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'''fb''' Die Tiere der englischen Manor Farm erfahren am Lebensende des alten Ebers names "Major" von seiner Vision eines Aufstandes der Tiere gegen die sie unterdrückenden Menschen. Er stellt heraus, dass das Leben der Tiere miserabel, kurz und von Sklaverei geprägt ist, dass sie geboren werden, um bis zum letzten Atemzug den Menschen zu dienen, dabei nur soviel zu essen erhalten, wie unbedingt nötig ist, nicht respektiert werden und am Ende eines brutalen Todes sterben. "Kein Tier in England ist frei" ist seine Analyse, dies sei aber nicht naturgegeben, denn die Welt stelle genug für alle bereit und für ein gutes Leben der Tiere wäre viel weniger Arbeit notwendig. Das alles geschehe nur durch den Willen der Menschen, die das letzte bisschen Profit aus ihnen herauspressen, um sich daran zu bereichern. Dies und die weitere Analyse der Lebensumstände der Nutztiere der Menschen soll an die sozialistische Kritik am Kapitalismus und an der Ausbeutung der arbeitenden Massen durch die Bourgeoisie erinnern. Doch Orwells Intention ist mit diesem Ende 1943/Anfang 1944 geschriebenen Buch nicht in erster Linie der Kampf gegen kapitalistische Herrschaftssysteme, sondern sollte eine Kritik am Realsozialismus, wie er in der Sowjetunion unter Stalin betrieben wurde, sein. In seinen überwiegend nicht mitveröffentlichten Begleitkommentaren zu seinem Buch betont Orwell, dass er damit keine Waffe in die Hände antisozialistischer Kräfte liefern will, sondern eine berechtigte und notwendige Kritik an der unter anderer Bezeichnung fortgesetzten Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen durch die sozialistischen Herrscher nach der Revolution in Russland sein soll.
  
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Nachdem der Aufstand gelingt, Major (Marx/Lenin) war bereits tot, reißen zügig die Schweine, insbesondere "Snowball" (Trotzki) und "Napoleon" (Stalin) die Macht an sich. Zunächst wurden noch die Gleichheit aller Tiere und die Ablehnung des Tötens oder Lebensstils der Menschen deklariert. Kein Tier sollte im Haus der Menschen leben oder vom Fleisch, der Milch oder den Eiern ihrer Mittiere. Die nun folgende Aufgabe aller Grundsätze erfolgt in vielen Schritten, die immer von einfühlsamen Erklärungen und Neuinterpretationen der alten Vorgaben begleitet werden. Den Anfang macht das Melken und die Nutzung der Milch der Kühe, die von den Menschen zugerichtet wurden, viel zu große Mengen zu produzieren und unter Schmerzen zu leiden, wenn sie diese Milch nicht los wurden. Die Schweine "nahmen es auf sich", diese zu verwerten. Nach und nach werden die Rechtfertigungen dreister, aber auch die Drohkulisse gegen Auflehnungen wird schärfer. Irgendwann entledigt sich Napoleon seines ungeliebten Konkurrenten Snowball und etabliert eine umso striktere Diktatur. Immer noch wird mit den Idealen der Tiere argumentiert, aber mehr und mehr leben die Schweine das Leben der früheren Herrscher. Aus ökonomischer Notwendigkeit werden den Hühnern mehr und mehr Eier genommen, das Fleisch der Toten wird von Privilegierten mit der Begründung, sie leisteten so schwere Kopfarbeit, verzehrt. Zuletzt wird auch vor dem massenhaften Ermorden von Tieren aus machtstrategischen Gründen nicht mehr zurückgeschreckt. All das wird von einer systematischen Geschichtsfälschung, wann immer wieder ein alter Grundsätze verletzt wird, begleitet. Dabei kommen psychologische Tricks zum Einsatz und im Zusammenspiel mit der Repression gegen Kritik glauben die meisten Tiere letztlich ihre Erinnerung sei verfälscht. Hier erinnert Animal Farm an ein zweites bekanntes Buch Georg Orwells: 1984.
  
* George Orwell: George Orwell
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Zuletzt, die Wirtschaftsweise der Menschen wurde inzwischen komplett kopiert, die Schweine leben privilegiert und in Saus und Braus, Geschäftsbeziehungen wurden von ihnen mit anderen Farmbesitzern aufgenommen, steigert sich die Perversion der ursprünglichen Ideale und Herrschaftskritik äußerlich sichtbar darin, dass die Schweine von nun an auf zwei Beinen laufen, um sich von der Masse abzuheben und ihre Nähe zu den herrschenden Menschen zu symbolisieren. Eines der Gebote, "Alle Tiere sind gleich", war ergänzt worden: "aber manche Tiere sind gleicher als andere".<ref>Zitat von Seite 88 in: George Orwell: Animal Farm. Everyman's Library, London 1993. ISBN 978-1-85715-150-3</ref> Es kommt zu einem Festgelage auf der Farm, bei dem die Schweine mit den Menschen feiern und sich abwertend über die einfachen Tiere äußern. Die Annäherung ist so perfekt, dass Orwell zum Abschluss schreibt, dass es nicht mehr möglich ist, Schwein von Mensch zu unterscheiden: "The creatures outside looked from pig to man, and from man to pig, and from pig to man again: but already it was impossible to say which was which."<ref>Zitat von Seite 93 in: George Orwell: Animal Farm. Everyman's Library, London 1993. ISBN 978-1-85715-150-3</ref>
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* George Orwell: Animal Farm
 
* Everyman's Library, London 1993
 
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[[Kategorie: Literatur]]
 
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Aktuelle Version vom 13. Oktober 2020, 23:00 Uhr

George Orwell:

Animal Farm

fb Die Tiere der englischen Manor Farm erfahren am Lebensende des alten Ebers names "Major" von seiner Vision eines Aufstandes der Tiere gegen die sie unterdrückenden Menschen. Er stellt heraus, dass das Leben der Tiere miserabel, kurz und von Sklaverei geprägt ist, dass sie geboren werden, um bis zum letzten Atemzug den Menschen zu dienen, dabei nur soviel zu essen erhalten, wie unbedingt nötig ist, nicht respektiert werden und am Ende eines brutalen Todes sterben. "Kein Tier in England ist frei" ist seine Analyse, dies sei aber nicht naturgegeben, denn die Welt stelle genug für alle bereit und für ein gutes Leben der Tiere wäre viel weniger Arbeit notwendig. Das alles geschehe nur durch den Willen der Menschen, die das letzte bisschen Profit aus ihnen herauspressen, um sich daran zu bereichern. Dies und die weitere Analyse der Lebensumstände der Nutztiere der Menschen soll an die sozialistische Kritik am Kapitalismus und an der Ausbeutung der arbeitenden Massen durch die Bourgeoisie erinnern. Doch Orwells Intention ist mit diesem Ende 1943/Anfang 1944 geschriebenen Buch nicht in erster Linie der Kampf gegen kapitalistische Herrschaftssysteme, sondern sollte eine Kritik am Realsozialismus, wie er in der Sowjetunion unter Stalin betrieben wurde, sein. In seinen überwiegend nicht mitveröffentlichten Begleitkommentaren zu seinem Buch betont Orwell, dass er damit keine Waffe in die Hände antisozialistischer Kräfte liefern will, sondern eine berechtigte und notwendige Kritik an der unter anderer Bezeichnung fortgesetzten Ausbeutung und Unterdrückung von Menschen durch die sozialistischen Herrscher nach der Revolution in Russland sein soll.

Nachdem der Aufstand gelingt, Major (Marx/Lenin) war bereits tot, reißen zügig die Schweine, insbesondere "Snowball" (Trotzki) und "Napoleon" (Stalin) die Macht an sich. Zunächst wurden noch die Gleichheit aller Tiere und die Ablehnung des Tötens oder Lebensstils der Menschen deklariert. Kein Tier sollte im Haus der Menschen leben oder vom Fleisch, der Milch oder den Eiern ihrer Mittiere. Die nun folgende Aufgabe aller Grundsätze erfolgt in vielen Schritten, die immer von einfühlsamen Erklärungen und Neuinterpretationen der alten Vorgaben begleitet werden. Den Anfang macht das Melken und die Nutzung der Milch der Kühe, die von den Menschen zugerichtet wurden, viel zu große Mengen zu produzieren und unter Schmerzen zu leiden, wenn sie diese Milch nicht los wurden. Die Schweine "nahmen es auf sich", diese zu verwerten. Nach und nach werden die Rechtfertigungen dreister, aber auch die Drohkulisse gegen Auflehnungen wird schärfer. Irgendwann entledigt sich Napoleon seines ungeliebten Konkurrenten Snowball und etabliert eine umso striktere Diktatur. Immer noch wird mit den Idealen der Tiere argumentiert, aber mehr und mehr leben die Schweine das Leben der früheren Herrscher. Aus ökonomischer Notwendigkeit werden den Hühnern mehr und mehr Eier genommen, das Fleisch der Toten wird von Privilegierten mit der Begründung, sie leisteten so schwere Kopfarbeit, verzehrt. Zuletzt wird auch vor dem massenhaften Ermorden von Tieren aus machtstrategischen Gründen nicht mehr zurückgeschreckt. All das wird von einer systematischen Geschichtsfälschung, wann immer wieder ein alter Grundsätze verletzt wird, begleitet. Dabei kommen psychologische Tricks zum Einsatz und im Zusammenspiel mit der Repression gegen Kritik glauben die meisten Tiere letztlich ihre Erinnerung sei verfälscht. Hier erinnert Animal Farm an ein zweites bekanntes Buch Georg Orwells: 1984.

Zuletzt, die Wirtschaftsweise der Menschen wurde inzwischen komplett kopiert, die Schweine leben privilegiert und in Saus und Braus, Geschäftsbeziehungen wurden von ihnen mit anderen Farmbesitzern aufgenommen, steigert sich die Perversion der ursprünglichen Ideale und Herrschaftskritik äußerlich sichtbar darin, dass die Schweine von nun an auf zwei Beinen laufen, um sich von der Masse abzuheben und ihre Nähe zu den herrschenden Menschen zu symbolisieren. Eines der Gebote, "Alle Tiere sind gleich", war ergänzt worden: "aber manche Tiere sind gleicher als andere".[1] Es kommt zu einem Festgelage auf der Farm, bei dem die Schweine mit den Menschen feiern und sich abwertend über die einfachen Tiere äußern. Die Annäherung ist so perfekt, dass Orwell zum Abschluss schreibt, dass es nicht mehr möglich ist, Schwein von Mensch zu unterscheiden: "The creatures outside looked from pig to man, and from man to pig, and from pig to man again: but already it was impossible to say which was which."[2]


  • George Orwell: Animal Farm
  • Everyman's Library, London 1993
  • ca. 113 Seiten, Hardcover
  • ISBN 978-1-85715-150-3


  1. Zitat von Seite 88 in: George Orwell: Animal Farm. Everyman's Library, London 1993. ISBN 978-1-85715-150-3
  2. Zitat von Seite 93 in: George Orwell: Animal Farm. Everyman's Library, London 1993. ISBN 978-1-85715-150-3