2010-01:20 Jahre Ecotopia Biketour

Aus grünes blatt
Zur Navigation springenZur Suche springen

20 Jahre Ecotopia Biketour

Moritz Diesen Sommer jährt sich die Ecotopia Biketour, eine mobile Fahrrad-Aktions-Karawane, zum zwanzigsten Mal. Seit 1990 begibt sich jedes Jahr eine Gruppe von Aktivist_innen auf den Weg um verschiedene Länder Europas mit dem Fahrrad zu bereisen, Utopien zu entwickeln und diesen näher zu kommen und um in den durchreisten Ländern eine ökologische Radspur zu hinterlassen.

Zum ersten Mal traten die späteren Organisator_innen der ersten Fahrradtour mit der Gründung der Gruppe European Youth for Action (EYFA) in Erscheinung, die ursprünglich nur für eine einmalige Aktion zur Eindämmung des Waldsterbens bestehen sollte. Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen wurde eine lange Bustour durch halb Europa organisiert.

Noch während der Tour wurde der Grundstein gelegt für ein weiteres Fortbestehen und die Gründung einer NGO. Die Bustour wurde kurzerhand verlängert, viele weitere Monate der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Waldsterben und verschiedene Aktionen folgten und nach Monaten der Mobilität mündete die Tour in einige Aktionscamps in West- und Osteuropa, die in den Jahren 1987 und 1988 abgehalten wurden.

Vor allem die Vernetzung von ost- und westeuropäischen Aktivist_innen wurde durch die Camps stark ausgebaut. 1988 fand dann das erste Ecotopia Camp in der Nähe von Köln statt. Um dem großen Interesse aus Osteuropa gerecht zu werden und um eine endlose Visa-Prozedur zu umgehen, die die Teilnahme von 400 Aktivist_innen aus Ländern wie Ungarn und Russland für das Ecotopia in Deutschland erforderlich gemacht hatten, wurde das zweite Camp in Ungarn organisiert. Die Bustouren wurden für das ungarische Camp zwar nicht ad acta gelegt, die motorisierten Vorläufer der Ecotopia Biketour wurden jedoch durch eine ökologischere Form der Fortbewegung ergänzt, eine mobile Fahrrad Aktions Karawane, mit dem Ziel Ecotopia.


„Take the car to Hell and the bike to Ecotopia"

Von Hell einem kleinen Ort in der Nähe der norwegischen Stadt Bergen machten sich im Sommer 1990 ungfähr 30 Fahrradaktivist_innen in Richtung Ungarn auf den Weg. Als sie 3 Monate und 3500 km später auf dem Camp Willkommen geheißen wurden hatte sich ihre Zahl vervielfacht und eine Vielzahl von Aktionen lagen hinter den Teilnehmer_innen. Ungefähr 500 Menschen hatten über die Strecke verteilt an kürzeren oder längeren Etappen teilgenommen und ab Dänemark, durch Deutschland und Osteuropa, welches gerade frisch seine Grenzen geöffnet hatte, blieb die Zahl bei rund 100 Menschen konstant. Unterwegs wurden Aktionen gegen Kohlelager, den Import von Tropenholz und der Neubau einer Brücke zwischen Dänemark und Schweden organisiert. Straßen wurden in heutiger „Reclaim the streets“-Mannier blockiert und fahrradgerecht „zweckentfremdet“. Während bei späteren Touren alle Bedarfsmaterialien, wie Töpfen zum Kochen, mit Fahrradanhänger transportiert wurden, wurde bei der ersten Tour der Dragon Bus, ein Bus der niederländischen Aktionsküche Rampenplan, als Begleitfahrzeug mitgeführt.

Von da an war die Ecotopia Biketour fest etablierter Teil des Ecotopia Camps und machte sich alljährlich durch verschiedene Länder Europas auf den Weg zum Camp. Bis auf einige wenige Ausnahmen, war die Fahrradtour bereits in allen Ländern Europas und durch den dadurch errungenen internationalen Bekanntheitsgrad fällt die Zusammensetzung der Teilnehmer_innen jedes Jahr sehr vielfältig aus. Nachdem jedoch das Camp bis 2008 weiterhin von der niederländischen NGO EYFA organisiert wurde, greift die Fahrradtour seit einigen Jahren auf einen großen Pool von ehemaligen Teilnehmer_innen zurück, um sicher zu stellen das sich mindestens zwei internationale Koodinator_innen finden um die Tour mit Rücksprache über eine eMail-Liste und der Möglichkeit der Beteiligung aller, vorbereitet wird. Jedes Jahr wurde es bisher aufs neue ermöglicht Individuen zu finden, die sich bereit erklärten ihre Zeit in die grobe Rahmenplanung, das Austüfteln einer Route, den Kontaktaufbau zu lokalen Gruppen und andere Aufgaben zu investieren. Durch Konsens-Entscheidungen und breite Gestaltungsmöglichkeiten hängt die Fahrradtour jedoch nicht so sehr von der Orga-Gruppe, als vielmehr von den teilnehmenden Menschen ab. Von deren Engagement hängt ab ob Aktionen von Erfolg gekrönt sind, Workshops angeboten werden, leckeres Essen gekocht, Spiele gespielt und Diskussionsrunden abgehalten werden.

Roll up! Roll up! It´s the great Ecotopia Biketour 2010 extravaganza!

Die Ecotopia Biketour hat sich zu ihrem zwanzigsten Jubiläum von ihrer festen Verknüpfung zum Ecotopia Camp losgelöst und versucht dieses Jahr, nachdem 2009 zum ersten Mal seit 1989 kein Ecotopia Camp organisiert wurde und deshalb zwangsläufig ein anderes Ziel angesteuert werden musste, auf eigenen Beinen zu stehen und sich von seinem Image als Mittel zum Camp zu emanzipieren. Diesen Sommer werden wir an einigen Aktions- und Klimacamps in Großbritannien und Frankreich teilnehmen, No-Border-Aktivist_innen in Calais bei Aktionen unterstützen, bei der Car-free-City Konferenz teilnehmen, mit verschiedenen anderen lokalen Gruppen und Initativen kooperieren und in Großbritannien, Frankreich, Belgien und Deutschland unseren ökologischen Radabdruck hinterlassen. Wenn du dir vorstellen kannst mit deinem Fahrrad und einer Gruppe unterwegs zu sein, zu versuchen in einer möglichst umweltverträglichen Weise zu reisen und zu leben, im Konsens zu entscheiden und das Rahmenkonzept der Fahrradtour mit verschiedenen Ideen zu füllen, dann könnte die Ecotopia Biketour das richtige für dich sein.