2015-01:Wenn das Land zur Ware wird

Aus grünes blatt
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Rezension:

Wenn das Land zur Ware wird

fb Der Dokumentarfilm "Wenn das Land zur Ware wird" gibt Einblicke von dem kapitalistischen Druck, der gegenwärtig auf indigene Bevölkerung und kleinbäuerliche Gemeinschaften in Chiapas wirkt. Dorit Siemers und Luz Kerkeling haben waren für die Gruppe "Zwischenzeit" in Mexiko, und interviewten Bewohner*innen, Indigene, Zapatistas-Aktivist*innen, Journalist*innen als auch Lobbyverteter zu vier Blickwinkeln:

Die Ölpalmen-Landwirtschaft wird massiv von der Regierung beworben und gefördert, um Anbau und Export in Chiapas zu steigern. Dadurch werden die Bäuer*innen aber auch von Selbstversorger*innen zu Abhängigen des Marktes, während gleichzeitig durch die Monokulturen die ökologischen Grundlagen beeinträchtigt werden.

Unter dem Schlagwort "Ökotourismus" werden lokale Strukturen verdrängt, Luxushotels und Konsumeinrichtungen errichtet sowie teure Infrastrukturprojekte - wie das Beispiel einer kostenpflichtigen Schnellstraße, die die Ökosysteme zerschneidet und gleichzeitig kleinere Ortschaften ausgrenzt. "Ökologisch" ist an diesem Tourismus offenbar nichts - vielmehr handelt es sich um eine Vermarktung der Natur und Kultur der Region. Tourist*innen sollen Bequemlichkeit und gewohnten Lebensalltag haben, was auch zur Beschädigung der vermarkteten Ressourcen führt.

Ein weiteres Problemfeld sind die sogenannten "nachhaltigen" Landstadtsiedlungen, die von der Regierung zentral installiert wurden, angeblich um die Armut zu reduzieren. Tatsächlich bewirken sie aber eine weitere Verarmung der zur Umsiedlung gedrängten Menschen - denn zuvor waren sie oft Kleinbäuer*innen, nun leben sie in engen Behausungen ohne eigenes Land und können nichts mehr für den Eigenbedarf anbauen. Auf diese Weise wird die Selbstorganisierung der Gemeinschaften ausgehebelt und Konsumdruck geschaffen. Um zu überleben, müssen Nahrung, Brennholz und vieles mehr nun eingekauft werden - dazu braucht es Geld - dazu müssen die Menschen sich verkaufen. Arbeitsplätze gibt es aber gar nicht genug - und wenn, dann oft unter miserablen Bedingungen.

Als Alternative bzw. Perspektive stellt der Film zuletzt den Aufbau von solidarischen und ökologischen Ansätzen in Selbstverwaltung vor, wie sie von den Zapatistas angestrebt werden. Dabei werden sie inoffiziell von der Regierung unter Druck gesetzt, da sie immer wieder Angriffsziel regierungsnaher Gruppen und Paramilitärs werden, die die Aktivist*innen bedrohen und oft auch töten, ohne Konsequenzen von der Regierung befürchten zu müssen.

Daher wurde der 71minütige Film, zu dem es auch ein Begleitheft und eine Ausstellung gibt, dem nach den Dreharbeiten ermordeten Protagonisten, Juan Vázquez, gewidmet.