2005-03:Pestizide und Fungizide dank Bayer & Co. Teil 2: Unterschied zwischen den Versionen

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Langfristige Auswirkungen dieser Intensivwirtschaft werden (vielleicht auch bewusst) nicht erkannt. Zum Beispiel, dass der Boden nach wenigen Jahren der Bewirtschaftung vollkommen ausgelaugt ist, dass der Einsatz von Pestiziden vorrangig resistente Schädlinge hervorbringt usw. Für den ausländischen Investor ist das kein Problem, er sucht sich dann eine neue Stelle, um dasselbe Spiel der Profitmaximierung zu beginnen. Die Böden sind dann aber so geschädigt, dass die Menschen auf dem ausgelaugten Land auch für sich keine Nahrungsmittel mehr anbauen können. Dadurch werden die Drittweltländer immer ärmer und die Industrienationen immer reicher. Und das durch "Hilfe", die eigentlich zum Aufbau der Wirtschaft und der Infrastruktur verwendet werden sollte.
 
Langfristige Auswirkungen dieser Intensivwirtschaft werden (vielleicht auch bewusst) nicht erkannt. Zum Beispiel, dass der Boden nach wenigen Jahren der Bewirtschaftung vollkommen ausgelaugt ist, dass der Einsatz von Pestiziden vorrangig resistente Schädlinge hervorbringt usw. Für den ausländischen Investor ist das kein Problem, er sucht sich dann eine neue Stelle, um dasselbe Spiel der Profitmaximierung zu beginnen. Die Böden sind dann aber so geschädigt, dass die Menschen auf dem ausgelaugten Land auch für sich keine Nahrungsmittel mehr anbauen können. Dadurch werden die Drittweltländer immer ärmer und die Industrienationen immer reicher. Und das durch "Hilfe", die eigentlich zum Aufbau der Wirtschaft und der Infrastruktur verwendet werden sollte.
  
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Aktuelle Version vom 7. Dezember 2013, 19:49 Uhr

Pestizide und Fungizide dank Bayer & Co. Teil 2

mfg IWF, Weltbank und WTO sind die zentralen Säulen der globalen Ökonomie und werden deshalb auch als die "Architekten der Weltwirtschaft" bezeichnet. IWF und Weltbank wurden auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 gegründet. Sie wurden hauptsächlich von den USA finanziert, um die von der Depression der 30er Jahre und des zweiten Weltkriegs zerstörte Weltwirtschaft wieder aufzubauen. Viele europäische Kapitalisten arbeiteten mit den Nazis zusammen, andere flohen. Im Gegensatz dazu waren SozialistInnen im Widerstand aktiv. Am Ende des Krieges fegte eine revolutionäre Welle über Europa. ArbeiterInnen und BäuerInnen besetzten Fabriken und Ländereien. Deswegen waren die USA gezwungen, ein massives Programm zum Aufbau der kapitalistischen Wirtschaft in Europa durchzuführen, um Revolutionen zu verhindern. Zu diesem Zweck wurden IWF und Weltbank gegründet.

Während der letzten Jahrzehnte verlagerten sich die Empfänger ihrer Kredite jedoch von Westeuropa in die sogenannte "Dritte Welt". IWF und Weltbank haben immer als Instrumente zur Verteidigung des Kapitalismus gedient. Ihre Aufgabe war es, die Maximierung der Profite der multinationalen Konzerne und die Aufrechterhaltung der Herrschaft der USA über die Weltwirtschaft zu sichern. Zwischen IWF und Weltbank (und seit 1995 der WTO) gibt es eine Arbeits- und Funktionsteilung. Die Weltbank vergibt langfristige Kredite an Regierungen, um Entwicklungsprojekte und Infrastruktur zu finanzieren. Dazu gehören Straßen, Kraftwerke, Schulen, Staudämme, Brücken, Häfen. Der IWF hingegen entscheidet, welche Länder für internationale Kredite in Frage kommen.

Derzeit konzentriert sich der IWF darauf, Länder "loszukaufen", in denen wirtschaftliche Notstände herrschen. Wie zum Beispiel die "asiatischen Tigerstaaten", die von 1997-98 von einer schweren Krise getroffen wurden. IWF und Weltbank geben Kredite nur, wenn Länder einverstanden sind, “Strukturanpassungsprogramme" (SAPs) zu akzeptieren. Doch die Menschen dieser Länder entscheiden nicht demokratisch über die SAPs. Sie werden den Bevölkerungen der früheren kolonialen Welt aufgezwungen. IWF und Weltbank verlangen von den Regierungen den Verkauf von öffentlichem Vermögen und Betrieben (= Privatisierungen) sowie Kürzungen von Staatsausgaben für soziale Dienstleistungen (Gesundheitsversorgung, Bildung, Kinderbetreuung und Pensionen). Volkswirtschaften müssen deregulieren, um sich dem "Freihandel" zu öffnen. Es werden Subventionen für örtliche Industrien gekürzt und Handelshemmnisse und Zölle gestrichen. Länder müssen ihre Volkswirtschaften gegenüber ausländischen Unternehmen (multinationale Konzerne aus westlichen Ländern) öffnen, Handelshemmnisse für ausländische Investitionen entfernen und diesen Konzernen Zugriff auf ArbeiterInnen und natürliche Rohstoffe gewähren.

Die Mehrheit der Profite wird aus den Ländern abgezogen und "nach Hause" in den Westen gebracht. SAPs kurbeln das exportorientierte Wachstum (den Verkauf billiger Rohstoffe oder Massenwaren auf dem Weltmarkt) an, um Deviseneinnahmen zu erzeugen. Alles in allem verwandeln die SAPs von IWF und Weltbank Staaten in "Schuldenrückzahlungsmaschinen", die den Konzernen und Banken der Welt leichte Profite ermöglichen. Die Politik des IWF hat sowohl direkt als auch indirekt Auswirkungen auf ArbeiterInnen in den USA und anderen fortgeschrittenen kapitalistischen Ländern. Da mit öffentlichen Geldern finanziert wird, wird Reichtum von den arbeitenden Menschen in den USA (in Form von Steuern) umverteilt. Das Geld wird in Programme geschleust, die den in den USA beheimateten multinationalen Konzernen nutzen.

Diese Umverteilung zu den Reichen ist der öffentlichen Subventionierung von Konzernen ähnlich. Großkonzerne werden mit Steuergeld bedient, sind aber keinen "nationalen Interessen" verpflichtet, sondern ihren Aktionären. Die IWF/Weltbank-Programme verschlechtern Löhne und Arbeitsbedingungen weltweit, was sich auch auf den Lebensstandard der ArbeiterInnen in den industrialisierten Ländern auswirkt. IWF und Weltbank behaupten, dass neoliberale Reformen zwar eine bittere Pille seien, aber letztlich die Grundlage für Wirtschaftswachstum und daher einen höheren Lebensstandard legen.

Die Wirklichkeit sieht anders aus. IWF- und Weltbankkredite haben eine riesige Schuldenfalle geschaffen. Diese Schulden haben die ärmsten Länder der Welt dazu gezwungen, einen enormen Teil ihres Volkseinkommens für Zinszahlungen zu verwenden.

Denn die kranke Logik des Kapitalismus bedeutet, dass das Geld tatsächlich von den ärmsten zu den reichsten Ländern der Welt fließt. Schulden sind eine der wichtigsten Waffen der kapitalistischen Großmächte gegenüber den ärmeren Ländern. IWF und Weltbank verwenden die Schulden als Hebel, um sich neue Märkte zu eröffnen und um Zugriff auf billige Arbeitskräfte und Rohstoffe zu erlangen. Um immer wieder neue Kredite zu bekommen (um die alten Schulden weiter abzahlen zu können), müssen frühere Kolonialländer die Diktate von IWF und Weltbank akzeptieren.

"Entwicklungsländer" zahlen dem Westen das Neunfache der Kredite an Schuldentilgung. Nach der Flutkatastrophe in Mosambik Anfang 2000 (eine Million Obdachlose!) zahlten die westlichen Länder 40 Millionen US-Dollar an "Hilfsgeldern". Mosambik zahlt mehr als 70 Millionen US-Dollar im Jahr an Schuldentilgungen an westliche Banken! Krankheiten wie Cholera und Malaria breiten sich schnell aus, dennoch werden nur 1,1% des BIP für das Gesundheitswesen ausgegeben - um 75% weniger als vor den vom IWF aufgezwungenen Kürzungsprogrammen. Mosambik ist nicht das einzige Land, das sich in dieser Lage befindet. Zwischen 1982 und 1990 wurden 927 Milliarden US-Dollar an unterentwickelte Länder verliehen. In der gleichen Zeit zahlten diese Schuldnerländer 1345 Milliarden US-Dollar als Schuldendienst an internationale Banken.

Diese Länder begannen die 90er mit 61% mehr Schulden als 1982. In diesem Zeitraum stiegen die Schulden der Länder Afrikas südlich der Sahara sogar um 113%. Laut Weltbank nahm die Armut in Afrika zwischen 1990 und 2000 um 50% zu. Warum? Ein Grund dafür ist, dass praktisch jedes Land dort in den 80ern ein "SAP" aufgezwungen bekam. Als Folge fiel das Bruttosozialprodukt der Region binnen eines Jahrzehnts um 2,2% und das Pro-Kopf-Einkommen auf das Niveau vor der Unabhängigkeit. Die Staaten südlich der Sahara zahlen jährlich 10 Milliarden US-Dollar an Schuldendienst.

Dies ist mehr, als für Gesundheit und Bildung zusammen ausgegeben wird. Zum Beispiel kürzte Zimbabwe wegen eines vom IWF aufgezwungenen SAP seine Ausgaben für medizinische Grundversorgung und grundlegende Bildung um 33%. Inhalt der Strukturanpassungen sind auch die Umstellung der Wirtschaft auf Export-Produktion. So werden statt Lebensmitteln für die lokale Bevölkerung, Exportprodukte wie Erdnuss, Kaffee, Kakao, Tabak usw. angebaut.

Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mit Kaffee usw. lässt sich ein größerer Gewinn auf dem Markt erreichen. Negativ an dieser Entwicklung ist, dass die betroffenen Staaten nun Lebensmittel teuer importieren müssen und wiederum in die Abhängigkeit von den Industriestaaten gelangten. Zum Anbau und zur Bewirtschaftung werden auch vorrangig Ackergerät, Pestizide und Saat aus dem Ausland importiert, zumeist werden die großen landwirtschaftlich genutzten Flächen von ausländischen Firmen verwaltet. Die lokale Bevölkerung, die vorher Bauern waren, muss sich nun als Tagelöhner in diesen Unternehmen seinen Unterhalt erwirtschaften.

Das ist ein ziemlich großes Risiko, da zum Beispiel die Pestizide mit kleinen Spritzbehältern von den Arbeitern aufgetragen werden (eine Aufklärung über die Giftigkeit dieser Stoffe scheint es nicht zu geben, die Arbeiter tragen keine Schutzanzüge, keine Atemmasken, die unbedingt erforderlich sind beim Umgang mit diesen Stoffen....einige verwenden sogar die leeren Plastikbehälter der Pestizide als Trinkwasserbehälter) es wundert daher nicht, dass eine große Zahl der Menschen dort Vergiftungserscheinungen zeigen, es sterben auch sehr viele an den Vergiftungen oder sind für den Rest des Lebens gelähmt.

Beim Tabakanbau tritt noch eine Besonderheit auf. Der Tabak an sich ist schon von sich aus giftig und sollte daher auch nur mit dem entsprechenden Schutz bearbeitet werden. Dass dies nicht der Fall ist, belegen massenhafte Vergiftungserscheinungen. Zudem werden auch Kinder in den Farmen eingesetzt, die ja noch empfindlicher auf diese Stoffe reagieren. Kinder sind aber billigere Arbeitskräfte für die Farmer und diese Haltung unterstreicht nur noch weiter das menschenverachtende System, dass den Menschen aufgezwungen wird. Die Löhne sind zum Teil so niedrig, dass sie gar nicht anders können als auch ihre Kinder "mitzuverkaufen".

In diesen Staaten wird zudem dann noch sehr viel unvorsichtiger mit Chemie umgegangen, da die Händler, welche die Gifte verkaufen, den Farmern nur die positiven Seiten aufzeigen und wahre Wunder versprechen. De facto sieht der Farmer dann auch nur die positiven Seiten des Giftmitteleinsatzes, seine Ernte ist angestiegen, es ist qualitativ “hochwertige” Ware, dadurch das eben kaum Schädlingsbefall stattfand usw.

Langfristige Auswirkungen dieser Intensivwirtschaft werden (vielleicht auch bewusst) nicht erkannt. Zum Beispiel, dass der Boden nach wenigen Jahren der Bewirtschaftung vollkommen ausgelaugt ist, dass der Einsatz von Pestiziden vorrangig resistente Schädlinge hervorbringt usw. Für den ausländischen Investor ist das kein Problem, er sucht sich dann eine neue Stelle, um dasselbe Spiel der Profitmaximierung zu beginnen. Die Böden sind dann aber so geschädigt, dass die Menschen auf dem ausgelaugten Land auch für sich keine Nahrungsmittel mehr anbauen können. Dadurch werden die Drittweltländer immer ärmer und die Industrienationen immer reicher. Und das durch "Hilfe", die eigentlich zum Aufbau der Wirtschaft und der Infrastruktur verwendet werden sollte.