2015-01:Rezensionen27

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Bücher vorgestellt

Daniel Jonah Goldhagen
Schlimmer als Krieg
(2009, Siedler in München, 688 S., 29,95 €)
Goldhagen hat einen prominenten Namen und mit seinem Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ einen Meilenstein gesellschaftlicher Analyse gesetzt. Vor diesem Hintergrund führt schon der Titel des Buches zu einem Stirnrunzeln. Wer heute Völkermord mehr kritisiert als Krieg, hat meist die billige Legitimation von internationalen Angriffskriegen im Blick. Auch Goldhagen? Die Antwort lautet leider: Ja. Und zwar in erstaunlich platten Phrasen. Er fordert unreflektiert, „Regime zu reduzieren“ (S. 628). Goldhagen will die Vereinten Nationen abschaffen - und zwar zugunsten einer Gewaltmaschine, die weltweit das vermeintlich Gute mit jedem Mittel durchsetzt. Offenbar ist der Autor einem bedauernswerten Fundamentalismus verfallen. Denn das als gut Definierte mit Mord und Totschlag durchzusetzen, war immer die klassische Politik des Nordens zur Unterwerfung der Welt unter ihre Werte.

Fritz Kobras
Afghanistan und die NATO
(2010, R.G. Fischer in Frankfurt, 168 S., 9,80 €)
Das Buch ist vor allem eine Bestandsaufnahme. Sie ist nicht aus einer kriegskritischen Sicht geschrieben, sondern aus der Feder von jemandem, der zum Schluss in seinen Empfehlungen für eine veränderte Strategie auch eine massivere und zentraler geplante Militärstrategie vorschlägt. Dennoch oder gerade deshalb ist das Buch lesenswert. Denn es ist eine minutiöse Schilderung des Desasters eines unter der Flagge der Befreiung oder Humanität segelnden militärischen Offensive voller Kollateralschäden. Nur, dass der Autor daraus keine wirklichen Konsequenzen zieht und selbst weiter an das Gute in Herrschaft und seiner bewaffneten Absicherung glaubt.