2015-03:Radikale Ökologie

Aus grünes blatt
Version vom 10. November 2015, 09:33 Uhr von Falk (Diskussion | Beiträge) (Korrektur)
(Unterschied) →Nächstältere Version | Aktuelle Version ansehen (Unterschied) | Nächstjüngere Version← (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Rezension:

Radikale Ökologie

fb In seinem 86-seitigen Büchlein vermittelt Christof Mackinger einen interessanten Überblick radikaler Umweltbewegungen auf der ganzen Welt. "Radikale Ökologie" meint dabei nicht nur, aber auch, militanten Widerstand gegen Umweltzerstörung. Es geht aber generell um Ansätze Umweltprobleme "an der Wurzel" anzugehen - also einerseits die bedingenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, andererseits die Verursacher*innen auf staatlicher bzw. Konzernseite direkt zu konfrontieren. Schauplatz der kurzweiligen, aber in ihrer Kürze auch nur thematisch anreißenden Beiträge sind nahezu alle Kontinente - mit Schwerpunkten auf Amerika und Europa.

Dieser Rundumblick zu radikalen Ökobewegungen erfasst auch rechtsoffene bzw. rechtsradikale Vertreter*innen, deren Einflüsse nicht ignoriert werden sollten, von denen sich der Autor aber auch deutlich distanziert. Angesprochen werden auch esoterisch bis rechtsökologische Ideologien wie der Biozentrismus, die ebenfalls radikalökologische Grundzüge tragen. Einige vorgestellte Bewegungen weisen eine jahrzehntelange Geschichte auf, deren kontroverse Entwicklungen insbesondere hinsichtlich emanzipatorischer Diskurse und Weiterentwicklungen Mackinger nachzuzeichnen versucht.

Einerseits interessant, aber andererseits auch ernüchternd ist die Tatsache, dass alle vorgestellten Bewegungen langjährigen Ökoaktivist*innen schon bekannt sein müssten. Schade deshalb, weil diese Szene offenbar relativ überschaubar ist, obwohl sie phasenweise effektiv gewirkt hat. Die verschiedenen Beiträge reißen die aktuelle Notwendigkeit radikaler Ökologie immer wieder an und betonen, dass auch die Umweltprobleme der heutigen Zeit nicht ohne Überwindung der herrschenden Machtverhältnisse einschließlich des Kapitalismus aufzulösen zu sind.

Am Rande war es nett, eine Erwähnung des grünen blatts in diesem Büchlein zu finden. Diese Rezension hat mich allerdings auch zu der Erkenntnis gebracht, dass unserer[1] umfangreiche Bibliothek, die bereits hunderte Zeitschriftentitel und Tausende Bücher umfasst, noch eine Menge älterer Grundwerke radikaler Ökologie fehlen - sowohl inzwischen nicht mehr erscheinende Magazine als auch Buchttitel, die zwischen den 1960er und 1980er Jahren starken Einfluss auf die deutsche, aber auch andere Umweltbewegungen hatten. Falls einE Leser*in derartiges in alten Kartons oder ungenutzt in Bücherregalen stehen haben sollte, würden wir uns über Literaturspenden an das Archivprojekt "ZWISCHENLAGER für Politik und Geschichte" freuen - Kontakt über das Redaktionsbüro.


  • Christof Mackinger: "Radikale Ökologie"
  • unrast transparent. bewegungslehre; UNRAST-Verlag, Münster, 2015
  • ISBN 978-3-89771-132-7
  • 88 Seiten, Taschenbuchformat, 7,80 €


  1. Gemeint ist das Bibliotheks- und Archivprojekt im Projekthaus Döbeln: das ZWISCHENLAGER für Politik und Geschichte. Die Bücherbestände sind online im linken Archivdatenbankprojekt "Dataspace" recherchierbar.