2014-02:Das Ding am Deich: Unterschied zwischen den Versionen

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'''fb''' "Das Ding am Deich" dokumentiert die Geschichte des Widerstands gegen das Atomkraftwerk (AKW) Brokdorf an der Elbe, nicht weit von Hamburg. Die Filmmacherin Antje Huber lässt Anwohner*innen der Dörfer Wewelsfleth und Brokdorf, die vor Jahrzehnten schon oder noch Widerstand leisteten, von den Protesten und dem Auftreten von Regierung und Polizei erzählen. Zum Drehstart im Januar 2010 zeigten viele der Protagonist*innen ihre Resignation nach Jahrzehnten verzweifelten Widerstands. Es geht um Erkrankungen nach Inbetriebnahme des Reaktors, Zweifel an der Demokratie beim Durchprügeln staatlicher und Konzerninteressen gegen den Willen der Bevölkerung, die Politisierung von teils konservativen und bis dahin nicht aktiven Menschen und viele Eindrücke vom Umgang des Staates mit seinen Bürger*innen. Während des Drehens für den Dokumentarfilm, der erst im Januar 2012 fertiggestellt wurde, explodierte das japanische AKW Fukushima Daiichi.
anwohner, die früher widerstand leisteten, teils konservativ; resignation; erkrankungen; menschenkette april 20ß10; akw brokdorf; brokdorf+wewelsfleth; anfangs: befragung bürgermeister - mehrheit gegen AKW, daraufhin Blumen- und Propaganda-Kampagne der NWK lullte viele der kritischen Anwohner*innen wieder für das Projekt ein; gedreht 2010-2011 (?) - mittendrin explodierte Fukushima; bei nacht und nebel wird sofort am tag der baugenehmigung angefangen, stacheldraht + hunde...; beeindruckende historische filmsequenzen der Baupstellenbesetzung und Polizeigewalt bei anschließender Räumung; zehntausende Demonstrant*innen kommen danach nach Brokdorf; Spaltung der Bevölkerung in Befürworter*innen und Gegner*innen - Nachbarn, die früher in Austausch waren, wenden sich voneinander ab, während Kontakte zu völlig anderen Leuten aufgrund der gemeinsamen Einstellung entstehen; massive Bespitzelung durch Polizei; Morddrohungen faschistische Parolen gegen atomkraftkritische Anwohner*innen; Baustopp gerichtlich verfügt nach Klage von Anwohner*innen und Gemeinden insbesondere wegen ungeklärter Atommüllentsorgung - Schleswig Holsteins Ministerpräsident argumentiert mit Asse und Gorleben; Baustopp schwächte die Bewegung; mit Zuschüssen für Freibad und Straßenbau werden Gemeinden in der Zwischenzeit geködert; Atomgesetz wird geändert, um den geforderten Entsorgungsnachweis zu ermöglichen: Erkundungsbergwerk und Verträge zur Wiederaufbereitung sind genug - Klage wurde letztlich abgewiesen - 6.2.1981 wird Bau wieder aufgenommen; bis heute ist Entsorgung nicht voran gekommen; 1970er-1986 (Oktober 1986 Inbetriebnahme); Polizeistrategie (Vortrag eines Beamten): durch Absperrungen Zufahrt mit PKW unterbinden und durch lange Fußmärsche sollen Ermüdung sowie Abbau der Aggression und Aktionsbereitschaft zu erreichen; 28.2.81: 100.000 Demonstrant*innen trotz Versammlunsgverbot; Polizeigewalt mit SEK, Wasserwerfern, Hubschraubern und Verprügeln von Demonstrant*innen weit ab vom AKW; Juni 1986, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe steht AKW kurz vor Fertigstellung - Proteste am Zaun + Wasserwerfer + Tränengas; Inbetriebnahme paralysierte & vereinzelte örtliche Aktivist*innen stark; Katastrophenschutz-Übung in Brokdorf; Laufzeitverlängerung im Oktober 2010; dann explodiert Fukushima; weckt Bürger*innen vor Ort wieder aus, nachdem die Katastrophe klar gemacht hat, dass es jeden Tag auch hier passieren kann; Juni 2011 Laufzeitverlängerungen werden zurück genommen; 8 Reaktoren waren schon nach den ersten Explosionen in Fukushima herunter gefahren worden, die anderen dürfen noch bis zu 2022 ein Katastrophenrisiko bleiben;  
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Zunächst wurden die Bürgermeister*innen um ihre Meinung befragt und erteilten mehrheitlich eine Absage an das AKW. Daraufhin startete der Energiekonzern NWK (Nordwestdeutsche Kraftwerke AG) eine Blumen- und Propaganda-Kampagne, mit der viele zuvor kritische Anwohner*innen eingelullt und für das Bauvorhaben eingenommen wurden. Es werden beeindruckende historische Filmsequenzen gezeigt, die Baustellenbesetzung und Polizeigewalt bei der anschließenden Räumung dokumentieren. In Folge kommen zehntausende Demonstrant*innen nach Brokdorf, um ihren Widerstand gegen die Atomanlage zu zeigen.
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menschenkette april 20ß10; bei nacht und nebel wird sofort am tag der baugenehmigung angefangen, stacheldraht + hunde...;
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Spaltung der Bevölkerung in Befürworter*innen und Gegner*innen - Nachbarn, die früher in Austausch waren, wenden sich voneinander ab, während Kontakte zu völlig anderen Leuten aufgrund der gemeinsamen Einstellung entstehen; massive Bespitzelung durch Polizei; Morddrohungen faschistische Parolen gegen atomkraftkritische Anwohner*innen; Baustopp gerichtlich verfügt nach Klage von Anwohner*innen und Gemeinden insbesondere wegen ungeklärter Atommüllentsorgung - Schleswig Holsteins Ministerpräsident argumentiert mit Asse und Gorleben; Baustopp schwächte die Bewegung; mit Zuschüssen für Freibad und Straßenbau werden Gemeinden in der Zwischenzeit geködert; Atomgesetz wird geändert, um den geforderten Entsorgungsnachweis zu ermöglichen: Erkundungsbergwerk und Verträge zur Wiederaufbereitung sind genug - Klage wurde letztlich abgewiesen - 6.2.1981 wird Bau wieder aufgenommen; bis heute ist Entsorgung nicht voran gekommen; Proteste bis zur Inbetriebnahme 1973-1986 (Oktober 1986 Inbetriebnahme); Polizeistrategie (Vortrag eines Beamten): durch Absperrungen Zufahrt mit PKW unterbinden und durch lange Fußmärsche sollen Ermüdung sowie Abbau der Aggression und Aktionsbereitschaft zu erreichen; 28.2.81: 100.000 Demonstrant*innen trotz Versammlunsgverbot; Polizeigewalt mit SEK, Wasserwerfern, Hubschraubern und Verprügeln von Demonstrant*innen weit ab vom AKW; Juni 1986, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe steht AKW kurz vor Fertigstellung - Proteste am Zaun + Wasserwerfer + Tränengas; Inbetriebnahme paralysierte & vereinzelte örtliche Aktivist*innen stark; Katastrophenschutz-Übung in Brokdorf; Laufzeitverlängerung im Oktober 2010; dann explodiert Fukushima; weckt Bürger*innen vor Ort wieder aus, nachdem die Katastrophe klar gemacht hat, dass es jeden Tag auch hier passieren kann; Juni 2011 Laufzeitverlängerungen werden zurück genommen; 8 Reaktoren waren schon nach den ersten Explosionen in Fukushima herunter gefahren worden, die anderen dürfen noch bis zu 2022 ein Katastrophenrisiko bleiben;  
  
 
* Antje Hubert: ''Das Ding am Deich. Vom Widerstand gegen ein Atomkraftwerk''
 
* Antje Hubert: ''Das Ding am Deich. Vom Widerstand gegen ein Atomkraftwerk''

Version vom 15:37, 22. Mai 2014

Antje Hubert:

Das Ding am Deich

fb "Das Ding am Deich" dokumentiert die Geschichte des Widerstands gegen das Atomkraftwerk (AKW) Brokdorf an der Elbe, nicht weit von Hamburg. Die Filmmacherin Antje Huber lässt Anwohner*innen der Dörfer Wewelsfleth und Brokdorf, die vor Jahrzehnten schon oder noch Widerstand leisteten, von den Protesten und dem Auftreten von Regierung und Polizei erzählen. Zum Drehstart im Januar 2010 zeigten viele der Protagonist*innen ihre Resignation nach Jahrzehnten verzweifelten Widerstands. Es geht um Erkrankungen nach Inbetriebnahme des Reaktors, Zweifel an der Demokratie beim Durchprügeln staatlicher und Konzerninteressen gegen den Willen der Bevölkerung, die Politisierung von teils konservativen und bis dahin nicht aktiven Menschen und viele Eindrücke vom Umgang des Staates mit seinen Bürger*innen. Während des Drehens für den Dokumentarfilm, der erst im Januar 2012 fertiggestellt wurde, explodierte das japanische AKW Fukushima Daiichi.

Zunächst wurden die Bürgermeister*innen um ihre Meinung befragt und erteilten mehrheitlich eine Absage an das AKW. Daraufhin startete der Energiekonzern NWK (Nordwestdeutsche Kraftwerke AG) eine Blumen- und Propaganda-Kampagne, mit der viele zuvor kritische Anwohner*innen eingelullt und für das Bauvorhaben eingenommen wurden. Es werden beeindruckende historische Filmsequenzen gezeigt, die Baustellenbesetzung und Polizeigewalt bei der anschließenden Räumung dokumentieren. In Folge kommen zehntausende Demonstrant*innen nach Brokdorf, um ihren Widerstand gegen die Atomanlage zu zeigen.

menschenkette april 20ß10; bei nacht und nebel wird sofort am tag der baugenehmigung angefangen, stacheldraht + hunde...;

Spaltung der Bevölkerung in Befürworter*innen und Gegner*innen - Nachbarn, die früher in Austausch waren, wenden sich voneinander ab, während Kontakte zu völlig anderen Leuten aufgrund der gemeinsamen Einstellung entstehen; massive Bespitzelung durch Polizei; Morddrohungen faschistische Parolen gegen atomkraftkritische Anwohner*innen; Baustopp gerichtlich verfügt nach Klage von Anwohner*innen und Gemeinden insbesondere wegen ungeklärter Atommüllentsorgung - Schleswig Holsteins Ministerpräsident argumentiert mit Asse und Gorleben; Baustopp schwächte die Bewegung; mit Zuschüssen für Freibad und Straßenbau werden Gemeinden in der Zwischenzeit geködert; Atomgesetz wird geändert, um den geforderten Entsorgungsnachweis zu ermöglichen: Erkundungsbergwerk und Verträge zur Wiederaufbereitung sind genug - Klage wurde letztlich abgewiesen - 6.2.1981 wird Bau wieder aufgenommen; bis heute ist Entsorgung nicht voran gekommen; Proteste bis zur Inbetriebnahme 1973-1986 (Oktober 1986 Inbetriebnahme); Polizeistrategie (Vortrag eines Beamten): durch Absperrungen Zufahrt mit PKW unterbinden und durch lange Fußmärsche sollen Ermüdung sowie Abbau der Aggression und Aktionsbereitschaft zu erreichen; 28.2.81: 100.000 Demonstrant*innen trotz Versammlunsgverbot; Polizeigewalt mit SEK, Wasserwerfern, Hubschraubern und Verprügeln von Demonstrant*innen weit ab vom AKW; Juni 1986, kurz nach der Tschernobyl-Katastrophe steht AKW kurz vor Fertigstellung - Proteste am Zaun + Wasserwerfer + Tränengas; Inbetriebnahme paralysierte & vereinzelte örtliche Aktivist*innen stark; Katastrophenschutz-Übung in Brokdorf; Laufzeitverlängerung im Oktober 2010; dann explodiert Fukushima; weckt Bürger*innen vor Ort wieder aus, nachdem die Katastrophe klar gemacht hat, dass es jeden Tag auch hier passieren kann; Juni 2011 Laufzeitverlängerungen werden zurück genommen; 8 Reaktoren waren schon nach den ersten Explosionen in Fukushima herunter gefahren worden, die anderen dürfen noch bis zu 2022 ein Katastrophenrisiko bleiben;

  • Antje Hubert: Das Ding am Deich. Vom Widerstand gegen ein Atomkraftwerk
  • DVD; ca. 96 Minuten; 15 €
  • die thede, Hamburg 2012