2008-03:Fortschrittsangst und regressive Utopie: Unterschied zwischen den Versionen

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Fortschrittsangst und regressive Utopie
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primitivistische Tendenzen im Grünen Blatt
  
 
Nachdem nach mehreren Texten, die in die selbe Richtung argumentierten, in der letzten Ausgabe des Grünen Blattes ein als "technik- und industriekritische Polemik" gekennzeichneter Artikel auftauchte, wird es Zeit auch innerhalb dieses Mediums etwas zu entgegnen.
 
Nachdem nach mehreren Texten, die in die selbe Richtung argumentierten, in der letzten Ausgabe des Grünen Blattes ein als "technik- und industriekritische Polemik" gekennzeichneter Artikel auftauchte, wird es Zeit auch innerhalb dieses Mediums etwas zu entgegnen.

Version vom 17:58, 29. Nov 2008

primitivistische Tendenzen im Grünen Blatt

Nachdem nach mehreren Texten, die in die selbe Richtung argumentierten, in der letzten Ausgabe des Grünen Blattes ein als "technik- und industriekritische Polemik" gekennzeichneter Artikel auftauchte, wird es Zeit auch innerhalb dieses Mediums etwas zu entgegnen.

Der Versuch die Herrschaftsförmigkeit von Technik und industrieller Produktion mit dem Verweis auf den hierarchischen Produktionsprozess heutzutage ist absurd. Schließlich laufen auch Produktionsprozesse, die nicht industrieller Natur sind, nicht hierarchieärmer ab. Den jegliche Produktion findet innerhalb desselben gesellschaftlichen Systems statt (in welchem ökonomischer Zwang zentral ist) von dem es nicht unbeeinflusst bleibt.

Dass dann die Formen, die industrielle Arbeit heutzutage annimmt, auf Technik verallgemeinert werden, zeugt davon, dass die Macht ökonomischer Systeme unterschätzt wird. "Spezialist/innen, Wissenshierarchien, Entfremdung vom Produktionsprozess, eintönige Arbeit, Umweltverschmutzung" gibt es v.a., weil sie zu einer wirtschaftlicheren Produktion dazugehören; sie entweder ermöglichen oder Auswirkung davon sind.

Eine andere These, die in dem Text vertreten wird, lautet: "dass die Erfüllung von sozialen und nicht-materiellen Bedürfnissen das ist, was wirklich glücklich macht". Nicht nur, dass diese Pauschalisierung der Vielschichtigkeit von Bedürfnissen nicht gerecht werden kann. Auch wird im Zusammenhang mit dem restlichen Text impliziert, dass soziale Bedürfnisse einfacher herrschaftsfrei gestaltbar seien als materielle. Dass sie aber genauso gesellschaftlich geprägt sind – und daher weder herrschaftsfrei noch eindeutig trennbar von materiellen Bedürfnissen –, scheint nicht bedacht. Diese Einteilung in "gute" und "schlechte" bzw. "wahre" und "konstruierte" Bedürfnisse ist nichts neues und ein typische Element der Konsumkritik (siehe dazu: www.junge-linke.de/kritik_der_linken/kritik_der_konsumkritik_.html).

Außerdem ist die Forderung danach sich mit dem Nötigsten zufrieden zu geben in keinster Weise emanzipatorisch, sondern trägt dazu bei unzufriedene Menschen ruhig zu stellen und sich innerhalb des Systems damit abzufinden, was sie haben, anstatt mehr zu verlangen und dafür zu kämpfen.

Das soll niemandem das Recht oder die Möglichkeit absprechen selbst ohne Technik glücklicher zu wirtschaften. Doch gesamtgesellschaftlich birgt die Entwicklung der Technik die Möglichkeit Arbeitszeit zu verkürzen und körperliche Arbeit zu vereinfachen. Das macht es nicht nur möglich mehr Zeit auf eigene Bildung, Selbstreflexion und Strategieentwicklung zum Hierarchieabbau zu verwenden. Für manche Menschen ermöglicht sie erst an Produktionsprozessen teilzunehmen. Leute mit körperlichen Handicaps, Gebrechen u.a. scheinen in primitivistischen Utopien nicht vorzukommen.

(Nach dem Schreiben des Textes haben wir gemerkt, dass einige der Gedanken hier und weitere schon auf der Diskussionsseite formuliert wurden. Es lohnt sich auf jeden Fall diese anzusehen: http://www.gruenes-blatt.de/index.php/Diskussion:2008-02:Eine_technik-_und_industriekritische_Polemik)