2013-03:Die Welt hinter Gittern

Aus grünes blatt
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Regina Strehl:

Die Welt hinter Gittern. Meine Jahre als Knastärztin

kardan Regina Strehl beschreibt die Sorgen und Nöte von Gefangenen und ihre eigenen Kritikpunkte am Vollzugssystem, das Dilemma der Ärzte und Machtstrukturen im Knast. Sie bemängelt "Die stationäre psychiatrische Abteilung im Justizvollzug kann nur akut behandlungsbedürftige Patienten aufnehmen." und wünscht sicht mehr mediale Aufmerksamkeit für die "ganz normalen Abäufe im Strafvollzug", nicht nur die Skandalgeschichten oder Todesfälle. Die ehemalige Knastärztin schaut gespalten auf ihre Knastzeit zurück "Aber einiges an lieb gewordenen Gewohnheiten wird mir auch fehlen. ... Draußen will und und kann ich endlich selbstbestimmt sein mit dem, was ich als Ärztin tue. Ich werde in meiner Praxis arbeiten, um Menschen zu behandeln, die freiwillig ihr Vertrauen in mich setzen." Es ist gerade der empathisch-menschliche Blick einer Ärztin, der ohne Herrschaftskritik oder politische Analysen auskommt und dennoch zeigt, unter welchen Schikanen die Insass*en zu leiden haben und was aus ihnen über die Jahre gemacht wird und wie machtlos sich selbst Angestellte des Weißen Dienstes manchmal fühlen. "Was ist Resozialisation anderes, als Rückkehr in die Gesellschaft in gewandelter Form? Entsteht diese Sicht vielleicht aus meinem eigenen Wunsch, etwas zu dieser Verwandlung beigetragen, etwas Hoffnung in diese düstere Umgebung hinter den Mauern gebracht zu haben? Schon als Kind war eines meiner Lieblingslieder das Lied von der Freiheit der Gedanken, die Schranken und Mauern überwinden, selbst wenn wir eingesperrt sind in >finstere Kerker<. ... Gut wäre ein neues, breites Engagement der Gesellschaft. Es würde der Selbsthilfe dienen. Und es könnte auch Mauern überwinden. ... Machen wir die Mauern transparent, sehen wir, dass Menschen drinnen wie draußen darum kämpfen, etwas vom Schicksal aufgezwungenes zu akzeptieren." Oder eben auch nicht.

  • Regina Strehl: Die Welt hinter Gittern. Meine Jahre als Knastärztin
  • Herbig-Verlag, 253 Seiten
  • ISBN 978-3-7766-2611-7