2013-02:rez globalisierung

Aus grünes blatt
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Bücher zu Globalisierung, Eine-Welt

Loretta Napoleoni
China - Der bessere Kapitalismus
(2011, Orell Fuessli in Zürich, 320 S., 19,95 €)
Die beliebte politische Gegenüberstellung von mehr Markt oder mehr Staat erhält mit diesem Buch eine neue Variante. China mit seinem Anteil von einem Fünftel an der Weltbevölkerung wird zum Vorbild für eine geschickte und offensichtliche Verknüpfung staatlicher und marktwirtschaftlicher Mittel. Die Autorin feiert den daraus resultierenden autoritären Kapitalismus ab. Dessen Erfolgsmodell basiert aber schlicht darauf, was immer schon klar war: Die ökonomische Ausbeutung der Menschen braucht die Rute des Staates - freiwillig macht das kein Mensch. Insofern ist China nur offener und konsequenter, zumindest wird dieses behauptet. Dass alles, Staat, Markt und die immer vorhandene Verknüpfung beider, die Menschen unterwirft und ausquetscht wie reife Zitronen, ist der ehemaligen Bankerin Napoleoni vergleichsweise egal. Ob Chinas kolonial-ökonomische Eroberung afrikanischer Staaten, die ständige Verfügbarkeit von ArbeiterInnen einschließlich erzwungener Religionswechsel - für die Autorin alles nur gute Zeichen und Folgen eines chinesischen „Wirtschafts-Gens“ (das Wort gebraucht sie tatsächlich).

Helmut Danner
Das Ende der Arroganz
(2012, Brandes&Apsel in Frankfurt, 256 S., 24,90 €)
Hinter dem vielversprechenden Titel verbirgt sich ein merkwürdiges Buch. Denn eigentlich wäre es überfällig, das Verhältnis zwischen Kontinenten aus der Logik von Entwicklung und deren überlegenen Unterstützern zu entreißen. Schließlich ist auch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ende des verheerenden Kolonialismus von Gleichberechtigung keine Spur. Die führenden Industrienationen erklären den anderen Staaten die Welt, bringen Demokratie und Marktwirtschaft mit Fördergeldern, NATO-Truppen oder Geheimdienstoperationen ins Land und feiern sich für ihre Entwicklungshilfe, die meist nichts als abhängig machende Darlehen sind und zudem in Form von Wirtschaftsaufträgen und Waffenkäufen mehrfach zurückfließt. Doch was macht der Autor? Er konstruiert „den Westen“ und „die Afrikaner“, weist ihnen jeweils eine (nicht mehrere) Geschichte zu und empfiehlt neben weniger Arroganz seitens der reichen Länder weniger Misstrauen seitens „der Afrikaner“. Dabei sind deren Regierungen nichts als offene Scheunentore für kapitalistische Wünsche großer Konzerne und reicher Nationen auf der Suche nach BilligarbeiterInnen, Ackerland und Rohstoffen, während immer noch christliche Missionare ihr Unwesen treiben. Die Herrschaftsförmigkeit der Weltbeziehungen wird im Buch ebenso unterschlagen wie die Forderungen nach Wiedergutmachung und bedingungslosen Rückzug aller imperialer Manöver und Institutionen. So stellt es eher eine Rechtfertigung für 1000 Jahre Mord und Unterwerfung dar, einschließlich der sanften Form ihrer Fortführung. Dazu passt auch der Sprachgebrauch, der immer wieder unreflektiert „verbessern“ oder „entwickeln“ lautet, wenn es um das Treiben „des Westens“ geht.

Arne Naess
Die Zukunft in unseren Händen
(2013, Peter-Hammer-Verlag in Wuppertal, 356 S., 28 €)
Das Buch passt in keine Kategorie. Mal scheint es eine allgemeine Abhandlung über die Lage der Welt, dann füllen Erläuterungen zu politischen Abläufen und Parteien die Seiten. Am häufigsten aber prägen philosophische Überlegungen den Text. Doch trotz des Kernbegriffes „Tiefenökologie“ fehlt es genau daran: Tiefe. Fast alle Darstellungen sind oberflächlich - sei es die plumpe Darstellung der parteipolitischen Landschaft als drei Richtungen mit Überschneidungen oder das ständige Beschwören ökosophischer Moral im Stil einer Religionswerbung. Der Peter-Hammer-Verlag, durchaus erfahren in der Debatte um internationale Ausbeutungsverhältnisse, muss sich fragen lassen, wie ein Buch bei ihm durchgeflutscht ist, das Sätze enthält wie: „Wichtig ist ferner, dass die führenden Industriegesellschaften den „Entwicklungsländern“ dabei helfen, den Fehler der „Überentwicklung“ zu vermeiden“. Alle Hoffnung liegt auf den Industriestaaten, in den armen Ländern können sich „nicht die Voraussetzungen für eine verantwortungsvolle Umweltpolitik entwickeln“.