Diskussion:2007-02:Vegan ist nicht genug

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Quelle: http://antispe.de/txt/veganistnichtgenug.html [dort auch die zugehörigen Abbildungen - können bei Bedarf in höherer Auflösung zur Verfügung gestellt werden]


Kritik an der Kritik: Schlammrhetorik und Lücken

Zu „Vegan ist nicht genug“ von Achim Stößer und als Präzisierung zu offensichtlichen Informationslücken

1. Schlammrhetorik

In der Entgegnung auf den Text werden rhetorische Tricks aufgeführt. Allerdings bin ich über diesen Text auch ein bisschen irritiert – so dolle sind die Beispiele da nicht und meinen Ursprungstext haben beide wohl entweder nicht gelesen oder bewusst verfälscht. Beispiel: Achim Stößer kritisiert meinen Satz: „Vegane Ernährung ist der Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte.“ Und die Kritik an Achim argumentiert hier, dass der Satz in der Tat blöd sei, aber mensch aus Einzelfehlern nicht verallgemeinern darf. Zitat: „Vegane Ernährung als Nichtkonsum "tierischer Produkte" zu definieren ist natürlich Unfug. Was hat vegane Ernährung etwa mit dem Konsum von "tierischen Produkten" wie unveganem Shampoo oder "Leder"schuhen zu tun“. So, nun nochmal mein Unsprungstext. Das steht „vegane Ernährung“. Logisch hat die nichts mit Shampoo oder „Leder“schuhen zu tun. Die sind ja nicht zum Essen da (jedenfalls nicht bei „norm“aler Nutzung). Manch ein Mensch mag noch einen Satz weiterlesen, also mal das Zitat auf meinem Text mit dem nachfolgenden Satz: „Vegane Ernährung ist der Verzicht auf den Konsum tierischer Produkte, veganes Leben der Verzicht auf solche Produkte auch bei Kleidung, Medizin usw.“ Interessant, oder? Wer hätte bei der Kritik, dass Schuhe und Shampoo nicht bedacht sind (was ja Achim und seinE KritikerIn beide behaupten), geglaubt, dass genau die im nächsten Satz benannt werden?

Noch ein Beispiel? Achim behauptet: „Wenn ein Produkt, so behauptet er also, nicht von einem "lebenden Tier" stammt, würden Veganer es konsumieren“. Das Zitat ist falsch. Tatsächlich habe ich formuliert „vorher lebenden Tier“. Das ist deutlich etwas anderes. Es fällt mir schwer, dass Achim zu blöd war, dieses Wörtchen „vorher“ zu entdecken. Ich behaupte, dass er durchaus bewusst verfälscht. Aber beweisen kann ich das nicht.

So gibt es Vieles: Warum Jutta Ditfurth-Zitate (ich guck mal lieber nicht nach, ob die überhaupt stimmen) meinen Text widerlegen, ist mir unklar. Woher Achim die überirdische Kompetenz nimmt, allgemeingültige Ethiken aufzustellen, die die Tatsachenbehauptung erlauben würden, die „Verbreitung des Bergstedtschen Machwerks ist ethisch inakzeptabel und verantwortungslos“ – auch das ist mir schleierhaft. Gibt es eine Vegan-Religion? Hoffentlich nicht ...

Aber: diese Debatte dürfte nichts weiter bringen. Der Ansatz war, so scheint es mir, nie der einer Diskussion, sondern des Ausschaltens der unerwünschten Meinung. Die sollte nicht widerlegt, sondern als blöd und daher nicht beachtenswert herabgestuft werden.

Interessanter sind einige Lücken, die sich in Achims Text auftun und die aus meiner Sicht genau belegen, dass eben eine Engstirnigkeit vorliegt.

2. Öko-Landbau ist anders, als Achim es behauptet

Zu meinen Ausführungen über das recht elendige Sterben auf Äckern (wo also auch die veganen Lebensmittel erzeugt werden) schreibt Achim, dass es als Alternative zum Spritzen gegen Raupen & Co. auch den bioveganen Anbau gibt. Ich weiß nicht, warum Achim das schreibt. Jedenfalls ist das Unsinn. Es suggeriert, im Biolandbau würde nicht gespritzt und würden keine Konkurrenztiere und –pflanzen getötet. Woher er sein Wissen bezieht, ist nicht benannt. Mit den Richtlinien usw. des Biolandbaus hat das nichts zu tun. Zunächst einmal wäre schon das Weiterlesen in meinem Text hilfreich. Als Beispiel besonders schonender Bio-Landwirtschaft führe ich das Töten der Kartoffelkäfer mit der Hand (Zerdrücken) an. Glaubt Achim wirklich, dass BiolandwirtInnen sich die Kartoffeln von den Käfern kahl fressen lassen? Nein – die wenigstens arbeiten mit der Hand. Sie flämmen und spritzen. Ja – natürlich wird auch im Biolandbau gespritzt. Manche Beispiele sind sehr bekannt, z.B. wird das Gift, dass der Mon810-Mais (auch BT-Mais genannt) selbst produziert, im Biolandbau als Spritzmittel eingesetzt (jaja, die Dinge sind sehr kompliziert und mensch sollte schon genau hingucken, wenn er/sie an dem Thema diskutieren will). Diese Details muss natürlich nicht jedermensch wissen. Aber wer wie Achim mit scheinbaren schlauen Formulierungen daherkommt und andere damit noch niedermetzelt, sollte sich umgeschaut haben. Gerade die Formulierung „Natürlich hat er schon von bioveganem Landbau gehört ... - er verschweigt diese Möglichkeit aber bewusst“ aber macht ja von seiner Seite den Streit auf, dass ich offenbar lügen würde oder etwas nicht weiß. Wenn er aber das tut, ist die Gegenkritik legitim, dass sich Achim als Kenner von Biolandbau produziert, obwohl er offenbar keinen blassen Schimmer davon hat. Das, wie gesagt, wäre nicht schlimm, wenn er nicht etwas anders selbst suggerieren und andere für blöd hinstellen würde. Es geht aber weiter. Achim behauptet, dass Gründüngung usw. ein Ersatz für Stallmist sein können. Nein – das können sie nicht. Achim hat auch hier schlicht keine Ahnung von Mineralien im Boden, was fehlt und was wieder reinsollte. Die tierischen Exkremente ließen sich schon ersetzen – durch die menschlichen. Eine biovegane Kreislaufwirtschaft wäre denkbar, wenn menschliche Fäkalien ohne Kontakt mit Haushalts- und Industriechemikalien gesammelt würden, dann am besten noch ortsnah vergoren und die Gase zu Energie umgewandelt würden – und dann der Faulschlammrest auf den Acker käme. Diese Utopie wäre meine. Achims erwähnt lauter Sachen, wie wenig mit dem Problem zu tun haben, weil sie zwar sinnvoll und wichtig sind im Biolandbau. aber andere Probleme lösen. Dann erwähnt er zu allem Unglück auch noch Soja. Gut, die ist Leguminose und braucht daher keinen Stickstoffdünger. Das hilft dem Getreide wenig, ist daher auch keine Gegenthese zu mir. Aber egal – die Aussage als solches ist wiederum bemerkenswert. Es hätte so sein können. Tatsächlich ist Soja aber in seinem weltweiten Einsatz eine der grausamsten, umweltzerstörendsten und menschenunfreundlichsten Pflanzen. Das müsste nicht sein, ist aber so. Und Achim sagt nicht, dass Soja Agrochemikalien ersetzen könnte, sondern es tut. Und das ist blanker Unsinn. Auch hier mein Verdacht: Achim hat sich in all diesen Fragen niemals informiert. Das aber sollte er meines Erachtens, wenn er sich als Experte aufspielt und andere als dumm erniedrigen will, z.B. ganz arrogant so: „soll er das machen, sich endlich informieren, Fakten und Argumente zur Kenntnis nehmen, zurückfinden in die Realität. Soll er anfangen zu denken statt abstruse speziesistische Meme nachzuplappern. Wenn es ihm zu "komplex" wird, kann er sich ja gern an Leute wenden, die etwas davon verstehen“.


So aber ist Achim Text für mich ein schlagender Beweis dafür, dass es nötig, um mehr Ecken zu denken. Nicht als Argument gegen Veganismus, sondern für einen intelligenten Veganismus, der nicht nur daraus besteht, dass sich einige VeganerInnen besser fühlen, weil sie glauben, den Tieren nichts anzutun – und in diesem Glauben vor allem deshalb bleiben, weil sie sich weigern, genauer hinzugucken.


In den ganzen Kritiktexten ist (hoffentlich nur ein Versehen) die Bezeichnung der Quelle verlorengegangen oder ungenau. Das Achim auf zwei verschiedene Texte als Quelle seiner Zitate verweist, ist etwas nervig. Da nur der zweite, der aus dem Fragend-voran-Heft eine abgeschlossene Version enthält, macht die Debatte auch nur über den Sinn. Zu finden ist er hier