2020-01:Corona. Corona! Corona!!!: Unterschied zwischen den Versionen
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parfumiertes Toilettenpapier benutzen muss, weil irgendwelche Vollhorste ihr eigens zuhause | parfumiertes Toilettenpapier benutzen muss, weil irgendwelche Vollhorste ihr eigens zuhause | ||
eingerichtetes Klopapierlagerzimmer glauben füllen zu müssen. | eingerichtetes Klopapierlagerzimmer glauben füllen zu müssen. | ||
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Als ich mich im Supermarkt über die Bananen beuge, raunt mir gegenüber jemand etwas zu, ich | Als ich mich im Supermarkt über die Bananen beuge, raunt mir gegenüber jemand etwas zu, ich | ||
− | verstehe nur „Corona“, frage nach, und er wiederholt „...mit extra Corona, wa?“ | + | verstehe nur „Corona“, frage nach, und er wiederholt „...mit extra Corona, wa?“<br/> |
Ich lächle möglichst genervt und trabe ab, es ist nicht das erste Mal, dass ich im Supermarkt das Gefühl | Ich lächle möglichst genervt und trabe ab, es ist nicht das erste Mal, dass ich im Supermarkt das Gefühl | ||
− | habe, dass Leute sich mithilfe jedweder zufälligen Begegnung zu therapieren. | + | habe, dass Leute sich mithilfe jedweder zufälligen Begegnung zu therapieren versuchen. |
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Ein paar Tage vorher will ich im Biomarkt nach Haarseife fragen, doch die völlig k.o.e Angestellte wird | Ein paar Tage vorher will ich im Biomarkt nach Haarseife fragen, doch die völlig k.o.e Angestellte wird | ||
von einem älteren Mann einfach nicht wieder entlassen: „... und dann lassen se uns nich mehr raus und | von einem älteren Mann einfach nicht wieder entlassen: „... und dann lassen se uns nich mehr raus und | ||
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man den Berliner_innen ein paar Jahre lang zu, hat man ohnehin den Eindruck, auf deutschem Boden | man den Berliner_innen ein paar Jahre lang zu, hat man ohnehin den Eindruck, auf deutschem Boden | ||
hätte niemals etwas vergleichbar Schlimmes stattgefunden. | hätte niemals etwas vergleichbar Schlimmes stattgefunden. | ||
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Die Angestellte geht darauf (leider) nicht ein, aber ringt sichtlich um ihre bereits genügend (19.03.) | Die Angestellte geht darauf (leider) nicht ein, aber ringt sichtlich um ihre bereits genügend (19.03.) | ||
eingeschränkte Freiheit: „Ich kann Ihnen das auch nicht sagen, wie es weitergeht, wissen Sie, ich habe | eingeschränkte Freiheit: „Ich kann Ihnen das auch nicht sagen, wie es weitergeht, wissen Sie, ich habe | ||
− | dieses Gespräch jeden Tag! Jeden Tag!“ | + | dieses Gespräch jeden Tag! Jeden Tag!“<br/> |
Der Mann, der vorher schon nicht zugehört hatte, hat sich entschieden, nicht ausgerechnet jetzt damit | Der Mann, der vorher schon nicht zugehört hatte, hat sich entschieden, nicht ausgerechnet jetzt damit | ||
anzufangen, daher grätsche ich dazwischen und sage laut und wahrheitsgemäß: „Hier! Ich hab eine | anzufangen, daher grätsche ich dazwischen und sage laut und wahrheitsgemäß: „Hier! Ich hab eine | ||
Frage, die Sie beantworten können! Wo haben Sie Haarseife?“ | Frage, die Sie beantworten können! Wo haben Sie Haarseife?“ | ||
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Leider stehen wir so dicht an der Haarseife, dass mein Manöver nicht ausgereicht hat, um den Typen | Leider stehen wir so dicht an der Haarseife, dass mein Manöver nicht ausgereicht hat, um den Typen | ||
loszuwerden. „Und wissen se, ick sach Ihnen, was die jetzt machen wern...“ und so weiter und so fort. | loszuwerden. „Und wissen se, ick sach Ihnen, was die jetzt machen wern...“ und so weiter und so fort. | ||
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Gesprächsfetzen, die kein einziges Mal ohne das Wort Corona auskommen. | Gesprächsfetzen, die kein einziges Mal ohne das Wort Corona auskommen. | ||
Die Welt ist monothematisch geworden, denke ich. | Die Welt ist monothematisch geworden, denke ich. | ||
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Was ist da los? Eigentlich ist es nicht so schwierig. Die Supermärkte sind nun der offiziell erlaubt Ort | Was ist da los? Eigentlich ist es nicht so schwierig. Die Supermärkte sind nun der offiziell erlaubt Ort | ||
der Kontakte, denn: Konsumieren sollen die Leute, das wird nicht beschränkt, nicht einmal, wenn es | der Kontakte, denn: Konsumieren sollen die Leute, das wird nicht beschränkt, nicht einmal, wenn es | ||
dringend geboten wäre, bestimmte Produkte zu rationieren. Die Freiheit, sich im Konsum skrupellos zu | dringend geboten wäre, bestimmte Produkte zu rationieren. Die Freiheit, sich im Konsum skrupellos zu | ||
verhalten, ist eine der letzten, die uns geblieben sind, die kann man doch nicht auch noch einschränken. | verhalten, ist eine der letzten, die uns geblieben sind, die kann man doch nicht auch noch einschränken. | ||
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So oder so ähnlich funktioniert das, und wem Kontakt und Austausch aus dem einen oder anderen | So oder so ähnlich funktioniert das, und wem Kontakt und Austausch aus dem einen oder anderen | ||
Grund fehlen, besorgt ihn sich eben im Supermarkt mit den 10 Stiegen H-Milch gleich mit. | Grund fehlen, besorgt ihn sich eben im Supermarkt mit den 10 Stiegen H-Milch gleich mit. | ||
Was dazu führt, dass diejenigen, die sich dort jetzt staatlich verordnet kaputtzuschuften haben, | Was dazu führt, dass diejenigen, die sich dort jetzt staatlich verordnet kaputtzuschuften haben, | ||
zusätzlich auch noch die Seelsorge ihrer Kund_innen übernehmen. Gutes System! | zusätzlich auch noch die Seelsorge ihrer Kund_innen übernehmen. Gutes System! | ||
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Es wird (spätestens!) an dieser Situation eines deutlich: Dass in Deutschland der Mainstream sich zu | Es wird (spätestens!) an dieser Situation eines deutlich: Dass in Deutschland der Mainstream sich zu | ||
begreifen weigert, dass Leben auch erleben und verarbeiten heißt, oder richtiger, dass, wer die | begreifen weigert, dass Leben auch erleben und verarbeiten heißt, oder richtiger, dass, wer die | ||
Herausforderungen unserer Zeit nicht emotional geglückt zu verarbeiten in der Lage ist, sie eben durch | Herausforderungen unserer Zeit nicht emotional geglückt zu verarbeiten in der Lage ist, sie eben durch | ||
− | Panik, antisoziales Verhalten und Gewalt gegen sich selbst und andere verarbeiten muss. | + | Panik, antisoziales Verhalten und Gewalt gegen sich selbst und andere verarbeiten muss.<br/> |
Der Supermarkt ist keine neue Bühne für dieses Schauspiel. Aber die meisten anderen sind gerade | Der Supermarkt ist keine neue Bühne für dieses Schauspiel. Aber die meisten anderen sind gerade | ||
geschlossen (ihr wisst schon, dieses Virus). | geschlossen (ihr wisst schon, dieses Virus). | ||
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[[Kategorie: Sommer 2020]] | [[Kategorie: Sommer 2020]] | ||
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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2020, 12:31 Uhr
Corona. Corona! CORONA!!!
grillmöbel Die Corona-Krise (was sonst?) treibt bisweilen merkwürdige Blüten, sei es die plötzliche Häufung verschwörungstheoretischer Posts auf linken Verteilern oder die Tatsache, dass ich widerlich parfumiertes Toilettenpapier benutzen muss, weil irgendwelche Vollhorste ihr eigens zuhause eingerichtetes Klopapierlagerzimmer glauben füllen zu müssen.
Als ich mich im Supermarkt über die Bananen beuge, raunt mir gegenüber jemand etwas zu, ich
verstehe nur „Corona“, frage nach, und er wiederholt „...mit extra Corona, wa?“
Ich lächle möglichst genervt und trabe ab, es ist nicht das erste Mal, dass ich im Supermarkt das Gefühl
habe, dass Leute sich mithilfe jedweder zufälligen Begegnung zu therapieren versuchen.
Ein paar Tage vorher will ich im Biomarkt nach Haarseife fragen, doch die völlig k.o.e Angestellte wird von einem älteren Mann einfach nicht wieder entlassen: „... und dann lassen se uns nich mehr raus und dann haben wa se, die Diktatur! Hatten wa ja schonmal. Und denn wern wa ma schön kieken.“ Und so weiter und so fort. Ich muss nicht nachfragen, um zu wissen, dass der Typ auf die DDR anspielt; hört man den Berliner_innen ein paar Jahre lang zu, hat man ohnehin den Eindruck, auf deutschem Boden hätte niemals etwas vergleichbar Schlimmes stattgefunden.
Die Angestellte geht darauf (leider) nicht ein, aber ringt sichtlich um ihre bereits genügend (19.03.)
eingeschränkte Freiheit: „Ich kann Ihnen das auch nicht sagen, wie es weitergeht, wissen Sie, ich habe
dieses Gespräch jeden Tag! Jeden Tag!“
Der Mann, der vorher schon nicht zugehört hatte, hat sich entschieden, nicht ausgerechnet jetzt damit
anzufangen, daher grätsche ich dazwischen und sage laut und wahrheitsgemäß: „Hier! Ich hab eine
Frage, die Sie beantworten können! Wo haben Sie Haarseife?“
Leider stehen wir so dicht an der Haarseife, dass mein Manöver nicht ausgereicht hat, um den Typen loszuwerden. „Und wissen se, ick sach Ihnen, was die jetzt machen wern...“ und so weiter und so fort. Ich verlasse die beiden durch das Virus Zusammengezwungenen und den Laden, höre dabei überall Gesprächsfetzen, die kein einziges Mal ohne das Wort Corona auskommen. Die Welt ist monothematisch geworden, denke ich.
Was ist da los? Eigentlich ist es nicht so schwierig. Die Supermärkte sind nun der offiziell erlaubt Ort der Kontakte, denn: Konsumieren sollen die Leute, das wird nicht beschränkt, nicht einmal, wenn es dringend geboten wäre, bestimmte Produkte zu rationieren. Die Freiheit, sich im Konsum skrupellos zu verhalten, ist eine der letzten, die uns geblieben sind, die kann man doch nicht auch noch einschränken.
So oder so ähnlich funktioniert das, und wem Kontakt und Austausch aus dem einen oder anderen Grund fehlen, besorgt ihn sich eben im Supermarkt mit den 10 Stiegen H-Milch gleich mit. Was dazu führt, dass diejenigen, die sich dort jetzt staatlich verordnet kaputtzuschuften haben, zusätzlich auch noch die Seelsorge ihrer Kund_innen übernehmen. Gutes System!
Es wird (spätestens!) an dieser Situation eines deutlich: Dass in Deutschland der Mainstream sich zu
begreifen weigert, dass Leben auch erleben und verarbeiten heißt, oder richtiger, dass, wer die
Herausforderungen unserer Zeit nicht emotional geglückt zu verarbeiten in der Lage ist, sie eben durch
Panik, antisoziales Verhalten und Gewalt gegen sich selbst und andere verarbeiten muss.
Der Supermarkt ist keine neue Bühne für dieses Schauspiel. Aber die meisten anderen sind gerade
geschlossen (ihr wisst schon, dieses Virus).