Begriff:diskursive Herrschaft: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 1. Juli 2007, 22:18 Uhr

Unter "diskursiver Herrschaft" wird die Wirkung herrschender Diskurse gemeint.

Solche Diskurse beinhalten politische Positionen, die in verschiedensten Teilen der Gesellschaft vertreten und diskutiert werden und die zu einer scheinbar einheitlichen oder zumindest mehrheitlichen Übernahme dieser Positionen führen. Diskurse werden dabei häufig gesteuert oder zumindest manipuliert. Will die Bundesregierung beispielsweise mehr gesetzliche Möglichkeiten für Überwachungsmaßnahmen der Polizei, so spielen verschiedene Diskurse zusammen, dass dies im Endergebnis erreicht wird. Dann wird die Tötung eines französischen Polizisten durch einen Hooligan genutzt, um einen Diskurs über die Verschärfung der Einreisekontrollen von Gewalttätern genutzt, Sexualmorde dienen als Anlass einen breiten Einsatz von DNA-Proben zu legitimieren etc. Manche Diskurse halluzinieren auch völlig im luftleeren Raum: Beispielsweise herrscht seit Jahren die Auffassung vor, dass es mehr Straftaten gäbe und deswegen mehr Polizei, mehr Sicherheit nötig wäre. Die Kriminalstatistiken besagen das Gegenteil. Aber der Diskurs bewirkt, dass viele Leute es hinnehmen, wenn nun mehr Rechte für die Polizei gefordert und durchgesetzt werden.

Ergebnisse von Diskursen sind zum Beispiel Meinungen, Rollenbilder, Moralvorstellungen aber eben auch politische Ansichten. Diskursive Herrschaft, also Herrschaft, die über Diskurse wirkt, zu hinterfragen, zu entblößen, ist schwierig, weil ihre Wirkung ja ist, dass eine Vielzahl von Leuten an sie glaubt. Gegen diskursive Herrschaft kann nur mit sehr viel Reflektion, kritischem Hinterfragen von Normalität und Kreativität vorgegangen werden. Wenn eine Gesellschaft gewohnt ist, kritisch zu hinterfragen, wenn Gegenpositionen erwünscht sind und ernstgenommen werden, hat es diskursive Herrschaft viel schwerer.