2010-01:gentech

Aus grünes blatt
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Neues vom Acker (machen)!

Ticker Gentechnik & Gentechnik-Widerstand

von FeldbefreierInnen & friends (jb)
c/o Projektwerkstatt, Ludwigstr. 11, 35447 Reiskirchen, 06401/903283
saasen@projektwerkstatt.de, http://www.gendreck-giessen.de.vu

DVD mit Seilschaften-Vortrag ist fertig - für 7 Euro zu erwerben!
Michael Leitner hat eine DVD erstellt mit einem Mitschnitt des Vortrags im Edekamarkt in Ostrach. Es ist eine Aufnahme mit gutem Ton und zwei Kameras (Ausschnitt auf Youtube). Die DVD kostet 7 Euro. Sie kann über www.aktionsversand.de.vu bestellt werden. Die nicht-kommerzielle Vorführung ist erlaubt, d.h. Ihr könnt den Vortrag jetzt auch ohne Referent an vielen Orten zeigen (Schulen, Veranstaltungen ...).

SPD-MV gegen Gentechnik
Aus der Ostseezeitung vom 26.4.2010: „In der anschließenden Diskussion wurden einige Änderungen an dem vom Parteivorstand eingebrachten Leitantrag vorgenommen. ... Auch die Ablehnung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen wurde eingefügt.“ Da ein weiterer Antrag als durch den zitierten als erledigt vermerkt und dort auch explizit die Forschung benannt wurde, hieße das, dass die SPD jegliche Gentech-Pflanze auf Äckern in MV ist - also auch gegen das AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz und seine Experimente. Das aber ist Till Backhaus Lieblingskind ... und der ist Landwirtschaftsminister. Von der SPD! Es kann also spannend werden - der Widerstand entfaltet auch Wirkung in der Zunft der BerufsopportunistInnen.

Jetzt doch: Kein Genfeld in Bayern!
Die Feldbesetzung in Düllstadt schaffte Klarheit: Es wird kein Feld mit MON810 und anderen gv-Maissorten in Bayern geben. Das Land ist also 2010 genfeldfrei.

Demo-Absurditäten in Braunschweig
Braunschweig ist einer der Hauptstandorte der bundeseigenen landwirtschaftlichen und damit auch der Gentechnikforschung. Vor allem Institute des Ministerium des verbal-gentechnikkritischen Verbraucherministeriums wurschteln hier, z.T. unterstützt aus Geldmitteln des Forschungsministeriums, an Maispflanzen herum. Versteckt wird das Ganze auf dem Gelände einer ehemaligen Nazi-Rüstungsindustrie an der Bundesallee, die nach dem 2. Weltkrieg von landwirtschaftlichen Instituten genutzt wird und wo auch das hochverfilzte BVL untergebracht ist. Eine spektakuläre Feldbesetzung im Jahr 2009 hatte diese Forschung dort bekannt gemacht. Seitdem werden die Versuchsfelder im Westen von Braunschweig in der Region viel diskutiert - während Papi Staat mit autoritären Mitteln den unerwünschten Protest niederzuhalten versucht. Dazu gehört, das ganze Gelände mit den Behörden und Feldern zu Demoverbotszone zu erklären. Und zwar mit miesen Tricks: Verwaltungsgericht und Ordnungsamt kungeln, um Klagen gegen die Demoverbote ins Leere laufen zu lassen.

Wieder Verweigerung der Akteneinsicht
Jetzt ist es amtlich: Das (Kern-)Forschungszentrum Jülich verweigert die Akteneinsicht in Unterlagen zu deutschen Agro-Gentechnik. Dort werden die Fördermittel für die sogenannte Sicherheitsforschung vergeben - ein riesiger Sumpf von Betrug und Fälschungen. Kein Wunder, dass sie sich nicht in die Karten schauen lassen wollen. Eigentlich müssten sie es, denn das Umweltinformationsgesetz schreibt das vor. Deshalb gibt es jetzt eine Verwaltungsklage gegen das Forschungszentrum.

  • Mehr zur ständigen Akteneinsichtsverweigerung: www.projektwerkstatt.de/gen/sonder_bvl_akteneinsicht.htm

Mehr Geld für immer weniger Agro-Gentechnik-Firmen
Nach einer Studie des Bundesforschungsministeriums schrumpft die Agro-Gentechnik-Industrie in Deutschland. Das Forschungsministerium nimmt dieses Desaster trotzdem zum Anlass, weitere Millionen in die umstrittene Technologie zu stecken, während erfolgversprechendere Ansätze für eine nachhaltige Landwirtschaft vernachlässigt werden.
Nach der Studie des BMBF, die dieser Tage veröffentlicht wurde, waren bundesweit 2009 24 Biotech-Unternehmen mit Pflanzen-Gentechnik befasst, zwei weniger als noch 2008. Die Erlöse der Unternehmen lagen 2009 bei 39 Mio €. Im Vorjahr waren es 49 Mio €. „Es ist nicht zu verstehen, weshalb das Schavan-Ministerium jetzt ankündigte, zusätzliche Millionen in den schrumpfenden Sektor der Pflanzen-Biotechnologie zu stecken“, kommentierte Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. „Dafür dann auch noch das Arbeitsplatzargument heran zu ziehen, ist absurd.“ Je nach Betrachtungsweise - ob man nur die reinen Agro-Biotechnologie-Unternehmen zählt oder zusätzlich die mit Agro-Gentechnik befassten Abteilungen großer Chemiekonzerne - sind der Agro-Gentechnik etwa 650 bis 1400 Arbeitsplätze zuzuordnen.
Der Anteil des Staates an der Finanzierung von Biotech-Unternehmen hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Lag er 2005 noch bei ca. 8 % waren es 2009 bereits etwa 17 %. In diesem Zeitraum haben sich die Mittel von Wagniskapitalgebern und Erlöse durch Börsengänge mehr als halbiert.
Im Gegensatz zur Agro-Gentechnik wächst die Ökologische Lebensmittelwirtschaft seit Jahren ungebrochen. Sie hat seit 2005 ihren Umsatz um 50 % auf 5,8 Mrd. € gesteigert. In den zahlreichen mittelständischen Unternehmen des Öko-Bereichs konnten weit mehr als 160.000 Arbeitsplätze aufgebaut werden. Sie sind durch die Agro-Gentechnik gefährdet, denn die beträchtlichen Folgekosten der Gentechnik bleiben durch eine fehlende Verursacherhaftung bei denen hängen, die diese Technologie nicht einsetzen.
Zahlreiche Untersuchungen, so u.a. der Weltagrarbericht und Studien der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD), sehen ökologische Anbauverfahren als Schlüsseltechnologien zur Bekämpfung des Hungers. Löwenstein fordert Ministerin Schavan auf, die Leistungen und Potenziale des Öko-Landbaus bei der Lösung der globalen Herausforderungen im Agrarbereich anzuerkennen und diesen in den Fokus der Forschungspolitik des BMBF zu rücken. Auch solle sie sich für die Umsetzung der Verursacherhaftung in der Gentechnik einsetzen, so Löwenstein. (Quelle: BÖLW)

(Vorerst) Kein Verfahren wegen Feldbesetzung 2008: Gerichtstermin am 8.6. in Groß Gerau gestrichen
Das Gerichtsverfahren wegen der Feldbesetzung 2008 in Groß Gerau fällt aus! Das Gericht hat den Termin abgesagt. Genaue Gründe sind unbekannt. Könnte sein, dass sie doch keine rechte Lust haben. Somit bleiben als laufende Verfahren zur Zeit das gegen die FeldbesetzerInnen von Groß Lüsewitz 2009 (am Amtsgericht Rostock) und gegen FeldbefreierInnen von 2008 (Gatersleben und Kitzingen). Erwartet wird jederzeit auch der Revisionsbeschluss im Feldbefreiungsprozess von Gießen, der mit einem harten Urteil von 6 Monaten Haft ohne Bewährung endete.

Vortragsrundtouren zu Gentechnik-Seilschaften in Sachsen-Anhalt nötig! Wer organisiert Veranstaltungen???
Die von der Anzahl der Felder her größte Gentechnikanlage der Republik steht in Üplingen, mitten in der Börde westlich von Magdeburg. Ganz nahe dran liegen noch KWS-Betriebe (2009 auch mit Gentechfeldern), das Julius-Kühn-Institut und die Bioparks von Gatersleben, gleichzeitig auch Sitz von InnoPlanta. Hier ist der Widerstand noch sehr schwach, selbst Umweltgruppen und BiolandwirtInnen ducken sich weg. Es wäre daher besonders wichtig, die Informationen über die Gentechnik-Seilschaften vermehrt in diese Region zu tragen. Ein guter Anlass für Veranstaltungen zu Gentechnik-Seilschaften wäre Anfang September 2010, weil am 6. September wieder das wichtigste Treffen der Gentechnik-Seilschaften ansteht - in Üplingen. Auch Aktionen zu diesem Stell-Dich-ein der Seilschaften sind überfällig!



Wenn Label wichtiger sind ...

Von tollen Aktionen und Apparaten, die Teil des Problems sind

jb Es spricht alles dafür, aus der juristischen Auseinandersetzung um die wichtige und spektakuläre Feldbefreiung vom April 2008 (Genweizenfeld an der Saatgutbank für Weizen) mehr zu machen. Doch so einfach ist das nicht. Das liegt nicht an der Aktion und auch nicht direkt an den AktivistInnen. Doch dummerweise haben die das Heft weitgehend den Apparaten von Kampagnen und Verbänden in die Hand gegeben - und die sorgen sich offenbar mehr um die Positionierung ihres Labels, um Spendeneingänge und ihren guten Ruf bei Medien und Mächtigen im Lande ...
Umweltverbände, Institute und gentechnikkritische Parteien nehmen, vor allem auf den höheren Ebenen der Apparate, immer wieder eine sehr problematische Rolle ein. Zwar gehen von ihnen auch wichtige Impulse und Informationen aus, aber die stehen in einem unangenehmen Kontrast zu Anbiederung an Geldgeber (Staat, Wirtschaft, SpenderInnen). Schon fast eine unschöne Tradition sind Distanzierungen von AktivistInnen, die nicht nur bunte Broschüren und Petitionen in Umlauf bringen, während andere Felder anlegen und somit die Auskreuzung in Schwung halten.
Neuestes Beispiel des Wegduckens und der Ausgrenzung ist die Broschüre zu Genweizenanbau in Gatersleben. Eigentlich war das eine gute Idee - passend zur zweiten Instanz des Zivilprozesses um die notwendige, wirksame und mutige Aktion gegen das Genweizenfeld neben der Saatgutbank für Weizen sollte eine Broschüre erscheinen, die Hintergründe durchleuchtet. Wahrscheinlich ist den sechs AktivistInnen, die mit ihrer genialen Aktion ein Superding gedreht haben, kein Vorwurf zu machen außer der etwas naiven Hingabe in die Hände von Personen, die seit Jahren die Distanz zu AktivistInnen hoch halten - um selbst als seriös zu wirken. Sie spielen auf anderen Hochzeiten, kennen das Geschäft von Verbandsselbstdarstellung, Plätzen an den Tischen der Edlen und Mächtigen. Viele arbeiten sonst für NGOs und Interessenvertretungen a la Attac, BUND oder AbL. Ihnen das Ruder zu überlassen heißt, Widerstand und Gesellschaftskritik einzutauschen gegenüber professioneller, spendenorientierter Öffentlichkeitsarbeit und die Anpassung an genau die Strategie, die auch auf der anderen Seite angesagt ist: Wissenschaftlichkeit suggerieren. So werden Prozesse und Öffentlichkeitsarbeit rund um die Aktion in Gatersleben schön getrennt gehalten von sonstigen Aktionen. Dass die GentechnikerInnen von Gatersleben heute ihre Felder in der BioTechFarm Üplingen ansiedeln, wird nicht einmal erwähnt. Die Broschüre setzt lieber ihren Schwerpunkt auf die schein-wissenschaftliche Debatte mit seitenweise komplizierten Ausführungen zu Risiken. Dabei führt eine solche Debatte nicht nur in den wirren Schlagabtausch selbstbezahlter Studien, sondern ist auch schlicht überflüssig. Denn längst geben Monsanto, Forschungsakadamien und andere Gentechnik-BefürworterInnen selbst zu, dass die Gentechnik nicht kontrollierbar ist und der Steigerung von Düngemittel- und Pestizideinsatz dient. Was sollen da ständige ExpertInnenschlachten? Nur wenig Worte finden sich in der Broschüre zu den Skandalen rund um Genehmigungsverfahren und den verborgenen Zielen solcher Versuche. Folgerichtig fehlen auch alle Hinweise auf weitere Hintergrundrecherchen z.B. zu den Seilschaften der Gentechnik, die auch in Gatersleben wirken. Weder die Arbeiten von Antje Lorch/Christoph Then noch die von Andreas Bauer und natürlich auch nicht die aktuellen Recherchen zu den Gentechnik-Seilschaften sind irgendwo im Heft zu finden. Dafür gibt es hinten im Heft eine lange Liste der Unterstützergruppen mit all ihren Logos ... die meisten sind genau die, die z.B. das Heft „Organisierte Unverantwortlichkeit“ nicht unterstützen wollten. Das Entfilzen-Logo hätte sich hier auch gut gemacht - aber war wohl nicht gewollt. Im Impressum der Broschüre findet sich eine Liste der Internetseiten, wo die Broschüre herunterzuladen ist - www.gentech-weg.de.vu und www.biotech-seilschaften.de.vu stehen da nicht. Sie sind auch nicht gefragt worden. Offenbar ist eine gute Verbreitung der Broschüre weniger wichtig als das Veschweigen der unerwünschten Seiten! Doch die Ausgrenzung und Spaltung, die hier zum wiederholten Mal sichtbar wird, ist einseitig. Die Broschüre liegt jetzt auch auf www.projektwerkstatt.de und damit auch bei den auf dieser Plattform operierenden AktivistInnen. Es bleibt aber der Eindruck: NGOs &Co. - wenn die Gentechnik-Seilschaften gewinnen, wird es auch an den Anti-Gentechnik-Seilschaften gelegen haben ...