2007-01:Wieder allein

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Wieder allein

Genduerilla Wieder alleine, "sozialunfähig", fühle ich mich. Mir scheint, die Jahre des aus der Frustration entstandenen alleine Lebens und politisch Wirkens haben unbewältigbare Spuren hinterlassen. Ausgangspunkt war der immer wieder aufkommende Ärger darüber, dass ich in meinem Umfeld mich scheinbar kaum noch auf Absprachen verlassen konnte und es als krass unbefriedigend empfand zu sehen, welche großen Potentiale immer wieder ungenutzt verloren gegangen sind. Meistens betraf das die politische Organisierung, dann aber auch die Selbstorganisation im Alltag und die - seltenen - emotional näheren Beziehungen.

Wie ich jetzt merke, hat sich nach und nach eine riesige Filmsammlung ergeben, die jetzt immer wieder ganz ungewollt ablaufen und meine Wahrnehmung und Gefühle beeinflussen. Und ich merke, dass es gar nicht einfach ist, mir zuweilen unmöglich erscheint, eine Stopp-Taste zu finden. Symptomatisch sind folgende Situationen: Da komme ich bei einem Seminaren am Abend in ein nettes Gespräch, die Gruppe macht sich jetzt auf in Richtung Unterkunft, um bald zu schlafen. Erstmal wieder der Herdeneffekt, der mir komisch ist - eine oder ein paar Personen gehen los und plötzlich machen das alle. Aber OK, ich überlege, ob ich die Unterhaltung, aus der wir rausgerissen wurden, dort fortsetzen möchte und merke, dass ich ein starkes Bedürfnis nach dem sozialen Kontakt habe. Aber da ist eine Mauer: ich habe mich bereits so sehr daran gewöhnt, mich zurückzuziehen, dass es eher eine Ausnahme ist, wenn ich zusammen mit anderen Menschen schlafe. Aus diesem Bewusstsein heraus wird eine Projektion und ich frage mich, ob ich das jetzt wirklich brauche. Ist es nicht unangenehmer, in der Erwartung eines angenehmen Gefühls unter Fortsetzung des Gesprächs enttäuscht zu werden und dann diesen nach meiner Wahrnehmung zu einem großen Schritt gewordenen Akt vorzunehmen, nur um am Ende frustriert mit einem eisigen Allein-Gefühl zwischen lauter Leuten zu liegen, die aber gar nicht mehr reden oder den Kontakt zu mir wollen? Und so gehe ich dann nicht mit. Bleibe (fast) alleine zurück und begreife, wie sozialunfähig ich mich fühle. Selbst dem klaren Gefühl des Bedürfnisses nach der Nähe von Menschen kann ich nicht mehr nachgehen, weil sich mit den Jahren ein Haufen unaufgelösten Sozialprobleme-Mülls angesammelt hat, über den ich immer wieder stolpere. Und ich fühl mich beschissen, handlungsunfähig, hoffnungslos. Beim Nachdenken über die Situation verfalle ich immer wieder in Schleifen, die irgendwann sagen: das geht nicht!