Vegan und trotzdem krank? Selbst schuld.: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Kürze liegt die Würze. Weder in die Luft, noch übers Wasser muss der Mensch. Der Zug allein könnt‘s schaffen, ganz ohne sein hinkendes Pendant, Bruder Automobil. Vielleicht bald...Bis dahin haben wir schonmal die hiesige als auch die sich im allgemein abgenickten Entwicklungsstadium befindliche Wirtschaft anderer Länder gestärkt - jeder kann für sich und seine Liebsten arbeiten, ganz ohne den alltäglichen Zwang, fremde Pflichten erfüllen zu müssen - doch einen automatischen Schutz vor konventinioneller Massenproduktion der ewig jugendlichen Tomate oder Nackensteaks im Penicillinmantel bieten heimische Gefilde keineswegs.
 
In der Kürze liegt die Würze. Weder in die Luft, noch übers Wasser muss der Mensch. Der Zug allein könnt‘s schaffen, ganz ohne sein hinkendes Pendant, Bruder Automobil. Vielleicht bald...Bis dahin haben wir schonmal die hiesige als auch die sich im allgemein abgenickten Entwicklungsstadium befindliche Wirtschaft anderer Länder gestärkt - jeder kann für sich und seine Liebsten arbeiten, ganz ohne den alltäglichen Zwang, fremde Pflichten erfüllen zu müssen - doch einen automatischen Schutz vor konventinioneller Massenproduktion der ewig jugendlichen Tomate oder Nackensteaks im Penicillinmantel bieten heimische Gefilde keineswegs.
  
Kurz gesagt, die Mischung machts.  
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Kurz gesagt: Dass eine vegane Ernährung per se gesundheitlich wie politisch verträglicher sein soll als die omnivore Variante, kann nur aus der Feder von jenen Menschen stammen, die sich zwanghaft - respektive pathologisch - das Weltverbesserermäntelchen überziehen, ohne konkret zu wissen, was sie eigentlich verbessern möchten und - weitaus bedeutsamer - welche negativen Begleiterscheinungen ihr Handeln mit sich bringen kann.
  
Und: Dass eine fleischlastige Ernährung, also ein zuviel an etwas, ungesund ist, steht außer Frage. Dass Vegetarier in der Regel gesünder leben, erscheint ebenso logisch - sie sind zwangsläufig einfallsreicher beim Kochen und haben sich in der Regel bewusst gegen Fleisch, also bewusst für etwas anderes entschieden und gehen dementsprechend bewusster mit sich und ihrer Umwelt um. Doch dass eine vegane Ernährung per se gesundheitlich wie politisch verträglicher sein soll als die omnivore Variante, kann nur aus der Feder von jenen Menschen stammen, die sich zwanghaft - respektive pathologisch - das Weltverbesserermäntelchen überziehen wollen, ohne konkret zu wissen, was sie eigentlich verbessern wollen und - weitaus bedeutsamer - welche negativen Begleiterscheinungen ihr Handeln mit sich bringen kann.
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Also: Go vegan, aber bitte mit Verstand. Denn erst kommt die Moral, dann das Fressen.  
  
 
[[Kategorie: Sommer 2012]]
 
[[Kategorie: Sommer 2012]]

Version vom 12:27, 4. Sep 2012

mis

Vegan und trotzdem krank? Selbst schuld.

Scheinbar liegt es in der Natur guter Ideen, dass sie nach kurzer Verweilzeit in den Köpfen und Lebensweisen der ewig Vorauseilenden schnurstracks zu aberwitzigen Modeerscheinungen verkommen, die dem Zeitgeist gemäß abgespeckt, weil weniger gut durchdacht und - was gleichzeitig ihre Akzeptanz in und Kompatibilität mit der aktuell „angesagten“ subversiv-alternativen Gegenkultur logisch erscheinen lässt - obendrein ein willkommenes Geschenk für all jene sind, die sich gerade auf der Suche nach einem neuen Götzen befinden. Nach der Verunglimpfung pädagogischer, ökologischer und mobiler Alternativen trifft es in den Zeiten großer Unruhe etwas ganz Fundamentales: das Essen. Und mit ihm den Veganismus. Nicht, dass die Eröffnung des neuen, einzig und allein auf vegane Konsumartikel spezialisierten Supermarktes im Prenzlberg des „wow-ey-geil-jawoolll-Pardii“ Berlins verwunderte - doch Anlass zum Nachdenken gab der discounterhaft anmutende Eckpalast allemal.

..wenn der Anfang nicht wär

Die meisten beginnen ihre neu entdeckte Leidenschaft mit dem Totalverzicht auf alles, was ihren bisherigen Speiseplan ausmachte. Da sich dieser Umsturz in der Regel von heute auf morgen vollzieht, suchen sie das Glück elementarer Bedürfnisbefriedigung hauptsächlich im Verzehr immenser Mengen Kohlenhydratlieferanten, wie Nudeln, Reis, Kartoffeln und möglichst viel Teig. Dieses Phänomen verwundert nicht. Ihr Körper ist an leicht Verwertbares (nicht zu verwechseln mit leicht Verdaulichem), wie Käse, Fleisch, Butter und Ei gewöhnt, das bei gleicher Masse einen deutlich höheren Energiegehalt als Obst und Gemüse aufweist. Paradoxerweise entblößt sich hier das Prinzip FastFood in seiner eigentlichen Vollendung: obwohl eine Mahlzeit aus Möhre, Apfel und Banane in puncto schnelle, einfache Zubereitung unbestreitbar besser abschneidet als ne kleene Pommes rotweiß, wird Letzterem nicht nur aus rein physiologischen Gründen der Vorzug gewährt. Heiß und fettig ist einfach geiler - titelt das Manifest kulinarischen UnSinns postmoderner Jugendlichkeit. This is my generation, baby. Selbstbestimmt wie selbstverständlich schlurft sie in die Arme ärztlicher Abhängigkeit. Denn erfahrungsgemäß machen solch einseitige Bedingungen krank. Zumindest nicht gesünder. Haarausfall, rasanter Muskelabbau bei gleichzeitiger Zunahme des Fettgewebes (ja, ja, mensch ist, was mensch isst), chronische Magen-Darm-Beschwerden, Konzentrationsmangel und der Verlust am allgemeinen körperlichen Wohlbefinden, um nicht zu sagen eine sich schleichend entwickelnde Form von Unsportlichkeit - typische Anzeichen für einen Nährstoffmangel, der sich einige Zeit nach der Entscheidung für eine vegane Ernährung bei erstaunlich vielen bemerkbar macht. Dass das eigentliche Ziel einer radikalen Umstellung grundsätzlich an eine den jeweiligen Umständen entsprechend kurze oder längere Latenzphase gebunden ist, kann nicht von der Hand gewiesen werden. Doch ist ebenso klar, dass, hat mensch erst die geordneten Bahnen der Gewohnheit verlassen, um Chaos zu säen, in vielen Fällen eine strukturelle Unordnung, aber nur mit viel Aufwand und etwas Glück eine „ordentliche“ Struktur folgt. Wenn also aus dem Umsturz der herkömmlichen Ernährungsweise nicht einmal der Ansatz einer Auseinandersetzung mit dem eigenen Stoffwechsel resultiert, wird im besten Fall die plötzlich erworbene Unordnung und mit reichlich Pech das Chaos zur Gewohnheit. Um sich nach wie vor gesund und munter zu fühlen, sollte mensch bereit sein, gewissen Fragen ernsthaft zu begegnen. Beginnen wir allgemein mit “Was braucht mein Körper und wie kann ich es ihm schmackhaft zur Verfügung stellen?”, ist der Weg ins Detail nicht weit. “Welche Nahrungsmittel sind in der Lage, den Einschnitt an Mineralstoff- und Vitamin B - Quellen, der mit dem Wegfall aller tierischen Produkte einhergeht, auszugleichen?” oder “Ist eine Handvoll Sesam am Tag genug, um meinen Calciumbedarf ausreichend zu decken?” - der Beispiele gibt es viele. Zugegebenermaßen stellt sich hier die Mühsal offen zur Schau - und keiner hat Lust auf Anstrengung, wenn‘s auch irgendwie so geht - aber mensch sollte nicht erwarten, dass an der Grundlage allen Lebens - also auch am eigenen Leben! - ohne weiteres herumgedoktort werden kann, ohne dass sich etwas Grundlegendes verändert. Doch keine Bange. Auch in diesem Zusammenhang vollbringt der Trend sein Werk und setzt die Karte auf Komplettpaket. Ein kleines Wundermittel der britischen Vegan Society erleichtert insbesondere dem (leider mehrheitsfähigen) Typus Mensch die Qual der Wahl, dessen Zeit nach wie vor nicht ausreichen möchte, um das eigene Leben in die eigenen vier - äh zwei - Hände zu nehmen. VEG1. Eine Tablette reicht aus, um dem Patienten 100% der empfohlenen Tagesdosis an Vitamin B2, B6, Folsäure und Iod einzuverleiben. Für Vitamin D gibt‘s die doppelte, für B12 sogar die 10fache Ration. In einem Vegetarierforum wurde die Frage erwähnt, warum B2, B6, Folsäure und Selen medikamentös verabreicht werden müssen, wenn sie ebenso gut über Lebensmittel, wie grünes Gemüse, v.a. Brokkoli, Kohl und Salat, Vollkornprodukte, Kartoffeln, Tomaten, Hülsenrüchte und Nüsse, aufgenommen werden können (die im übrigen fast ausschließlich im eigenen Garten/regionalem Ökohof des Vertrauens wachsen)? Die Antwort war plump wie symptomatisch. Ein Verweis auf die Ausführungen der österreichischen Seite vegan.at, deren Argumentationskette neben der zeitlichen Ersparnis recht ungeschickt das Grundproblem der veganen Ernährung zu Hilfe ruft: „Bei Veganer_innen wird häufig ein hoher Homocysteinspiegel festgestellt“, der als „Risikofaktor für Arteriosklerose, Schlaganfall und andere gefährliche Erkrankungen“ 1 gilt und durch den Mangel an den oben erwähnten B-Vitaminen hervorgerufen wird. Zum einen begründet mensch an offizieller und privater Stelle der Veganbewegung die Sinnhaftigkeit von Nahrungsergänzungsmitteln also mit dem klassischen Zugeständnis der Postmoderne an all die Verräter unserer freigeistigen, humanistisch geprägten Aufklärungsarbeit, indem er/sie auf die Zeitsparerkarte setzt (Zeit sparen..ts), zum anderen gesteht er/sie weder dem Konsumenten einen verantwortungsbewussten, selbstbestimmten Umgang mit der eigenen Essgewohnheit, noch der veganen Variante eine hinreichend gesundheits- oder besser lebensfördernde Basis zu. Also lieber täglich passiv Pillen schlucken, um „mehr“ Zeit fürs Konsumieren zu haben und sich weniger Gedanken um die aktive Gestaltung der persönlichen Innen- und Umwelt machen zu „müssen“ ?

Pillenpause machen

Neben der gesellschaftskritischen Komponente spricht außerdem der medizinische Aspekt gegen eine Nahrungsergänzung durch synthetisch hergestellte Präparate. So erklärt das dkfz - Deutsches Krebsforschungszentrum - etwa, dass ein Arzneimittel sich über seine Fähigkeit definiert, „durch Anwendung an oder im menschlichen oder tierischen Körper Krankheiten, Leiden, Körperschäden oder krankhafte Beschwerden zu heilen, zu lindern, zu verhüten oder zu erkennen“. Ein Nahrungsergänzungsmittel aber, dass dem Lebensmittel- und nicht dem Arzneimittelgesetz und demnach viel geringeren Qualitätskontrollen und Zulassungsverfahren unterliegt, per se nichts weiter als „Brot, Obst, Gemüse, Fleisch“ in konzentrierter Form ist 2und wie alles Hochdosierte den Stoffwechsel unnötig belastet. An anderer Stelle verweist das Institut auf Studien, die der Vitamintablette einen schadhaften, also gesundheitsschädigenden Charakter verpasst. (Fußnote: So wurde in den 90ger Jahren beispielsweise eine Untersuchung abgebrochen, weil die rauchenden Probanden nach der Zugabe von Beta-Carotin, der Vorstufe von Vitamin A, ein erhöhtes und nicht, wie erwartet, niedrigeres Krebsrisiko aufwiesen.). Fakt ist, dass der Nutzen von künstlichen Vitaminpräparaten bis dato nur unzureichend, also gar nicht belegt werden konnte und vor überdosierten Konzentraten sogar ausdrücklich gewarnt wird.3 Letztlich ist dieses ganze Substitutionsgewurschtl nicht nur ungesund, sondern entspricht nebenbei einer mir nicht ganz schlüssigen Doppelmoral. Geht mensch davon aus, dass nicht jedeR zu Produkten der Vegan Society, sondern ein Großteil zu Gerichten aus der Bayer- und Co. Küche greift, die zwar weniger trendy, dafür aber billiger sind, lässt der Widerspruch nicht lange auf sich warten: Mit dem Kauf und der Nutzung von Magnesiumbrausepulver, Folsäuretabletten oder Iodkapseln unterstütze ich einen Industriezweig, der sich zu Tierversuchen, also zu einer Praxis, deren Ausmaß und Abartigkeit nicht in Worte zu fassen ist, bekennt - vor dem Hintergrund, die Ausbeutung durch und damit die Qual der tierischen Freunde minimieren zu wollen. Irgendwie seltsam. Unter diesem Gesichtspunkt sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Peta2 - ein gängiges Sprachrohr veganer (Internet)Aktivisten - unter anderem Vitasprint B12 - Trinkfläschchen empfiehlt. Dass das vertreibende Unternehmen Pfizer der größte Pharmakonzern der Welt ist und auch das nette Foto von Hannelore mit Blumenstrauß nichts an seinen damaligen, gegenwärtigen und zukünftigen Verbrechen an Mensch und Tier ändern wird, tut hier scheinbar nichts zur Sache...wie rot lackierte Faschisten kommen sie daher, mit ihren Aufnähern, -klebern, -stellern.

Es lebe die Umwelt - ein ökologisches Zeigefinger - Intermezzo

Angesichts der katastrophalen Treibhausgas- (vornehmlich CH4, CO2 und N2O) und Wasserbilanz 4 globaler Tierzucht gestaltet sich ein Leben als Fleischesser getreu den eingangs erwähnten Worten „mensch ist, was mensch isst“ gleich dem einer Umweltsau. Möchte er/sie all dem dekadenten Leichtsinn nicht tatenlos gegenüberstehen, scheint das genüssliche Dasein als Vegetarier nur konsequent und folgerichtig. Doch tragen in ähnlichem Umfang sowohl Käse- 5 als auch Eierappetit 6 erheblich zu dem weltweiten Fieber bei, dessen Leitsymptome ‘Dunstglocke’ und ‘Wasserknappheit’ einzig auf das lose Maß zurückzuführen sind. Vergleicht mensch die Bilanzen, liegt die Vermutung nahe, dass die fette Eiweißkutsche Tofu7 als FleischKäseEi-Ersatz die nötigen Leinen knoten kann, um den gewünschten Bremseffekt zu erzielen. Ganz so einfach ist es leider nicht. Denn alles ist relativ. Auch Tofu. Die Life Food GmbH mit dem MarkennamenTaifun führt mit einem Ausstoß von 70 Tonnen in der Woche8 den europäischen Markt der Tofuproduktion an9. In dieser Branche sind sie die Guten: gentechnikfrei, kontrolliert biologischer Anbau, effizientes Umweltmanagement. Selbst die Sojabohne stammt zu knapp 50% aus den umliegenden Ländern. Doch auch Taifun muss, um seinen Bedarf an ca. 2000 Tonnen Sojabohnen jährlich decken zu können, auf den Anbau am anderen Ende der Welt zurückgreifen. Pro Jahr werden so über 1000 Tonnen Rohstoff von Brasilien ins bayerische Freiburg verschifft, zehnmal mehr als noch vor zehn Jahren. Tendenz steigend.10 Neben Sojabohnen und Wasser gibt es einen weiteren Rohstoff, der für die Tofuherstellung essentiell ist - Nigari, das Magnesiumchlorid der Ozeane. Ein vorwiegend in Japan gewonnenes Gerinnungsmittel. Für 9 kg Frischtofu werden 150 g Nigari benötigt 11, was bei einem Kilogramm Tofu 16,6 g Nigari entspricht - so werden jährlich knapp 60 Tonnen verarbeitet. Zur Nigari-Gewinnung kann mensch entweder sehr energieaufwendige Verfahren wie die Umkehrosmose oder die am häufigsten angewandte Methode der Verdampfung von Meerwasser nutzen. Dabei wird das Wasser aus über 600 Metern Tiefe an die Oberfläche gepumpt 12und anschließend kesselweise auf 110°C erhitzt, um den wertvollen Salzrückstand zu erhalten. Der Massenanteil von Salzen im Meer entspricht ca. 3,5%, Hauptbestandteil ist Natriumchlorid. Weitaus weniger machen andere Salze, also auch Magnesiumchlorid aus. Die Ausbeute aus einem Liter Meerwasser beträgt demnach nicht mehr als 1,75 g MgCl2. Hochgerechnet auf den Jahresverbrauch benötigt mensch über 34600 Tonnen oder 36400 m3 Wasser, um aus der Sojamilch den Quark zu machen. Das entspricht dem durchschnittlichen WasserJAHRESverbrauch von fast 1000 Menschen in Deutschland. Nicht mit eingerechnet sind Betrieb - also Infrastruktur, Produktionsverfahren, Abwässer etc. - und Transport. Der deutsche Durchschnitt frisst in etwa 56 kg Schwein, 12 kg Rind und 11 kg Huhn im Jahr. Dazu wird ein Käseberg von ca. 30 kg vertilgt. Hat mensch den Ernährungsplan auf tierfrei umgestellt, sind summa summarum über 100 kg Ersatzprodukt pro Kopf und Körper von Nöten - was realistisch erscheint, sobald der Wert auf ein Tagesäquivalent von annähernd 275 g umrechnet wird. Die derzeitige Tofuproduktion der Life Food GmbH deckt 75% des EU - weiten Angebots; kann also beim jetzigen Konsumniveau 70 Tonnen mal 52 Wochen pro 100 kg gleich 34600 Menschen satt machen - ungeachtet der Tatsache, dass die empfohlene Proteinzufuhr erst mit der doppelten Tagesmenge Tofu gesichert wäre - wobei die restlichen 25% auf 11500 Weitere verteilt werden. Da unter den momentanen Voraussetzungen EINE deutsche Mittelstadt ihren Frieden im gestillten Hunger finden kann, steht die Überlegung aus, wie sich die nahezu niedlich anheimelnden Taifunschen Produktionszahlen entwickeln würden, entschiede sich ein Großteil der Deutschen für ein Leben ohne Tier und mit Tofu.

Ein gedankliches Experiment

Um den fraßbedingten Wahn 50 Millionen satter Mitteleuropäer befriedigen zu können, müsste die Tofuherstellung der Life Food GmbH um das 1000fache steigen. 10% der europäischen Bevölkerung wären so auf 2 Millionen Tonnen Sojabohnen angewiesen - das sind bereits 3% der brasilianischen Anbaurate. Dreht mensch die Spirale ein Stück weiter, gelangt er/sie zu einem Sojabohnenbedarf von ca. 39 Millionen Tonnen jährlich, wenn die Gesamtbevölkerung von USA und Europa auf jegliches Tierprodukt in Fleisch- und Käseform verzichten würde: 17% des bisherigen Ertragsvolumens stehen 10% der gesamten Weltbevölkerung gegenüber. Um jedeN einzelneN dieser Erde mit ausreichend Bohnenquark versorgen zu können, müssten also weitere Anbauflächen für Sojabohnen erschlossen werden. Unter den sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen des 21. Jahrhunderts wäre das wahrscheinlich mit der Abholzung zusätzlicher Regenwaldgebiete verbunden. Kuh- und Schweinegase ade´, willkommen sei der Waldbrand. Mensch bläst bloß (gestellt) an andrer Stelle in den Wind. Aber nein! schreien die einen. Weniger Tier heißt mehr verfügbare Anbaufläche. Prinzipiell stimmt das. Problematisch ist nur, dass lediglich ein verschwindend geringer Anteil des heutzutage genutzten Weidelandes auch als Ackerland bewirtschaftet werden kann - und die mit einer extensiven Kultivierung von Soja zwangsläufig verbundene intensive Monokulturlandwirtschaft zur kontinuierlichen Schrumpfung auf ein Minimum dieses Bruchstücks beitragen würde. Als ebenso schwierig erweist sich, dass die Pflanze am besten wächst, wenn es warm und feucht ist. Je kälter, desto ertragsärmer - eine Tatsache, die der landwirtschaftlichen Devise „nur Mehr-Ertrag ist guter Ertrag“ nicht gerecht würde. Hinzu kommt, dass - wie bereits erwähnt - die bisher anberaumten 275 g Tofu täglich nur etwa 50% der benötigten Proteine bereitstellen. Um einem weltweiten Proteinmangel Einhalt zu gebieten, müsste eigentlich die doppelte Menge Sojabohnen angebaut, verarbeitet und angeboten werden. Insgesamt bräuchte mensch dafür fast 200 Millionen ha - unter der Prämisse, dass uns nur rund 1,6 Milliarden ha Anbaufläche zur Verfügung stehen.13 Die Spirale wächst und macht kaum bei 1.181.090.879.000 globalem Eierbesatz halt, da ertönen sogleich 263 Milliarden Liter zartes Milchgeflüster. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Wie unwissenschaftlich! brüllen da die anderen. Euch lasst gesagt sein, dass an dieser Stelle kein wissenschaftlich fundierter Diskurs eröffnet werden soll. Zumal das geschilderte Szenario in derart absoluter Form niemals eintreten wird. Es dient einzig dem Zweck, die Unmöglichkeit einer globalen Veganbewegung auf dem Rücken der Sojabohne zu veranschaulichen. Selbst wenn sich Treibhausgas- und Wasserbilanz erheblich verbessern würden, ist ein veganes Ernährungsverhalten, das sich an der Produktpalette von vegan-wonderland.de orientiert, weder progress- noch subversiv. Sondern ebenso un- wie doppelmoralisch.

Trautes Heim - du allein?

Es existiert ein recht einfacher Trick, um dem ökologischen Desaster zu entrinnen und gleichzeitig back to Gesundheit zu finden. Mensch kombiniere Nährwert und Saison, schmecke regional ab und serviere auf kontrolliert biologisch. Richtet sich der Einkauf nur an einzelnen Punkten aus, kann er/sie es ebenso gut bleiben lassen, denn für sich gesehen steckt in jedem Vorzug ein Nachteil.

Nährwert

Schenkt mensch der peta2 trotz offensichtlicher Kurzschlüsse auch im Falle ihrer unausgegorenen Nährwerttabelle mehr Glauben als Beachtung, braucht der Organismus nebst Tofu nur ein wenig volles Korn. B1, B2, B6, Vitamin E, Ballaststoffe, Kohlenhydrate, Calcium, Magenesium, Zink, Eisen, Iod , Selen und Eiweiß sind auf diesem Wege schon halb verdaut. Der Rest kann leicht beim morgendlichen Bäckergang verstoffwechselt werden: noch ne halbe Flasche mangoextraktdurchsetztes Zuckerwasser eingeflößt und es wird uns an nichts mehr fehlen. Na, wer möchte DAS mal drei Monate ausprobieren? Freiwillige vor! Es spielt auch keine Rolle, wie, wann und wo dein Brot gebacken, dein Tofu geronnen und dein Saft gepresst wurde. Hauptsache rinn damit.

Bio

Logisch. Vieles spricht dafür; wie der Verzicht auf Kunstdünger und künstliche Pestizide, die Gewährleistung, dass in jedem Fall Strahlungsfreies und nur in Ausnahmefällen (einer präkeren Marktsituationen zum Beispiel) maximal 0,9 % Genmanipuliertes auf den Tisch kommen wird - garantiert frei von synthetisch erzeugten Zusätzen oder Hilfsstoffen. Aber Vorsicht. Nicht selten entpuppt sich das Schaf als wölfisches Übel, betrachtet mensch die im Zusammenhang mit der Vergabe des Biosiegels scheinbar unbedeutsamen, innerhalb des gesamtökologischen Kontextes aber nicht minder ausschlaggebenden Randbedingungen „umweltverträglicher“ Produktionspraktiken: Die zertifizierte Marke Alprosoya wirbt mit Sojaöl als Grundlage zur Gewinnung von Biodiesel - ohne ein Kommentar zur weltweiten Hungerproblematik zu verlieren14 und bezieht jede einzelne Sojabohne aus den „südlichen Teilen Südamerikas“15. Der gewissensfreie, weil -entleerte Konsumtempel - finanziell besser gestellter Mitdreißiger ohne Migrationshintergrund und dafür umso größerem Willen, den eigenen Nachwuchs irgendwie multi zu erziehen, sodass mensch sich nicht zu schade ist, selbst die Wartezeit an öffentlichen Kassenschlangen beschämend zwanghaft zur british conversation zu nutzen („Darling. Let it..let it! It‘s not yours.“) - Biofrischemarkt bietet auch während den Wochen des deutschen Erntesegens munter allerei Gewächs aus Übersee. Wer braucht schon Möhren aus Brandenburg, wenn die Biovariante aus den Niederlanden viel knackiger und - sind wir doch mal ehrlich - weniger runkelrübig dreinblickt. Da macht‘s auch gleich viel mehr Spaß, den obligatorischen 50%igen Bioaufpreis zu bezahlen. Teuer ist eben besser. Das gilt besonders für mondphasenabhängiges, kuhhorngeweihtes Anthroposophengemüse, das für’s vegane Gewissen ein ganz besonderes Schmankerl bereit hält: jeder einzelne Inhalt einer Demeterverpackung unterstützt Grundhaltung und gleichwohl gängige Praxis eines natürlichen Kreislaufes. Meint unterm Strich, „Demeter-Betriebe sind ohne Tierhaltung nicht denkbar“.16

Regional

In der Kürze liegt die Würze. Weder in die Luft, noch übers Wasser muss der Mensch. Der Zug allein könnt‘s schaffen, ganz ohne sein hinkendes Pendant, Bruder Automobil. Vielleicht bald...Bis dahin haben wir schonmal die hiesige als auch die sich im allgemein abgenickten Entwicklungsstadium befindliche Wirtschaft anderer Länder gestärkt - jeder kann für sich und seine Liebsten arbeiten, ganz ohne den alltäglichen Zwang, fremde Pflichten erfüllen zu müssen - doch einen automatischen Schutz vor konventinioneller Massenproduktion der ewig jugendlichen Tomate oder Nackensteaks im Penicillinmantel bieten heimische Gefilde keineswegs.

Kurz gesagt: Dass eine vegane Ernährung per se gesundheitlich wie politisch verträglicher sein soll als die omnivore Variante, kann nur aus der Feder von jenen Menschen stammen, die sich zwanghaft - respektive pathologisch - das Weltverbesserermäntelchen überziehen, ohne konkret zu wissen, was sie eigentlich verbessern möchten und - weitaus bedeutsamer - welche negativen Begleiterscheinungen ihr Handeln mit sich bringen kann.

Also: Go vegan, aber bitte mit Verstand. Denn erst kommt die Moral, dann das Fressen.