebstedt-laeuft/</ref>, bekommen hingegen kaum Aufmerksamkeit.
  
 
Auch Homosexuelle leben noch immer in Lebensgefahr, wie man leider unter anderen an den Anschlägen in Orlando<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_von_Orlando_am_12._Juni_2016</ref>, Tel Aviv<ref>https://www.n-tv.de/panorama/Anschlag-auf-Homosexuelle-article444003.html</ref> oder London<ref>https://philosophia-perennis.com/2019/01/19/london-maennergruppe-veruebt-saeure-anschlag-auf-homosexuelle/</ref> sieht. In vielen Ländern droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe, und noch 2013 wurde Albanien als das homosexuellenfeindlichste Land Europas bezeichnet.<ref>https://web.archive.org/web/20130521082437/http://www.gaystarnews.com/article/albania-most-anti-gay-country-europe260313</ref>
 
Auch Homosexuelle leben noch immer in Lebensgefahr, wie man leider unter anderen an den Anschlägen in Orlando<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Anschlag_von_Orlando_am_12._Juni_2016</ref>, Tel Aviv<ref>https://www.n-tv.de/panorama/Anschlag-auf-Homosexuelle-article444003.html</ref> oder London<ref>https://philosophia-perennis.com/2019/01/19/london-maennergruppe-veruebt-saeure-anschlag-auf-homosexuelle/</ref> sieht. In vielen Ländern droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe, und noch 2013 wurde Albanien als das homosexuellenfeindlichste Land Europas bezeichnet.<ref>https://web.archive.org/web/20130521082437/http://www.gaystarnews.com/article/albania-most-anti-gay-country-europe260313</ref>
  
 
=== Intersektionalität ===
 
=== Intersektionalität ===
Was bei all den Berichten und Statistiken fast immer vergessen wird, ist das ein Mensch gleichzeitig mehrere Diskriminierungen haben kann. Sogar das Lied von RotFront besingt diese Intersektionalität, also die Tatsache, dass Menschen mehrere Diskriminierungen gleichzeitig haben können. Denn ihre fiktive Person ist jüdisch, Roma und homosexuell. Aber gerade weil die Kombination aus jüdisch, Roma und homosexuell selten ist, hat dieses Lied eine Besonderheit, die verhindert, dass man es vergisst, selbst wenn man es nur ein einziges mal gehört hat.
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Was bei all den Berichten und Statistiken fast immer vergessen wird, ist das ein Mensch gleichzeitig mehrere Diskriminierungen haben kann. Sogar das Lied von RotFront besingt diese Intersektionalität, also die Tatsache, dass Menschen von mehreren Diskriminierungen gleichzeitig betroffen sein können. Denn ihre fiktive Person ist jüdisch, Roma und homosexuell. Aber gerade weil die Kombination aus jüdisch, Roma und homosexuell selten ist, hat dieses Lied eine Besonderheit, die verhindert, dass man es vergisst, selbst wenn man es nur ein einziges mal gehört hat.
  
 
Dabei sind andere Kombinationen durchaus häufig. Roma zum Beispiel sind aufgrund der Diskriminierung die sie in vielen Ländern erleiden müssen, häufiger Asylsuchende. Dasselbe gilt auch für Homosexuelle. Andere Kombinationen hingegen sind wieder seltener, weil es zum Beispiel für Behinderte ungleich schwerer ist, überhaupt zu fliehen und damit Asylsuchende zu werden. Trotzdem gibt es auch sie.
 
Dabei sind andere Kombinationen durchaus häufig. Roma zum Beispiel sind aufgrund der Diskriminierung die sie in vielen Ländern erleiden müssen, häufiger Asylsuchende. Dasselbe gilt auch für Homosexuelle. Andere Kombinationen hingegen sind wieder seltener, weil es zum Beispiel für Behinderte ungleich schwerer ist, überhaupt zu fliehen und damit Asylsuchende zu werden. Trotzdem gibt es auch sie.
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Nach dem Nationalsozialismus wurde in das deutsche Grundgesetz der Paragraf 16a eingeführt, der jedem Menschen, der politisch verfolgt wird, Asyl garantiert. Dies war eine der Lehren, welche aus der Verfolgung und Diskriminierung im Nationalsozialismus gezogen wurden. Damit in Zukunft Menschen ein Land haben, in das sie fliehen können, wenn sie aufgrund ihrer Geburt oder ihres politischen Engagements nicht dort, wo sie sich aufhalten, leben können. Vielleicht etwas, auf das man in diesem Land wirklich stolz sein könnte, wenn dieses Recht denn noch existieren würde.
 
Nach dem Nationalsozialismus wurde in das deutsche Grundgesetz der Paragraf 16a eingeführt, der jedem Menschen, der politisch verfolgt wird, Asyl garantiert. Dies war eine der Lehren, welche aus der Verfolgung und Diskriminierung im Nationalsozialismus gezogen wurden. Damit in Zukunft Menschen ein Land haben, in das sie fliehen können, wenn sie aufgrund ihrer Geburt oder ihres politischen Engagements nicht dort, wo sie sich aufhalten, leben können. Vielleicht etwas, auf das man in diesem Land wirklich stolz sein könnte, wenn dieses Recht denn noch existieren würde.
  
Am 06. Dezember 2018, dem Tag, an dem Millionen Kinder Süßigkeiten von einem imaginären Nikolaus bekommen, wurde Fllanxa Murra aus Taucha von Polizisten mit Gewalt abgeholt und abgeschoben. Dabei wurden ihr zwangsweise Medikamente verabreicht, und sie trug Hämatome von ihrer Abschiebung. In Albanien wurde sie dann direkt vom Flughafen in eine Psychiatrie eingewiesen.
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Am 06. Dezember 2018, dem Tag, an dem Millionen Kinder Süßigkeiten von einem imaginären Nikolaus bekommen, wurde Fllanxa Murra aus Taucha von Polizisten mit Gewalt abgeholt und abgeschoben. Dabei wurden ihr zwangsweise Medikamente verabreicht, und sie trug Hämatome von ihrer Abschiebung davon. In Albanien wurde sie dann direkt vom Flughafen in eine Psychiatrie eingewiesen.
  
 
Fllanxa Murra ist homosexuell, Roma und hat keine Beine mehr. Nicht, dass sie nicht noch weitere Diskriminierungen hätte. Sie ist auch arm, eine Frau, mehrfaches Gewaltopfer und war auch Asylsuchende. Aber wenn schon drei der Diskriminierungen, die im Nationalsozialismus tödlich waren, nicht ausreichen, um in Deutschland Asyl zu bekommen, braucht man sich auch nicht weiter bemühen.
 
Fllanxa Murra ist homosexuell, Roma und hat keine Beine mehr. Nicht, dass sie nicht noch weitere Diskriminierungen hätte. Sie ist auch arm, eine Frau, mehrfaches Gewaltopfer und war auch Asylsuchende. Aber wenn schon drei der Diskriminierungen, die im Nationalsozialismus tödlich waren, nicht ausreichen, um in Deutschland Asyl zu bekommen, braucht man sich auch nicht weiter bemühen.
  
 
=== Solidarität muss praktisch werden... ===
 
=== Solidarität muss praktisch werden... ===
RotFront singen weiter hinten im Lied: "You must stand up and say it loud (Du musst aufstehen und es laut sagen)". Aber zu Fllanxa wurde wenig geschrieben. Und laut wurde fast niemand. Dabei könnte genau das Fllanxa helfen. Denn nach Einschätzung ihres Anwaltes in Deutschland war sowohl der negative Asylbescheid, wie die Abschiebung Illegal. Aber wenn niemand jetzt aufsteht und laut wird, dann sinken ihre Chancen, Recht zu bekommen.  
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RotFront singen weiter hinten im Lied: "You must stand up and say it loud" (Du musst aufstehen und es laut sagen). Aber zu Fllanxa wurde wenig geschrieben. Und laut wurde fast niemand. Dabei könnte genau das Fllanxa helfen. Denn nach Einschätzung ihres Anwaltes in Deutschland waren sowohl der negative Asylbescheid als auch die Abschiebung illegal. Aber wenn niemand jetzt aufsteht und laut wird, dann sinken ihre Chancen, Recht zu bekommen.  
  
Natürlich ist sie leider nur ein besonders krasser Einzelfall, aber für eine Person aufstehen kann auch anderen helfen. Wir müssen nicht nur für Fllanxa aufstehen, aber auch für sie. Wie es auch im Lied heißt "we need a true friend"(wir brauchen einen wahren Freund). Und das ist es, was Fllanxa jetzt braucht, Menschen, die wirklich für sie da sind.
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Natürlich ist sie leider nur ein besonders krasser Einzelfall, aber für eine Person aufzustehen kann auch anderen helfen. Wir müssen nicht nur für Fllanxa aufstehen, aber auch für sie. Wie es auch im Lied heißt "we need a true friend" (wir brauchen einen wahren Freund). Und das ist es, was Fllanxa jetzt braucht, Menschen, die wirklich für sie da sind.
  
Es geht darum, die Grundrechte für alle zu verteidigen. Auch das ist Teil des Liedes. In einer Aufzählung wird als Ziel "We can love who we chose" (Wir können lieben wen wir erwählten) für die Homosexualität erwähnt. Dass man dazu aber auch dort sein muss, wo so etwas möglich ist, wird viel zu leicht übersehen. Fllanxa Murra muss das Recht haben, zu leben, wo sie will, leben, wie sie will, und die größtmögliche Sicherheit bekommen, die sie als vielfach Diskriminierte haben kann.  
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Es geht darum, die Grundrechte für alle zu verteidigen. Auch das ist Teil des Liedes. In einer Aufzählung wird als Ziel "We can love who we chose" (Wir können lieben wen wir erwählten) für die Homosexualität erwähnt. Dass man dazu aber auch dort sein muss, wo so etwas möglich ist, wird viel zu leicht übersehen. Fllanxa Murra muss das Recht haben, zu leben, wo sie will, leben, wie sie will, und die größtmögliche Sicherheit bekommen, die sie als vielfach Diskriminierte haben kann.  
  
 
Einige Gruppen, die "Kirchengemeinde Taucha" oder die "Lesben gegen Rechts Leipzig", sind dafür auch schon aufgestanden. So konnte Fllanxa mittlerweile in eine eigene Wohnung ziehen und hat auch ihre Prothesen, welche sie bei der Abschiebung nicht mitnehmen konnte, bekommen. Trotzdem ist sie weiterhin vielfach bedroht und kann z.B. kaum ihre Homosexualität leben.
 
Einige Gruppen, die "Kirchengemeinde Taucha" oder die "Lesben gegen Rechts Leipzig", sind dafür auch schon aufgestanden. So konnte Fllanxa mittlerweile in eine eigene Wohnung ziehen und hat auch ihre Prothesen, welche sie bei der Abschiebung nicht mitnehmen konnte, bekommen. Trotzdem ist sie weiterhin vielfach bedroht und kann z.B. kaum ihre Homosexualität leben.

Version vom 12:28, 3. Mai 2019

Gay, Gipsy, Gimpy

jes Gay, gypsy and jew - our country is so proud of you (homosexuell, Roma und Jude - unser Land ist so stolz auf dich), heißt die zentrale Liedzeile eines populären Liedes der Gruppe "RotFront". Sicher gibt es nicht viele Menschen, die genau diesen Gruppen, die gesellschaftlich diskriminiert werden, angehören. Aber ganz sicher ist es kein Zufall, dass dies genau diejenigen Gruppen waren, die aufgrund ihrer Geburt oder Identität im Nationalsozialismus umgebracht wurden.

Man muss "RotFront" zugute halten, dass sie schon drei Gruppen gemeinsam besingen und damit nicht vergessen, dass es verschiedene Opfer des Nationalsozialismus gab. Eine weitere Gruppe haben sie vergessen, welche im Nationalsozialismus per se als nicht lebenswert galt: Behinderte, also Menschen, die von der Gesellschaft behindert werden, weil sie nicht die Fähigkeiten, haben die angeblich normal sind.

Aktuell wie immer

Auch wenn die Zeit des Nationalsozialismus mittlerweile fast 75 Jahre her ist, sind dieselben Gruppen noch immer extrem benachteiligt. Auch wenn die Schwerpunkte sich etwas verschoben haben. Nach einer aktuellen Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung "Verlorene Mitte - Feindselige Zustände"[1] stimmen noch immer 5,1% klassischen antisemitischen Vorstellungen zu, aber die Abwertung von Roma uns Sinti beträgt erschreckende 24,7%. Größere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit findet sich nur noch in der Abwertung von Langzeitarbeitslosen mit 51,4% und Asylsuchenden mit 52,9%.

Die Diskriminierung von Asylsuchenden ist dabei auch gesellschaftlich und medial oft ein Thema und daher allgemein bekannt. Die beständige Abwertung von Roma schafft es dagegen eher selten in die Medien. Höchstens wenn ein Mitarbeiter mal schriftlich und damit unübersehbar in eine Akte schreibt: „Leichter Zigeunereinschlag; besser nichts anbieten!“, schafft diese Diskriminierung es in die Medien.[2] Andere Akteure der Gesellschaft, wie der Jenaer Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche, der auf seiner Website ungeniert vor den Gefahren des "fahrenden Volkes" warnt[3], bekommen hingegen kaum Aufmerksamkeit.

Auch Homosexuelle leben noch immer in Lebensgefahr, wie man leider unter anderen an den Anschlägen in Orlando[4], Tel Aviv[5] oder London[6] sieht. In vielen Ländern droht Homosexuellen sogar die Todesstrafe, und noch 2013 wurde Albanien als das homosexuellenfeindlichste Land Europas bezeichnet.[7]

Intersektionalität

Was bei all den Berichten und Statistiken fast immer vergessen wird, ist das ein Mensch gleichzeitig mehrere Diskriminierungen haben kann. Sogar das Lied von RotFront besingt diese Intersektionalität, also die Tatsache, dass Menschen von mehreren Diskriminierungen gleichzeitig betroffen sein können. Denn ihre fiktive Person ist jüdisch, Roma und homosexuell. Aber gerade weil die Kombination aus jüdisch, Roma und homosexuell selten ist, hat dieses Lied eine Besonderheit, die verhindert, dass man es vergisst, selbst wenn man es nur ein einziges mal gehört hat.

Dabei sind andere Kombinationen durchaus häufig. Roma zum Beispiel sind aufgrund der Diskriminierung die sie in vielen Ländern erleiden müssen, häufiger Asylsuchende. Dasselbe gilt auch für Homosexuelle. Andere Kombinationen hingegen sind wieder seltener, weil es zum Beispiel für Behinderte ungleich schwerer ist, überhaupt zu fliehen und damit Asylsuchende zu werden. Trotzdem gibt es auch sie.

Das Asylrecht, oder was im Einzellfall davon übrig ist

Nach dem Nationalsozialismus wurde in das deutsche Grundgesetz der Paragraf 16a eingeführt, der jedem Menschen, der politisch verfolgt wird, Asyl garantiert. Dies war eine der Lehren, welche aus der Verfolgung und Diskriminierung im Nationalsozialismus gezogen wurden. Damit in Zukunft Menschen ein Land haben, in das sie fliehen können, wenn sie aufgrund ihrer Geburt oder ihres politischen Engagements nicht dort, wo sie sich aufhalten, leben können. Vielleicht etwas, auf das man in diesem Land wirklich stolz sein könnte, wenn dieses Recht denn noch existieren würde.

Am 06. Dezember 2018, dem Tag, an dem Millionen Kinder Süßigkeiten von einem imaginären Nikolaus bekommen, wurde Fllanxa Murra aus Taucha von Polizisten mit Gewalt abgeholt und abgeschoben. Dabei wurden ihr zwangsweise Medikamente verabreicht, und sie trug Hämatome von ihrer Abschiebung davon. In Albanien wurde sie dann direkt vom Flughafen in eine Psychiatrie eingewiesen.

Fllanxa Murra ist homosexuell, Roma und hat keine Beine mehr. Nicht, dass sie nicht noch weitere Diskriminierungen hätte. Sie ist auch arm, eine Frau, mehrfaches Gewaltopfer und war auch Asylsuchende. Aber wenn schon drei der Diskriminierungen, die im Nationalsozialismus tödlich waren, nicht ausreichen, um in Deutschland Asyl zu bekommen, braucht man sich auch nicht weiter bemühen.

Solidarität muss praktisch werden...

RotFront singen weiter hinten im Lied: "You must stand up and say it loud" (Du musst aufstehen und es laut sagen). Aber zu Fllanxa wurde wenig geschrieben. Und laut wurde fast niemand. Dabei könnte genau das Fllanxa helfen. Denn nach Einschätzung ihres Anwaltes in Deutschland waren sowohl der negative Asylbescheid als auch die Abschiebung illegal. Aber wenn niemand jetzt aufsteht und laut wird, dann sinken ihre Chancen, Recht zu bekommen.

Natürlich ist sie leider nur ein besonders krasser Einzelfall, aber für eine Person aufzustehen kann auch anderen helfen. Wir müssen nicht nur für Fllanxa aufstehen, aber auch für sie. Wie es auch im Lied heißt "we need a true friend" (wir brauchen einen wahren Freund). Und das ist es, was Fllanxa jetzt braucht, Menschen, die wirklich für sie da sind.

Es geht darum, die Grundrechte für alle zu verteidigen. Auch das ist Teil des Liedes. In einer Aufzählung wird als Ziel "We can love who we chose" (Wir können lieben wen wir erwählten) für die Homosexualität erwähnt. Dass man dazu aber auch dort sein muss, wo so etwas möglich ist, wird viel zu leicht übersehen. Fllanxa Murra muss das Recht haben, zu leben, wo sie will, leben, wie sie will, und die größtmögliche Sicherheit bekommen, die sie als vielfach Diskriminierte haben kann.

Einige Gruppen, die "Kirchengemeinde Taucha" oder die "Lesben gegen Rechts Leipzig", sind dafür auch schon aufgestanden. So konnte Fllanxa mittlerweile in eine eigene Wohnung ziehen und hat auch ihre Prothesen, welche sie bei der Abschiebung nicht mitnehmen konnte, bekommen. Trotzdem ist sie weiterhin vielfach bedroht und kann z.B. kaum ihre Homosexualität leben.

Daher: Helft mit und lasst uns endlich den Schluss des Liedes Realität werden. Dort heißt es: "Let her choose the way she likes to" (Lass sie den Weg wählen, den sie sich wünscht). Denn sie ist gay, gipsy and gimpy.