2007-01:JUKSS-Bericht Königswusterhausen

Aus grünes blatt
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Wat`n JUKSS!

Ein Erfahrungsbericht

bine Mit diesem Text möchte ich meine persönlichen Eindrücke vom 14. JUKSS in Königswusterhausen zum Jahreswechsel 2006/2007 teilen.

„Der JUKSS ist das bundesweite Treffen der Jugendumweltbewegung und versteht sich als Forum für alle ökologisch interessierten oder engagierten jungen Menschen. Der letzte JUKSS fand vom 25.12.05 bis 7.1.06 im Oberstufenkolleg der Universität Bielefeld statt.

Der diesjährige JUKSS fand zwei Wochen in der Herder Gesamtschule in Königs-Wusterhausen bei Berlin vom 23.12 - 06.01.07 (inklusive Auf-und Abbau) statt. Der Jugendumweltkongress ist, nach dem großen Jugendumweltfestival 'Auftakt' im Sommer 1993 in Magdeburg, aus den Bundeskongressen von der Naturschutzjugend und der BUNDjugend hervorgegangen. Er findet seit dem einmal pro Jahr in unterschiedlichen Städten in Deutschland statt. Nachdem die ersten Jugendumweltkongresse vor allem von den beiden großen Jugendumweltverbänden vorbereitet und gestaltet wurden, wird der Jugendumweltkongress seit dem 6. Jukss im April 1999 in Göttingen von einer offenen (und natürlich ehrenamtlichen) Vorbereitungsgruppen von Menschen aus unterschiedlichen politischen Zusammenhängen organisiert und von einem gemeinützigen Trägerverin, dem Jugendaktionstage eV., ausgerichtet. Über 300 neugierige, künstlerische, kritische, politische, philosoFische Freaks, Punks, Hippies, Ökos und Normalos kommen zum 14. JUKSS irgendwo zwischen Ostsee und Alpen zusammen zum Informieren, Diskutieren, Pläne schmieden, Ideen spinnen, Utopien ausprobieren, Aktionen rocken, akrobatisch sein und Jonglieren, stricken, Spaß haben, ...und um die Welt zu verändern!

Zusammen versuchen wir ein Experiment gleichberechtigten, selbstbestimmten Zusammenlebens. Wir schaffen einen weiten Rahmen des Möglichen: das Programm wird von dir um die Themen erweitert, die du wichtig findest. Du kannst auch Vorträge und Filme zeigen, Ausstellungen und Materialien mitbringen, Workshops und Diskussionen anzetteln. Beim Kochen werden kreative kulinarische Genüsse gezaubert und beim gemeinsamen Putzen philosophiert...“

Es entwickelt sich ab einer höheren Anzahl von Leuten, die sich zum Austausch an Erfahrungen, Ideen und Wissen an einem Ort versammeln, eine ganz eigene chaotisch vernetzende Dynamik, die durch ein größtmögliches Maß an Handlungsmöglichkeiten beim JUKSS unterstützt werden soll. Um an den vielen Facetten dieser Dynamik teilhaben zu können, wünsche ich mir viele dieser Erfahrungsberichte, denn alle Beteiligten haben unterschiedliche Dinge erlebt und unterschiedliche Sichtweisen auf die Dinge, die auf dem JUKSS passieren. Es läuft unheimlich viel parallel und leider habe ich nicht die Fähigkeit, überall gleichzeitig sein zu können.

Zitat aus Homepage www.jukss.de

Ich bin seit zwei Jahren an der Vorbereitung beteiligt und beim letzten und diesjährigen JUKSS die kompletten zwei Wochen anwesend gewesen.

Orga-Grafik

JUKSS und Selbstorga

Kurz vor dem JUKSS hatte ich noch eine MitmachKongressOrganisations-Grafik gebastelt (hing über dem M99 Kommerz-Anarcho-Stand), die möglichst übersichtlich sämtliche Aufgabenbereiche darstellen sollte, die für Vorbereitung des JUKSS erforderlich sind. Die übersichtliche Aufgabenaufsplittung hat den Sinn, dass sich Menschen ermutigt fühlen, Teile davon zu übernehmen und so eine netzwerkartige Organisation ermöglicht wird. Leider haben sich bisher nur recht wenig Leute dafür interessiert, so dass diese Form der Organisation vermutlich noch in den Kinderschuhen bleiben wird.

Schon vor dem JUKSS hatte ich unterwegs und in Diskussionen über meine Rolle beim JUKSS nachgedacht und war mir bis zum Begin unschlüssig, in welchen Bereichen der Selbstorga ich aktiv werden würde. Letztendlich entschied ich, dass ich an den Punkten initierend wirken werde, wo es brennt, also wo die anderen Teilis es nicht auf die Reihe bringen... ich hab bereits ausreichend Erfahrung damit, mich komplett zu überfordern. Daher weiß ich, dass ich spätestens an dem Punkt, an dem ich anfange, richtig miese Laune zu bekommen und damit beginne, die Leute um mich herum anzuschnauzen, die Notbremse ziehen muss und Aufgaben, die nur ich wahrzunehmen scheine, an Andere zu deligieren ... und mich dann zurückzulehnen, einen Biotee zu tinken und zuzuschauen wie andere rotieren... *g*. Dieses Verhalten wirkt auf manche seltsam, aber trägt letztlich dazu bei, Burn-out-symptome zu entschärfen und ebenso Wissenshierachien über Dinge, die zu tun sind und wie die zu tun sind, abzubauen.

JUKSS Koller

Ich bezeichne den dadurch erzeugten „Burn out“ als „JUKSS-Koller“. Überall passieren interessante Dinge bzw. kann aus einer Situation eine spannende gemacht werden: dort kündet die Programmwand von einem interessanten Workshop, an der nächsten Ecke begegnet mir ein Mensch, mit dem ich schon lange mal reden will, ein paar Meter weiter sitzt ein nett aussehendes Grüppchen, die gerade über ein spannendes Thema spricht woraus plötzlich eine spontane Musiksession entsteht, die mich in ihren Bann zieht und wenn ich mich doch noch losreißen kann, um zu dem Workshop zu gehen, fällt mir knallhart ins Auge, dass ich mal wieder die Infothek aufräumen müsste (...wer den sonst? – „Chouchpotatoes“ bewegen sich bekanntlich ungern von der Chouch). Während ich gerade den Müll vom Tisch in den gelben Sack kippe, erkläre ich den Infothek-Couchpotatoes wieder einmal, was alles auf der InfothekCheckliste steht und zische dann hektisch ab, um noch wenigstens den Schluss des Workshops mitzubekommen. Als ich ankomme, stelle ich fest, dass der sowieso eine Stunde später begonnen hatte, weil der Beamer für den kurzen Einleitungsfilm erst gesucht werden musste und noch allerlei andere übliche Technik-Hürden zu bewältigen waren. Glücklicherweise sind JUKSS TeilnehmerInnen geduldig; Selbstorganisation braucht eben Zeit und Raum zum Lernen und Fehler machen.

Das mit den Fehlern-machen-können wirkte sich allerdings grenzwertig unangenehm auf die Funktionsfähigkeit der Küche aus... doch um diesen Punkt ausreichend zu beleuchten, würde dieser Bericht hier nicht ausreichen. Es kann allerdings festgestellt werden, dass viele wertvolle – wenn zum Teil auch schmerzhafte – Erfahrungen mit der sogenannten „Selbstorga-Fulltime-Teili-Vokü“ gemacht wurden, die auf dem JUKSS selbst von einigen Betroffenen bereits breit ausdiskutiert wurden und die es auch im Nachhinein noch gründlich auszuwerten gilt.

Die Küchenkatastrophe gab ich relativ zeitig (sobald ein paar mehr Teilis da waren) nach zwei winterlich warmen grauen Morgenden an andere ab. An einem der Frühstückmorgende hatte ich eine Begenung der anderen Art mit einem gerade besoffen im Gebüsch aufgewachten einheimischen Jugendlichen aus KW, der noch leicht torkelnd nicht ganz schnallte, was wir hier mit den Gaskochern vorhatten aber bereitwillig Wasser tragen half.

Ich wollte meine Enegrie für diesen Kongress eben nicht vollständig für diese Aufgaben (kochen, aufräumen, Infothek) draufgehen lassen, weswegen ich immer wieder am Ball war, Leute zu finden, die was machen wollen und ihnen zu erklären, was zu tun ist. Dazu gehörte auch, dass ich mir einen Kopf darum machte, wie eine personenunabhängige Infoweitergabe aussehen könnte. Als direktes Ergebnis plazierte ich -meiner Ansicht nach- gut sichtbar „Infothek Checklisten“ und „Putzpläne“ an entsprechenden Stellen. An der Infothek verbrachten die meisten Leute ihre Zeit anscheinend lieber mit Chouchkartoffeln als mit Zettel lesen und aktiv werden, was mich ärgerte.

Der Putzplan sollte deutlich machen, wie lange die täglich über 200 mal benutzen Toiletten bereits nicht mehr geputzt wurden.... schon seit vier Tagen nicht gereinigt? Diese Info lies dann einigen Teilis wohl doch das Mittagessen wieder hochkommen (falls es eins gab) und schon sah ich welche mit Putzkram hantieren.

Aufgrund konsequenten Nixtuen für ein paar Stunden brachte ich am Donnerstag noch genug Energie auf, um ein Abbau Interessentreffen zu initiieren und vorzubereiten. Einen detaillierten Aufgabenkatalog und zeitlichen Ablauf übersichtlich darzustellen erwies sich als sehr hilfreich für die zahlreichen Abbauenden. Doch aufgrund des allgegenwärtigen Chaosfaktors und dem Riesenberg an Aufgaben konnte die Deadline bis 14 Uhr Samstagnachmittag nicht eingehalten werden. Es bröckelten stattdessen immer mehr Leute ab und von 18 Uhr bis Mitternacht rödelten nach Betroffenenberichten immernoch vier Hinterbliebende.

Anders als beim letzten JUKSS gab es dieses Jahr -glücklicherweise- die Möglichkeit, verschiedene Schlafräume zu belagern. Es gab außer der Turnhalle Frühschlaf-und-Aufsteh-Raum, Familienschlafraum, Kühlschlafraum, Immerschlafraum sowie vereinzelt als Schlafraum umdefinierte Ecken und abgelegende Räume im Gebäude. Wir bauten uns eine gemütliche Riesenliegefläche aus zusammengestellten Schultischen und packten unsere mitgebrachten Matratzen rauf – fertig ist die lauschige Hochbett-KuschelCorner!

Immer wieder beindruckten mich die Improvisierkünste vereinzelter „Arsch-für-alles“- Leute, die dringende Nahrungsmitteltransporte koordinierten und mit der Unfähigkeit der Deutschen Post konfrontiert, einige Materialknappheiten zu überwinden hatten. Ich finde es auch einen wichtigen Bestandteil emanzipatorischer Beziehungsgestaltung, Kritik und Feedback zur Abwechslung mal positiv denken zu können und sich mal eine fette Dosis Anerkennung entgegenbringen zu können. Das erscheint mir in „Politkreisen“ immer zu kurz kommen.

Buntes JUKSS-leben

Die Workshops, die ich selbst initiierte, fanden eingebettet im alltäglichen hektischen „blos-nix-verpassen Chaos“ statt, weswegen es mir manchmal schwerfiel, mich ganz auf die Teilis einzulassen, um Inhalte zu vermitteln, die ich schon zigmal durchgekaut hab. Langen Atem und fusslige Münder braucht die Kopfrevolution! Ich erhoffte die personenunabhängige Information über emanzipatorische Schul- und Erziehungskritik durch die Gestaltung eines ganzen Raumes zur „Bildungskritischen Lernbasis“. Dort hängte ich eine Ausstellung auf, richtete einen zum Lesen einladenden Büchertisch ein, bot einen Infotisch mit viel Krams zum Mitnehmen an und schob Stühle und Sessel zu einem gemütlichen Philosophierstübchen zusammen (soweit dies in einem Schulgebäude möglich ist).

Mit lachenden Augen verfolgte ich verspielte Teilis mit spontanen Verrücktheiten, bunte vorfreudige Aktionsvorbereitung, einsame „reflektiertes Kuscheln“-workshops, gesellige Kifferklos mit einzigartiger Kloakkustikbeschallung und ekstatische GoaTrance- oder TrommelTanzsessions in Schulfluren. Mit einem weinenden Auge blickte ich die vielen vorbeiziehenden Menschen an, mit denen ich gerne intensiveren Kontakt geknüpft hätte und verflixterweise nicht dazu kam. Die persönliche Prioritätensetzung zu durchschauen und aktiv zu gestalten ist eine unumgängliche Lektion beim JUKSS, wenn mensch sich nicht nur treiben lassen möchte (was aber auch möglich ist).

Die praktische Verbindung von Party und Polit finde ich auch beim diesen JUKSS wieder einmal komplett zu kurz gekommen. Stattdessen verfestigt sich bei vielen die Auffassung, das dies per se niemals zusammenpassen könne. Meistens wird Party als Veranstaltung begriffen, in der ohne Rücksicht (vorallen was Laustärke versus Schlafbedürfnis angeht) auf andere vorallem verdrängt, vergessen und konsumiert wird. Das Ergebnis sind zugemüllte Partyklos, die nach abgestandenem Rauch stinken, sowie zugemüllte Cafee-ecken. Die wieder nutzbarmachende Reinigung übernehmen in der Regel die Leute, die früher diese Räumlichkeiten nutzen möchten als die ausschlafbedürftigen Partymach(ck)erInnen. In diesen Punkten wünsche ich mir statt unausgetragener Frontenbildung zwischen „PolitcheckerInen“ und „Partyfraktion“ kreativere Lösungen. Vor allem von Seiten der sogenannten „Partyfraktion“(deren Interesse die ganze Angelegenheit schließlich ist, wozu ich mich teils sogar auch zähle) lies sich keinerlei Aktivität zur Lösungssuche vor allem in Vorfeld des JUKSS festellen. Eine dazu passende direkte Intervention passierte am 31. abends: eine Person lies sich durch viele Beschwerden von verschiedenen Betroffenen nicht davon abbringen, im zentralen Treppenhaus zu rauchen. Stattdessen erntete mensch arrogante „Jaja“ Antworten und die Verweigerung jeder Kommunikation. Dieser Situation wurde effektiv eine Ende gesetzt, indem ein halbvoller Kanister Wasser über dem luft- und lustverpestenden Menschen sammt Rauchquelle entleert wurde.

Ich hörte von Leuten, dass es direkt neben der Zukunftswerkstatt die Möglichkeit gab, Anarchie zu spielen – und nicht nur das – dieses Spiel auch weiterzuentwickeln. Denn verständlicherweise sei das Anarchiespiel immernoch fehlerbehaftet. Ich sah Leute stundenlang daran festhängen und kundtuen, dass dieses Spiel unheimlich philosophisch am Praktischen sei.

Die „reflektiertes Kuscheln“-workshops trafen bei mir auf eher theoretisches Interesse. Ich empfinde es als einen durchaus sinnvollen Bestandteil emanzipatorischer Alltagsorganisation, sich seiner sexuellen Bedürfnisse klar zu werden, sie rüberbringen zu können und dabei der Bedürfnisse anderer respektvoll und sensibel gegenüberzutreten. Wenn Menschen einen offeneren Umgang mit Sexualität und normierenden Geschlechterrollen auf dem JUKSS direkt trainieren wollen, sollte der Rahmen dafür gegeben sein.

Mit der alljährlich auftauchenden Notwendigkeit einer emanzipatorischen Esotherikkritik wurde beim diesjährigen JUKSS ein neuer Umgang improvisiert: eines schon etwas berauschten Abends fand eine spontan Lesung mit Improtheaterelementen von plötzlich aufgetauchten und als anitemanzipatorisch enttarnten Esotherik-anthro-Büchern statt. Was genau dort passierte, sei der Erzählung von Leuten überlassen, die nicht wie ich, nur müde vorbeischlurften und erstaunt aus der Wäsche guckten bei soviel Action auf den späten Abend...

Eine besondere Athmosphäre umstrahlte den ComputerPool. Hier saßen ComputerFreaks und Nixplanende zusammen und gaben sich gegenseitig Rat beim Linux installieren, Laptop verarzten, Computer aufrüsten und Kopieren von Daten. Der teils parallel stattfindende Chaos Communcation Congress(CCC) zog seine Kreise bis zum JUKSS, denn hier tauschten sich die Leute über den CCC aus und gaben praxisnahe Infos bezüglich RFID und Überwachungstechnik weiter.

Container

Weil ich eine der wenigen bin, die Einblicke in die Details der Finanzplanung hatten, möchte ich lobend erwähnen, dass extrem viel Nahrung kostenlos aufgetrieben werden konnte. Es wurde klug containert, also Überschüsse abgeholt - von Bio- sowie konventionellen Großmärkten- und mit der „Berliner Tafel“ Kongresslieferungen vereinbart. Das hat eine enorme finanzielle Erleichterung gebracht, denn bei anderen JUKSSen wurde immer frisch Bio eingekauft. Nur was sich nicht auf kostenlosem Weg auftreiben lies, wurde beim Großmarkt bestellt; erst in der zweiten Woche bestellte ich Soja-, Hafer- und Reismilch, weil nach einer Woche festgestellt werden konnte, dass die kleine niedliche Sojamilchmaschine den Bedarf nicht decken konnte. Die Transparenz der Finanzplanung fiel einer zu kleinen Finanzengruppe (zu der ich mich peripher auch zählte) zum Opfer, doch immerhin aktualisierten fleißige Hände das Bilanz-Baromether.

Konzertausfall

Trotz aller elektrisierenden Musiksessions überall im Haus fand ich es schade, dass „Früchte des Zorns“, eine Band deren Lieder ich blauen Zeiten sehr gerne höre, abgesagt hatte. Auch die daraufhin ausgerufenen „Früchte des Zorns“-Liederabende konnten das nicht wieder gut machen...ich bin nicht dort gewesen. Wie die gelaufen sind, muss wohl jemand anderes berichten.

Tuschelrunden und Interessenbekundung

Wegen der oftmals nicht gerade informativen Infothek-besatzung und dem gewohnten Zettelchaos fanden die sogenannten „Tuschelrunden“ als erste Orientierung recht viel Anklang. Leider fanden sie viel zu selten statt. Die Tuschelrunde ist eine Info-austausch-und-kennlern-methodik: Die Gruppe teilt sich in Kleingruppen von maximal 5 Leuten auf, die sich alle 5 Minuten neu durchmischen. Dadurch erfährst Du innerhalb kurzer Zeit von vielen Menschen, wer sie sind, woher sie kommen und warum sie aufm JUKSS sind. Erweitert wurden die Tuschelrunden dieses Mal mit den sogenannten „Interessenzettelchen“, das sind kleine Formulare, auf denen Gesuche oder Angebote an Projekten, „Menschen, die Lust haben auf ...“ verewigt werden können und für alle sichtbar aufgehangen werden. Nach einiger Zeit war die Interessenzettelchen-Wand zu einem unübersichtlichen Haufen angewachsen, bis jemand den Rappel bekam und den Haufen einmal thematisch sortierte...

Ich wurde auf mein Interessenzettelchen-Angebot einer „NichtSchülerInnenAbitur-Beratung“ sogar dreimal angesprochen.

Konkrete Ergebnisse

Voller Freude musste ich auf diesem JUKSS feststellen, dass trotz der rasanten Entwicklung, die ich innerhalb eins Jahres durchmachte, auch andere (die ich seit dem letzten JUKSS kaum gesehen hab) auf ähnliche Ideen gekommen sind wie ich. Und auch bereit sind, konkrete Projekte jetzt und sofort zu starten. In meinen nomadischen Lebenswandel bin ich eher reingerutscht, als dass ich mich bewusst dafür entscheiden hatte. Irgendwann befand ich es einfach für mich als sinnvoll. Nun fanden sich im Rahmend es JUKSS erstaunlich viele junge Leute zusammen (10-20), die entweder bereits nomadisch leben oder an diesem Leben interessiert sind – und das nicht auf meine Initiative hin, *juhuu*. Ein NomadInnennetzwerk ist nun am Entstehen und kann unter www.homes-for-nomads.de.vu verfolgt werden. Der Ausstieg aus gewohnten Lebensumfeldern und konventionellen Lebensstilen durchzieht wie einen roten Faden diesen JUKSS: Für das Projekt „Microbirdo“, die kollektive Reise mit einem großen Segelschiff über den Atlantik nach Lateinamerika, um dort vorallem Öko- und Anarchoprojekte zu besuchen- finden die Initiatoris viele offene Ohren und neugierig gespannte Gesichter. Es wurden Bildungsnetzwerke vorgestellt („Travelling School of Life“ www.tsolife.org hatten einen dreitägiges Treffen beim JUKSS, an dem ich teilnahm und deswegen viel JUKSS verpassen musste *knurr*), Kommunerfahrungen ausgetauscht, in Kommuneprojekte eingeladen und Gesundheitsnetzwerke geplant. Eine kleine FairTrade Mateteekooperative im Aufbau stellte sich vor, traf aber nach eigener Aussage auf recht wenig Widerhall. An dem Gegenuni-treffen von alternativen „von unten“ verwalteten Universitäten im deutschsprachigen Bereich nahm ich aus bereits erwähnten Wusel-stress nur kurz teil.

Im Umsonstladen traf man auf Sonderangebote, die man im Erdgeschoss am Schablonentisch mit genialen Schablonenmotiven verzieren konnte, wenn auf der eigenen Kleidung kein Platz mehr war... leider war ich am letzten Tag zu spät dran und die Farbe war alle...soweit, rechtzeitig neue Farbe zu besorgen, wenn die alte alle zu werden droht, reicht dann das Selbstorga-bewusstsein doch nicht, stellte ich enttäuscht fest und zog schüttelnden Kopfes unbemalt von dannen. Muss ich mich denn um alles kümmern?!

Nachtwache und Verständnis

Recht wenig hatte ich von den Nazi-Wachschutz Debatten mitbekommen. Ich kenne die Diskussionspunkte schon vom Dresdner und Magdeburger JUKSS und war froh, dass ich nicht über ein Plenum damit belastet wurde, sondern dass es eben die Interessentreffen gab, wo alle, die sich dafür interessieren, hingehen können. Ich erkenne an, dass ist dies ein wichtiges Thema ist, aber in diesem Aspekt verlies ich mich voll und ganz auf die kämpferische Kompetenz anderer. Die Interessentreffen sind noch ein organisatorisches Kapitel für sich, denn auch hier zeichneten sich Unzufriedenheiten ab, wenn zum Beispiel eine Gruppe Vorschläge zum Umgang mit Naziübergriffen erarbeitet und dann präsentiert, als wären die nicht diskutierbar – wie vielfach der Eindruck entstanden sei. Doch weil sich der JUKSS besonders durch Uneinheitlichkeit auszeichnet, müssen auch in diesem Gebiet – wie bei so vielem - die Fusseln am Mund immer länger werden und immer wieder aufs Neue der Umgang mit gewissen Situationen auf einer möglichst gleichberechtigten und verständnisvollen Ebene besprochen werden.

Dokumentation und Lerneffekt

Ich wünsche mir, dass auf Papier vorhande Ergebnisse des Kongresses dokumentiert werden und Erkenntnisse sowie Fehler als sinnvolle Bereicherung in die Gestaltung der nächsten Kongresse einfließen werden. Leider habe ich selber aufgrund verschobener Prioritätensetzung im letzten Jahr während der Vorbereitung gerade in diesem Bereich geloost, was sich zum Ende des Jahres auch bemerkbar machte... besonders an der Überforderung Einzelner und auch am Liegenbleiben wichtiger Aufgaben. Und ich kann mir nix schlimmeres vorstellen als dass sich Leute von dieser Art selbstorganisatierter Kongresse abwenden, weil sie dauernd zuviel Energie reinstecken mussten. Das Ziel soll sein, durch den Kongress an Energie zu gewinnen.

In diesem Sinne: Auf zum näxten JUKSS! UND: „Ohne dich nix JUKSS,ey!“