2008-01:Offene Räume-Strategie-Treffen

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Offene Räume sind Reibungsflächen mit der Normalität. Im Idealfall gibt es hier keine formalen oder informellen Hierarchien; alle sind gleichberechtigt und bewegen sich horizontal, auf gleicher Augenhöhe, miteinander. Damit sind Offene Räume auch gut geeignet zum Experimentieren mit gleichberechtigten Organisationsformen und emanzipatorischem Leben.

Die Widersprüche Offener Räume zu den üblichen Verhaltensweisen und aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen provozieren aber auch ständige Konflikte. Sie könnten als 'Seifenblasen' einer utopischen, emanzipierteren Welt in der herkömmlichen Gesellschaft verstanden werden. Immer wieder gefahrlaufend zu platzen oder zerstört zu werden; gleichzeitig aber auch Keimzellen für etwas Anderes, Neues. Offene Räume können Impulse für neue Denkprozesse und ein anderes Verständnis für das Verhalten der Menschen zueinander und die Organisierung ihres Lebens geben. Ihre Zerbrechlichkeit deutet aber auch immer wieder darauf hin, dass die bestehenden Verhältnisse grundlegend verändert werden müssen, um Ideen einer gleichberechtigteren, faireren Welt verwirklichen zu können.

Kommunikation und die Bereitschaft für eine ausgiebige Reflexion des eigenen Verhaltens sowie des Zusammenwirkens mit anderen Menschen und im Verhältnis nach außen (außerhalb des Offenen Raumes) sind wesentlich für den Bestand eines Offenen Raumes. Sicherlich sollten solche Räume auch eine gewisse Robustheit gegenüber einem der Logik dieser Räume diametral entgegenstehenden Verhalten (z.B. den Entzug von Ressourcen durch Aneignung wie Diebstahl) bieten. Trotzdem sind sie gefährdet, wenn derartige Verhaltensweisen ein zu großes Ausmaß annehmen. Ein anderes Verhalten muss hier also offensiv eingefordert werden, was von der Thematisierung bis zur direkten Intervention reichen kann.


Offene Räume-Strategie-Treffen

fb An verschiedenen Orten laufen derzeit Projekte, die auf die eine oder andere Weise mit offenen Strukturen experimentieren. So z.B. die Traumschule in der Altmark (Sachsen-Anhalt), die Offene Uni BerlinS oder die Projektwerkstatt in Saasen (Hessen). Andernorts sind derartige Projekte im Aufbau: das KuBiZ Berlin oder das Projekthaus Braunschweig. In den letzten Jahren wurden viele, häufig negative, Erfahrungen mit "Offenen Räumen" gesammelt, die manche Leute dazu bewegt haben, diesen ideellen Ansatz aufzugeben (z.B. Projektraum Neukölln). Der Umgang mit solchen Problemen ist häufig unbefriedigend, auch weil es an kreativen Ideen und dem nötigen Rückhalt in der Szene für offene Projekte gibt.

Seit Jahren ist die "Debatte" um Offene Räume ins Stocken geraten. Die notwendige - projektübergreifende - Auseinandersetzung zwischen Akteuren offener Projekte fehlt meist. Die Vernetzung zwischen den entsprechenden Projekten ist gelinde gesagt "ausbaufähig". Diesem unbefriedigenden Zustand soll ein "Offene Räume-Strategie-Treffen" ablösen, welches vom 5. bis 8. Juni in Braunschweig stattfinden wird. Themen sollen dort die Auseinandersetzung mit bekannten Problemen und die Entwicklung von Lösungsansätzen sein. Damit soll die Debatte um das Themenfeld "Offene Räume" wieder aufgenommen und weiterentwickelt werden. Ganz nebenbei (oder auch gezielt) soll die Vernetzung von Aktiven in verschiedenen Regionen verbessert werden. Eine Einführung in die Thematik wird eine Infoveranstaltung am Abend des 5. Juni geben, die sich aber nicht nur an neue Leute richtet, sondern an alle TeilnehmerInnen des Treffens. Es soll dabei abgesteckt werden, was unter "Offenen Räumen" verstanden wird und damit Angelpunkt der folgenden Tage werden soll.

Das Strategie-Treffen richtet sich an Menschen, die früher oder auch aktuell noch an "Offener Raum"-Projekten beteiligt sind und die sich über ihre Erfahrungen austauschen wollen und neue Strategien entwerfen wollen. Angesprochen sind auch alle interessierten Leute, um zukünftig an diesem utopischen-potenzialreichem Themengebiet mitzuwirken. Konkretes Ziel ist die Erarbeitung einer Sammlung von Lösungsansätzen für häufige Probleme, die (nicht nur, aber auch) in Offenen Räumen auftreten. Diese soll beim zukünftigen Umgang mit derartigen Konflikten helfen. Denkbar ist auch die Verabredung von Leuten zu Veranstaltungstouren, zur Erarbeitung neuer Publikationen oder zum Aufbau eines Bildungsnetzwerkes zur Vermittlung von Know-How und Ideen rund um Offene Räume (Aufbau, Kommunikationsprozesse, Konflikte, Utopien).

Die organisatorische und inhaltliche Vorbereitung erfolgt auf einer Wikiseite, an deren Entwicklung sich alle Interessierten und potenziellen TeilnehmerInnen beteiligen können. Diese befindet sich auf der Internetseite des Braunschweiger Projekthauses[1]. Außerdem wird die Mailingliste "APO-Calypse - Organisierung von unten"[2] für die Kommunikation und Planung genutzt. Weitere Mitwirkende sind willkommen!

Vor dem Treffen soll wenigstens ganz grob überlegt werden, welche Themen und Workshops stattfinden sollen und wie das Programm des Treffens aussehen könnte. Dafür werden im Wiki Vorschläge gesammelt. Je konkreter die Überlegungen im Vorhinein, umso leichter wird es fallen, strukturiert an das Thema heranzugehen. Einige Ansätze für die inhaltliche Beschäftigung mit "Offener Raum"-Fragen gab es in den letzten Jahren mehrfach: bei Vernetzungstreffen, die im Sommer 2006 und noch einmal einige Monate später stattfanden, in informellen Runden und anlässlich von einzelnen Konflikten. Entstanden sind dabei eine Sammlung von häufigen Argumenten, die von KritikerInnen gegen Offene Räume vorgebracht werden ("1001 Gründe gegen Offene Räume"[3]), mit der Idee Gegenargumente dazu zusammen zu tragen, und der Beginn einer Übersicht von Problemen in Offenen Räumen[4]. Diese Themenseiten können von allen Interessierten verwendet und ausgebaut werden.

Kurzfassung

  • Offene Räume-Strategie-Treffen
    • 5.-8. Juni 2008 im SUB, Kuhstr. 28, Braunschweig
  • Infoveranstaltung "Offene Räume"
    • 5. Juni 2008 um 18.00 Uhr im SUB, Kuhstr. 28, Braunschweig

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