2016-02:Luthers Hass gegen Juden, Türken, Gebrechliche und andere Glaubensrichtungen

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Luthers Hass gegen Juden, Türken, Gebrechliche und andere Glaubensrichtungen

Umerziehen, Verjagen oder töten!

jb Es ist eigentlich kein Geheimnis, dass Martin Luther überwiegende Teile der Bevölkerung als niedere Wesen betrachtete (z.B. alle Frauen) und große Teile sogar verbannen oder vernichten wollte. Natürlich war es nicht seine Art, sich selbst die Finger dreckig zu machen. Vielmehr paktierte er mit der Obrigkeit - und zwar vor allem der weltlichen. Insofern trieb Luther den Teufel „Papst“ mit dem Beelzebub „Fürsten“ aus. Auch deshalb ist es nur folgerichtig, wenn der größte Menschenvernichter der Neuzeit, der deutsche Reichsführer Adolf Hitler, sich selbst als Vollstrecker lutherischer Ideen definierte - angesichts der im folgenden dargestellten, mörderischen Gedankenwelt Luthers keine Übertreibung.

Die vielen Vernichtungsphantasien sind dabei kein Geheimnis, sondern in Luthers Schriften verewigt nachlesbar. Neben dem inzwischen auch kritisch diskutierten Judenhass (siehe Extrakapitel) sind das unter anderem:

  • Bauern: Nachdem einige Bauern einen Grafen und seine Begleiter ermordet hatten (Weinsberger Bluttat), verfasste Luther seine Schrift „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“. In ihr verdammte er die Aufstände nunmehr als Werk des Teufels und forderte alle Fürsten - unabhängig von ihrer Konfession - dazu auf, die Bauern mit aller notwendigen Gewalt niederzuschlagen. Daraufhin verstärkten die Fürsten, bei denen Luthers Wort Gewicht hatte, ihr Gegenheer.[1]
  • Hexen: Luther glaubte, wie damals üblich, an die Existenz von Hexen. In seiner Erklärung der Zehn Gebote von 1518 forderte er die Exkommunikation von als Hexen verdächtigten Frauen. In einer Predigtreihe über das 2. Buch Mose predigte er zwischen März und Mai 1526 auch über Ex 22,17 LUT: „[...] sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen; [...] Sie können ein Kind verzaubern... Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird; [...] Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann; [...] Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder... Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“ Damit forderte er wie seine Zeitgenossen die Todesstrafe für vermeintliche Schadenszauberei. Obwohl er selbst sich nicht als Hexenjäger betätigte, wurden 1540 die ersten als Hexen betrachteten Personen in Wittenberg verbrannt.[2]
  • Täufer: Ab 1530 jedoch wollte auch Luther die Todesstrafe für die Täufer nicht mehr ausschließen. ... Für ihn waren die Täufer von einem „mörderischen, aufrührerischen, rachgierigen Geist, dem der Odem nach dem Schwert stinkt“. Die infolge der zunehmenden Verfolgung geheim abgehaltenen Zusammenkünfte der Täufer waren für Luther „ein gewiss Zeichen des Teufels“.W Hubertus Mynarek ergänzt in seinem empfehlenswerten Buch „Luther ohne Mythos“, einer gut sortierten, mitunter polemischen, aber recht vollständigen Übersicht über Luthers problematisches Wirken, Reden und Schreiben: Da sich die Täufer strikt an Jesu Weisung „Die Herren der Völker herrschen über sie, bei euch soll es nicht so sein“ hielten und die völlige Gleichheit der Wiedergetauften, zugleich die Ablehnung jeglicher Herrschaft von Menschen über Menschen sowie den gemeinsamen Güterbesitz lehrten, konnte sie Luther bei den staatlichen Stellen leicht als obrigkeitsfeindlich und aufrührerisch diffamieren: „Denn“, so Luther, „sie sind auch nicht schlicht allein Ketzer, sondern als Aufrührer greifen sie die Obrigkeit und ihr Regiment und Ordnung an.“[3]
  • Sog. Behinderte: Zur Zeit Luthers wurden mit Behinderungen geborene Kinder Wechselbälger genannt, weil man sich ihre später ausgeprägte Behinderung damit erklärte, dass der Teufel das gesund geborene Kind heimlich gegen das behinderte Kind ausgewechselt habe. Luther übernahm diese Sicht und beschrieb Behinderte in seinen Reden und Schriften ausnahmslos als Teufelsgeschöpfe. Er beschrieb den Fall eines geistig schwer behinderten Kindes, zu dem zwei Fürsten seinen Rat als Autorität für Dämonologie eingeholt hatten. Er beschrieb das Kind als „Fleischmasse“, das keine Seele besitze. In ihm habe der Teufel den Platz der Seele eingenommen. Deshalb habe er den Fürsten geraten, es im Fluss zu ertränken.[4]
  • Türken: Luther fürchtete eine machtpolitische Allianz von Papsttum und Türken. Zugleich begriff Luther den Türkeneinbruch heilsgeschichtlich als Strafe Gottes: Der Türke „ist Gottes rute und des Teuffels diener, das hat keinen Zweifel“, so urteilt Luther in Vom Kriege wider die Türken. Dass durch den Türkenglauben der Teufel wirke, begründet Luther mit Verweis auf Joh. 8, 44, wo der Teufel als Lügner und Mörder identifiziert wird.[5]

Im Laufe seines Lebens nimmt Luther zudem immer stärker feindliche Haltungen zu allen ein, die seinen Glaubensvorstellungen, die er als direkt von Gott kommend interpretiert und propagiert, widersprechen (siehe Extrakapitel).


Niedere Wesen: Luther als „Frauenversteher“

Eines der überraschendsten Themen, das Luther mehrfach aufgriff, waren Frauen und ihre Rolle in der Gesellschaft. Sein triefender Sexismus steht in einem seltsamen Widerspruch zur breiten Unterstützung seiner Lehren in den einfachen Bevölkerungsschichten. Aber solche Phänomen sind ja auch aus der Neuzeit bekannt, wenn Frauen, Arbeitslose und prekär Beschäftigte ausgerechnet die Hauptwähler_innengruppe der asozial und chauvinistsch eingestellten Partei AfD darstellen oder machohaften Schauspielern, Sängern oder Politikern zujubeln. Luther jedenfalls hat deutliche Worte über die Beschränkheit des weiblichen Geschlechtes gefunden: „Daraus erscheinet, daß das Weib geschaffen ist zur Haushaltung, der Mann aber zur Policey, zu weltlichem Regiment, zu Kriegen und Gerichtshändeln, die zu verwalten und führen.“ (TiWA I 532 (1054)) „Wenn man dies Geschlecht, das Weibervolk, nicht hätte, so fiele die Haushaltung und Alles, was dazu gehöret, zusammen, läge gar darnieder; darnach das weltliche Regiment, Städte und die Polizey. Summa, die Welt kann das Weibervolk nicht entbehren, da gleich die Männer selber könnten Kinder austragen.“ TiWA II 166 (1658) „Das aber ist wahr, in häuslichen Sachen, was das Hausregiment belanget, dazu sind die Weiber geschickter und beredter; aber im weltlichen politischen Regiment und Händeln tügen sie nichts, dazu sind die Männer geschaffen und geordnet von Gott, nicht die Weiber.“ TiWa II 286 (1979) „Der Weiber Regiment hat von Anfang der Welt nichts Guts ausgereichet, wie man pflegt zu sagen: Weiber Regiment nimmt selten ein gut End! Da Gott Adam zum Herrn über alle Creaturen gesetzt hatte, da stund es Alles noch wol und recht, und Alles ward auf das Beste gerieret; aber da das Weib kam und wollte die Hand auch mit im Sode haben und klug seyn, da fielt es Alles dahin und ward eine wüste Unordnung.“ TiWA I 528 (1046) „Wenn Weiber beredt sind, ist das an ihnen nicht zu loben, es paßt besser zu ihnen, daß sie stammeln und nicht gut reden konnen. Das ziert sie viel besser.“ TiWA IV 122 (4081) „Denn Gott sagt zum Weibe: ,Du sollst dem Mann untertan sein“ [1. Mose 3,16]. Der Mann hat im Hause das Regiment, er sei denn ein Verbum anomalum, das ist ein Narr oder daß er dem Weib aus Liebe zu Gefallen sei und lasse sie regieren, wie bisweilen der Herr des Knechtes Rat befolgt. Sonst und ohne das soll das Weib den Schleier aufsetzen; wie denn ein frommes Weib schuldig ist, ihres Mannes Unfall, Krankheit und Unglück helfen zu tragen von wegen des bösen Fleisches. Das Gesetz nimmt den Weibern Weisheit und Regierung. Dahin hat Sankt Paulus gesehen, da er spricht 1. Kor. 7,10: ,Ich gebiete, ja nicht ich, sondern der Herr`. Und 1. Tim. 2,12: ,Ich gestatte einem Weibe nicht, da sie lehre`.“ TiWA VI 46 (6567)[6]


Grundlegende Ablehnung von Luthers Ideen

Nur wenige bedeutende Persönlichkeiten haben sich scharf von Luther distanziert. Zu den wenigen gehört Thomas Mann, sicherlich selbst nicht gerade die Personifizierung von Herrschaftsfreiheit, war von Luther mehr als angeekelt: „Martin Luther (...) ein Erzieher seines Volkes zur Untertänigkeit vor gottgewollter Obrigkeit (...). [E]r verstand nichts von [der] Freiheit [des Staatsbürgers] ... die ließ ihn nicht nur kalt, sondern ihre Regungen und Ansprüche waren ihm in tiefster Seele zuwider. (...) So hasste Luther den Bauernaufstand, der (...) wenn er gesiegt hätte, der ganzen deutschen Geschichte eine glücklichere Wendung, die Wendung zur Freiheit hätte geben können (...). Wie tolle Hunde ließ er die Bauern totschlagen und rief den Fürsten zu, jetzt könne man mit Schlachten und Würgen von Bauernvieh sich das Himmelreich erwerben. Für den traurigen Ausgang dieses ersten Versuches einer deutschen Revolution, den Sieg der Fürsten nebst allen seinen Konsequenzen, trägt Luther, der deutsche Volksmann, ein gut Teil Verantwortung. (...) Ich liebe ihn nicht, das gestehe ich offen. (...) Ich hätte nicht Luthers Tischgast sein mögen.“ (aus Helmut Fuhrmann: „Literatur, Literaturunterricht und die Idee der Humanität“, S. 52)

Der Kirchenkritiker Hubertus Mynarek wähnt in Luthers Hass eine Distanzierung von seinen eigenen Wirken: „Der giftigste Hass entsteht immer bei dieser Gelegenheit, insbesondere, wenn jemand sich vorgewagt hat und dann seinen Rückzug ,rationalisiert'.“[7]

Zum Glück aber gibt es bei den Protestanten keine Heiligen. Wir müssten sonst fragen, ob die inoffizielle Heiligsprechung im Falle Luther nicht rückgängig gemacht werden müsste. Denn Luther war nicht nur groß in der Liebe (zu Gott), sondern auch im Hass gegen alles Teuflische, nicht nur ein scharfer und konsequenter Denker, sondern auch ein blind wütender Hetzer. Wenn er im Papst den Antichristen, in radikaleren Reformatoren, Türken und Juden den Teufel nicht nur am Werk, sondern leibhaftig verkörpert sah, verfiel er da nicht gerade dem Geist, den er bekämpfte? Luthers Hass und seine radikale Aufspaltung des Seins in Gut und Böse, Himmel und Hölle, Teufel und Gott, konnten verheerend im wahrsten Sinn des Wortes wirken. Er spürte das selbst und kam doch nicht davon los. Und das Gift wirkte weiter, jahrhundertelang. Wir können ihn auch nicht dadurch entschuldigen, dass er sich einfügt in einen breiten Strom von Vorurteil, Verfolgung und Vernichtung in Deutschland. Denn zum einen gab es ja auch die anderen, Philipp Melanchthon, Johannes Reuchlin und Erasmus von Rotterdam. Sie suchten das Gespräch, auch mit dem Gegner, sehr zum Verdruss des großen Vernichters. Zudem war eben dieser große Kämpfer ja auch selbst zu ganz anderen, weit differenzierteren Haltungen fähig.[8]

Sammlungen von Zitate von und über Luther:

Inzwischen hat sich auch die Evangelische Kirche Deutschlands zumindest vom offenen Antisemitismus Luthers distanziert:


  1. Wikipedia
  2. Wikipedia
  3. Hubert Mynarek: "Luther ohne Mythos", 28
  4. Wikipedia
  5. Wikipedia
  6. Hubert Mynarek: "Luther ohne Mythos", 42
  7. Hubert Mynarek: "Luther ohne Mythos", 14
  8. Veit-Jakobus Dieterich: "Martin Luther", 208