2007-01:Mehrweg verschwindet

Aus grünes blatt
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Mehrweg verschwindet - Dank Dosenpfand und Verpackungsverordnung

fb Wie wenig ernstnehmbar die erfundene "Erfolgsgeschichte" der Verpackungsverordnung, wie sie das BMU Pressemitteilung darstellte, ist, zweigte wenige Tage eine FAZ-Meldung. Im Kommentar zu der BMU-Pressemitteilung wurde bereits beschrieben, welche negativen Folgen die Gründung des DSD für die umweltschonendere Abfallvermeidung hatte. Als unter rot-grüner Bundesregierung erkannt wurde, dass die Mehrwegquoten bedrohlich sinken, wurde nach einigem Ziehen und Zerren das Dosenpfand eingeführt. Das war zwar der Todesstoß für Dosengetränke, die inzwischen viel seltener zu finden sind, aber beförderte auch einen Siegeszug für Einwegverpackungen. Überall bestand nun die Pfandpflicht und für viele VerbraucherInnen war kaum ersichtlich, wo der Unterschied zwischen Mehrweg-Pfand und Einweg-Pfand besteht und welchen Unterschied das macht. Inzwischen ist die Mehrwegquote bei Mineralwasser von 87,7% auf etwa 41,1% gefallen.

Und wieder rettete die Bundesregierung die Abfallerzeuger vor dem Inkrafttreten der Rücknahmepflicht, die Anfang der 1990er Jahre festgelegt worden war und um die der Handel erst durch die Einführung des Grünen Punkts herumkam - mit dem Dosenpfand. Die Genossenschaft Deutscher Brunnen fordert zur Rettung des Mehrwegs nur wieder neue Abgaben. Ob die helfen werden, ist fraglich. Wichtig wäre vor allem eine Politisierung der Abfallthematik.


Auszug aus der Originalnachricht:

Todesspirale für den Mittelstand

Dosenpfand, Mehrwegschwund und die Aldisierung der Gesellschaft

Bonn/Berlin, 25. Januar 2007 - Stetig sinkende Mehrwegquoten ab Ende der 1990er Jahre führten 2003 nach einem erbitterten Kampf mit der Einweglobby zur Einführung des sogenannten Dosenpfandes. In der gesamten Diskussion um die Notwendigkeit des Pflichtpfandes für Einweggetränke ging es in erster Linie um die Förderung und Stabilisierung von Mehrwegsystemen: "In der Verpackungsverordnung ist das Ziel klar formuliert. 80 Prozent aller Getränke sollen in ökologisch vorteilhaften Verpackungen abgefüllt werden. Die Bundesregierung ist nach den rechtlichen Vorgaben verpflichtet, spätestens bis zum Januar 2010 den Status quo zu überprüfen. Die aktuelle Negativentwicklung von Mehrweg zeigt allerdings, dass man so lange nicht warten kann", warnte Andreas Rottke, Vorstandschef der Genossenschaft Deutscher Brunnen[1], bei der Bonner Fachtagung der Stiftung Initiative Mehrweg und der Unternehmensberatung Ascon[2] zum Thema "Die Novelle der Novelle der Verpackungsverordnung".

Zum Start des Dosenpfandes sei die Mehrwegquote bei Mineralwasser zwar kurzzeitig gestiegen. "Bis Ende 2006 hat sich die Situation aber dramatisch verschlechtert. Für das vergangene Jahr kommt man nach Erhebungen der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) nur noch auf einen Durchschnittswert von 44,5 Prozent. Die Dezemberzahlen mit 41,1 Prozent zeigen, dass der Abwärtstrend unvermittelt anhält und der gesamten Branche zunehmend Angst bereitet. Vor gut zehn Jahren lag die Mehrwegquote für Mineralwasser noch bei 87,7 Prozent", so Rottke.

Bei Fruchtsaft breche das Mehrwegsystem mit 34,7 Prozent schon zusammen, denn mit einer Quote von unter 40 Prozent könne man das nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Die handwerklichen Fehler der Verpackungsverordnung, wie die anfänglich zugelassenen Insellösungen, waren nach Auffassung von Rottke das Einfallstor für den Siegeszug der Discounter beim Absatz von Einweggetränken. Davon habe sich der Mehrwegmarkt nicht mehr erholt. Die mangelhaft konzipierte Rechtslage führe den Discountern "Windfall Profits" zu. Aus den größten Dosenpfand-Boykotteuren, kommentierte ein Diskussionsteilnehmer, wurden die größten Dosenpfand-Profiteure. "Durch die eingesparten Gebühren für den Grünen Punkt, durch Pfandschlupf und Recyclingeinnahmen für das sortenreine Verpackungsmaterial erzielen die Discounter jährliche Mehrerlöse von über 400 Millionen Euro. Mit diesem Geld können sie über Quersubventionen den Preis für Mineralwasser in Einwegflaschen künstlich niedrig halten", monierte Rottke in seinem Vortrag.


http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=40408875