2008-02:Castor stopp - Gorleben vermASSEln

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Castor stopp - Gorleben vermASSEln

Wolfgang Ehmke Die Atomlobby wittert Morgenluft, verbreitet Optimismus, apostrophiert ihre Renaissance. Wer 1 Euro 60 Cent für einen Liter Benzin blechen muss, der weiß: da hilft nur die Atomkraft. Macht alles billiger. Der amerikanische Präsidentschaftskandidat McCain will gleich 45 Atomkraftwerke. Was er nicht weiß: Strom ist für andere Zwecke da. Was er nicht wissen will: Das ist teuer. Es dauert auch, bis so ein Kraftwerk fertig ist. Aber ich vergaß: es gibt elektrische Heizdecken, Ventilatoren, Kühlschränke und Heizspiralen. Frieren oder schwitzen. Alltagserfahrung. Strahlung schmeckt, spürt man eben nicht. Atomkraft ist ja, so sagen sie nur alle, auch gut für´s Klima. Die abschmelzenden Gletscher und ein grünes Grönland gibt es ständig im Fernsehen, den Widerstand gegen Atomkraft oder die überzeugenden Argumente nur selten. Da muss schon was passieren.

Der mediale Hype fand gerade seinen Höhepunkt im Wochenmagazin „Der Spiegel“. Das „unheimliche Comeback der Atomkraft“ wird dort apostrophiert. Der Wahlkampf 2010 ist voll entbrannt. Doch zuvor, im Herbst 2008, stehen zwei andere wichtige Ereignisse an: Bundesumweltminister Sigmar Gabriel lädt zu einem Endlagersymposium in die Hauptstadt ein, eine Woche später rollt der nächste Castorkonvoi aus der französischen WAA Cap de La Hague nach Gorleben und die Atomkraftgegner/innen im Wendland laden zu Protest und Widerstand ein. Dort wird immer noch für den Ausstieg aus der Atomenergie demonstriert. Dem Medienhype zum Trotz.

Was wir alles wissen: Atomkraftwerke sind kein Beitrag zum Klimaschutz. Schon heute ist eine Kilowattstunde Atomstrom mit südafrikanischem Uran mit 126 Gramm CO-2 belastet - ein modernes Gaskraftwerk mit Kraft-Wärme-Koppelung bringt es auf 150 Gramm CO-2 pro Kilowattstunde. Fragen Sie mal die 4.500 Uranarbeiter der ehemaligen Wismuth AG in Böhmen und Sachsen, wie sie mit ihren Krebserkrankungen umgehen, die - ja das ist Deutschland - als Berufskrankheit anerkannt sind. Oder die Tuareg im Norden des afrikanischen Staates Niger, die seit einem Jahr gegen den Uranabbau rebellieren.

Was noch? Es gibt eine auffällige Häufung von Krebsfällen im Umkreis von Atomkraftwerken. Normalbetrieb macht Krebs. Es gibt frei erfundene Rechenparameter für die Sicherheit der Castorbehälter. Die stehen in luftigen Hallen in der Nachbarschaft der Atommeiler, in Ahaus und in Gorleben herum. Dort, und das weiß natürlich nicht jeder, sind es bisher 80 Castoren auf 420 Stellplätzen verteilt. Neuerdings weiß man auch, dass in der Asse II bei Wolfenbüttel radioaktive Lauge illegal in die Tiefe des Schachts gepumpt wurde und dass das Wasser unkontrolliert einsickert. Sogar die Zahl der Fässer, die dort in den 60er Jahren abgekippt wurden, ist exakt bekannt. 124.494 mit schwachaktivem und 1.293 mit mittelaktivem Müll. Man wusste übrigens schon bei der Inbetriebnahme der Kaligrube, dass es nicht erst in ein paar Tausend Jahren zu einem Wassereinbruch kommen würde.

Was weniger bekannt ist, sind die Versuche, die in der Asse stattfanden, in-situ und Kobalt-60 Quellen, also dass diese Deponie als Versuchsfeld, als Pilotanlage für Gorleben gehandelt wurde und dass die gleichen Wissenschaftler, die der Asse einen Persilschein ausstellten, es würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bzw. an Wahrscheinlichkeit grenzender Sicherheit dort nimmer zu einem Wassereinbruch kommen, auch Gorleben das Wort reden. Ich sage nur Professor Kühn. Aktivisten und Hobbygeologen ist bekannt, dass sich andere Parallelen zwischen der Asse II und Gorleben aufdrängen: Vor allem dass es kein Deckgebirge gibt mit hinreichend dicken Tonschichten, die den Salzstock bzw. die Atommüllbehälter im Salzgestein gegen Wasser abschirmen. Für die Asse hat Prof. Werner Schneider von der TU Braunschweig die entsprechende Kartierung vorgenommen. Für ihn ist die Asse ein wissenschaftlicher Nullinger. In Sachen Gorleben warnten der Kieler Quartärgeologe Prof. Klaus Duphorn und der Hamburger Geographie-Professor Klaus Grimmel vor den Folgen.

Nur wenigen Journalisten ist bekannt, dass die hochradioaktiven Abfälle in Gorleben bislang nicht im Salz gelagert werden. Viele Menschen im Wendland hingegen hoffen, dass das so bleibt, obwohl das Moratorium in Gorleben 2010 ausläuft. Danach könnte mangels Alternativen in Gorleben weiter gebuddelt werden. Wer das Strategiepapier des Bundesumweltministers Sigmar Gabriel gelesen hat, weiß, dass er trotz der Zweifel an der Eignung Gorlebens und trotz der Havarie in der Asse II in Gorleben ein Versuchslabor einrichten möchte.

Damit es alle wissen: Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen. Wir demonstrieren für den Atomausstieg, den Umstieg auf regenerative Energien, Energieeffizienz. Wir sind auf der Straße und an der Schiene, wenn der Castor rollt. Wir lassen uns kein X für ein U vormachen. Wir fordern das Ende der Bauarbeiten im Salzstock Gorleben. Was wir schon wissen: der näXte Castor soll um den 8. November herum anrollen. Aber niX Genaues weiß man noch nicht. Deshalb: www.bi-luechow-dannenberg.de oder ruft doch mal an: 05841 46 84. Spenden erwünscht.