2013-02:rez herrschaft

Aus grünes blatt
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Bücher zu Herrschaft & Utopie

Jan Bretschneider
Lexikon des freien Denkens
(ab 2000, Angelika Lenz Verlag in Neustadt am Rübenberge, Loseblatt)
Die Startausgabe und jedes Jahr eine Ergänzungslieferung haben aus dem ersten Ordner inzwischen eine Art philosophisches Lexikon gemacht. Hunderte Begriffe werden auf einer oder mehr Seiten erläutert. Dies sollte bewusst aus einem vor allem humanistischen bis skeptischen Blickwinkel erfolgen. Besonders konsequent umgesetzt wurde das bei Begriffserklärungen, für die es keine Einigung gab. Dann sind einfach zwei Texte erschienen. Literaturangaben bei jedem Text machen die inzwischen drei Ordner zu einem gut einsetzbaren Nachschlagewerk. Die Ergänzungslieferungen machen dabei den Hauptteil der Texte aus, d.h. die Startausgabe allein ist kaum anwendbar.

Dieter Hartrup
Freiheit als Schattenspiel von Zufall und Notwendigkeit
(2009, Herder in Freiburg, 176 S.)
Das Buch lebt von der unterhaltsamen Idee, die Debatte um äußere Zwänge und innere Freiheiten des Menschen in Form fiktiver Dialoge von Persönlichkeiten zu vermitteln. So zeigen sich eindrucksvoll die unterschiedlichen Auffassungen, offenen Fragen und Streitpunkte. Darwin kommt zu Wort, und manch andere Figur auch - alle mit Erkenntnissen, aber auch Macken und Schwächen. Nur Einstein wollte, so das Drehbuch, nicht. Die Schwäche des Buches aber ist das Interesse des Autors. Die Dialoge steuern auf ein Ziel hin, dass er im Nachwort dann auch nennt: Weil sich nie alles Erklären lässt, sondern (was überzeugt) neues Wissen auch neues Unwissen schafft, entsteht doch wieder Raum für eine Idee von Gott. Das aber wäre eine Kapitulation vor der Aufgabe, Wissenschaft und das Materielle neu zu deuten. Bloß weil die mechanistischen Erklärungen nicht mehr funktionieren und Wahrheit sich immer als Diskurs entlarven lässt, muss noch kein Rückgriff auf den Glauben an höhere Mächte folgen!

Günter Altner
Charles Darwin und die Instabilität der Natur
(2009, VAS in Bad Homburg, 116 S., 12,80 €)
Günter Altner ist Biologie und Theologe - und er ist flammender Anhänger von Charles Darwin. Dessen Theorien verteidigt er in seinem Buch, ohne zu übersehen, wo sich neue Erkenntnisse ergeben haben. Was Altner aber mehr am Herzen liegt, ist der Nachweis, dass die moderne Evolutionstheorie eben keine Antwort auf die Existenz einer Metaebene gibt. Diese - und damit auch der Gott des Christentums - bleibt möglich. Er ist für die Evolution als Antriebserklärung nicht mehr nötig, aber unabhängig davon möglich. Allerdings: Was Altner hier feststellt, ist trivial. Wäre Gott eine freie Erfindung außerhalb der materiellen Erfahrungswelt, so wäre er auch nicht widerlegbar - eine etwas billige Rettung für den alten Mann mit Bart.

Stephen Hawking
Das Universum in der Nussschale
(2001, dtv in München, 262 S., 12,90 €)
Ein berühmtes Buch um die normales menschliches Denken schwer verwirrenden Erkenntnisse moderner Physik zu Raum und Zeit. Hawkins, Inhaber des Lehrstuhls, den einst Isaac Newton berühmt machte, zeigt in kurzen Texten und vielen Bildern, dass die Welt weit weniger Klarheiten birgt als es in der menschlichen Wahrnehmung scheint. Seine Stärke sind die vielen Beispiele, an denen die Effekte erklärt werden - auch wenn sie rein fiktiv sind. Weder wird eine Lokomotive als Zeit unterwegs sein noch jemals ein Astronaut auf einem kollabierenden Stern stehen. Die Texte selbst sind allerdings so kurz, dass es schwierig wird, ihre komplexen Aussagen klar zu erfassen. Ein bisschen überraschend ist, dass dieses Buch so viele Menschen erreicht hat. Denn vieles bleibt im Angedeuteten oder nur schwer verständlich.