2021-01:Adbusting – kann man da mitmachen?

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Adbusting – kann man da mitmachen?

Lakritz Wenn Aktivist*innen Werbeposter aus einem politischen Antrieb heraus verändern, nennen sie dies Adbusting. Dabei gestalten sie entweder schon existierende Werbung um und versehen sie mit neuen Slogans, oder die Adbuster*innen fertigen ein vollkommen neues Plakat an, das die Werbung ersetzt.

Im folgenden Text gebe ich einen Eindruck, wie individuell die Gestaltung von Adbusting-Aktionen ist, sodass du deine eigenen Fähigkeiten einbringen kannst. Außerdem gehe ich darauf ein, wie du selbst Adbuster*in werden kannst. Das ist nämlich einfacher, als du vielleicht denkst, wenn du dich traust, auf Leute zuzugehen.

Adbusting ist neben anderen Aktionsformen ein weiteres Werkzeug, um den Diskurs im öffentlichen Raum mitzugestalten. Es kann mit anderen Aktionsformen kombiniert werden, speziell mit weiteren Formen von Kommunikationsguerilla. Auch wenn die Aktionen an sich harmlos sind, versuchen die Behörden, z. B. die Polizei, Adbusting wegen angeblichen „Schweren Diebstahls“ oder „Sachbeschädigung“ zu kriminalisieren.

Warum sollte ich mitmachen wollen?

Ein entscheidendes Argument für diese Aktionsform ist das hohe Maß an Individualität. Aktionen werden von Einzelpersonen oder in Kleingruppen, die einer Bezugsgruppe ähneln, geplant und durchgeführt. Die Kreativität und die individuellen Stärken der einzelnen Mitglieder bestimmen das Ergebnis der Aktion.

Kreativität ist an verschiedenen Stellen gefragt: bei der Findung einer Strategie für die Aktion, auf sprachlicher Ebene, z. B. für Wortspiele – Satire wirkt oft besonders stark –, aber auch handwerklich und künstlerisch kannst du dich ausprobieren. Du kannst dir neue Techniken und vieles mehr einfallen lassen.

Du hast Spaß daran, dich zu verkleiden und zu schauspielern? Du kannst dir – abseits der Diskussion, ob es cool oder uncool ist – eine Warnweste anziehen. Das verleiht dir Autorität und stärkt deine Rolle als Plakatierer*in. Leute, die dir im Weg stehen, hören auf deine Anweisungen, was du wiederum nutzen kannst, um deine Rolle authentisch darzustellen.

Eine therapeutische Komponente existiert auch: Frust über systematische Ungerechtigkeiten und scheinheilige Werbeversprechen staut sich zwangsläufig über die Zeit an. Die Verarbeitung dieser Themen alleine oder in der Gruppe, die Erschaffung eines Produkts, der Adrenalin-Ausstoß beim Plakatieren und die Reaktion darauf erzeugen ein stärkendes Gefühl. Vorsicht! Dieses Gefühl kann abhängig machen. Im schlimmsten Fall fängst du an, aus dieser Sucht heraus unvernünftige Entscheidungen treffen.

Verbesserte Poster sind unter anderem deshalb bei Betrachter*innen beliebt, weil sie sich zwischen der ganzen anderen Werbung mit ihrer Meinung vertreten fühlen und sich deshalb über eingebaute Witze oder das Design freuen können. Sie werden Dir für deine Aktion dankbar sein. Für alle Betrachter*innen trifft das übrigens nicht zu. An den Repressionen von LKA, Verfassungsschutz (BfV), Gemeinsamem Extremismus- und Terrorabwehrzentrum von Bund und Ländern (GETZ) und dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) zeigt sich, wie sehr sich die Beamt*innen über den Inhalt der Plakate ärgern. Aber gerade das zeigt, dass der Inhalt des Plakats diese Menschen erreicht. Schaffst du es, die richtigen Leute zu ärgern, verstricken diese sich vor Wut in lächerlichen Handlungen.

Wie komme ich dazu/wie kann ich mitmachen?

Du bist davon überzeugt, dass Adbusting großartig ist und möchtest selbst Adbuster*in werden? Dann ist die große Frage, wie du am besten einsteigen kannst.

Der leichteste Weg ist, sich einer schon bestehenden Adbusting-Gruppe anzuschließen. Das hat den Vorteil, dass du von den Erfahrungen profitierst und sofort mit der nötigen Ausrüstung ausgestattet werden kannst. Oft posten Gruppen ihre Aktionen auf Social Media-Plattformen wie Twitter unter #Adbusting oder Open-Publishing-Plattformen wie Indymedia z. B. unter dem Thema ”Militarismus”. Darüber sind oft Kontaktdaten zu finden. Guck dich nach Adbusting- oder Kommunikationsguerilla-Workshops und Veranstaltungen um. Die Vortragenden sind vielleicht nicht in deiner Stadt aktiv, aber kennen sich in der Adbusting-Szene besser aus und können dir Tipps geben. Generell gilt: wenn du einen Kontakt hast, dann schreib oder sprich ihn an. Viele Kollektive freuen sich darüber, dass du sie ansprichst und mitmachen willst. Nur während einer Aktion solltest du Adbuster*innen nicht ansprechen. Sie stehen unter Adrenalin und stecken in ihrer Rolle als offizielle Plakatierer*innen.

Wenn das für dich nicht in Frage kommt, z. B. weil es keine aktive Gruppe in deiner Nähe gibt, kannst du dich mit Freund*innen zusammentun. Ihr könnt euch hier das nötige Einstiegswissen aneignen: maqui.blogsport.eu/2019/ 01/03/wie-oeffnet-man-werbevitrinen/. Auch hier gilt: Schau dich nach Workshops und Veranstaltungen um. Schreib Gruppen über deren Kontaktdaten an. Stell Fragen und bring die Antworten in deine eigene Gruppe ein. Aktionen in einer Gruppe durchzuführen hat die Vorteile, dass beim gemeinsamen Brainstormen interessante Ideen entstehen, ihr größere Aktionen in weniger Zeit auf die Beine stellen könnt und ihr euch bei Repressionen unterstützen könnt.

Wenn auch das nicht zu dir passt, z. B. weil du kein*e Teamplayer*in bist, kannst du auch alleine anfangen. Sei dir bewusst, dass dies der schwierigste Weg ist. Eigne dir das Wissen an (s. o.), frage Leute nach ihren Erfahrungen (s. o.) und taste dich langsam an die Sache heran. Sichere dich ab, wenn du alleine plakatierst, z. B. für den Fall, dass deine Rolle auffliegt.

Ich wünsche dir viel Erfolg für deinen Weg ins Adbusting-Business. Zeige Bilder von deinen Aktionen online, dann können sich alle mitfreuen.