2005-02:Widerstand und Vision: Geschichte der Umweltbewegung - Fünfte Phase

Aus grünes blatt
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Widerstand und Vision:

Geschichte der Umweltbewegung - Fünfte Phase

In der letzten Ausgabe ging es um die Umweltbewegung Mitte bis Ende der 1990er. Mit der fünften Phase bringen wir die Geschichte zum Abschluss.

Fünfte Phase (ab 2001)

Attac - und was kommt noch?

Die Überschrift ist verkürzt, aber die fünfte Phase auch noch nicht detailliert zu bewerten. Das letzte Jahrtausend endete mit breiten Protestbewegungen auch in den Industrienationen. Im November 1999 legten viele tausend AkteurInnen die Eröffnung des WTO-Gipfels in Seattle lahm, im weiteren Gefolge wuchs der Protest immer stärker. Er kam von unten, also aus den vielen kleinen Gruppen und Zusammenhängen. Teile von ihnen distanzierten sich offensiv von der Lobbypolitik der NGOs, z.B. das weltweite Netzwerk Peoples Global Action. Im Jahr 2001, vor allem rund um die massiven Auseinandersetzungen um den G8-GipfeI in Genua, entstand dann auch in Deutschland mit massiver Unterstützung von TeiIen der Regierungsparteien und der regierungsnahen Presse die Großorganisation Attac. Die Struktur dieser Organisation ist beispiellos hierarchisch: Es gab bis Mitte 2002 keine Satzung, die Führungsgruppe hatte sich selbst eingesetzt und bestimmte die Themen. Die Geschäftsstelle wurde formal von einer kleinen, intransparenten Gruppe getragen. Die gleichen Personen stehen auch hinter der Bewegungsstiftung, die versucht, aus verschiedenen sozialen Bewegungen wichtige Personen zu finanzieren - was nicht nur das Dominanzgefälle zwischen zentralen Personen und Basis steigert, sondern gezielt einflußreiche Menschen in eine finanzielle Abhängigkeit zur Zentrale in Verden bringt. Attac ist strukturell das modernste NGO-Projekt - wendig, professionell geführt, medienorientiert. Das Verhältnis zur Basis ist instrumentell, d.h. nicht mehr hierarchisch (die Attac-Zentrale kann keine Befehle erteilen), sondern die Führung setzt einfach den inhaltlichen Rahmen. Die BasisakteurInnen erfahren aus der Presse, was Attac denkt. Politisch ist Attac ebenfalls eine Weiterentwicklung der vierten Phase: Es hat gar kein politisches Programm mehr, die wenigen Forderungen diedienen mehr der öffentlichen Selbstdarstellung - tatsächlich ist auch in Attac-Kreisen selbst klar, daß z.B. die Tobin-Tax kaum Verbesserungen bringen würde. Die unklare politische Linie wird offen benannt - als Werbung.

Im Original

Aussage eines Attac-Mitglieds im Film "un mondo diverso e possibile": "Wir sind die erste weltweite Bewegung, die einzig für eine bessere Welt kämpft, frei von Interessen und Ideologien."

Felix Kolb, Attac-Pressesprecher, im focus, S. 186 auf die Frage, was er von Investitionen der Konzerne im Trikont hält, solange sich ein Konzern an die dortigen Auflagen hält und Steuern zahlt, ist dagegen nichts zu sagen.

Sven Giegold, Attac-Koordinationskreis, im Vorwort der Stichwort Bayer, 1/2002:
"Es ist nicht akeptabel, dass Bayer & Co. in vielerlei Hinsicht von öffentlichen Einrichtungen und Infrastruktur profitieren, ihre Gewinne aber in Deutschland nicht mehr versteuern."

Le Monde diplomatique, von der aus Attac gegründet wurde, in der Ausgobe vom 11.1.2002:
"Das Symbol der Antiglobalisierungsbewegung ist die Bürgervereinigung Attac, die mit ihren rotweißen Fahnen auf jeder Kundgebung vertreten ist."

Aus: Jörg Bergstedt: Widerstand und Vision - Reich oder Rechts? Umweltgruppen und NGO’s imFilz mit Staat und rechter Ideologie