2015-01:Rezensionen23

Aus grünes blatt
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Bücher & DVDs vorgestellt

Fabian Virchow/Christian Dornbusch
88 Fragen und Antworten zur NPD
(2008, Wochenschau in Schwalbach, 335 S.)
Ein gut gemachtes, übersichtliches Buch für alle, die genauer hinter die Kulissen der rechtsextremen Partei schauen wollen. Die Einteilung in 88 Fragen, die wiederum nach großen Gliederungspunkten aufgeteilt sind, macht das Lesen angenehm - mensch kann die jeweiligen Interessenpunkte gezielt ansteuern. Sich wiederholender Blickwinkel ist die Frage, wieweit NPD-Ideologie und -Praxis sich an der NSDAP orientieren. Dieses wird mitunter recht leichtfertig bejaht, wenn z.B. aus der Ablehnung neoliberaler Wirtschaft eine Kontinuität des dritten Reiches abgeleitet wird - was dann für Linke und Teile der SPD, ebenso Attac und andere auch zutreffen würde. Hier wäre weniger formale, mehr hingegen politisch-inhaltliche Argumentation wünschenswert gewesen. Da die Autor_innen aber vor allem aus bürgerlichen Schichten kommen, ist ihr Abgrenzungsbedarf gegen Rechts aber auch eher normativ als inhaltlich.

Jugendliche und Rechtextremismus
(2010, Medienprojekt Wuppertal, DVD, Leihe 10 €/Kauf 30 €)
Der Film beginnt mit der Dokumentation einer Pro-NRW-Kundgebung, die sich gegen die vermeintliche Islamisierung €pas wenden und trotz offensichtlich stark nationalem Einschlag immer wieder darauf hinweisen, dass sie mit rechtsextremer Politik und Gruppen nicht zu tun haben. Im zweiten Teil folgt ein Einblick in die autonomen Nationalisten. Neben Bildern von den Demonstrationen prägen Interviews mit Beteiligten an rechter Politik, Anwohner_innen und anderen den Film. Ein direkter Einblick in die Milieus der Rechten, in ihre Musik, Internetangebote und den „Style“ folgt dann auf die Bilder der gut sichtbaren, öffentlichen Auftritte - auch hier über Interviews und die Ausführungen eines Experten zum Thema..

Thomas Kuban
Blut muss fließen - Undercover unter Nazis
(2012, Campus in Frankfurt, 316 S., 19,99 €)
Was dem gleichnamigen Film verwehrt blieb, schafft das Buch: Den Sprung in einen großen Vertrieb. Das ist gut, denn trotz des eingeengten Blickwinkels nur auf einen kleinen Teil des Nazilebens (nämlich der Rockkonzerte und weniger anderer Musikveranstaltungen) ist die Recherche wertvoll. Denn sie zeigt einen unverfälschten Blick hinter den Vorhang des Wegsehens, der ansonsten meist herrscht. Er wird in dem Film sogar direkt dokumentiert. Gleichgültige Polizeibeamt_innen wünschen Nazis viel Spaß für Konzerte, auf denen Hass gepredigt und zum rassistischen Morden aufgerufen wird. Solche Undercover-Einblicke braucht die verlogene Republik - überall. Leicht getrübt ist der positive Gesamteindruck durch den etwas selbstdarstellerischen Schreibstil und die seltsamen Appelle an staatliches Handeln, verbunden mit einer Sympathie für bürgerliche Anti-Nazi-Strategien, die ja gerade das Weggucken kultivieren, hinwegsehen.