Begriff:Beziehungen: Unterschied zwischen den Versionen

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Zuerst ist die Aufmerksamkeit da. Wir sehen einen Menschen, der uns aus den verschiedensten Gründen gefällt (...) Wir werden zuerst aufmerksam durch Sinnenreize. Es kann ein optisches Signal sein, der Reiz der Stimme, ein Geruch, ein Tasterlebnis. Die Sinne sind die Tore, durch die die Welt zu uns kommt. Je offener die Sinne sind, um so lebendiger sind wir. Die [[Begriff:Offenheit|Sensitivität]] ist der Ursprung aller Liebe."{{refLauster}}
 
Zuerst ist die Aufmerksamkeit da. Wir sehen einen Menschen, der uns aus den verschiedensten Gründen gefällt (...) Wir werden zuerst aufmerksam durch Sinnenreize. Es kann ein optisches Signal sein, der Reiz der Stimme, ein Geruch, ein Tasterlebnis. Die Sinne sind die Tore, durch die die Welt zu uns kommt. Je offener die Sinne sind, um so lebendiger sind wir. Die [[Begriff:Offenheit|Sensitivität]] ist der Ursprung aller Liebe."{{refLauster}}
 
 
=== 2. Phase: Phantasie ===
 
=== 2. Phase: Phantasie ===
 
"In der ersten Phase der Aufmerksamkeit dringt die Wirklichkeit durch die Pforten der Sinne ins Bewußtsein. Die Wirklichkeit vermag die Phantasie anzustoßen, besonders dann, wenn Verliebtheit entstanden ist. Der Geist wird dann tätig, und er arbeitet mit den Bruchstücken der erlebten Realität weiter, er versucht Fragmente zu einem geschlossenen Bild zusammenzufügen, zu einem Bild, dessen Schöpfer ich selbst bin. Ich kann mir den Menschen in der Phantasie so erschaffen, wie ich ihn haben möchte, wie ich ihn 'erträume'.
 
"In der ersten Phase der Aufmerksamkeit dringt die Wirklichkeit durch die Pforten der Sinne ins Bewußtsein. Die Wirklichkeit vermag die Phantasie anzustoßen, besonders dann, wenn Verliebtheit entstanden ist. Der Geist wird dann tätig, und er arbeitet mit den Bruchstücken der erlebten Realität weiter, er versucht Fragmente zu einem geschlossenen Bild zusammenzufügen, zu einem Bild, dessen Schöpfer ich selbst bin. Ich kann mir den Menschen in der Phantasie so erschaffen, wie ich ihn haben möchte, wie ich ihn 'erträume'.

Version vom 22:43, 17. Jul 2007

Diese Seite erklärt die Verwendung des Begriffs "Beziehungen" im Zusammenhang mit emotional beeinflussten zwischenmenschlichen Kontakten.

Unter einer "Beziehung" ist das Verhältnis zwischen zwei oder mehr Menschen oder Menschen und anderen Subjekten bzw. Objekten (nichtmenschliche Tiere, Natur, Gegenstände) zu verstehen. Dieses Verhältnis ist häufig wechselseitig (alle Beteiligten stehen in Beziehung zueinander), muss dies aber nicht zwangsläufig sein. So kann ich von mir sagen, "in Beziehung zu einem Menschen" zu stehen, ohne dass diese das weiß oder dem eine besondere Bedeutung beimisst. In der Regel wird bei Beziehungen zwischen Menschen aber gemeint, dass alle Beteiligten diesen Kontakt/Verhältnis bewusst wahrnehmen und ihm eine Bedeutung beimessen.

Phasen von Beziehungen

"Die Liebe ist ein Phänomen, das keine Phasen durchläuft. Entweder wir lieben, oder wir lieben nicht. Es gibt nichts dazwischen. Wenn die Liebe da ist, dann gibt es keine Steigerung mehr. Es gibt nur Phasen innerhalb der Beziehung zu dem Menschen, den wir lieben. Die Liebe ist getrennt von den Vorgängen der Beziehung. Was danach geschieht, geschieht aus Angst und Schutzbedürfnis vor der Liebe oder aus Angst davor, daß die Liebe verschwindet."[1]

1. Phase: Aufmerksamkeit

"Die erste Phase einer Beziehung ist die Verliebtheit. Wir versuchen uns zwar zu schützen, aber selbst bei einem seelisch gepanzerten Menschen ist noch Aufmerksamkeit wach, mal mehr, mal weniger, für das, was um ihn herum geschieht.

Zuerst ist die Aufmerksamkeit da. Wir sehen einen Menschen, der uns aus den verschiedensten Gründen gefällt (...) Wir werden zuerst aufmerksam durch Sinnenreize. Es kann ein optisches Signal sein, der Reiz der Stimme, ein Geruch, ein Tasterlebnis. Die Sinne sind die Tore, durch die die Welt zu uns kommt. Je offener die Sinne sind, um so lebendiger sind wir. Die Sensitivität ist der Ursprung aller Liebe." [1]

2. Phase: Phantasie

"In der ersten Phase der Aufmerksamkeit dringt die Wirklichkeit durch die Pforten der Sinne ins Bewußtsein. Die Wirklichkeit vermag die Phantasie anzustoßen, besonders dann, wenn Verliebtheit entstanden ist. Der Geist wird dann tätig, und er arbeitet mit den Bruchstücken der erlebten Realität weiter, er versucht Fragmente zu einem geschlossenen Bild zusammenzufügen, zu einem Bild, dessen Schöpfer ich selbst bin. Ich kann mir den Menschen in der Phantasie so erschaffen, wie ich ihn haben möchte, wie ich ihn 'erträume'.

Wenn die Phantasie einmal angestoßen ist, dann geht die Verliebtheit eigene, individuelle Wege, sie baut sich im Denken auf und wird durch das Denken gesteigert, es wird eine Sehnsucht nach Begegnung und Beziehung gebildet.

Wenn nach der Phase der Aufmerksamkeit die Phase der Phantasie einsetzt, dann 'spukt' der andere Mensch im Kopf herum, er nistet sich im Denken ein, und es sind die besten Voraussetzungen dafür geschaffen, daß die Verliebtheit des Augenblicks zu einer Phantasieliebe wird."[1]

3. Phase: Selbsterkenntnis oder Selbstverwirklichung

"Der andere gibt mir ein 'feedback' mit seinen differenzierten Ausdrucksmöglichkeiten. Ich kann mich zwar auch im Alleinsein selbst erkennen, das Alleinsein ist hierfür ein wichtiger und brauchbarer Weg, ich möchte mich aber auch im anderen erkennen. Der andere sagt mir durch die verschiedenen Sprachen des Körpers, der Mimik, der Gestik, der Sexualität und nicht zuletzt der Worte, wie er mich empfindet, was er von mir hält, wer ich für ihn bin. Dieses Erlebnis der Selbsterkenntnis in der Spiegelung ist faszinierend, vor allem, wenn er mich liebt, denn dann schmeichelt er meinem Ego. (...)

Aber nun ergibt sich die Frage: Zeigt sich in dem Hunger nach Liebe, in dem Bedürfnis nach Anerkennung und positiver Selbsterkenntnis nicht ein Problem? Ist der Hunger nach Liebe vielleicht eine Krankheit, wenn das Defizit an Liebe und positiver Selbsterkenntnis besonders groß ist? Das krankhafte Defizit ist in unserer Leistungsgesellschaft, den Industrienationen mit dem hier praktizierten autoritären Erziehungssystem von Lohn und Strafe, sehr häufig zu beobachten. (...)

Das Bedürfnis nach Liebe sollte keinem Hunger nach positiver Selbsterkenntnis entspringen, sondern sollte schlicht Selbstentfaltung sein. Es kommt nicht auf Lob und Anerkennungen an, sondern auf das Erlebnis von Nähe und Liebe, meiner eigenen Liebe, verbunden mit der Liebe des anderen."[1]

4. Phase: Erste und einzige Krise

"Die Krise stellt sich ein, wenn sich herausstellt, daß mich die Selbsterkenntnis in der Zweisamkeit auf die Selbsterkenntnis im Alleinsein zurückverweist. Die Zweisamkeit in der Erwartung von Lob und Anerkennung ist keine Basis für mein Leben und mein Glück. Auf dem Wunsch nach narzißtischer Bestätigung läßt sich keine Beziehung aufbauen; die Liebe ist enttäuschend, wenn das von ihr erwartet wird. (...)

Wir finden keine Ruhe und gelangen von einer Enttäuschung zur anderen, so lange wir die grundlegende Bedeutung des Alleinseins und der Zweisamkeit nicht verstanden haben. In der Zweisamkeit liegt keine Therapie für ein nicht gelungenes Alleinsein. So lange wir das allerdings glauben, ersehnen oder erhoffen, werden wir die Krise der Zweisamkeit niemals vermeiden können. Die Krise ist gesetzmäßig in der Zweierbeziehung einprogrammiert, so lange wir das nicht in voller Klarheit begriffen haben.

Wir begegnen einander als Einzelwesen, die Liebe macht diese Begegnung zu etwas Besonderem, zu etwas, Beglückendem im Augenblick, aber mehr darüber hinaus dürfen wir nicht erwarten."[1]

5. Phase: Loslösung oder Vertiefung

"Die Liebe läßt sich nicht festbinden, sie kommt und geht, sie baut sich auf und baut sich ab, sie wird entzündet, und sie erlischt. (...) Wir stellen zu hohe, vor allem falsche Ansprüche an die Liebe, wenn wir sie mit anderen seelischen Bedürfnissen in Verbindung bringen. Wir wollen eine Liebe immer dann vertiefen, wenn wir ein Defizit spüren. Dann suchen wir die Liebe festzuhalten, denn sie soll uns finanzielle oder seelische Sicherheit bringen. Und gerade das kann die Liebe nicht. (...)

Und dennoch streben wir die Vertiefung der Liebe immer wieder an, denn wir wissen, daß sich Liebe steigern läßt, daß sie wachsen kann, daß sie größer werden und sich vertiefen kann. Das geschieht jedoch immer zwanglos, gegen den eigenen Willen, es geschieht immer in Freiheit, nie unter Zwang. Sobald der Wille einsetzt, ist die Liebe in höchster Gefahr, sich zu verflüchtigen.

Die fünfte Phase einer Liebesbeziehung ist deshalb die interessanteste Phase, sie ist die Phase, in der sich das Schicksal einer Beziehung entscheidet. Die Reife für die fünfte Phase ist nur selten entwickelt, denn in diese Phase gelangen wir unvorbereitet in große Einsamkeit. Hier kann uns keiner helfen oder einen Rat geben, denn hier stehen wir mit unserem Denken vor einem Phänomen, das sich nicht mit dem Verstand erfassen oder beherrschen läßt.

Wir wünschen vielleicht die Vertiefung, und doch ist in diesem Moment bereits die Loslösung unwiderruflich erfolgt. Wir wollen die Loslösung nicht wahrhaben und setzen verschiedene psychische Abwehrmechanismen ein, um die Wahrheit der Loslösung nicht zu sehen. (...)

Die Vertiefung der Liebe kann nicht angestrebt werden. Alles Streben, Hoffen, Wünschen, Erwarten, Sehnen muß ein Ende haben. In diesem psychischen Zustand kann die Vertiefung ohne Einfluß des Denkens und irgendwelcher Erwartungen zwanglos erfolgen."[1]

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Peter Lauster: Die Liebe. Psychologie eines Phänomens. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1982, Auflage Januar 2000.