Benutzer:Dia/2014-06: Wildbienen- die anderen Bienen

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Paul Westrich

Wildbienen- die anderen Bienen

di Paul Westrich geht es mit seinem Buch darum, Menschen in die Lebensweise von Wildbienen einzuführen, um somit ihren Schutz anzuregen. Und das erreicht er auch. Beim Lesen des Buches werden Faszination und Neugier angeregt, es lädt zum „machen“ ein. Ich war in ständiger Versuchung rauszugehen um nach Bienen zu schauen. Aber dann hätte ich ja nicht weiterlesen und diese neue Welt vor meinem inneren Auge nähren können. Zu dieser Welt tragen die vielen, detaillierten, eindrücklichen Fotos bei, welche größtenteils von Westrich selber geschossenen wurden. Es gefiel mir auch deren oft ausführliche und interessante Beschriftung, welche eine gute Ergänzung zum Fliestext darstellt. Die Kapitel und Absätze sind kurz gehalten, bringen die Vielfalt innerhalb der Wildbienen aber trotzdem gut herüber.

Das Buch beginnt mit einer Übersicht über Verwandtschaftsverhältnisse und Ökologie der Wildbienen; Westrich betont dabei die Bandbreite an Lebensweisen und wechselt das mit anschaulichen, detailreiche Einblicke zu einzelnen Arten ab. Es folgen einige praxisbezogene Überlegungen zum Wildbienenschutz einschließlich dem Bau von Nisthilfen und der Förderung an Nahrungsangeboten. Von herausragender Wichtigkeit für die Praxis sind sicherlich die sich mit dem (An)Bau von Nahrungsquellen und Nisthilfen beschäftigenden Kapitel. Dort beschreibt Westrich recht genau welche Maßnahmen warum für viele oder einige besondere Bienen bedeutend sind. Auch kritisiert er gängige Fehler die dabei fast immer gemacht werden. Bei den 5 „Nisthilfen“, die ich zwischen dem Lesen des Buches und dem Schreiben dieser Rezension zu Gesicht bekam sah ich bei !Allen! Mängel. Sie führen dazu, dass sie von den Bienen nicht oder nur eingeschränkt genutzt werden können. So etwas ist schade, der Bau dann die Zeit und Ressourcen nicht Wert.

In meinen Augen hätte Westrich allerdings noch mehr darauf eingehen können, in welchen Strukturen Wildbienen in der Landschaft leben, abseits der bewusst von Menschen geschaffenen Nist- und Nahrungsplätze. Das würde auch seinen mehrmals im Buch wiederholten Appell unterstützten, dass es unabdingbar ist gesamtlandschaftliche Schutzmaßnahmen zu erhalten oder auszubauen. Auch könnten die Bienen besser „direkt vor Ort“ von Menschen ohne Nisthilfen und /oder bei Spaziergängen beobachtet werden. Bewusst vom Menschen geschaffen Nist- und Nahrungsplätze sind neben dem „pädagogischen“ Wert sicher eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie verbrauchen vielleicht sogar neu herzustellende Ressourcen und beruhigen im schlimmsten Fall nur das Gewissen, weil sie vorgaukeln die allgemeine Lebensraumzerstörung wett zu machen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Westrich (mit Einschränkung) im Buch das Entnehmen und Töten von Bienen aus der Natur rechtfertigt. In meinen Augen ist das absolut unnötig, da das Buch hauptsächlich für Laien und als Einführung in das Thema gedacht ist. Es mag den Ein oder Anderen geben, der Tötung zu wissenschaftlichen Zwecken gut heißt, aber für das im Buch angesprochene Zielpublikum reicht ganz Sicher ein aufmerksames Beobachten der Bienen. Auch mit Hilfe von Fotografien lassen sich schon Aussagen zur groben Bestimmung/Einordnung treffen, die den meisten Menschen sicher vollkommen genügen. Der Platz im Buch hätte gut mit anderen Informationen gefüllt werden können, da muss nicht Tiermord gerechtfertigt werden. Trotzdem, unterm Strich kann ich das Buch wärmstens allen Menschen empfehlen, die sich aufmachen wollen die Faszination der Wildbienen zu erfahren. Es in seiner Nähe zu haben garantiert dem Fernseher oder Computer sicherlich Nutzungspausen.

  • 2013, 3. Auflage
  • Verlag Dr. Friedrich Pfeil, München, Deutschland. X Seiten
  • ISBN X