2017-01:Kanadische Tar Sands? Was haben die mit uns zu tun

Aus grünes blatt
Zur Navigation springenZur Suche springen

Kanadische Tar Sands?

Was haben die mit uns zu tun?

reka Der kanadische Export des dreckigen Tar Sands-Rohöl zu Raffinerien in Europa ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, dank der konzernfreundlichen Politik der EU-Kommission und dem damit einhergehenden Versuch sich unabhängiger von den russischen Ölimporten zu machen. Mit den geopolitischen Entwicklungen der letzten Jahre sind die Beziehungen zu Russland immer schlechter geworden und durch Wirtschaftssanktionen, den Krieg in Syrien und den Ukraine-Konflikt stark belastet. Deshalb ist der Bedarf für andere Ölquellen in Europa stark gestiegen. Dadurch sind die europäische Politik und Wirtschaft mitverantwortlich für die kontinuierliche Naturzerstörung in Nordamerika und die damit einhergehende Unterstützung des größten Einzelverursachers des Klimawandels.

Die Zahlen der US Energy Information Administration (EIA) zeigen, dass die Verschiffung von Rohöl in den ersten neun Monaten 2015 um 73 % gestiegen ist.[1] Während die EIA keine genaue Aufschlüsselung der verschiedenen Rohöltypen angibt, sagen Analyst*innen, dass diese Transporte sehr wahrscheinlich einen hohen Anteil der Tar Sand-Öle beinhalten.

„Fast alles Rohöl was aus den USA über Kanada exportiert wird, ist höchst wahrscheinlich ursprünglich von den Tar Sands,“ meint Shelley Kath, eine unabhängige Analystin des National Resource Defence Council (NRDC) in den USA. „Das ist eine sehr sichere Annahme, weil es sich um den größten Produktionsort handelt und es genau der Rohöltyp ist, der Probleme hat (andere) Märkte zu finden.“

Theoretisch hindern Gesetze die USA am Export ihres Rohöls nach Europa, aber um das zu umgehen wird das kanadische Tar Sands-Öl seit 2014 einfach direkt von Kanada exportiert, unter anderem an Länder wie Italien, Spanien und die Niederlande.

Der NRCD erwartete schon 2014, dass die Tar Sand-Importe nach Europa von 4.000 Barrel pro Tag (BpT) auf 700.000 BpT steigen könnten, wenn die EU nicht eingreift. Diese Steigerung der Rohölimporte ab 2014 geschah nicht zufällig. Im Zusammenhang mit den CETA-Verhandlungen hat die EU-Kommission auf kanadischen Druck hin beschlossen, die Tar Sands-Importe nicht entsprechend ihrer hohen Treibhausgasintensität zu reglementieren.

Daraufhin haben nun die Transporte des Rohöls nach Europa zugenommen. Das hat wiederum den Ausbau der Transportinfrastruktur wie Pipelines in Kanada zur Folge und ist für die dortige Natur inklusive der Menschen extrem gefährlich.

Laut einem Bericht des Beratungsunternehmens Mathpro wurden bereits über zwei Drittel der Ölraffinerien in Europa aufgerüstet, um das Rohöl der Tar Sands verarbeiten zu können.[1] Konkret bedeutet das, dass 71 der 95 europäischen Raffinerien inzwischen schweres oder bearbeitetes Rohöl weiter verarbeiten können, was ein Anzeichen dafür ist, dass die europäische Industrie einen bevorstehenden Wandel an Rohölimporten erwartet.

Eine weitere Studie der NRDC prognostiziert, dass bis 2020 zwischen 5,3 % und 6,7 % des europäischen Rohöls sowie Transportkraftstoffe aus Nordamerika kommen werden. Diese Zahl ist 30 Mal höher als die von der EU erwartete, als sie ihre Versuche aufgab, die Ölkonzerne für ihre Treibhausgasemissionen verantwortlich zu machen.[2]

Ein weiteres Beispiel für den steigenden Export dreckiger Energieträger nach Europa ist Fracking. Durch den amerikanischen Fracking Boom ist der US-amerikanische Gasmarkt inzwischen so übersättigt, dass die Preise dort sinken und nur noch ein Drittel des europäischen Wertes haben. Dieses Überangebot in den Vereinigten Staaten und die Nachfrage in Europa wiederum haben zur Folge, dass wie auch bei den Tar Sands weitere gefährliche Pipelines gebaut werden, die Mensch und Natur gefährden, und nur der Gewinnmaximierung der großen Konzerne dienen. Bereits diesen Winter werden die ersten Tanker mit verflüssigtem Frackinggas aus Louisiana nach Europa starten. Außerdem gaben beide, das amerikanische Energieministerium und die kanadische Regierung, einer Firma in Nova Scotia (an der Ostküste Kanadas) die Lizenz Gas aus den USA zu importieren. Das ist nur eines vieler solcher geplanter Projekte.[3]

Da wir hier in Europa wohl oder übel auch die Konsument*innen dieser dreckigen und zerstörenden Energieträger sind, ergibt sich daraus auch eine Verantwortung zum Widerstand. Beispielsweise auf den Tankern, den Raffinerien und so weiter.

Das Handeln kanadischer Tar Sands-Konzerne in Europa

Der kanadische Energiekonzern Enbridge Inc. hat beispielsweise die Auktion um eine Beteiligung an dem Projekt Hohe See des Konzerns EnBW gewonnen, eine von Europas größten Offshore-Windkraftanlagen.

Nach Fertigstellung soll Hohe See ca. 2 Milliarden Euro gekostet haben und genug Energie für 560.000 Haushalte produzieren. Das stärkt Enbriges Einfluss auf die boomende europäische Offshore-Industrie, denn der Konzern besitzt bereits 24,9 % Anteile an E.ONs Rampion Projekt sowie an einer strategischen Partnerschaft mit Frankreichs EDF. Europas klamme Versorgungsbetriebe sind so abhängig von externen Geldern für ihre Offshore-Anlagen, da sie meist mehr als 1 Milliarde Euro an Investment pro Projekt benötigen. Das Loch wird dann auf der Suche nach geregelten Einnahmen durch auswärtige Investoren und eigene Pensionsfonds gestopft.[4]

Auf diese Weise versucht Enbridge Inc. einerseits sein Geschäft weniger abhängig von der Tar Sands-Branche ab 2019 zu machen und andererseits wird durch solche Investitionen das Monopol der großen Energiekonzerne gestärkt, welche den Ausbau dezentraler, regenerativer Energieversorgung in Bürgerhand verhindert.

Enbridges Präsident Monaco meint, dass einige große Ölkonzerne in den kommenden Jahren weiter in neue Tar Sands-Projekte investieren würden, gleichzeitig geht Monaco aber auch davon aus, dass sich viele Energieproduzenten zu flexibleren und weniger teuren Projekten hinwenden würden, da die Gewinnung der Tar Sands ein sehr teures Verfahren und bei so niedrigen Ölpreisen wie im Moment viel weniger gewinnbringend sei, im Vergleich zur normalen Ölgewinnung. Beipielsweise sei laut Monaco gerade ein guter Zeitpunkt, um in Wind- und Solarprojekte in Alberta zu investieren, besonders nachdem die dortige Regierung einen neuen Klimawandel-Plan angekündigt hätte, welcher eine wirtschaftsweite Steuer auf Treibhausgasemissionen vorschlüge und erneuerbare Energien unterstütze.

Monaco kündigte außerdem an, dass sie 750 Millionen kanadische Dollar in das britische Rampion Offshore Wind Project investieren würden.

Gleichzeitig setzt der Konzern den umweltgefährdenden Ausbau der Pipelines fort, um die Tar Sands-Abbaugebiete mit den amerikanischen Raffinerien zu verbinden.[5]

Weitere große Konzerne im dreckigen Tar Sands-Geschäft sind z.B. BP Royal Dutch Shell und ExxonMobil. Der europäische Lobbyverband der hier weiterverarbeitenden Raffinerien ist FuelsEurope.[6]

Was können wir tun?

Was können wir in Solidarität mit den Kämpfenden in Nordamerika den größten Einzelverursachern des Treibhauseffekts der Welt entgegen setzen?

Werde aktiv in deiner Region und veranstalte Soli-Aktionen vor der amerikanischen und kanadischen Botschaft sowie den Konzernfilialen. Nehme die beteiligten Banken, Konzerne und die Raffenerien ins Visier, beispielsweise mittels Lock-Downs an Büros, Sit-Ins, Besetzungen, Blockaden, Demos, Massenmails und Störungen von Sitzungen. Jetzt gerade sind Menschen überall auf der Welt dabei gegen genau die gleichen Konzerne zu kämpfen. Es geht darum, dass die Rechte der Indigenen und die Rechte der Erde von den Konzernen und ihrer Profitgier verletzt werden. Es geht um den Kampf gegen das kapitalistische System, d.h. Konzerne und Banken, die diese Verletzungen weltweit fördern. Also auf, aus Wut wird Mut für viele widerständige Aktionen! Helft den Kampf gegen die Ölkonzerne auch hier in Europa zu führen!

Weitere Informationen gibt es auf unserer Kampagnen-Homepage:


Fußnoten: