2013-02:Rudolf Steiners langer Schatten

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Irene Wagner:

Rudolf Steiners langer Schatten

fb Trotz einigem Hintergrundwissens zur Waldorfpädagogik und Rudolf Steiners Weltsicht überrascht dieses Buch mit vielen zusätzlichen Details und Informationen über dessen Werdegang und ist voller widerlicher Steinerzitate, die eine kinderfeindliche und in Grundzügen menschenverachtende Grundhaltung des Antroposophie-Gurus zeichnen. Erschreckend ist auch an Zitaten, antroposophischen Fachwerken und Beispielen aus der Praxis vorgeführt zu bekommen, wie zutiefst anti-wissenschaftliche und offenbar von esoterischen Halluzinationen geprägt die Ideologie Rudolf Steiners ist - und sich gleichzeitig bewusst zu werden, wie viel Macht Antroposoph*innen bereits haben und vor allem auf weniger widerstandsfähige Menschen ausüben dürfen.

Die Autorin Irene Wagner beschreibt wie sich Steiners Persönlichkeit in Laufe der Jahre wandelte und er mehr und mehr den Bezug zur Realität zu verlieren schien. In gleichem Maße baute er seine antroposophische Theorie aus und stieg seine Radikalität im Auftreten in der Öffentlichkeit. Er schien selbst zu glauben der Erleuchtete zu sein und trat mit entsprechender Arroganz gegenüber den Minderbemittelten auf, die immer noch an Wissenschaft und klares Denken glaubten. In den meisten Fachbereichen, zu denen er sich anmaßte Grundlagenwissen und -methoden augrund seiner außerweltlichen "Schauungen", wohl besser Halluzinationen, korrigieren oder völlig über den Haufen zu werfen, scheint Steiner nicht von Wissenschaft und praktischen Erfahrungen, sondern seinen esoterischen, überirdischen Ideen geleitet worden zu sein. Dass diese wirren Gedanken bis heute gegen junge Menschen, geistig benachteiligte Menschen (die er als minderwertig bezeichnete) und in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft eingesetzt werden, ist beunruhigend. Dabei scheint die antroposophische Lobby erfolgreich herausgearbeitet zu haben, welche positiven Nebeneffekt von Steiners Methoden sich zur Propaganda für diese nutzen lassen. So werden im antroposophischen Landbau oder in der Waldorfpädagogik Effekte hervorgehoben, die zufällig auftreten, aber nicht einmal primär angestrebt wurden.

Leider ist auch dies eines der antroposophiekritischen Bücher, die von das konventionelle Schulsystem propagierenden Pädagog*innen geschrieben werden. Dadurch wird es schwer die Motivation zu durchschauen: werden einfach alle Alternativen zur Staatsschule zerrissen oder steckt in erster Linie tiefe inhaltlische Kritik zugrunde? Störend ist auch, dass Wagner's Ablehnung der Antroposophie sehr stark von einer umfassenden Abneigung nichtkonventioneller Vorgehens- und Denkweisen begleitet zu sein. Das zumindest lassen die nicht weiter begründeten und teilweise auch nur abwertenden Nebenformulierungen vermuten.

Nichtsdestotrotz ist das ein sehr lesenswertes und wertvolles Buch mit Hintergrund- und Detailinformationen gegen antroposophische Logik und deren Institutionen.

  • Irene Wagner: Rudolf Steiners langer Schatten. Die okkulten Hintergründe von Waldorf & Co
  • Alibri Verlag, Aschaffenburg 2012
  • 405 Seiten
  • ISBN 978-3-86569-069-2